15. Bayerisches Crossfestival Ingolstadt: Spannung durch neues Speedcross-Format
Wer die schnellster Gesamtzeit verzeichnen konnte, der gewann den Wettbewerb. Die unerwartete Logik dieses Formats wurde besonders bei den Männern deutlich. Tobias Giehl (LG Stadtwerke München), der im Vorjahr gewann, siegte zwar dieses Jahr zwei Mal in seinen beiden Rennen, wurde am Ende dann doch nicht Gesamtsieger. Als der EM-Teilnehmer von Amsterdam über 400 Meter Hürden ins zweite Rennen ging, wusste er, dass er zum U 20-Jugendlichen Tim Engelbrecht (LG Telis Finanz Regensburg) einen Rückstand von drei Sekunden hatte.
Giehl ging nach 200 Metern als Erster in den kurzen scharfen Anstieg, kam mit hohem Tempo aus der Bergabpassage, übersprang dabei behände eine Abgrenzungspylone und lag schon fünf Meter vor seinem Vereinskameraden Laurin Walter. Engelbrecht stürzte in der letzten Kurve vor der Zielgeraden, war dann aber so schnell wieder im Rennen, dass er sogar noch Walter Laurin überholen konnte. Mit eben nur einer Sekunde Vorsprung vor Engelbrecht gewann Giehl den zweiten Zeitlauf, in der Gesamtwertung ging der Sieg allerdings an den Noch-Regensburger. Dieser möchte sich gerne für die Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig qualifizieren, teilte sein Trainer Werner Forster mit. Dann würde Engelbrecht allerdings für LG Region Landshut an den Start gehen.
Lob gab es allgemein für den neuen Speedcrossmodus. „Wir hätten heute sowieso 600-er im Training gemacht", erzählt Peter Rabenseifner, Trainer von Tobias Giehl, Laurin Walter und Benedikt Wiesend. "Nur im Wettkampf merken die Athleten allerdings, wohin die Reise demnächst wieder gehen soll". Eva Trost (LG Festina Rupertiwinkel) fand die Zeitaddition ebenfalls prima: "Das ist eine Superidee". Die 48-Jährige gewann sogar im ersten Zeitlauf knapp gegen ihre jüngeren Konkurrentinnen.
Im zweiten Rennen zeigten allerdings ihre wesentlich jüngeren Konkurrentinnen ihre Schnelligkeit. Lisa Marie Petkov (LG Stadtwerke München), Alica Schmidt (MTV 1881 Ingolstadt), beide Bundeskaderathleten über 400 Meter Hürden beziehungsweise 400 Meter, und Sharon Müller (TSV Penzberg) kamen mit schnelleren Zeiten als im ersten Zeitlauf vor Trost ins Ziel. In der Gesamtwertung wurden die Siegerin Petkov und Schmidt aufs Siegerpodest gerufen. Platz drei ging mit jeweils 3:46:00 Minuten an Trost und Müller.
Keinerlei Unklarheiten ergaben sich im Speedcross der weiblichen U18. In beiden Zeitläufen kam die Deutschen U 16-Meisterin über 300 Meter, Mona Mayer (LG Sempt), jeweils eine Sekunde vor Julia Schraml (DJK Weiden) ins Ziel. Damit lieferte Mona Mayer in ihrer neuen sportlichen Heimat bereits einen eindrucksvollen Willkommensgruß ab. Ab 2017 wird sie für den MTV 1881 Ingolstadt starten.
In der männlichen U18 siegten nach zwei Läufen zeitgleich mit 3:21:00 Minuten Hannes Burger (Läuferclub Buchendorf) und Valentino Masi (LG Hof). Eine enorme Steigerung nach bereits einem anstrengenden Lauf über 600 Meter gelang Moritz Hecht (LG Forchheim). Ganze fünf Sekunden schneller lief er im zweiten Zeitlauf und schob sich damit hinter dem Sieger Johannes Ehrhardt (LAG Mittlere Isar) auf den zweiten Platz.
