U 20-EM Grosseto: Das Silber-Finale der bayerischen Mädels
Miriam Dattke hat am Sonntag bei den U 20-Europameisterschaften dem Druck als Europas Jahresbeste standgehalten und ihre erste internationale Einzelmedaille geholt: In 16:39,81 Minuten wurde sie Zweite über 5000 Meter.
„Ich war vorher sehr nervös und angespannt“, gestand Dattke nach ihrem Rennen. „Es war schon eine besondere Situation, ganz oben auf der Liste zu stehen.“ Die anderen hätten ihr zwar gesagt: „Das ist doch nur auf dem Papier“, aber die junge Regensburgerin selbst konnte die Gedanken an diese ungewohnte Rolle als eine der Favoritinnen nicht ganz abschütteln.
Umso besser machte sie es im Rennen, in dem sie sich immer auf den vorderen Plätzen aussichtsreich und bereit zu Attacke oder Konter aufhielt – auch wenn sie selbstkritisch einige taktische Fehler ausmachte. „Vielleicht hätte ich nicht so früh anziehen sollen“, sagte sie, „erst 600 Meter vor dem Ziel, oder es sogar auf einen Endspurt ankommen lassen sollen.“ Den zog sie zwar auf den letzten 100 Metern noch mal an, aber da war die Niederländerin Jasmijn Lau (16:38,85 Minuten) schon so weit enteilt, dass sie diese nicht mehr einholen konnte.
„Sie hat auf jeden Fall verdient gewonnen“, musste Miriam Dattke anerkennen. „Und im Großen und Ganzen ist die Silbermedaille schön – letztes Jahr habe ich ja noch ans Aufhören gedacht!“ Diese Gedanken sind verschwunden, im Regensburger Athletenhaus hat sie jüngst eine neue Heimat gefunden, für die weiteren Aufgaben hat sie in Grosseto neue Motivation getankt-
Corinna Schwab und Alica Schmidt erkämpfen sich Staffel-Silber
Vollends zufrieden? "Ja", lautete die lautstarke und einstimmige Meinung der deutschen 400-Meter-Läuferinnen, die nach ihrem Rennen und ein paar weiteren Metern mit der deutschen Fahne noch deutlich mehr Luft für Auskünfte hatten als nach dem Vorlauf. Sicher taten auch die Glückshormone ihr Übriges, denn Vanessa Aniteye (Hamburger SV), Meike Gerlach (TV Gladbeck), Alica Schmidt (MTV 1881 Ingolstadt) und Corinna Schwab (TV Amberg) hatten gerade in 3:33,08 Minuten die Silbermedaille gewonnen.
"Auf der Zielgeraden musste ich ziemlich kämpfen", berichtete Startläuferin Vanessa Aniteye. Aber sie brachte den Stab so gut zu Meike Gerlach, dass die direkt losstürmen konnte und sich schnell einen beachtlichen Vorsprung auf den Rest des Feldes erarbeitet hatte. "Einfach vorne anballern", sei die Devise gewesen, "und dann einfach durchziehen." Zum Schluss kam die Konkurrenz dann wieder auf, was Alica Schmidt gar nicht unrecht war. "Da konnte ich mich an die Britin dranhängen. Ich wusste, da geht noch was, und habe nach der zweiten Kurve noch mal versucht anzuziehen."
Corinna Schwab absolvierte als Schlussläuferin bereits ihr viertes 400-Meter-Rennen der Titelkämpfe. Und sie hatte noch Kraft für einen Schlussspurt. Die ersten 300 Meter absolvierte sie in Lauerstellung als Dritte, dann zog sie noch an den Britinnen (3:33,68 Minuten) vorbei, vorne ging Gold an die Ukraine (3:32,82 Minuten), die so schnell unterwegs war wie in diesem Jahr weltweit noch keine U 20-Staffel. "Das Publikum hat mich getragen", erklärte Corinna Schwab ihr Geheimnis für den Kraftakt. "Das deutsche Team hat uns so angefeuert, das haben wir alle während des ganzen Rennens gehört."