Brixia Meeting 2014: Team Bayern steigert sich in Brixen auf hervorragenden zweiten Platz
Brixen war für die 15- bis 17-jährigen Leichtathleten aus dem Freistaat schon immer eine Reise wert. In diesem Jahr jedoch verkaufte die U 18-Auswahl ihre Haut so teuer wie schon lange nicht mehr. Musste man sich im vergangenen Jahr noch mit einem fünften Rang bei starken Regenfällen, Windböen und Temperaturen um zehn Grad bescheiden, so gab es in der von Südtiroler Medien martialisch als „Hitzeschlacht von Brixen“ titulierten Neuauflage des traditionsreichen Länderkampfes bei Temperaturen von bis zu 34 Grad im WM-Stadion von 2009 ein glänzendes Comeback der jungen Bayern.
Dieser Erfolg ist umso bemerkenswerter, weil die Veranstalter zur 32. Auflage des Brixia Meetings zum einen deutlich die Anzahl der teilnehmenden Teams erhöht hatte, aber auch Disziplinen wie Dreisprung neu ins Programm nahm. Obwohl bei den Mädchen trotz vielfacher Bemühungen keine Hindernisläuferin für das „Team Bayern“ gewonnen werden konnte, schafften sie es dennoch in der Geschlechterwertung auf Rang vier (240) hinter der Lombardei (246,5), Venetien (270,5) und Baden-Württemberg (285,5). Die Buben rangierten gleich hinter den Württembergern (312) auf dem zweiten Rang (271), gefolgt von der Toskana (258,5) und der Lombardei (258).
Die Erkenntnis, dass der viel gerühmte „Team-Spirit“ auch bei einem bunt zusammen gewürfelten Haufen aus allen Winkeln des Freistaats Berge versetzen kann, begeisterte nicht nur die jungen BLV-Talente, sondern auch die mitgereisten Betreuer. Da schrien Weitspringer nach Leibeskräften, um den eigenen 800-Meter-Läufern Beine zu machen, klatschten Sprinter rhythmisch im Takt, um den Hochspringern über die Latte zu helfen oder fieberten Mittelstreckler bei den Versuchen der Kugelstoßer. Das Resultat dieses „Bayerischen Tages“ in Südtirol kann sich in der Tat sehen lassen: Mehr als die Hälfte aller Nominierten trat mit neuen persönlichen Bestleistungen die Heimreise an, von den vielen neuen Freundschaften ganz zu schweigen.
Standortbestimmung Brixen
Brixen bedeutet auch immer eine Standortbestimmung knapp fünf Wochen vor den Bayerischen in München sowie acht Wochen vor den Deutschen Jugendmeisterschaften in Bochum-Wattenscheid. Und selbstredend eine Art Tauglichkeitsprüfung auf der Schwelle zur „echten“ Leichtathletik. Denn die besondere Atmosphäre des Brixia-Meetings, für die „alten Hasen“ mittlerweile Routine und eher motivationsfördernd, bietet den perfekten Anschauungsunterricht für Deutsche Titelkämpfe oder internationale Events. Bei einigen des 2014-Jahrgangs waren die Nervosität und der Respekt unübersehbar. Aber wer bei den „Großen“ mitspielen will, der muss sich nun mal mit Begleiterscheinungen wie Schlafen in fremden Betten, einer anderen Küche als bei Mama, der Callroom-Prozedur, der Abwesenheit der Bezugsperson Trainer im Innenraum oder italienischen Startkommandos arrangieren können. Nahezu alle aus der Bayern-Auswahl kamen mit diesen Begleiterscheinungen jedenfalls problemlos zurecht, erwiesen so ihre Tauglichkeit für höhere Aufgaben und begeisterten mit teilweise ausgezeichneten Leistungen.
