Ella Obeta nutzt die Bayerischen Meisterschaften in Erding für eine weitere Demonstration ihres Ausnahmetalents / Maximilian Achhammer durfte sich über drei Mal Gold freuen / Die beiden schnellsten U 20-Frauen Bayerns: (von links) Elena Schernhardt und Annika Just / Eine Macht mit der Kugel: Georg Harpf / Nils Leifert nähert sich wieder seiner früheren Form / Tim Weller übertraf zum ersten Mal die 50-Meter-Marke / Millicent Mensah verteidigte ihren Titel / Spannung herrschte zwischen Tobias Tent und Jonas Babinsky. Alle Fotos: Theo Kiefner

21.07.2024 12:45 // Von: Reinhard Köchl

BM U 20 Erding: Ella Obeta schwingt sich erneut über 1,80 Meter

Zum Glück waren es nicht nur die Sprinterinnen und Sprinter, die bei den Bayerischen Meisterschaften der Altersklasse U 20 für die Highlights sorgten. Neben Annika Just, Maximilian Achhammer, dem rechtzeitig wiedergenesenen Nils Leifert und Elena Schernhardt überragte vor allem eine Hochspringerin mit dem besten Ergebnis der Titelkämpfe im Erdinger Sepp-Brenninger-Stadion: Ella Obeta (LG Eckental) gelang auch bei den Landesmeisterschaften ein Satz über 1,80 Meter. Ansonsten erwies sich die neue Konstellation der Meisterschaften, bei denen nun U 18-Athleten in die U 20 hochstarten können, als durchaus richtige Entscheidung, auch wenn sie von den Vereinen noch nicht allzu häufig genutzt wurde.

Ella Obeta (LG Eckental) zog bei der Hochsprungentscheidung im südöstlichen Teil des Erdinger Stadions wie erwartet eine "One-Woman-Show" ab. Als die Konkurrentinnen schon bei 1,65 Meter ihr Limit erreicht hatten, begann die vorjährige EYOF-Siegerin erst ihre Wettkampf und überwand die Höhen von 1,71, 1,74, 1,77 und 1,80 Meter spätestens im zweiten Versuch. 1,83 Meter waren diesmal freilich noch zu hoch für Obeta. Leonie Schinko (TSV 1860 Ansbach) und Sophie Dobmeier (SC Eschenbach) belegten mit jeweils 1,65 Meter die weiteren Stockerl-Plätze. Eine klare Angelegenheit wurde der Stabhochsprung auch für die amtierende Deutschen U 20-Meisterin Lilly Samanski (TSV Gräfelfing), die 4,00 Meter überflog und die inoffiziellen Gräfelfinger Vereinsmeisterschaften vor Diana Aehle und und Katja Riedl (beide TSV Gräfelfing, beide 3,50 Meter) gewann. Johanna Konrad (LG Stadtwerke München) hieß die neue Bayerischen Meisterin im Weitsprung nach ihrem Satz auf 5,76 Meter. Zehn Zentimeter dahinter landete Pia Siedler (VfL Buchloe; 5,66 Meter) auf dem Silberrang, während Siebenkämpferin Leonie Schinko mit 5,75 Meter und Bronze erneut ihre gute Form bestätigte. Eine kleine Überraschung gab es im Dreisprung, wo Emmanuela Mensah (LAC Quelle Fürth) mit 11,86 Meter die Nase vor der höher gewetteten Carina Beraz (TSV Zirndorf; 11,72 Meter) hatte.

 

Annika Just gewinnt Hartmut-Schweizer-Wanderpreis zum zweiten Mal

 

