Bayerische MS München, Teil 1: Dauerregen und fehlende Top-Athleten
Von den Teilnehmern an den Deutschen Meisterschaften eine Woche zuvor konnten sich auch nicht mehr alle zu einem Start in München motivieren. Leistungsfördernd waren die Witterungsbedingungen jedenfalls nicht. Hier folgt eine Zusammenfassung der Wettkämpfe des ersten Tages von Disziplin zu Disziplin:
Männer
100 Meter: Die Top-Sprinter Tobias Unger und Marius Broening (beide LG Stadtwerke München) fehlten natürlich wegen ihrer Teilnahme an den Europameisterschaften in Barcelona, auch der inzwischen für den LAC Erdgas Chemnitz startende Vorjahressieger und ebenfalls für die EM nominierte Christian Blum war nicht dabei. So fiel die Favoritenrolle Maximilian Panthen (LG Stadtwerke München) zu; der 23-Jährige wurde den Erwartungen gerecht und gewann den Endlauf souverän in 10,69 Sekunden. Über ein geglücktes Comeback durfte sich der noch zur A-Jugend zählende Florian Katzschmann (TS Herzogenaurach/10,84 . Sekunden) freuen: 2008 war er mit bayerischem Rekord deutscher B-Jugend-Meister im Zehnkampf geworden, doch im Vorjahr hatte er verletzungsbedingt keinen einzigen Mehrkampf bestreiten können. Nun überzeugte er als Sprinter, schon im Vorlauf hatte er seine Bestzeit erheblich auf 10,74 Sekunden verbessert. Den dritten Platz belegte Tobias Lutzenberger (TSV Schwabmünchen) in 11,02 Sekunden vor dem Landshuter Sprinttalent Thomas Schiller (Jahrgang 92/11,09 Sekunden). Schnellster Mann über 100 Meter war übrigens außer Wertung ein Gast aus Indonesien: Suryo Wibowo, mit einer Bestzeit von 10,17 Sekunden gemeldet, erreichte im Vorlauf nach 10,49 Sekunden.
800 Meter: Der Favorit setzte sich auch über 800 Meter durch. Martin Conrad (LAC Quelle Fürth), vor einer Woche Fünfter auf dieser Strecke bei den Deutschen Meisterschaften und in der DLV-Jahresbestenliste mit 1:48,44 Minuten verzeichnet, siegte in 1:52,31 Minuten vor seinem Vereinskollegen Falko Zauber (1:52,43 Minuten) und drei Schwaben: David Genck (LG Donau-Ries/1:52,90), Andreas Gorol (DJK Friedberg/1:53,26) und Gabriel Genck (LG Donau-Ries/1:55,23).
5000 Meter: Mit Tobias Gröbl (LG Zusam) gewann ein weiterer Athlet, der im Vorfeld als Sieganwärter Nummer eins auf dieser Strecke eingeschätzt wurde. Bei seinem Sieg in 14:49,23 Minuten hatte er allerdings mit Matthias Ewender und Johann Hillebrand (beide LG Stadtwerke München) fast über die gesamte Distanz starke Wegbegleiter, die schließlich in 14:50,44 beziehungsweise 14:51,40 Minuten die Plätze zwei und drei belegten. Die gemeinsam mit den Männern ausgetragene Meisterschaft der Junioren entschied Tobias Schreindl (LG Passau) überlegen in 14:51,90 Minuten vor Jonathan Schaible (LG Telis Finanz Regensburg/15:06,61 Minuten) für sich.
4 x 100 Meter: Auch ohne Unger und Broening galten die Sprinter der LG Stadtwerke München als Favoriten. Schlussläufer Oliver Koenig (vor ihm liefen Lasse Zunker, Maximilian Panthen und Florian Rentz) kam auch in einer guten Zeit von knapp über 41 Sekunden mit großem Vorsprung ins Ziel, doch mussten die Münchner wegen eines Wechselfehlers beim dritten Wechsel disqualifiziert werden. So sicherte sich die LG Region Landshut (mit Andreas Petzi, Christian Franz, Martin Hopf und Thomas Schiller) den Meistertitel sicher in 42,15 Sekunden vor LAC Quelle Fürth (43,53 Sekunden) und MTV 1881 Ingolstadt (43,72 Sekunden).