Zwar gab es 2014 nur mehr einen Einzelsieg durch Felix Straub (TV 1909 Dietenhofen) zu feiern, der die 200 Meter in phänomenalen 21,87 Sekunden heruntertrommelte und sich mit seinen zweiten Platz über 100 Meter in 10,95 Sekunden, nur um ein Hundertstel von dem Württemberger Deniz Almas geschlagen, als der fleißigste bayerische Punktesammler erwies, wofür ihm später im Bus auch der große Mannschaftspokal überreicht wurde. Diesmal war es jedoch die sprichwörtliche Ausgeglichenheit des Teams, das in einem hochklassigen Wettbewerb stets Platzierung auf oder dicht um das Podium gewährleistete, keinen echten Ausfall zu verzeichnen hatte und so den bemerkenswerten Erfolg erst möglich machte.
Faltenbachers Riesensatz auf 7,21 Meter
Dabei gab es auf bayerischer Seite einige wirklich phänomenale Leistungen, die in den Jahren zuvor problemlos zum Sieg in Brixen gereicht hätten und mit denen sich die Protagonisten auch in der bundesdeutschen U 18-Bestenliste ganz vorne einnisten konnten. David Faltenbacher (LG Stadtwerke München) beispielsweise schockte gleich im ersten Durchgang des Weitsprungs die Konkurrenz mit einem Satz auf 7,21 Meter. Nur Manuel Eitel (Baden-Württemberg) als Zweiter mit 7,22 Meter Ginaluca Santuz aus dem Veneto, der mit dem letzten Versuch noch einen winzigen Zentimeter weiter sprang (7,23 Meter) übertrumpfen den 17-jährigen Münchner in einem hochklassigen Wettkampf. Faltenbacher stellte sich später auch noch über die 110 Meter Hürden für die Bayern-Auswahl zur Verfügung, und das, obwohl er noch tags zuvor bei der Regensburger Sparkassen-Gala einen Wettkampf bestritten hatte. Seine Zeit von 14,91 Sekunden (Platz acht) war deshalb auch aller Ehren wert, obwohl er in einem Duell „Arm an Arm“ von einem Konkurrenten behindert wurde, aus dem Rhythmus kam und sich schmerzhaft das Knie prellte.
Auch Bayerns Weitsprung-Vertreterin bei der weiblichen U 18, Jacqueline Sterk (SWC Regensburg), setzte mit einer Verbesserung auf 5,71 Meter und Rang vier ein bemerkenswertes Ausrufezeichen. Interessant dabei war auch die Weitsprung-Leistung von Siebenkämpferin Kerstin Schellenberger (LAC Quelle Fürth). Ihr gelang mit bärenstarken 5,69 Meter die größte Weite der gesamten Konkurrenz. In der Siebenkampf-Gesamtwertung belegte die mittelfränkische „Athletenkönigin“ einen exzellenten dritten Rang mit 4660 Zählern, wobei auch noch ihre 15,34 Sekunden über 100 Meter Hürden sowie 35,81 Meter mit dem Speer herausstachen.
Möglicherweise hätte man auf der grünen Bahn von Brixen an diesem Pfingstsonntag Spiegeleier braten können. Louisa Rieger (LG Stadtwerke München) nützte die schnelle Hitzeplatte jedoch für einen sprichwörtlich heißen Lauf über die Stadionrunde, wo sie ihre gerade mal zwei Wochen alte Bestzeit über 400 Meter als Zweite abermals auf 55,90 Sekunden steigern konnte. Hoch hinaus ging es auch für Bayerns Vertreterin im Hochsprung, Laura Gröll (LG Eckental). Als Zweitplatzierte des Hochsprungs gelang ihr mit 1,76 Meter ebenfalls ein neuer Hausrekord. Die Freude darüber war natürlich riesengroß, selbst bei Bundestrainer Jan-Gerrit Keil, der der jungen Sportlerin im Bus auf der Rückfahrt nach Deutschland eine Glückwunsch-SMS sandte.
