Hallen-DM Leipzig, erster Tag: Stabhochspringer sammeln die erwarteten Medaillen
Nur acht Athleten waren zum Stabhochsprung angetreten, keiner davon konnte Malte Mohr auch nur annähernd fordern. Der Vize-Hallen-Weltmeister nahm 5,50 und 5,65 Meter im ersten Versuch und stand damit auch schon als Sieger fest. „Schade, dass die Konkurrenz so früh raus war und keinen Druck gemacht hat“, bedauerte der Münchner. Die Konkurrenz, das waren am Ende vor allem Vereinskollege Tim Lobinger (5,60 Meter) und Karsten Dilla (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen; 5,50 Meter). Beide scheiterten aber an den 5,65 Metern, die ihnen über die bereinigte europäische Bestenliste noch eine große Aussicht auf eine Nominierung für die Hallen-EM in Paris (Frankreich; 4. bis 6. März) eröffnet hätten. Tim Lobinger hofft als Silberjunge aber trotzdem auf seine Berufung. „Für mich muss der DLV ja keine Reisekosten tragen, weil die sowieso Eurosport bezahlt“, scherzte der Stabhochspringer. Bei dem TV-Sender ist er als Co-Kommentator eingeplant. Seine Silbermedaille nannte Lobinger „erfreulich“. „Aber es ist nicht erfreulich für die Stabhochsprung-Szene, mit welchen Höhen diese Plätze weggegangen sind.“
Die Norm von 5,70 Metern hatte im Winter auch schon Fabian Schulze (LG Stadtwerke München) gemeistert. Der dritte Mann aus der Münchner Trainingsgruppe enttäuschte in Leipzig aber als Vierter (5,40 Meter). Damit wird für ihn nach den Titelkämpfen wahrscheinlich auch das Motto von Malte Mohr gelten, der sagte: „Ich bringe jetzt genug Wut mit für Paris.“
Tobias Unger muss passen
Ohne Tobias Unger (LG Stadtwerke München) wurde der schnellste Mann Deutschlands gesucht. Der Sprinter verletzte sich im Vorlauf am Oberschenkel und verzichtete aufs Halbfinale. Auch hinter dem Start bei der Hallen-EM in Paris steht ein Fragezeichen. Aber selbst ein gesunder Tobias Unger (Saisonbestzeit: 6,64 Sekunden) hätte im Titelrennen Mühe gehabt. Denn Christian Blum präsentierte sich in Bestform. Nach überstandener Erkältung holte sich der nach wie vor in München trainierende, aber seit dieser Saison für den TV Wattenscheid 01 startende in 6,63 Sekunden (Halbfinale: 6,65 Sekunden) den Titel und das Ticket für die Hallen-EM in Paris. In seinem Sog steigerte Martin Keller (LAC Erdgas Chemnitz) seine Bestzeit um eine Hundertstel auf 6,65 Sekunden und wird ebenfalls bei der EM starten.
Zu einer Enttäuschung wurden die Titelkämpfe auch für zwei andere Sprinter der LG Stadtwerke München. Marius Broening traf zu seinem Vorlauf gar nicht erst an, während sich Florian Rentz zwar für den Zwischenlauf mit 6,86 Sekunden qualifizierte, aber dann verzichtete. Endgültig in der deutschen Sprinterelite etabliert hat sich der Deutschen Juniorenmeister Christian Rasp (LG Karlstadt-Gambach-Lohr). Vom Vor- über den Zwischen- bis hin zum Endlauf verbesserte der 21-Jährige immer wieder seine 60-Meter-Bestzeit. Zunächst 6,83, dann 6,82 Sekunden schließlich im Finale gar 6,77 Sekunden, was Rasp einen glänzenden fünften Rang in der Endabrechnung einbrachte.
Ein klare Angelegenheit war das 60-Meter-Finale bei den Frauen für Europameisterin Verena Sailer (MTG Mannheim). Die gebürtige Kemptenerin gewann in 7,28 Sekunden (Zwischenlauf: 7,25 Sekunden), wobei sie mit ihrem schlechten Start haderte. Erneut den Einzug ins Finale schaffte Bayerns schnellste Frau Anja Wurm (LG Stadtwerke München). Sie belegte in 7,51 Sekunden zwar „nur“ Platz sieben, kam jedoch im Zwischenlauf mit 7,48 Sekunden zum ersten Mal in dieser Hallensaison unter die 7,50er-Grenze. Ihre Haut so teuer wie möglich verkauften Susi Zimanyi und Pamela Spindler (beide LG Telis Finanz Regensburg). Zimanyi lief sehr gut 7,71 Sekunden, die etatmäßige Hürdensprinterin Spindler stand ihr in 7,77 Sekunden kaum nach. Für beide war jedoch bereits der Vorlauf Endstation.