400 Meter Hürden: Zu den besten Leistungen des ersten Tages gehörten die 51,38 Sekunden, mit denen der in dieser Saison durch seine Beständigkeit überzeugende David Gollnow (TSV 1862 Erding) auf seiner Spezialstrecke die Goldmedaille gewann. Eine Woche nach seinem fünften Platz bei den Deutschen Meisterschaften war der 21-Jährige der Konkurrenz klar überlegen, Zweiter wurde Mario Saur (TSV Dinkelsbühl) in 53,34 Sekunden).
Stabhochsprung: Die „Stabi“-Garde der LG Stadtwerke München) mit dem Deutschen Meister Malte Mohr, dem DM-Dritten Fabian Schulze (beide EM-Starter) sowie dem DM-Fünften Tim Lobinger fehlte, das nutzte der 20-jährige Matthias Küsters (LAZ Kreis Würzburg) zum Sieg mit 4,80 Metern vor dem A-Jugendlichen Lucas Schwaiblmair (TSV Gräfelfing/4,70 Meter) und dem Zehnkämpfer Tom Bechert (LG Telis Finanz Regensburg/4,60 Meter). Wegen des Dauerregens und dem damit verbundenen Verletzungsrisiko war der Wettkampf in die Werner-von-Linde-Halle verlegt worden.
Weitsprung: Im Januar musste sich Oliver Koenig (LG Stadtwerke München), der im Vorjahr eine Bestweite von 7,99 Metern aufzuweisen hatte, einer Fußoperation unterziehen. Nach verständlicherweise mühevollem Start in die Saison kommt er nun allmählich wieder in Form, wie auch sein vierten DM-Platz in Braunschweig mit 7,67 Metern bewies. „Auf den Weitsprung hätte ich heute verzichten können“, sagte er nach seinem Erfolg in München mit im letzten Versuch erreichten 7,36 Metern „Aber naja, jetzt bin ich bayerischer Meister, dem Verein wird’s gefallen.“ Bis zum letzten Durchgang hatte der noch zur A-Jugend zählende Zehnkämpfer Johannes Hock (TV 1884 Marktheidenfeld) mit 7,09 Metern geführt. Auch der Drittplatzierte, Jens Ebel (ASV Veitsbronn-Siegelsdorf/6,75 Meter), ist noch in der Jugendklasse startberechtigt.
Speerwurf: Ein Routinier holte sich den Titel im einzigen Wurfwettbewerb der Männer am ersten Tag. Stephan Seeck (LG Stadtwerke München) gewann mit 63,50 Metern vor Kai Jäger (TSV Schwaben Augsburg/62,37 Metern) und Alexander Wunderlich (1. FC Passau), der mit seinem letzten Versuch (60,25 Meter) noch Jochen Perner (LG Landkreis Roth/59,07) auf Rang vier verdrängte.
Frauen
100 Meter: Alles andere als Sieg von Anja Wurm (LG Stadtwerke München) - am vorigen Wochenende DM-Achte in Braunschweig - wäre eine Überraschung gewesen. Die vielfache bayerische Meisterin in allen Altersklassen von den Schülerrinnen bis zu den Frauen) sprintete auch diesmal wieder ihren Konkurrentinnen auf und davon, nach 11,84 Sekunden im Zwischenlauf wurde die sie im Münchner Finale mit 11,93 Sekunden gestoppt. Auf die Ränge hinter ihr kamen die vorjährige bayerische Jugendmeisterin Rebekka Eberle (TV 1860 Gunzenhausen/12,15 Sekunden) und deren Vorgängerin Susi Zimanyi (LG Telis Finanz Regensburg/12,27 Sekunden).
800 Meter: Selbst das Zielfoto brachte keine Entscheidung, so dass es zwei Bayerische Meisterin über diese Distanz gibt: Christiane Danner (LG Telis Finanz Regensburg) und Anja Schneider (DJK Weiden), die sich mit letzter Kraft ins Ziel warf, wurden jeweils mit 2:12,91 Minuten gestoppt und erhielten auch beide Goldmedaillen. Bronze gab es für Corina Pape (MTV 1881 Ingolstadt/2:13,79 Minuten).
