Bayerische Hallen-Mehrkampf-MS Fürth: Starke Sieger und die Qual der Wahl
15 114 Punkte: So lautet der neue bayerische Mannschaftrekord im Siebenkampf in der männlichen U 23, aufgestellt am vergangenen Wochenende von Felix Wolter, Korbinian Suckfüll und Noah Kollhuber vom TSV Gräfelfing. Die Gemeinde im Westen München will neben ihrem bisherigen Ruf als Stabhochsprung-Hochburg nun auch eine Anlaufstelle für den Mehrkampf werden. Der Erfolg gibt den Gräfelfingern mehr als Recht. Um über 1000 Punkte schraubte das Trio die alte Bestmarke nach oben und ließ das hoch gewettete TS Herzogenaurach (14 558) sowie die LG Stadtwerke München (13 709) klar hinter. Logisch, dass auch der Sieger aus Gräfelfing kam. Felix Wolter konnte endlich einmal sein großes Potenzial als Vielseitigkeitsathlet ausspielen und holte sich den Einzeltitel mit starken 5262 Zähler. Überragend dabei sein Weitsprung von 7,33 Metern und sein Stabhochsprung von 4,60 Meter. Dahinter meisterten noch zwei weitere Mehrkämpfer die 5000-Punkte-Marke: Mit Christoph Lange (TS Herzogenaurach) wurde Zweiter mit 5057, während Korbinian Suckfüll, der Mann mit dem traditionell besten Stabhochsprungergebnis (4,70 Meter) auf dem Bronzerang einkam (5020).
Keine Konkurrenz bei den Frauen musste die klar beste Mehrkämpferin Bayerns, Anna-Lena Obermeier (LG Sempt) fürchten. Trotz eines gerade ausgestandenen grippalen Infekts beherrschte sie den Fünfkampf nach Belieben. 3677 Punkte standen am Schluss für die 20-Jährige zu Buche, wobei ihre beste Leistung einmal mehr im Hochsprung zustande kam (1,75 Meter). Verbessert zeigte sich Julia Schneider (LG Stadtwerke) mit ihren 3524 Zähler, die ihr zur Vizemeisterschafte verhalten. Ihre Mannschaftskameradin Franziska Halbritter wurde Dritte (3206). Beide gewann zusammen mit Nadine Brutscher auch die Mannschaftswertung bei den Frauen (9439).
BLV-Mehrkampftrainer Andreas Streng freute sich in Fürth besonders über die Performance des Nachwuchses. "In allen Altersklassen gab es diesmal gute bis sehr gute Erstplatzierte, die im Sommer gewiss auf sich aufmerksam machen, wenngleich einige Leistungsträger fehlten oder sogar verletzungsbedingt ausscheiden mussten. Natürlich dürfen auch einzelne Leistungen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich im Sommer das ein oder andere Blatt wenden wird, wenn die wirklichen Mehrkämpfe anstehen." Streng äußerte die Hoffnung, dass sich der eine oder andere Spezialist, der sich in der Halle an den Mehrkampf herangewagte habe, nun auch unter freiem Himmel zielstrebig das Ziel Deutsche Mehrkampfmeisterschaften verfolgen werde.
Gemeint ist damit unter anderem auch Jasmin Maxbauer (LG Eckental). Die eigentlich als Weit-, Drei- und Hochspringerin bekannte 17-Jährige gewann den Fünfkampf der weiblichen U 20 mit der beeindruckenden Punktezahl von 3749. Logisch, dass Maxbauer ihre Ausrufenzeichen hinter den Weit- (5,76 Meter) und den Hochsprung setzte, wo sie sich auf bemerkenswerte 1,75 Meter steigern konnte. Doch auch ihr 60-Meter-Hürdensprint war mit 9,08 Sekunden nicht ohne. Ist Jamin Maxbauer also eine bessere Mehrkämpferin als Springerin? Ihre Vereinskameradin Johann Stegmair wurde mit 3279 Zählern Zweite vor Julia Knierim (LG Erlangen; 2999). Logisch, dass die Eckentaler Mädchen auch die Teamwertung mit 9815 Punkten vor dem FC Aschheim (8339) und dem TSV Bad Endorf (7737) für sich entscheiden konnten.
