Bayerische Mehrkampf-MS Friedberg: Bechert und Winkler liefern die Highlights
Mehrkampf-Talente im männlichen Bereich gab es in der Vergangenheit mehr als genug. Aber aus den verschiedensten Gründen (Verletzung, Studium, Wegzug oder Karriereende) fehlten 2012 Namen wie Florian Katzschmann, Stefan Matulla, Johannes Hock oder Kilian Hartmann in der Ergebnisliste. Bei den Junioren U 23 (Sieger: Alexander Gilch, LG Oberland; 6095 Punkte) waren gar nur zwei Athleten am Start. Die Bronzemedaille konnte deshalb überhaupt nicht vergeben werden. Von ganzen fünf Teilnehmern bei den Männern, darunter mit Marco Colombo (7183) ein Gast aus Bozen, war Tom Bechert (LG Telis Finanz Regensburg) in jeder Disziplin eine Klasse für sich. Seit Jahren führt an dem 25-Jährigen bei der Suche nach dem „König der Athleten“ im Freistaat kein Weg mehr vorbei, und mittlerweile scheint er sich zu einer Art Alleinunterhalter in Sachen „Vielseitigkeit“ zwischen Garmisch und Würzburg entwickelt zu haben. In Friedberg legte der „Evergreen“ fast 1500 Zähler zwischen sich und Silbermedaillengewinner Balthasar Bischlager (LG Stadtwerke München; 5934 Punkte). Hochklassige Leistungen, die auch auf nationaler Ebene jedem Vergleich standhalten, lieferte der Regensburger im Stabhochsprung (4,80 Meter), im Diskuswerfen (41,46 Meter), im Kugelstoßen (13,15 Meter), im Weitsprung (7,06 Meter) und über 400 Meter (49,88 Sekunden).
Auch bei der Männlichen Jugend U 20 gab es mit fünf Startern plus dem außer Konkurrenz gewerteten Julien McLeod (LG Ratio Münster; 6559) einen besorgniserregenden Tiefststand zu verzeichnen. Den Titel holte sich hier ebenfalls ein Regensburger, nämlich Simon Ziegler, mit 6321 Zählern, wobei vor allem sein bekannt guter Stabhochsprung mit 4,60 Meter herausragte. Daniel Hoseus (TS Herzogenaurach) wurde hier mit 6105 Punkten Zweiter, nachdem er sich tags zuvor den Titel im Fünfkampf (an dem noch neun Athleten teilgenommen hatten) mit nur einem einzigen Punkt Vorsprung (3373) vor Patrick Lutzenberger (TSV Schwabmünchen), der 3372 Punkte einfuhr, gesichert hatte.
Deutscher Speerwurfmeister holt bayerischen Zehnkampf-Titel
Erfahrungsgemäß mehr Masse gibt es alljährlich in der männlichen U 18. In Friedberg kam dazu auch etwas Klasse sowie eine gehörige Prise Spannung hinzu. Der Zehnkampf-Titel ging etwas überraschend an den frischgebackenen Deutschen U 18-Speerwurfmeister Jonas Bonewit (LG Stadtwerke München), der sich mit 6470 Punkten nicht zuletzt aufgrund seiner Spezialdisziplin vor der starken 96er-Mehrkampfgarde um Vizemeister Ruben Mayer (LG Sempt; 6422), dem Drittplatzierten Florian Fichtner (LG Landkreis Roth; 6287) und Sven Holländer (LG Sempt; 6135) durchsetzen konnte. Allerdings warf Bonewit mit 58,65 Meter gleich um fast zwölf Meter weniger als noch vor zwei Wochen in Mönchengladbach, überzeugte aber ansonsten mit 44,35 Meter im Diskuswerfen, 15,23 Meter mit der Kugel und einer erstaunlichen Ausgeglichenheit in den anderen Disziplinen. Den Fünfkampf-Titel holte sich Sam Leiblein (TS Herzogenaurach) mit 3335 Zählern vor Florian Fichtner (3284) und Jonas Bonewit (3267). Erfreulich war in der männlichen U 18 auch das Zustandekommen einer Mannschaftswertung, in der die LG Stadtwerke München als einziges bayerisches Team außer den Gaststartern von der LG Staufen 16 914 Zähler erreichte.
