Olympische Spiele Paris: Domenika Mayer schafft im olympischen Marathon Platz 29
13,5 Prozent Steigung mit 27 Kilometern in den Beinen: Am härtesten Anstieg des olympischen Marathons von Paris brachten sich am Sonntag die Favoritinnen für den Kampf um die Medaillen in Position. Während sich zuvor mit mehreren Führungswechseln auch Außenseiterinnen wie die Französin Mélody Julien oder die Australierinnen Jessica Stenson und Genevieve Jackson an der Spitze präsentiert hatten, waren am Scheitelpunkt des Anstiegs in einer etwa elfköpfigen Gruppe viele der am höchsten einzuschätzenden Läuferinnen in Front.
Im Anschluss entwickelte sich das Rennen zu einem Ausscheidungs-Wettbewerb, in dem als Erste die Olympiasiegerin von 2021 Peres Jepchirchir (Kenia) abreißen lassen musste. Für den Showdown hatte sich sechs Kilometer vor dem Ziel eine fünfköpfige Spitzengruppe mit den beiden Erstplatzierten des diesjährigen Boston Marathons Hellen Obiri und Sharon Lokedi (beide Kenia), Weltrekordlerin Tigist Assefa, Weltmeisterin Amane Beriso Shankule (beide Äthiopien) und der zweimalige Bahn-Medaillengewinnerin Sifan Hassan (Niederlande) formiert.
Die Olympiasiegerin von Paris wurde schließlich in einem packenden Schlussspurt ermittelt: Eingangs der Zielgeraden waren es noch Tigist Assefa und Sifan Hassan, die um den Sieg kämpften. Und trotz zwei Bronzemedaillen auf der Bahn über 5.000 und 10.000 Meter hatte Sifan Hassan die meisten Körner: In 2:22:55 Stunden sprintete sie nach ihren in Summe 62,195 Kilometern von Paris über die Ziellinie des Marathons und stellte damit sogar noch einen olympischen Rekord auf. Silber und Bronze gingen an Tigist Assefa (2:22:58 h) und Hellen Obiri (Kenia; 2:23:10 h), die damit nach zwei WM-Goldmedaillen und zwei Olympia-Silbermedaillen über 5.000 Meter die erste Medaille im Marathon feierte.
Domenika Mayer in den Top 30
Konservativer ging das DLV-Duo Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) und Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) das Rennen an, in der Hoffnung, mit ihren Stärken im Berglauf an den Anstiegen einige Konkurrentinnen einzuholen. Dieser Plan ging zwar bedingt auf, für eine Top-Platzierung reichte es jedoch nicht. Domenika Mayer passierte die Halbmarathon-Marke auf Rang 45 und arbeitete sich dann noch auf Platz 29 nach vorne, ihre Zeit: 2:30:14 Stunden. Laura Hottenrott war bei ihrer olympischen Premiere und ihrem ersten Hitzerennen noch vorsichtiger. Von Platz 54 bei der Halbmarathon-Marke lief sie auf Platz 38 ins Ziel: 2:13:19 Stunden.
Die eigentlich am stärksten einzuschätzende deutsche Läuferin ging das Rennen auch am schnellsten an und lief noch bis etwa Kilometer 13 mit der Spitze mit – dann war der olympische Marathon für sie jedoch früh zu Ende: Melat Kejeta (Laufteam Kassel), Olympia-Sechste von Tokio (Japan) und Elfte des WM-Marathons von 2023 in Budapest (Ungarn), stieg nach dem ersten großen Anstieg vor Kilometer 20 aus dem Rennen aus. Die Fernsehbilder zeigten sie bei Kilometer 19 gehend und augenscheinlich mit Beschwerden im Bauchbereich am Streckenrand. Später berichtete sie von starken Bauchschmerzen aufgrund ihrer Periode, die sie seit dem Vorabend begleiteten und die sich trotz ärztlicher Betreuung, Massage und Tape nicht gelegt hatten. "Ich bin sehr, sehr traurig, ich habe vier Monate so hart dafür gearbeitet. Aber das ist die Natur, da kann ich gar nichts machen", erklärte sie.
Domenika Mayer zeigte sich anschließend zufrieden: "Man hatte so große Erwartungen an diesen Marathon, war gut vorbereitet, jeder war in der Form seines Lebens und man dachte, man könne da mitschwimmen und hintenraus noch mal drücken. So war es bei mir leider nicht. Ich hatte am Anfang schwere Beine, ich habe versucht zu drücken, manchmal hat es funktioniert, aber am Berg wurde ich dann von einigen überholt, das hat mich ein bisschen runtergezogen, bergrunter konnte ich es rollen lassen. Dann dachte ich: Wenn ich es am Berg schon nicht übertrieben habe, kann ich vielleicht hintenraus noch ein paar Leute einholen. Aber irgendwie waren wir alle gleich schnell und sind so ins Ziel gerollt. Wir hatten uns gut vorbereitet, aber die Berge haben mich doch sehr herausgefordert. Ich hatte ein bisschen Angst, auf dieser Strecke alleine zu sein, aber man war gefühlt nie alleine, man hat egal von welcher Nation immer Anfeuerungsrufe bekommen, das war ein einmaliges Event zum Aufsaugen. Ich habe mir gesagt: Egal wie schwierig und hart es vorher war, ich will im Ziel zufrieden sein. Wenn es einem schwerfällt und man nicht so weit vorne landet, wie man will, ist es ein umso härterer Kampf, und dann muss man sich eigentlich umso mehr freuen."