Deutsche Mehrkampf-MS Hannover: Nur Fürther Mädchen halten die bayerische Fahne hoch
Von 52 angetretenen Teilnehmern im Zehnkampf der Männer gab es nur einen einzigen, hinter dessen Vereinsnamen „BY“ stand. Noch schlimmer das Bild bei der Männlichen Jugend U 20: 44 Starter, davon null aus dem Freistaat! In der Weiblichen U 20 war gerade einmal eine Bayerin dabei, in der Männlichen Jugend U 18 immerhin noch fünf. Allerdings landete keiner von ihnen im vorderen Bereich.
Dabei war es besonders schmerzhaft zu beobachten, wie mit Johannes Hock, der noch bis Ende vergangenen Jahres das Trikot des TV Marktheidenfeld trug, ein ehemaliger bayerischer Hoffnungsträger nun im Trikot des TSV Bayer 04 Leverkusen beinahe DM-Gold im Zehnkampf hätte. Erst im abschließenden 1500 Meter-Lauf verlor Hock den Männer-Titel an Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied), gewann aber noch die U 23-Konkurrenz souverän mit neuer Bestleistung von 7884 Punkten.
Fast wehmütig gerät da schon ein zumindest oberflächlicher Blick über jene Namen von einst gewichtigen Mehrkämpfern aus dem Freistaat, die in Hannover nicht dabei waren: die vorjährige Zehnkampf-Meistermannschaft der LG Telis Finanz Regensburg mit dem Bronzemedaillengewinner Tom Bechert, die dauerverletzten Florian Katzschmann (TS Herzogenaurach) und Stefan Matulla (LG Telis Finanz Regensburg), Sebastian Ratzinger (TV Hautzenberg) sowie Annelie Schrader (MTV 1881 Ingolstadt) und Julia Rüdiger (LG Stadtwerke München), die beide ihre Karriere beendeten. Aber auch manch jüngere Perspektivathleten mit vielseitigen Fähigkeiten haben die Flinte längst ins Korn geworfen. Im Mehrkampf scheinen dringend einige gezielte Impulse vonnöten, um diese Negativtendenz Einhalt zu gebieten.
Keineswegs repräsentativ dafür steht das Ergebnis im Siebenkampf der Frauen, das gleich drei bayerische Starterinnen unter den besten Zehn sah. Die wertvollste Leistung unter 54 (!) gemeldeten Athletinnen brachte dabei Liane Weber (LG Stadtwerke München), die als Beste aus dem Freistaat auf einem sehr guten sechsten Rang landete. Mit ihrem Ergebnis von 5168 Zählern, das um 550 Punkte unter ihrer Bestleistung lag, konnte Weber aber nicht zufrieden sein. Ihre besten Leistungen brachte die 26-Jährige im Speerwerfen (46,21 Meter) sowie über 100 Meter Hürden (14,59 Sekunden).
Zwei Ränge dahinter landete Elisabeth Glonegger (MTV 1881 Ingolstadt) auf Platz acht, wobei es ihr sogar gelang, ihren Hausrekord auf 5070 Zähler zu steigern. Mit 14,04 Sekunden sprintete die Ingolstädterin sogar die beste Hürdenzeit aller Teilnehmerinnen. Zehnte wurde schließlich die amtierende Bayernmeisterin Ines Dirscherl (LG Karlstadt-Gambach-Lohr), im Vorjahr in Vaterstetten noch mit Bronze dekoriert. Mit 5027 kam sie ebenfalls noch über die 5000er-Marke. Für Befremden sorgte in diesem Zusammenhang die Ausschreibung, wonach Athletinnen, die noch in der U 23 startberechtigt sind, in diesem Jahr erstmals gleichzeitig in der Frauenkonkurrenz gewertet werden. So kam es, dass Kira Biesenbach (TSV Bayer 04 Leverkusen) gleich drei Mal Gold gewann, die Frauen aber auch die besten Juniorinnen vor die Nase gesetzt bekamen.
Überaus erfreulich war auch das Abschneiden der Siebenkampf-Mädchen der LAC Quelle Fürth. Katharina Winkler, Tina Pröger und Lena Reil mussten sich in der prestigeträchtigen Mannschaftswertung nur dem Trio der SG Motor Gohlis-Nord geschlagen geben und verwiesen gleichzeitig den Nachwuchs des TSV Bayer 04 Leverkusen, Deutschlands erste Leichtathletikadresse überhaupt, auf Rang drei. Fast wäre noch mehr möglich gewesen, doch der abschließende 800-Meter-Lauf kostete mehr Kraft als erwartet. In der Einzelwertung belegte Katharina Winkler (4813) den siebten Rang, Tina Pröger wurde Neunte (4785).
Zwei turbulente Tage lagen hinter dem Mädchen-Trio aus Fürth. Persönliche Bestleistungen wechselten sich mit kleinen Rückschlägen am Ende einer langen Saison ab. Doch am Ende gaben Winkler (unter anderem 1,69 Meter im Hochsprung und 12,84 Sekunden über 100 Meter), Pröger (1,60 Meter im Hochsprung und 11,28 Meter mit der Kugel) und Reil noch einmal alles und beeindruckten mit tollen Leistungen im Weitsprung und im Speerwurf. So sprang Tina Pröger 5.46 Meter weit und beschleunigte den Speer auf 33.70 Meter. Katharina Winkler kam auf 5.42 Meter und den neuen Hausrekord von 36.93 Meter.
Doch dies toppte gar noch Lena Reil mit ihren famosen 37.97 Metern, so dass man sogar unverhofft vom Teamgold träumen konnte. Dementsprechend engagiert stellten sich alle drei Mädchen dem abschließenden zwei „Leidensrunden“ und gingen das Tempo der Spitze mit. Erst ganz am Ende musste man die meist um ein Jahr älteren Mitstreiterinnen ziehen lassen.