Bayern-Titelkämpfe in Hof, Teil eins: Glutofenhitze macht Sprintern Beine
Organisation: perfekt, Stimmung: bestens, Wetter: traumhaft, wenn auch nicht unbedingt prädestiniert für Leichtathletik, sondern eher für einen faulen Tag am Strand. Wer jedenfalls die äußeren Umstände nicht nur als Hitze, sondern als leistungsförderndes Wetter empfand, der hatte genau das richtige Rezept für den Umgang mit den extremen Bedingungen gefunden. Die Verantwortlichen der LG Hof um Wettkampfleiter Thomas Neubert konnten jedenfalls schon zur Halbzeit ein rundum zufriedenes Fazit ziehen. Auch wenn die Wiederholung des 100-Meter-Finals der Männlichen Jugend B wegen eines technischen Defekts ein wenig die Sommerstimmung trübte (Die Zeitmessanlage war vorübergehend komplett ausgefallen; es gewann Thomas Schnurr, LG Karlstadt-Gambach-Lohr, in 11,04 Sekunden) und für einige verärgerte Kommentare sorgte, so hinterließ der Leichtathletik-Nachwuchs in der oberfränkischen Metropole doch eine überwiegend positives Bild.
Im Mittelpunkt standen am Samstag zweifelsohne die schnellen Damen und Herren, und das trotz böiger, ständig drehender Winde. Neun Tage vor Beginn der U 20-WM im kanadischen Moncton stellte Europameister Tobias Giehl (LG Würm Athletik) seine derzeit gute Form unter Beweis. Der 18-Jährige versuchte sich dieses Mal ohne Hürden und lief die 400 Meter in Bestzeit von 47,81 Sekunden. Nur knapp dahinter kam der Deutschen Jugend-Hallenmeister Stefan Gorol (DJK Friedberg) in ebenfalls starken 48,24 Sekunden auf den zweiten Rang. In der Weiblichen Jugend A stand die 100-Meter-Entscheidung ganz im Zeichen der beiden schnellsten Zwillinge des Freistaates. In 11,90 Sekunden setzte sich hier Julia Riedl (SC Vöhringen) knapp gegen ihre Schwester Martina (11,97 Sekunden) durch. Bei den Junioren war Christian Rasp (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) nicht zu schlagen. Der Karlstädter sprintete die 100 Meter in 10,71 Sekunden. Mit ihm blieben noch Lokalmatador Jonas Schubert (LG Hof; 10,89 Sekunden) und Maximilian Bayer (LG Donau/Ilm; 10,96 Sekunden) unter der Elf-Sekunden-Schallmauer. Dass die 100-Meter-Zeiten bei der Männlichen Jugend A vergleichsweise bescheiden ausfielen, lag weniger an den Athleten als vielmehr am heftigen Gegenwind. Sieger Michael Hoffmeister (TSV Plattling) lief bei minus 2,4 Sekunden 11,10 Sekunden. Auch bei den Juniorinnen sowie der Weiblichen Jugend B ging über die kurze Sprintdistanz die Post ab. Rebekka Eberle (TV 1860 Gunzenhausen) kam als neue Bayerische Meisterin der U 23 auf 12,08 Sekunden (Wind: minus 0,8), während Alexandra Burghardt (LAZ Inn) mit einem leichtem Schiebelüftchen hervorragende 11,85 Sekunden auf den kochend heißen Tartan hinlegte.
Fabian Fleischmann steigert sich auf 2,11 Meter
Gleich mehrere Athleten boten im „Brutkasten“ des Hofer Stadions Galavorstellungen. So floppte Fabian Fleischmann (1. FC Passau), der Sohn von BLV-Sprung-Teamleiter Roland Fleischmann, sogar über 2,11 Meter und verbesserte erneut seinen Hausrekord um einen Zentimeter. Zehnkämpfer Stefan Matula (LG Telis Finanz Regensburg) überquerte im Stabhochsprung der Junioren 4,90 Meter, während sein Mannschaftskamerad Manuel Ziegler im Dreisprung eine souveräne One-Man-Show am Rande der persönlichen Bestleistung (15,68 Meter) bot.