Auch bei den U 20-Jungs gab es einen souveränen Sieger. Dieser hieß Manuel Riemer (TSV 1880 Wasserburg) und sammelte 4914 Punkte (unter anderem 6,66 Meter Weit und 4,10 Meter Stabhoch). Hinter ihm landeten Felix Ostermeier (LG Stadtwerke München; 4237) und Korbinian Obermaier (LG Sempt; 4087). Auch bei den Mannschaften hatten die Wasserburger (11 595) vor dem SV Unterneukirchen (9268) die Nase vorne. Wie Riemer ist auch der männliche U 18-Meister Lukas Radis (LAG Garmisch-Partenkirchen) ein "reiner" Mehrkämpfer. Dies zeigte sich vor allem durch eine erstaunliche Ausgeglichenheit im Leistungsspektrum des Deutschen Neunkampfmeisters von 2015, der mit 4431 Punkten einen großen Abstand zwischen sich und dem Silber- (Giuseppe Di Maggio; LAC Quelle Fürth; 4335) und dem Bronzerang (Lukas Moser; LG Stadtwerke München; 4299) legte. In der Mannschaftswertung gewann hier die LG Stadtwerke München (12 431) vor dem LAC Quelle Fürth (11 790).
Vanessa Neubauer (FC Aschheim) und ihre Trainerin Marina Ehrenreich dürften sich ebenfalls die Frage stellen, in welche Richtung ihre Karrierezug künftig fährt. Zwei Mal gewann sie Bayerngold in der U 18 im Weit- und im Dreisprung, diesmal gab es den Fünfkampftitel in ihrer Altersklasse mit 3304 Punkten (beste Leistungen: 5,48 Meter im Weitsprung und 2:23,51 Minuten über 800 Meter). Auf den unteren Stockerlplätzen landeten Leonie Polster (LG Landkreis Roth; 3218) und Karin Schmid (TV Altötting; 2741). Die LG Landkreis Roth holte sich Gold in der Mannschaftswertung (5940).
Nicht unbedingt die für diese Altersklasse erwartet großen, aber dafür ziemlich gute Starterfelder gab es in der U 16. Beide Jungenklassen endeten mit einem Doppelsieg für die LG Stadtwerke München. In der M 15 waren es Florian Unold (2786) und Timur Luzius (2644), die beide 1,76 Meter hoch sprangen, während Sebastian Oertel (TS Herzogenaurach; 2567) auf Platz drei einkam. Die M 14er-Konkurrenz machten Moritz Haberger (2722) und Vincent Schäfer (2468) untereinander. Für Florian Ertl (Kirchheimer SC) bliebt Bronze mit 2380 Punkten. Keine Überraschung war es deshalb, dass die Münchner gleich zwei Mal Edelmetall in der Mannschaftswertung mit nach Hause nahmen, und zwar Gold (8142) und Bronze (7031). Dazwischen landete der SWC Regensburg (7084).
Alicia Inhofer (TV Bad Kötzting) ist ein weiteres, multipel begabtes Talent, das bisher vor allem im Spring auffiel. In Fürth holte sie sich den Bayerischen Fünfkampftitel in der W 14 mit 2491 Zählern (unter anderem 9,02 Sekunden über 60 Meter Hürden) vor Elisa Eich (TV DJK Hammelburg; 2445) und Katja Davidowske (Kirchheimer SC; 2409). Ausgeglichenheit auf hohem Niveau war dann bei Inhofer Vereinskollegin Luisa Fischer (TV Bad Kötzting) der Schlüssel zum Erfolg in der W 15. Sie gewann mit 2750 Punkten vor Amelie Herrmann (TSV Katzwang 05; 2632) und Magdalena Müller (TV 1861 Amberg; 2618). Bei gleich zwei Kötztinger Mädchen-Titel musste auch Team-Gold unbedingt in die Oberpfalz gehen. Mit 7752 Punkten blieben die Fischer, Inhofer und Veronika Maurer klar vor dem TV DJK Hammelburg (6889) und der LG Sempt (6588).