Die nächste persönliche Bestleistung lieferte Stabhochspringer Korbinian Suckfüll (TSV Gräfelfing) ab. Im zweiten Versuch überquerte er sicher 4,65 Meter, pokerte dann und ließ 4,70 Meter, um dann aber drei Mal 4,75 Meter zu reißen und dem Württemberger Vincent Hobbie (4,70 Meter) sowie Max Mandusic (Venezien; 4,80 Meter) den Vortritt zu lassen.
Windmaier outet sich als Hürdensprinterin
Ihre Qualitäten als Hürdensprinterin offenbarte Johanna Windmaier (TSV 1880 Wasserburg), die sich bislang eigentlich als Weitspringerin einen Namen gemacht hat. Mit einer Steigerung auf 14,11 Sekunden düpierte sie alle Spezialistinnen und lief als beste deutsche Starterin auf den zweiten Platz des Gesamtklassements vor. Ebenfalls Silber durfte Speerwerferin Veronika Klimek (VfL Waldkraiburg) in Empfang nehmen. Ihre Weite: 43,17 Meter. Nur hauchdünn den Sieg in der Diskus-Konkurrenz verpasste Rebecca Zimmer (LG Bamberg). Mit 42,27 Meter rückte sie der favorisierten Alina Kenzel (VfL Waiblingen) im letzten Versuch noch einmal bedrohlich auf die Pelle (42,67 Meter). Noch der U 16-Klasse gehört Kugelstoßerin Amelie Döbler (LG Stadtwerke München). Aber selbst eine Jahrgangsstufe höher stand die 15-Jährige ihre Frau. Mit 14,34 Meter kam sie als Dritte in die Nähe ihrer Bestleistung.
Auch Fabian Müller (LAG Schwandorf) wird Brixen in allerbester Erinnerung behalten. Über 400 Meter kämpfte er in der Südtiroler Pfingsthitze bis zum letzten Blutstropfen und bekam als Belohnung für seinen Kraftakt einen neue Bestzeit knapp über der 50-Sekunden-Marke (50,19 Sekunden) sowie Bronze mit auf den Heimweg. Ebenfalls Platz drei gab es für Hochspringer Christoph Kurz (FC Aschheim) – er überquerte 1,95 Meter – und Speerwerfer Justin Polster (TSV Bad Endorf), der in einem engen Wettkampf 57,22 Meter erzielte. Zu den auffälligen Leistungen zählten überdies die 15,01 Meter mit der Kugel, die Martin Knauer (LAG Mittlere Isar) als Fünfter stieß. Obwohl nur als Ersatzmann zum Zug gekommen, verbesserte er sich um fast einen Meter. Die gleiche Platzierung heimste Marius Laib (LG Eckental) im Diskuswerfen ein, wo er seine Bestleistung auf 43,87 Meter steigern konnte. Auf einen respektablen sechsten Platz über 100 Meter sprintete Elena Pagliarini (LG Stadtwerke München) in 12,25 Sekunden.
Im Zehnkampf bestritt Marc Hoseus (TS Herzogenaurach) zwei ausgeglichene Tage auf hohem Niveau, die ihn in der Endabrechnung auf einen sehr guten vierten Rang brachten (5608). Die bayerischen Sprintstaffeln bildeten schließlich noch das Sahnehäubchen auf einen ganzen Cocktail von herausragenden Leistungen. Die Mädchen in der Besetzung Elena Pagliarini, Assunta Kienzler (LG Würm Athletik), Louisa Rieger und Johanna Windmaier kamen hinter Venezien (46,74 Sekunden), der Lombardei (47,15 Sekunden) und Baden-Württemberg (47,96 Sekunden) als Vierte in 47,99 Sekunden ins Ziel. Für die Jungs, die mit Fabian Müller, Felix Straub, Timo Dausch (TV Wallersdorf) und erneut David Faltenbacher antraten, reichte es zu Rang fünf (43,28 Sekunden).
Alle Ergebnisse vom 32. Bixia Meeting finden Sie hier:
http://www.fidal.it/risultati/2014/COD4478/Index.htm
Eine umfangreiche Bildergalerie von Christian Göstl "Sportlich belichtet" finden Sie hier: