Senioren-WM Perth: Bayern stehen acht Mal in Australien ganz oben auf dem Treppchen
Insgesamt hatten knapp 200 deutsche Sportler gemeldet, darunter 30 Sportlerinnen und Sportler aus dem Freistaat. Auch wenn das deutsche Kontingent nicht so groß war wie bei ähnlichen Veranstaltungen in Europa konnte die deutsche Mannschaft doch den vierten Platz im Medaillenspiegel erreichen (40 mal Gold, 51 mal Silber, 46 mal Bronze)
Die Veranstaltung war von den Australiern ohne jeden Makel organisiert. Zumindest im Hauptstadion fanden die Wettbewerbe exakt im vorgegebenen Zeitrahmen statt. An vielen Details, insbesondere bei den Vorbereitungen zu den Staffeln, merkte man, dass die Abläufe sehr gut durchdacht und vermutlich auch geprobt waren. Trotzdem war die Veranstaltung von einer Leichtigkeit und Freundlichkeit beseelt, die dem australischen Charakter geschuldet war.
Einziger Wehrmutstropfen war der sehr heftige und kühle Wind, der selbst den Sprintern ein wenig zu schaffen machte, weil er auf den kurzen Strecken zwar Fabelzeiten produzierte, diese aber häufig nicht rekordfähig waren. Unangenehm war auch ein nur als Fliegenplage zu bezeichnender Zustand, den die Australier aber ungerührt hinnahmen, weil es sich offenbar um einen Dauerzustand, zumindest zu dieser Jahreszeit, handelt. Für Europäer ungewohnt waren auch die sehr kurzfristig auftretenden heftigen Temperaturwechsel. Während man in den ersten Tagen bei zirka 20 Grad wegen des heftigen Windes gut eingepackt aufwärmen musste, stieg die Temperatur innerhalb von zwei Tagen plötzlich auf über 35 Grad, nur um ebenso schnell wieder abzustürzen. Glücklicherweise war es meist wolkenlos oder nur wenig bewölkt.
Was die sportlichen Leistungen betrifft, war Hermann Beckering (SpVgg Ahorn) der erfolgreichste bayerische Teilnehmer. Er erreichte in der M 75 über 100 Meter mit 14,41 Sekunden den zweiten Platz. Ebenso erging es ihm über die 200 Meter, wo er heimlich auf Gold gehofft hatte, auf den letzten Schritten aber verkrampfte und sich mit 29,84 Sekunden um 0,36 Sekunden geschlagen geben musste.
Bisher war Hermann Beckering in Wettkämpfen nie über die 400-Meter-Strecke angetreten. Angesichts des hohen Aufwands für die Anreise wollte er aber wohl möglichst viele Wettkämpfe mitnehmen und hatte diesmal gemeldet. Dort machte er das Unmögliche wahr und gewann in sehr guten 1:08,50 Minuten das Finale und damit die Goldmedaille. Damit wäre er bei den diesjährigen Deutschen Seniorenmeisterschaften nur 0,1 Sekunden hinter Guido Müller auf dem zweiten Platz gelandet. Es scheint sich also um ein unentdecktes Talent zu handeln, eine fantastische Leistung für den bisherigen Kurzstreckenspezialisten. Seine Medaillensammlung vervollständigte er dann noch mit zwei zweiten Plätzen in der 4 x 100-Meter und der 4 x 400-Meter-Staffel der M 75.
In der M 70 konnte sich Klaus Wucherer (LAC Quelle Fürth) seine Medaillenträume verwirklichen. Er gewann die 80 Meter Hürden in 14,13 Sekunden und wurde über 300 Meter Hürden Zweiter mit 51,59 Sekunden. Zudem gewann er über die beiden Staffelstrecken mit der deutschen Mannschaft in der M 70 jeweils Silber.