Weniger Probleme gibt es offenkundig im weiblichen Mehrkampfbereich. Jeweils neun Teilnehmerinnen bewarben sich im Schwäbischen sowohl bei den Frauen, den Juniorinnen U 23 wie auch der Jugend U 20 um die Titel, bei der Jugend U 18 waren es 28, mit Gästen aus anderen Landesverbänden sogar 32. Wie ihr männlicher Kollege Tom Bechert entwickelt sich auch Ines Dirscherl (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) zu einer Art Abonnementsiegerin im Siebenkampf. Diesmal gewann die 30-Jährige Gold knapp unterhalb der 5000-Punkte-Marke (4997) vor Susanne Alletsee (TSV Schwabmünchen; 4951) und der etatmäßigen Dreispringerin Katharina Schreck (TS Herzogenaurach; 4699). Dirscherl sammelte vor allem mit einem glänzenden 200-Meter-Lauf (25,55 Sekunden) fleißig Punkte, während bei Silbermedaillengewinnerin Alletsee der Speerwurf (40,96 Meter) und bei Schreck naturgemäß der Weitsprung (5,74 Meter) sowie der Hürdenlauf (14,51 Sekunden) hervorstachen. Die Klasse U 23 geriet zu einer klaren Angelegenheit für Andrea Klett (TSV Rottach-Egern), die bei ihrem 4594 Punkten unter anderem 5,55 Meter weit sprang. Silber ging an Theresa Breunig (LAZ Obernburg-Miltenberg; 4391), Bronze holte Rosalinde Häusl (LG Festina Rupertiwinkel; 4203). Der Mannschaftstitel ging an den TSV Schwabmünchen (12 222).
Gleich mit zwei Goldmedaillen durfte Anna Schmid (TV Dingolfing) die Heimreise ins Niederbayerische antreten. Die 19-Jährige gewann sowohl den Vier- (2740) wie auch den Siebenkampf (4466). Ihre wertvollste Leistung gelang ihr im Speerwerfen (35,38 Meter). Im Siebenkampf überraschte Jana Peter (MTV 1881 Ingolstadt; 4262) als Zweite, während Julia Schneider (LG Donau-Ries; 4223) als Dritte den Sprung aufs Podest schaffte. Im Vierkampf wurde Stefanie Kieweg (TSV Schongau; 2653) Zweite vor Jana Peter (2627). Der TSV Schongau holte sich obendrein Mannschaftsgold (11 385).
Überragende Katharina Winkler knackt 5000 Punkte-Marke
Das Sahnestückchen bei den jungen Damen lieferte die bärenstarke Siebenkampftruppe der LAC Quelle Fürth mit ihren herausragenden Athletinnen Katharina Winkler und Tina Pröger. Die beiden trieben sich an den zwei Tagen von Friedberg zu neuen persönlichen Bestleistungen, wobei Winkler als neue Bayerische Meisterin mit 5082 Zählern ein herausragendes Ergebnis gelang. Schon mit einigen ihrer Einzelleistungen würde die 16-Jährige in Deutschland für Aufsehen sorgen, allen voran ihr überragender Hochsprung von 1,72 Meter, aber auch die 14,59 Sekunden über 100 Meter Hürden. Stark verbessert zeigte sich Katharina Winkler auch in den Wurfdisziplinen, wo sie zum Beispiel die Kugel auf 11,19 Meter wuchtete oder den Speer auf 33,26 Meter schleuderte. Tina Pröger schaffte als Zweite mit 4982 Punkten ein hervorragendes Ergebnis. Ihre Stärken lagen erwartungsgemäß im Weitsprung (5,58 Meter) sowie im Speerwerfen (36,19 Meter).
Ein klein wenig durcheinander wirbelte die inoffizielle Fürther Vereinsmeisterschaft Lea Rieger (LG Stadtwerke München). Im Vierkampf schob sie sich sogar auf Rang zwei (3007) hinter Winkler (3201) und vor Präger (2999) vor, im Siebenkampf wurde sie Dritte mit 4897 Punkten. Der vielseitigen 16-Jährigen, die in dieser Saison vor allem als Sprinterin auf sich aufmerksam gemacht hatte, gelangen einmal mehr schnelle 100 Meter (12,44 Sekunden) und flotte 100 Meter Hürden (14,35 Sekunden), aber mit 5,42 Meter auch ein starker Weitsprung. Logisch, dass die Mannschaftswertung bei der Weiblichen U 18 auch an die LAC Quelle Fürth (14 206) ging, gefolgt von der LG Stadtwerke München (13 672).