Die beste Sprintleistung der U 20-Klasse gelang mit 11,68 Sekunden im 100-Meter-Finale Annika Just (LAC Passau), die vor der Bestleistung mit 11,81 Sekunden laufenden Elena Schernhardt (LG Festina Rupertiwinkel) und Amelie Meier (SV Germering; 12,05 Sekunden) zu Meisterwürden kam. Damit gewann die 19-Jährige als erste Sportlerin überhaupt bereits zum zweiten Mal nach 2021 den Hartmut-Schweizer-Wanderpreis, der alljährlich an eine schnelle junge Frau oder einen jungen Mann der Altersklasse U 20 vergeben wird. Doch die Entscheidung fiel knapper aus, als erwartet. Die 200-Meter-Siegerzeit der vorjährigen Wanderpreis-Empfängerin Elena Schernhardt mit 23,88 Sekunden (ebenfalls pB) blieb in der Punktetabelle von World Athletics ebenso knapp dahinter, wie die 13,93 Sekunden, die der Deutsche Hallenmeister von 2023, Nils Leifert (LAC Quelle Fürth) über 110 Meter Hürden erreichte. Leifert war nach längerer Verletzungspause gerade noch rechtzeitig vor den Deutschen U 20-Meisterschaften in Koblenz (26. bis 28. Juli) fit geworden, um die Quali abzuhaken. Nun möchte er in Koblenz einen Angriff auf die U 20-WM-Norm unternehmen. In Erding hatte er ebenso wie Elena Schernhardt kaum Konkurrenz. Jonathan Toldy (LG Stadtwerke München), ebenfalls aus einer Verletzungspause zurückgekehrt, lief mit 14,61 Sekunden hinter Nils Leifert als Zweiter in Ziel. In Schernhardts Lauf kam Annika Just auf dem Silberrang diesmal nicht unter die 24er-Schallmauer (24,03 Sekunden). Dritte wurde 400-Meter-Spezialistin Anna Becker (LG Stadtwerke München) (24,45 Sekunden), die sich ebenfalls Hoffnung auf einen Staffeleinsatz bei der U 20-WM in Lima (Peru) macht.

 

Doppel-Gold für Emma Lindner

 

Zwei Mal eine Goldmedaille durfte sich Emma Lindner (LG Bamberg) um den Hals hängen lassen. Über 800 (2:15,80 Minuten) und 1500 Meter (4:33,51 Minuten) ware sie eine Klasse für sich, ebenso wie ihre Zwillingsschwester Juli Lindner (LG Bamberg) über 3000 Meter (9:52,15 Minuten). Millicent Mensah (LAC Quelle Fürth) gewann mit ebenso deutlichem Vorsprung die 100 Meter Hürden (14,23 Sekunden; Vorlauf: 14,21 Sekunden), wie Carolin Pöppl (LG Telis Finanz Regensburg) die 400 Meter Hürden (62,40 Sekunden) und die LAC Quelle Fürth in der Besetzung Fabienne Kerschbaum, Millcent Mensah, Emy Kraus und Chidinma Eze die 4 x 100 Meter (47,57 Sekunden), während Ella Schmucker (LG Augsburg) die Schnellste über 400 Meter (56,25 Sekunden) war.

 

Wieder zurück aus den USA, bewies Mehrkämpferin Sofie Gröninger (LG Sempt), dass sie sich auch in bayerischen Kugelstoß-Ringen pudelwohl fühlt. Mit starken 13,26 Meter holte sie sich gleich den Titel und hakte obendrein auch noch die DM-Norm ab. Im Diskuswerfen konnte Isabell Kalich (LG Stadtwerke München) ihren Hausrekord auf 39,54 Meter schrauben und sich damit gleichzeitig Gold vor Laura Jungnickl (LG Fichtelgebirge; 36,77 Meter) sichern. Im Speerwerfen reichten Ronja Melzner (LG Stadtwerke München) diesmal 43,85 Meter zur Meisterschaft, während sich im Hammerwerfen in Abwesenheit von Johanna Marrwitz diesmal Lara Holzapfel (LG Landkreis Aschaffenburg) mit 48,90 Meter ganz oben auf dem Treppchen platzieren konnte.