Karl Dorschner (TV 1848 Coburg) war in seiner neuen Altersklasse M 65 ähnlich erfolgreich. Über 100 Meter erreichte er in hervorragenden 12,76 Sekunden den dritten Platz, über 400 Meter war er nicht zu schlagen und gewann in sehr guten 58,93 Sekunden. Mit der 4 x 100 Meter-Staffel der M 65 holte er Silber. Für die 4 x 400 Meter-Staffel hatte er sich überzeugen lassen, das Team der M 60 zu vervollständigen. Eine gute Entscheidung, denn Deutschland gewann mit 3:53,70 Minuten die Goldmedaille und stellte mit dieser Zeit einen neuen Europarekord für die M 60 auf.
Auch Gerhard Zorn (TSV Vaterstetten) durfte in seiner neuen Altersklasse M 60 antreten und nutzte seine Chancen. Für ihn selbst überraschend konnte er über 100 Meter mit 12,36 Sekunden die Bronzemedaille gewinnen. Über die 200 Meter wurde er mit 24,63 Sekunden Zweiter, leider bei etwas zu starkem Wind, um die Zeit rekordfähig zu machen. In seiner stärksten Disziplin, den 400 Meter, konnte er dann ungefährdet, mit deutlichem Abstand von fast 1,5 Sekunden zum Zweiten, die Ziellinie überqueren. Mit den erreichten 55,03 Sekunden hätte er auch in der M 55 gewonnen.
Für die beiden Staffeln hatte sich das deutsche Team der M 60 Hoffnung auf zwei Mal Gold gemacht. Immerhin waren jeweils drei Deutsche in die Finalläufe über 100 Meter und 400 Meter vorgedrungen. Leider ging der Traum über die 4 x 100 Meter nicht in Erfüllung, aber der zweite Platz war angesichts eines Sturzes kurz nach dem Wechsel von Gerhard Zorn auf seinen Teamkameraden Reinhard Michelchen noch ein gutes Ergebnis. Die 4 x 400 Meter-Staffel musste Gerhard Zorn mit schon angeschwollenem Knie antreten, aber der Schaden war dann doch keine Behinderung und das Team lief, wie oben bei Karl Dorschner bereits erwähnt, Europarekord in der M 60 und errang die Goldmedaille.
Die Riege der erfolgreichen bayerischen Sprinter vervollständigten Karl Schmid (SpVgg Weiden) und Jörg Ritter (TV Hauzenberg). Schmid gewann mit der 4 x 100 Meter Staffel in der M 75 gemeinsam mit Hermann Beckering Silber. Jörg Ritter konnte mit seinem Team in der M 45 Gold gewinnen.
In den Wurfdisziplinen war bei den Männern nur Norbert Röhrle (LG Stadtwerke München) erfolgreich. Er gewann beim Speerwurf der M 70 mit 38,21 Metern die Bronzemedaille.
Auch die bayerischen Geher waren erfolgreich. Steffen Meyer (SV Breitenbrunn) gewann in der M 50 im 5000 Meter Bahngehen Silber und im 10 Kilometer Straßengehen Bronze. Helmut Prieler (SpVgg Niederaichbach) wurde im 20 Kilometer Straßengehen Vizeweltmeister.
Bei den Frauen räumte Eva Nohl (TSV Langenzenn) in den Wurfdisziplinen der W 65 ab. Sie gewann insgesamt vier Medaillen: Gold im Hammerwurf mit 38,49 Metern, sowie Silber im Speerwurf (22,37 Meter), im Gewichtwurf (15,07 Meter) und im Werfer-Fünfkampf (4186 Punkte).
Eine Bronzemedaille gab es im Halbmarathon der W 55 für Carmen Fuhrmann (Team Klinikum Nürnberg) mit 1:40:45,00 Stunden.
Für Belgien startete Margarete Tomanek (LG 90 Ebersberg-Grafing). Sie gewann mit dem Diskus eine Silbermedaille (27,04 Meter) sowie jeweils Bronze im Hammerwurf (34,57 Meter) und im Gewichtswurf (14,33 Meter).
Damit ging für die bayerische Abordnung nach Australien eine sehr lange Saison erfolgreich zu Ende. Einige Athleten nutzen die Gelegenheit, schon während der Wettkämpfe Ausflüge ins Umland von Perth zu unternehmen oder hatten das für die Zeit nach den Wettkämpfen geplant und konnten sich an der fremdartigen Flora und Fauna begeistern.