Meet IN: Stabhoch vom Winde verweht – Korona springt 7,72 Meter
Dass die Ingolstädter Veranstalter dennoch dem Wetter Tribut zollen mussten, lag an der kurzfristigen Absage der Stabhochsprung-Zugpferde Tim Lobinger und Fabian Schulze (alle LG Stadtwerke München). Sie hatten sich wegen des schlechten Wetters in München entschieden, nicht nach Ingolstadt zu fahren. Hinzu kam noch, dass mit dem Leverkusener Sechs-Meter-Springer Dany Ecker ein weiterer prominenter Starter ausfiel. Ecker war zwar ins MTV-Stadion gekommen, nahm aber zur Enttäuschung vieler nach über einjähriger Verletzungspause nicht am Wettkampf teil.
So bekamen die rund 1000 Zuschauer einen etwas ausgedünnten Wettkampf zu sehen, der obendrein von böigen, ständig wechselnden Winden beeinträchtigt wurde. Den Sieg teilten sich schließlich der Olympia-Achte von Peking 2008, Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) und Michel Frauen (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit jeweils 5,42 Meter. Holzdeppe versuchte sich drei Mal vergeblich an 5,72 Meter, der Norm für die WM im Daegu. Dritter wurde Karsten Dilla (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) mit 5,32 Meter vor dem südkoreanischen Meister Kim Yoo Suk (5,22 Meter), während der zweimalige Ingolstadt-Sieger Alexander Straub (LG Filstal) einen „Salto Nullo“ hinlegte.
Christian Blum zufrieden
So musste einmal mehr das Rahmenprogramm herhalten, um den Ruf des Meet IN als einen der besten Sportfeste Bayerns zu untermauern. Für ein Highlight sorgte der Auftritt des Deutschen Sprint-Hallenmeisters Christian Blum (TV Wattenscheid). Zwei Mal trommelte der in München lebende 24-Jährige die 100 Meter in glänzenden 10,57 Sekunden herunter, wobei im Finale sogar Gegenwind (-0,6 m/sec) herrschte. Blum zeigte sich anschließend mit seinem zweiten Auftritt in Bayern nach der Regensburger Gala zufrieden. „Bei den kühlen Temperaturen ist das ganz okay. Es läuft ganz gut. Mein Ziel ist natürlich klar: Die WM in Daegu.“ Über 200 Meter dominierte Nationalmannschaftssprinter Till Helmke (LG Ovag Friedberg-Fauerbach) mit vorzüglichen 21,57 Sekunden.
Fast den Stadionrekord von Europameister Christian Reif (7,75 Meter) gebrochen hätte der junge Weitspringer Kevin Christoph Korona (LAC Quelle Fürth). Nach langer Verletzungspause sprang er mit 7,72 Meter direkt in die deutsche Spitzenklasse. Zunächst waren die Erwartungen angesichts der ständig wechselnden Winde keineswegs hoch. Zumal Korona seit seiner Verletzung im Mai 2010 beim Meeting in Weinheim keinen Wettkampf mehr absolviert hatte. Im Herbst musste der 22-Jährige zudem noch den Trainer wechseln, nachdem sich „Stani“ Olczyk sich aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen hatte. Mit dem ehemaligen Speerwerfer Josef Schaffarzik fand er einen erfahrenen Coach. „Ich habe in den vergangenen Monaten im Krafttraining Übungen gemacht, von denen ich noch nie gehört hatte“, beschreibt Korona die Veränderungen.
In Ingolstadt sollte es in erster Linie darum gehen, Sicherheit zu gewinnen und so nahe wie möglich an die Norm für die Deutsche Meisterschaft (7,40 Meter) heranzuspringen. Seine Bestweite lag seit 2009 bei 7,50 Meter. Im zweiten Durchgang war der erste Sieben-Meter Sprung mit 7,03 Meter da. „Im Anlauf klappte es noch nicht so richtig, die Verletzung im Beuger bereitet ihm immer noch Probleme“, analysierte Schaffarzik. Im vierten Durchgang kam dann der große Hammer mit 7,72 Meter. „Endlich habe ich den Absprungbalken mal richtig getroffen“, schüttelte Korona ungläubig, aber überglücklich den Kopf. Einen Wunsch für seinen anstehenden 23. Geburtstag am Dienstag hat Kevin Korona auch schon: „Endlich mal ein Jahr ohne Verletzung bleiben.“
Nicht unter die Zwölf-Sekunden-Marke kam diesmal 100-Meter-Siegerin Anja Wurm (LG Stadtwerke München) sowohl im Vorlauf (12,27 Sekunden bei +0,4 m/sec) wie auch im Finale (12,08 Sekunden). Über 400 Meter bei den Männern setzte Zephanja Bailey (LG Würm Athletik) mit seiner Siegerzeit von 48,85 Sekunden ein deutliches Signal in Richtung der bayerischen Viertelmeiler-Szene. Den obersten Treppchenplatz über 400 Meter holte sich Ines Dirscherl (LG Karlstadt-Gambach-Lohr), die Lokalmatadorin Corina Pape (MTV 1881 Ingolstadt) auf den letzten Metern in 56,16 zu 56,83 Sekunden niederrang. In einem großen 100 Meter-Feld bei der Weiblichen Jugend B erwies sich Yvonne Schmitt (TSV Königsbrunn) als Beste. In 12,57 Sekunden landete sie vor Sinéad Ebert (LG Kreis Ansbach; 12,61 Sekunden).
Neben der organisatorischen Bilanz schlugen für die Ingolstädter Veranstalter auch einige sportliche Erfolge zu Buche. Heiko Middelhoff holte sich den ersten Platz über 3000 Meter in 8:26,72 Minuten, der B-Jugendliche Dominik Lang gewann die 1000 Meter in 2:38,15 Minuten und der 16-jährige Philipp Hackner verbesserte sich über 100 Meter auf 11,18 Sekunden.
Hürdensprint-Nachwuchs erzielt Spitzenzeiten
Quasi als Prolog zum Meet IN hatten die Veranstalter einen Testlauf über 80 Meter Hürden der Schülerinnen ins Programm genommen. Dieser sollte sich zu einem eindrucksvollen Beweis der hervorragenden Nachwuchsarbeit in Bayerns Vereinen erweisen. In einer Art vorgezogenem Finale der Bayerischen Meisterschaften (die Titelkämpfe finden am 30./31. Juli) just auf der Anlage des MTV Ingolstadt statt) traten die sechs besten Nachwuchs-Hürdensprinterinnen in einem Lauf gegeneinander an. Das Ergebnis ist bemerkenswert: Siegerin Esther Dreier (TSV Plattling) gelang mit 11,65 Sekunden der Sprung an die Spitze der DLV-Schülerbestenliste. Hinter ihr unterboten Katharina Winkler (LAC Quelle Fürth; 11,93 Sekunden) und Theresa Köchl (MTV 1881 Ingolstadt; 11,95 Sekunden) erstmals die Zwölf-Sekunden-Schallmauer. Als Vierte schaffte die erst 14-jährige Paula Benstetter (TSV Bad Endorf) mit 11,96 Sekunden ebenfalls eine neue persönliche Bestzeit. Ihr herausragendes Talent untermauerte Benstetter obendrein noch mit einem weiteren Hausrekord im Weitsprung mit 5,35 Meter.