Corinna Harrer erst auf den letzten Metern geschlagen
Erst in einem spannenden Schlussspurt musste sich Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) gegen die neue Deutsche Meisterin Maren Kock (LG Emstal Dörpen) über 3000 Meter geschlagen geben. Sie und ihre Vereinskameradin Susi Lutz präsentierten sich stark in Leipzig. Lange führte Marathon-Läuferin Susanne Hahn (SV Schlau.com Saar 05) das Feld an und setzte sich zeitweise in einem Führungsquartett mit Maren Kock, Corinna Harrer und Veronica Pohl (TSV Bayer 04 Leverkusen) vom Rest der Teilnehmerinnen ab. Aber es dauerte bis zur letzten Runde, bis Kock die Initiative ergriff. Nur Harrer und Pohl blieben als einzige Läuferinnen dran, doch auch die Leverkusenerin musste 100 Meter vor der dem Ziel abreißen lassen. Die Dörpenerin wehrte schließlich auf der Zielgeraden das erneut stark auftrumpfende bayerische Multi-Lauftalent ab. Am Ende lag Corinna Harrer am Ende nur drei Hundertstel hinter Kock. Susi Lutz bestätigte ihre gute Form und errang in 9:32,77 Minuten den undankbaren vierten Platz. Dritte weißblaue Läuferin im Finale war Anja Schneider (LAC Quelle Fürth). Sie kam in durchaus achtbaren 9:37,76 Minuten auf dem siebten Rang ein.
Groß war die Freude im Regensburger Lager über die Leistung von Neuzugang Felix Hentschel. Mit seinem bärenstarken Lauf über 3000 Meter Mit bemerkenswerten 8:07,78 Minuten lief er zeitweise sogar um die Medaillenplätze mit. Der vierte Platz ist ein schöner Achtungserfolg. Direkt hinter ihm kam Julian Flügel (ebenfalls LG Telis Finanz Regensburg) in 8:09,04 Minuten auf Platz fünf ins Ziel, während Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München) Achter in 8:25,14 Minuten wurde.
Katharina Schreck wieder auf Tuchfühlung zur deutschen Spitze
2008 erreichte Katharina Schreck (TS Herzogenaurach) bei den Deutschen Meisterschaften im Nürnberger Frankenstadion sensationell den zweiten Platz im Dreisprung. Nach fast drei Jahren scheint sich die 23-Jährige ganz langsam wieder an die nationale Spitze heranzutasten. In Leipzig sprang Schreck mit 13,29 Meter Hallenbestleistung, allenfalls um elf Zentimeter am Bronzeplatz vorbei, den Maike Nieklauson (TuS Jena; 13,40 Meter) besetzt hielt. Der Titel ging erwartungsgemäß an die derzeit weltbeste Hallendreispringerin Katja Demut TuS Jena). Ihre Siegerweite: 14,20 Meter.
Natürlich stand das Kugelstoßen der Männer klar im Zeichen des Duells David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) und Ralf Barthels (SC Neubrandenburg). Der Jüngere leitete dabei mit seinem Sieg gegen den erfahrenen Ex-Europameister (20,70 zu 20,68 Meter) einen Generationswechsel im Kreis der starken Männer ein. Nicht unter den Tisch gekehrt werden darf jedoch die tolle Leistung von Robert Dippl (LAC Quelle Fürth), der als Fünfter zum ersten Mal in der Halle die 19-Meter-Marke übertraf (19,03 Meter) und mit einer beeindruckenden Serie (18,62-18,92-18,21-18,45-18-86-19,03) aufwartete, die für den Sommer einiges erwarten lässt.
Seine Hoffnungen, doch noch ein Ticket zur Hallen-EM nach Paris zu ergattern, muss Weitspringer Oliver Koenig (LG Stadtwerke München) nach der DM leider begraben. Im letzten Durchgang gelang dem 29-Jährigen noch ein Satz auf 7,58 Meter, was schlussendlich für einen achtbaren fünften Platz in dem von Hallen-Europarekordler Sebastian Bayer (Hamburger SV; 8,02 Meter) angeführten Feld reichte.