Hindelang, Kulmbach, Achenmühle: Wenn es um Hammerwurfentscheidungen in Bayern und mittlerweile auch in Deutschland geht, dann machen diese drei „Hochburgen“ der schnellen Dreher in den meisten Fällen die Titel unter sich aus. Auch in Hof war es natürlich kaum anders, wobei die Jüngsten diesmal überraschenderweise die meiste Aufmerksamkeit auf sich zogen. Jonathan Herbst (ATS Kulmbach) übertraf mit dem Fünf-Kilo-Hammer bei der Männlichen Jugend B zum ersten Mal die 70 Meter (71,48 Meter) und holte sich sogar gegen den amtierenden Deutschen Winterwurfmeister Simon Lang (LG Frankenwald), der sich ebenfalls über eine persönliche Bestleistung freuen konnte (68,75 Meter), den Titel. Bei den Junioren ließ erwartungsgemäß Johannes Bichler (SV Achenmühle) nichts anbrennen (61,17 Meter), während Jerrit Lipske (LG Stadtwerke München) außer Konkurrenz mit 68,30 Meter zu gefallen wusste. Bei der Männlichen Jugend A musste sich schließlich WM-Starter Tristan Schwandke (LG Hindelang) mit für ihn kaum zufriedenstellenden 60,92 Meter überraschenderweise vehement gegen Florian Büttner (TG 48 Würzburg) wehren, der sich auf 60,36 Meter steigerte.
Bei den weiblichen Hammerwerferinnen holten sich auf dem höher gelegenen Wurfgelände der LG Hof in der B-Jugend Anna-Maria Büchner (LAV Neustadt) mit 45,98 Meter, in der A-Jugend Katharina Nägele (DJK Memmingen) mit 41,11 Meter sowie bei den Juniorinnen Joanna Jaskulski (TB Jahn Wiesau) mit 42,83 Meter die Bayerntitel.
Starke Kristina Reßler
Wie Tobias Giehl lief bei den Junioren Mario Saur (TSV Dinkelsbühl) in 47,85 Sekunden eine beachtliche Stadionrunde, während bei der Männlichen Jugend B Arthur Voigt (LAC Quelle Fürth) in 49,91 Sekunden die 50er-Schallmauer durchbrach. Eine Klasseleistung konnte einmal mehr Kristina Reßler (TSV Peiting) über 400 Meter abrufen. Mit ihren 55,99 Sekunden blieb sie über 400 Meter der Weiblichen Jugend B zum ersten Mal unter 56 Sekunden. Auf der 800 Meter-Distanz heißt der Dominator bei der männlichen B-Jugendlichen im Freistaat abermals Seppi Öttl (TSV Rottach-Egern). In 1:57,93 Minuten war dem 17-Jährigen der Titel nicht zu nehmen. Weitere Highlights bei den Laufdisziplinen: Lukas Kellner (LG Telis Finanz Regensburg) bot bei abendlicher Reduzierung der Temperaturen um etwa fünf Grad als Sieger der Männlichen Jugend A ein ansehnliches 3000-Meter-Rennen (8:52,01 Minuten), während bei der Männlichen Jugend B Konstantin Wedel (LAC Quelle Fürth) auf 8:58,06 Minuten kam.
Zwei weitere hervorragende Dreisprungsergebnisse sorgten im Laufe des tropischen Samstagnachmittags für Aufsehen: Bei der Männlichen Jugend A wächst in Person von Manuel Bigelmaier (LAZ Kreis Günzburg) ein Talent heran, das spätestens nach seiner Siegerweite von 15,29 Meter als künftiger Kontrahenten für Manuel Ziegler betrachtet werden muss. In der Konkurrenz der Weiblichen Jugend A bestach Julia Auer (LAZ Inn) mit einer ansprechenden Serie sowie einem Endresultat von 12,14 Metern. Die Speerwurf-Meisterin der Weiblichen Jugend B, Sabrina Thomas (MTV 1881 Ingolstadt), hätte mit ihrer Siegerweite von 42,34 Meter auch „eine Etage höher“ bei den A-Jugendlichen gewonnen (Raffaela Wiesbeck 41,86 Meter; LAZ Inn). Nicola Leidl (1. FC Passau) behielt beim Speerwerfen der Juniorinnen – einer alten Familientradition folgend – die Oberhand mit 46,50 Meter.
Eine alte Bekannte gewann mit Anja Saumweber (LG Würm Athletik) den Hochsprung der Weiblichen Jugend A. Ihr Resultat: 1,70 Meter. In Bedrängnis brachte Simon Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) den erklärten Stabhochsprung-Favoriten der Männlichen Jugend B, Artur Wollert (LAZ Kreis Würzburg). Letztlich behielt Wollert aber doch mit 4,40 zu 4,30 Meter die Oberhand.