 

Maximilian Achhammer heimst drei Meisterschaften ein

 

Drei Titel, zwei neue persönliche Bestleistungen: Das Wochenende in Erding hat sich für Sprinter Maximilian Achhammer (LG Stadtwerke München) wirklich gelohnt. Über 100 Meter stand nach dem Finale 10,60 Sekunden auf der Anzeigetafel, was ihn klar als Bayerischen Meister vor seinem Teamkollegen Cassian Holland-Moritz (LG Stadtwerke München; 10,98 Sekunden) auswies. Auch über die doppelt so lange Distanz, nämlich die 200 Meter, gab es die gleich Reihefolge: Achhammer kam nach starken 21,26 Sekunden ins Ziel, Holland-Moritz benötigte 21,72 Sekunden und auch der Dritte Karl Gattinger (LG Stadtwerke München) kam noch unter die 22-Sekunden-Marke (21,89 Sekunden). Titel Nummer drei holte sich Achhammer zusammen mit Holland-Moritz, Gattinger und Fabian Kutscha schließlich für die LG Stadtwerke München über 4 x 100 Meter. Gegen ihre Zeit von 41,90 Sekunden war an diesem Tag wirklich kein Kraut gewachsen.

 

Die 50-Sekunden-Schallmauer blieb bei 400-Meter-Sieger Ben Berger (LG Augsburg) dagegen mit 50,32 Sekunden unangetastet, während der 400-Meter-Hürden-Sieger Jakob Ngom (TSV Bad Endorf) für seine Goldmedaille 56,48 Sekunden brauchte. Über 800 Meter lieferten sich David Scheller (LG Main-Spessart; 1:54,05 Minuten) und Jonas Storch (LG Passau; 1;55,24 Minuten) ein spannendes Duell, das sich über 1500 Meter mit Leopold Staab (LG Stadtwerke München; 4:03,70 Minuten), Moritz Freyer (TuS Ainring; 4:04,11 Minuten) und Leon Saveur (LG Stadtwerke München; 4:05,21 Minuten) gar zu einem Dreikampf entwickelte. Die 3000 Meter dagegen gerieten zu einer Soloshow von Elias Kolar (TSG 08 Roth), der mit 8:45,80 Minuten klar der Beste an diesem Tag war.

 

Im Weitsprung behielt Fabian Kutscha (LG Stadtwerke München), der nach der Staffel seine zweite Goldmedaille an diesem Wochenende gewann, etwas überraschend mit 6,74 Meter gegen Fabius Schmitt (LG Forchheim) die Oberhand, der über 6,61 Meter nicht hinauskam. In einer inoffiziellen Dreisprung-Vereinsmeisterschaft sicherte sich Leonardo Seefelder mit 12,58 Meter vor Leonard Gawron (beide LG Stadtwerke München; 12,46 Meter) den Titel. Die Hochsprung-Meisterschaft ging klar an Justus Höhe (SWC Regensburg) mit 1,92 Meter, während der Stabhochsprung vor allem einen Dominator kannte: Er hieß Martin Schubert (LAC Quelle Fürth) und schwang sich als Einziger in Vier-Meter-Regionen, wobei sein bestes Resultat bei 4,20 Meter stand.

 

Georg Harpf untermauert seine Ausnahmestellung

 

An Georg Harpf (LG Stadtwerke München) führt im Kugelstoßen kein Weg vorbei - in Bayern sowieso, aber auch in Deutschland und möglicherweise auch weltweit. der 20-Meter-Stoßer nutzt die Gelegenheit, um sich bei den Bayerischen Meisterschaften auf Betriebstemperatur für die U 20-WM in Lima zu bringen. Sein weitester Versuch landete diesmal bei 19,55 Meter, mit dem er fast dreieinhalb Meter Abstand vor den Zweitplatzierten, seinem Mannschaftskameraden Tim Weller (LG Stadtwerke München; 16,08 Meter) legte. Umgekehrte Vorzeichen dann im Diskuswerfen: Hier erwischte Weller plötzlich im vierten Versuch einen Sahnewurf, der bei 50,64 Meter landete. So weit hatte der 19-Jährige zuvor noch nie geworfen! Harpf musste sich hier mit Silber und 44,99 Meter begnügen. Noch ein Wurftitel, nämlich der im Speerwerfen, ging an diesem Erdinger Wochenende an die LG Stadtwerke München: Mit Florian Schmidt setzte sich klar der Favorit durch, allerdings ohne die 70-Meter-Marke zu übertreffen (68,89 Meter). im Hammerwerfen schließlich gab es einen Aschaffenburger Triumph. Philipp Hartmann (DJK Aschaffenburg) wurde Bayerischer Meister mit 51,79 Meter.