40 Läuferinnen und Läufer starteten auf die Mittelstrecke über 3100 Meter. Und hier war "der Kleinste der Größte" wie BLV-Landestrainer Jörg Stäcker schmunzelnd anmerkte. Denn Florian "Flo" Bremm (LG Leutershausen) lag nach zwei Runden an der Spitze einer Läufergruppe. Der Zweite der Deutschen U 18-Meisterschaften über 3000 Meter brachte das Kunststück fertig, alle Kontrahenten aus der U 20 und der Männerklasse hinter sich zu lassen. Nach einer rasanten letzten Rund gewann Bremm mit vier Sekunden Vorsprung auf den U 20-Sieger Theodor Schell (LSC Höchstädt/Aisch) und den beiden Ersten in der Männerklasse Zacharias Wedel (LSC Höchstädt/Aisch) und Simon Baur (TV Leutershausen).
In der Frauenkonkurrenz siegte die Favoritin Julia Kick (LG Telis Finanz Regensburg). Mit Lisa Basener (MTV 1881 Ingolstadt; 12:20 Minuten) und Susanne Brünig (LG Landkreis Kehlheim; 12:28 Minuten) wurde bei zwei U 18-Talente ihr gutes Training in den vergangenen Monaten deutlich. Die U 20 ging an Michelle Braun (LAC Quelle Fürth).
Beim Wettbewerb der Kinder über 1100 Meter wurde farblich die Nachwuchsarbeit des MTV 1881 Ingolstadt erkenntlich. Die orangefarbenen Trikots der MTVler prägen das Starterfeld. Doch auch der DJK Ingolstadt schickte acht Kinder ins Rennen. Die Sieger kamen dann allerdings mit Adam Felix (TSV Lenting) und Maria Frauenrieder (TSV Schaftlach) nicht von den Schanzern.
Das Areal im Hindenburgpark hat für Zuschauer den Vorteil, dass der Rennverlauf an vielen Stellen gut einsehbar ist. Bis zum Schluss war der lockere Laufstil im Wettbewerb der Jugend U 16/14 über 2100 Meter Erkennungsmerkmal bei Florian Frank (TuS Bad Aibling), der mit 7:42 Minuten in siegte. Schnellster Läufer in der U14 wurde Colin Klein (TSV Penzberg).
Bei den Mädchen kam es zum Duell zwischen der Deutschen U 16-Vizemeisterin über 3000 Meter, Hanna Bruckmayer (TV Altötting), und der Trathletin Franca Henseleit (TSV Schongau). Zunächst lag noch Bruckmayer vorne. Dann überholte Henseleit und baute immer mehr ihren Vorsprung aus. Die erst 14-Jährige benötigte schließlich 8:07 Minuten. „Franca nutzt alle Vorzüge der Eliteförderung an der Bertolt-Brecht-Sportschule in Nürnberg. Das zahlt sich aus“, hierüber sind sich die beiden Landestrainer Roland Knoll (Triathlon) und Jörg Stäcker (Leichtathletik) einig. Für Jana Schmid (TV Immenstadt) hat sich die Anreise aus dem Allgäu nach Ingolstadt gelohnt. In der weiblichen U 14 gewann die 13-Jährige mit neun Sekunden Vorsprung.
Wird der MTV 1881 Ingolstadt im nächsten Jahr mit einem starken Team auf der Langstrecke auftreten? Der Rennverlauf über die Langstreckendistanz (8100 Meter) im Hindenburgpark lässt einiges erwarten. Brosius Hagen (MTV 1881 Ingolstadt) lag immer in Führung und gewann mit fast einer Minute Vorsprung. Der 28-Jährige trainierte ehemals mit André Pollmächer und besitzt einen klingenden Namen bei den mörderischen Tough Guy-Races, wo er mehrere Deutsche Titel gewann.
Nach Patrick Weiler (LAC Quelle Fürth) kam in Ingolstadt mit Heiko Middelhoff bereits ein weiterer Läufer des Gastgebers ins Ziel. Und mit Tim Madalinski, der am Samstag Gesamtfünfter wurde, könnten die Schanzer im nächsten Jahr in der Mannschaftswertung ganz vorne mitmischen.