5000 Meter: Zwei „Seniorinnen“ beherrschten die lange Strecke bei den Frauen. Die 41-jährige Bernadette Pichlmaier (LAG Mittlere Isar), deren Domäne eigentlich die noch viel längeren Strecken sind - 2009 war sie deutsche Meisterin im Marathonlauf -, siegte in 17:06,72 Minuten vor der noch ein Jahr älteren Veronika Ulrich (LG Telis Finanz Regensburg/17:16,55). Ganz knapp ging es um den dritten Platz zu, auf dem schließlich Steffi Volke (LG Telis Finanz Regensburg/17:26,12) vor Constanze Boldt (LLC Marathon Regensburg/17:26,59) landete.
400 Meter Hürden: Mit der Deutschen Meisterin EM-Teilnehmerin Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Dambach-Lohr) und der deutschen Jugendmeisterin Lisa Hoffmann (TSV Bad Kissingen), die bei der Junioren-WM in Kanada mit persönlicher Bestzeit von 57,74 Sekunden einen hervorragenden fünften Platz belegte, verfügt der BLV in dieser Disziplin über zwei Klasseathletinnen. Zwischen ihren Leistungen und den Zeiten der Teilnehmerinnen an der „Bayerischen“ in München bestehen allerdings einige Klassen Unterschied. Den Sieg im Dantestadion erkämpfte Daniela Gremm (TuS Bad Aibling) in 63,21 Sekunden vor der A-Jugendlichen Sharon Müller (TSV penzberg/63,23 Sekunden) und Kersten Flore (LAC Quelle Fürth/63,33 Sekunden). Schneller war außer Konkurrenz die Mannheimerin Tamara Seer in 61,00 Sekunden.
4 x 100 Meter: Die spannendste Entscheidung am Samstag gab es bei der Sprintstaffel der Frauen. Erst auf den letzten Metern sicherte die Hürdenspezialistin Jennifer Reinelt mit einem grandiosen Endspurt dem 1. FC Passau in 47,53 Sekunden den Titel vor der LG Stadtwerke München (47,69 Sekunden). Die Passauerinnen waren mit Shari Morris, Christina Reinelt, Anna Biller und Jennifer Reinelt angetreten, für die LG Stadtwerke München, die bei der DM in Braunschweig vor dem Quartett aus Niederbayern ins Ziel gekommen waren, liefen Vera Seitz, Nele Baade, Anja Wurm und Christina Muckenthaler. Dritte wurden die Sprinterinnen des MTV 1881 Ingolstadt (49,16 Sekunden).
Weitsprung: Gabi Kutscherauer (LG Team Isartal), frühere deutsche Jugendmeisterin im Siebenkampf, legte gleich im ersten Versuch 5,86 Meter vor, die nicht mehr übertroffen wurden. Im letzten Durchgang kam ihr jedoch die Dreisprung-Spezialistin Katharina Schreck (TS Herzogenaurach) mit 5,80 Metern bedrohlich nahe. Rang drei belegte Sabine Hoja (LG Erlangen) mit 5,51 Metern.
Speerwurf: Das erwartete Duell zwischen der DM-Siebten Susanne Rosenbauer (TSV Schwaben Augsburg) und der Junioren-Weltmeisterin von 2006, Sandra Schaffarzik (ESV Nürnberg Rangierbahnhof), fiel aus, da die Athletin aus Franken ihren Start wegen einer Schulterblessur absagte. Die Schwäbin, die wegen Rückenproblemen nun wohl die Saison beenden wird, kam bei nur drei absolvierten Würfen mit 53,67 Metern zu einem ungefährdeten Sieg vor den Schwestern Sarah Leidl und Nicola Leidl (1. FC Passau). Für Sarah bedeuteten 50,95 Meter eine persönliche Bestleistung, Nicola kam auf 45,76 Meter. Mit Rang vier musste sich die Mehrkämpferin Annelie Schrader (MTV 1881 Ingolstadt/45,13 Meter) begnügen, mit einer Platzierung also, die sie später auch noch im Weitsprung erreichte; mit der Staffel gewann sie immerhin noch eine Bronzemedaille.