Tim Ramdane Cherif (vorne) setzte für die Bayerischen Meisterschaften eine Bestmarke, die noch lange Bestand haben wird // Große Freude bei der neuen Bayerischen Meisterin Sabrina Prager // Winfried Huber beeindruckte einmal mehr // Wetterkapriolen: So groß waren die "Geschenke" des Himmel für den Regensburg-Marathon. Fotos: Henrik Jensen, Erwin Fladerer, Dieter Claus

01.06.2022 12:43 // Von: Dieter Claus

BM Marathon Regensburg: Sehr gute Siegerzeiten, aber wenig Teilnehmer

Er kam, sah und siegte: Tim Ramdane Cherif (LG Telis Finanz Regensburg) startete überraschend beim Regensburg Marathon, lief lange Zeit alleine und siegte schließlich souverän mit einer Zeit von 2:24:42 Stunden, was ihm auch den bayerischen Titel einbrachte. Ihrer Favoritenrolle wurde Sabrina Prager (LG Passau) gerecht, mit 2:56:47 Stunden gelang ihr eine neue Bestzeit.

Noch am Samstagnachmittag ließ die Starterliste für die Bayerischen Marathonmeisterschaften nicht sicher eine Siegerzeit unter 2:30 Stunden erwarten. Doch dann stand um 8.30 Uhr mit tausenden Läuferinnen und Läufer Tim Ramdane Cherif bei idealen Lauftemperaturen an der Startlinie. Im April lief Ramdane Cherif in Hamburg eine Zeit von 2:17:31 Stunden. Eigentlich wollte der 28-jährige am Sonntag einen langen Trainingslauf machen. In Absprache mit seinem Trainer Kurt Ring entschloss er sich kurzfristig zur Teilnahme am Regensburg-Marathon. „Ich wollte als Läufer eines Regensburger Vereins der Stadt etwas zurückgeben und es hat mich gefreut, dass ich teilnehmen konnte“, erklärte Ramdane seinen spontanen Entschluss. Der gleichzeitig durchgeführte Wettbewerb auf der Halbmarathonstrecke führte dazu, dass Ramdane Cherif auf der ersten Hälfte der Marathondistanz in einer sechsköpfigen Gruppe deutlich schneller lief als er wollte. Mit der Zwischenzeit von 1:11:41 Stunden wäre Ramdane Cherif auf der Halbmarathondistanz zweitschnellster Läufer geworden. Die weiteren 21 Kilometer absolvierte er dann alleine an den vielen Hobbyläufern vorbeiziehend durch die schöne Regensburger Altstadt mit teilweise begeisterten Zuschauern. Die Siegerzeit von 2:24 Stunden könnte für die nächsten Jahre bei Bayerischen Marathonmeisterschaften eine beständige Zielmarke sein.

 

Überglücklich war die neue Bayerische Meisterin über die Marathondistanz, Sabrina Prager, angesichts ihrer neuen Bestzeit von 2:56:47 Stunden. Im Vorjahr wurde sie mit einer Zeit von 3:02:30 Stunden Vizemeisterin. Ihre Konkurrentinnen lagen in Regensburg mehr als eine halbe Stunde hinter der ansonsten passionierten Bergläuferin. „Für mich persönlich waren es perfekte Bedingungen, Wetter, Strecke und Stimmung sehr gut, hat Spaß gemacht zu laufen“, resümierte die 35-jährige.

 

Und wo blieben die weiteren Marathonis bayerischer Vereine? Nach der halben Strecke war der Vizemeister noch nicht klar erkenntlich. Mit einer knappen Minute Vorsprung lag Marco Bscheidl (LG Bayerwald) vor Michael Sassnink (LC Aichach), der dann allerdings das Rennen aufgab. So wurden die letzten Kilometer auch für Bscheidl ein einsames Rennen. „Am Schluss wurde es dann doch noch recht hart, wohl auch der katastrophalen Situation rund um die Eigenverpflegung geschuldet. Es stand praktisch keine Flasche am richtigen Platz - mal gar nichts, mal die Verpflegung von Kilometer 40 schon bei Kilometer 19“, berichtete der spätere Vizemeister, der nach 2:39:31 Stunden völlig erschöpft das Ziel erreichte. Mit seiner Zeit von 2:43:40 Stunden und dem gleichzeitigen Titel in der M 35 dürfte Martin Stegerer (TV Burglengenfeld) mit seinem Marathondebüt zufrieden sein.

 

Zwei Seniorenläufer bayerischer Vereine stachen mit exzellenten Leistungen in der Ergebnisliste hervor: Der 62-jährige Winfried Huber (PTSV Rosenheim) lief vor elf Jahren 2:40:41 Stunden und erreichte in Regensburg als sechster bayerischer Läufer eine Zeit von 2:49:42 Stunden. Eigentlich wollte er 2:45 Stunden liefern, aber letztendlich gab sich der HNO-Arzt zufrieden: „Der Regensburg Marathon war ein schönes Erlebnis. Eine richtig schnelle Zeit ist bei Kopfsteinpflaster und einigen Steigungen allerdings schwer zu erzielen.“ Auch Ottmar Disse (LG Wolfstein) wird mit zunehmendem Alter auf der Marathonstrecke kaum langsamer: Bei den Bayerischen Meisterschaften 2007 in Würzburg wurde er mit 2:53:52 Stunden Vizemeister in der M 50, am Sonntag ließ er als Altersklassensieger in der M 65 mit 3:00:55 Stunden noch eine Reihe jüngerer Marathonis hinter sich.  

 

Wenn es um Mannschaftsleistungen geht, zeigt der SC Kemmern mit seinen Läuferinnen häufig seine grüne Flagge. Das Meisterschaftsteam auf der Marathondistanz bestand aus Manuela Glöckner, Nicole Postler und Geli Nehr. Im Wettbewerb der Männer siegte das Trio Marco Bscheidl, Joshua Sperrle und Christian Raster des LG Bayerwald.

 

Die größte Anzahl an Startern wählte in Regensburg den Halbmarathon. Aufs Siegerpodest wurden zwei bekannte bayerische Langstreckenläuferinnen gerufen: Maria Brand, ehemals Kerres, (LG Telis Finanz Regensburg) gewann mit 1:14:52 Stunden. Auf den zweiten Platz kam Corinna Harrer, die eine lange Trainingspause wegen einer Coronainfektion einlegen musste.

 

BLV-Vizepräsident Willi Wahl gab sich etwas enttäuscht angesichts der geringen Teilnehmerzahlen für diese Bayerischen Meisterschaften, freute sich freilich über die Siegerzeiten: „Das war trotz des Hagelschauers gegen 11:45 Uhr summa summarum eine gelungene Veranstaltung. Der BLV bedankt sich beim LLC Marathon Regensburg, insbesondere bei Claudia Fritsch und ihrem Rennleiter Dieter Lutz, für die Übernahme der Titelkämpfe.“

 

Nachfolgend ausgewählte Sieger einzelner Altersklassen: M 45: Christian Blöchl-Wagner (TV Hauzenberg); M 50: Markus Riedl; M 55: Thomas Stempflhuber (beide LVR Geiselhöring); M 70: Karl-Heinz Schopf (SC Unterpfaffenhofen-Germaring); W 45: Manuela Glöckner (SC Kemmern); W 50: Bettina Breitenfeld (SC Stadtwerke Freising); W 55: Silvia Michalka (1. FC Beilngries); W 60: Theresia Meier (TB Weiden); W 65: Gabriele Kaiser (SC Unterpfaffenhofen-Germaring).