Zwei Daumen hoch, zwei bayerische Rekorde: Spätestens seit dem vergangenen Wochenende ist Alexandra Burghardt die schnellste Bayerin aller Zeiten. Foto: Instagram privat

24.05.2021 10:35 // Von: Reinhard Köchl

Zwei Landesrekorde in einer Woche: Alexandra Burghardt ist jetzt die schnellste Frau Bayerns

Seit Pfingstsamstag, 15.40 Uhr, ist es amtlich: Die schnellste Frau, die jemals für einen bayerischen Verein startete, heißt Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen). Nach der Einstellung des bayerischen 200-Meter-Rekordes am vergangenen Wochenende in Mannheim (23,00 Sekunden) löschte die 27-jährige Sprinterin jetzt auch über 100 Meter bei der BuS Kurzpfalz Gala in Weinheim den bisherigen Rekord (11,28 Sekunden), den immerhin die ehemalige Europameisterin Verena Sailer und die aktuelle Deutsche Hallenmeisterin Amelie-Sophie Lederer hielten, aus den Listen. Die neue Bestmarke gelang Burghardt schon im Vorlauf mit perfekten Windbedingungen (+ 2,0 sec./m): 11,25 Sekunden!

Im Finale konnte sich Alexandra Burghardt als Dritte zwar erneut auf 11,24 Sekunden hinter der Siegerin Mujinga Kambundji (Schweiz), immerhin WM-Dritte über 200 Meter (11,03 Sekunden), und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar; 11,11 Sekunden) steigern. Die Windunterstützung war jedoch mit 2,1m/sec. etwas zu hoch, um offiziell Anerkennung zu finden. Dennoch liegt hinter der gebürtigen Oberbayerin, die ihre Karriere als Hürdensprinterin beim damaligen LAZ Inn begann, dann über die LG Stadtwerke München zur MTG Mannheim wechselte, eine extreme Zeit voller Leiden und Rückschläge. Erst in den vergangenen Jahren ging Burghardt in vielen Bereichen neue Wege, unter anderem auch, indem sie mit dem früheren BLV-Teamleiter Sprint Patrick Saile eine fruchtbare Arbeitsbeziehung einging – und die Leistungen dieser Saison geben ihr Recht. Nun darf sie sich auch berechtigte Hoffnungen machen, an den Olympischen Spielen in Tokio - zumindest mit der Sprintstaffel - teilzunehmen.

 

Vom Winde verweht war auch die famose Steigerung von Marina Scherzl (LG Kreis Dachau), die im B-Finale mit 11,57 Sekunden (+2,8 m/sec.) Fünfte wurde, ebenso wie ihr Vorlauf, den sie nach 11,66 Sekunden beendete (+2,3m/sec.). Hier konnte sich Tina Benzinger (LG Stadtwerke München) erneut auf tolle 11,65 Sekunden (+1,4m/sec.) steigern. Im B-Finale wurde die Münchnerin Sechste in 11,68 Sekunden. Über 200 Meter kam Scherzl auf Rang fünf (24,00 Sekunden), während Benzinger mit 24,20 Sekunden Siebte wurde. Viertelmeilerin Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) kam im Vorlauf trotz leichten Gegenwindes zum ersten Mal unter zwölf Sekunden (11,99 Sekunden), musste jedoch im Finale verletzungsbedingt auf halber Strecke das Rennen beenden.

 

Eine ähnliche Leidensgeschichte wie Alexandra Burghardt hat Maike Schachtschneider (LG Telis Finanz Regensburg) vorzuweisen. 2012 stand die gebürtige Solingerin noch im Halbfinale der U 20-WM über 400 Meter und war Mitglied der deutschen Frauen-Staffel über 4  x 400 Meter. Doch danach folgte eine Zeit voller Verletzungen, Operationen, Selbstzweifeln und Vereinswechseln. Ende 2019, als niemand mehr die 27-Jährige überhaupt als Leistungssportlerin auf dem Zettel hatte, wechselte sie vom TV Wattenscheid 09 nach Regensburg und begab sich in die Obhut von BLV-Teamleiterin Sprint Ruth Mayer und Reinhard Köchl. Nun, nach neun Jahren, läuft Schachtschneider nach einer Reihe von Umstellungen tatsächlich wieder auf ihrem früheren Niveau. In Weinheim wurde sie Dritte über 400 Meter und lieferte mit 53,88 Sekunden die zweitbeste Zeit ihrer Karriere ab. Besonders eindrucksvoll dabei war, wie sie auf der Zielgeraden trotz Gegenwindes die scheinbar hoffnungslos enteilte Hallen-EM-Teilnehmerin und Deutsche U 20-Meisterin Brenda Cataria Byll (LG Olympia Dortmund) im Schlussspurt abfing und hinter Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen; 53,66 Sekunden) Gesamtdritte wurde.

 

Eine furiosen Leistungssprung hat Jonas Hügen (LAC Quelle Fürth) hinter sich. Auf der "Rennpiste" von Weinheim konnte sich der Schützling von Trainer Helmut Vetter über 10,55 Sekunden im Vorlauf (+0,3m/sec.) auf famose 10,45 Sekunden als Sieger des B-Finales steigern, wobei hier der Wind optimal von hinten blies (+2,0m/sec.). Den "Flow" nutzte Hügen dann noch über 200 Meter, um auch hier seinen Hausrekord als Fünfter zum ersten Mal unter die 21-Sekunden-Marke zu drücken (20,95 Sekunden; +0,2 sec./m). Seit Jahren war kein bayerischer Sprinter über die halbe Stadionrunde mehr so schnell! Fabian Olbert (LG Stadtwerke München) musste im Vorlauf wegen eines Fehlstarts ausscheiden. Aufsteigende Form bewies 400-Meter-Läufer Samuel Werdecker (LG Telis Finanz Regensburg) als Gesamtfünfter in 48,42 Sekunden.

 

Ein heißes Duell um die (nieder-) bayerische Vorherrschaft im Weitsprung lieferten sich der zweifache Deutsche Meister Maximilian Entholzner (LAC Passau) und Shootingstar Simon Batz (LG Landkreis Kelheim). Entholzner konnte sich erst im letzten Versuch mit 7,65 Meter einen Zentimeter vor den noch jugendlichen Batz und damit auf Platz zwei setzen, der schon im ersten Durchgang mit 7,65 Meter eine neue Freiluftbestleistung erzielt hatte. Im Hochsprung wurde Manuel Marko (MTV 1881 Ingolstadt) Vierter mit 2,03 Meter.

 

Starke Zeiten gab es auch beim Sprint-Nachwuchs. So steigerte sich Sabrina Hafner (LG Telis Finanz Regensburg) - eigentlich eher auf den 200 Metern zuhause - über 100 Meter auf 11,87 Sekunden vor Hannah Fleischmann (LG Region Landshut; 11,96 Sekunden). Im Finale waren beiden dann noch einmal schneller (Hafner Vierte in 11,77 Sekunden, Fleischmann Fünfte in 11,84 Sekunden), allerding mit zu starkem Rückenwind von +3,7m/sec. Viola John (LG Stadtwerke München) wurde hier mit 11,97 Sekunden Sechste. Florian Knerlein (LG Stadtwerke München), der dreifache Deutsche U 18-Meister von 2019 befindet sich mit 10,70 Sekunden über 100 Meter und 21,78 Sekunden ebenfalls wieder deutlich im Aufwärtstrend.