Jugend DM Jena, 2: Antonov, Burghardt, Schwandke und Grau krönen Bayerns Galatag
Im sechsten Versuch des Dreisprungs der Männlichen Jugend B gelang Dimitri Antonov die Überraschung: Er flog auf 14,86 Meter und verbesserte damit nicht nur seine eigene Bestleistung um 88 Zentimeter, sondern auch die Bestmarke für A-Schüler von Volker Mai, der vor genau 30 Jahren 14,72 Meter weit gesprungen war. In Führung gelegen hatte bis zu diesem Zeitpunkt Dimitris zwei Jahre älterer Bruder Ivane. Im letzten Durchgang konnten ihn dann sowohl sein Bruder als auch der bis dahin Drittplatzierte Felix Lahme (TV Eppingen; 14,72 Meter) übertrumpfen. Zwar steigerte sich Ivane Antonov noch auf 14,71 Meter, dies reichte aber nur zu Bronze. „Ich wollte heute eigentlich gar nicht gewinnen“, erklärte der jüngere der Brüder, die beide vom Vater trainiert werden. „Mit Platz zwei oder drei wäre ich auch zufrieden gewesen. Ivane ist technisch viel besser als ich, er könnte locker über 15 Meter springen. Und mir bleiben ja auch noch zwei Jahre in der B-Jugend.“
Schwandke setzt neue Bestmarke
Eindruckvoll mit der Bürde das Favoriten ging Tristan Schwandke (TV Hindelang) im Hammerwerfen der Männlichen Jugend A um. In Jena holte sich der 18-Jährige bereits seinen fünften deutschen Meistertitel. Den Grundstein dazu hatte Schwandke bereits im ersten Versuch gelegt. Der U 20-EM-Siebte setzte mit 70,74 Metern eine erste Duftmarke und bestimmte wie erwartet fortan die Konkurrenz. Nur Nils Lindner (ASV Erfurt) kam im fünften Versuch mit 69,42 Metern dem U 18- und U 20-WM-Teilnehmer aus den vergangenen Jahren gefährlich nahe. Doch dieser ließ nichts anbrennen und steigerte zum Abschluss der Konkurrenz seine persönliche Bestleistung sogar noch auf 72,70 Meter. Nils Lindner blieb auf dem Vizerang und in einem spannenden Schlagabtausch schob sich erst Bastian Abend (Hallesche LF) im vorletzten Durchgang mit 67,28 Metern auf den dritten Platz. Aber mit Jonathan Herbst (ATS Kulmbach) konterte postwendend das zweite bayerische Ass mit 67,33 Metern, mit denen er zum Schluss Bronze gewann. Ebenfalls in den Endkampf schaffte es Patrick Frey (DJK Aschaffenburg). Seine Weite, mit der er schließlich Rang acht belegte: 59,38 Meter.
Fast alles, was Alexandra Burghardt in diesem Jahr anpackt, scheint zu gelingen. Zunächst der Deutschen Hallentitel bei der A-Jugend über 60 Meter, dann der vierte Rang über 100 Meter Hürden bei der U 18-WM und schließlich die sensationelle Goldmedaille bei den europäischen U 20-Meisterschaften mit Kontinentalrekord. In Jena hatte Deutschlands größte Sprint-Hoffnung nach Verena Sailer nicht über die Hürden, sondern über 100 Meter bei der Weiblichen Jugend B gemeldet – mit dem beinahe erwarteten Ergebnis. Die Vor- und Zwischenläufe waren bereits ein wegweisender Aufgalopp, denn dort hatte Alexandra Burghardt mit 11,90 Sekunden bereits eine Zeit unter zwölf Sekunden auf die blaue Bahn gebracht und ein Zeichen gesetzt. Widersacherin Annika Drazek, die Siebte der U 18-WM, rollte sich mit 12,04 beziehungsweise 12,06 Sekunden für das mit Spannung erwartete Duell der beiden im Finale ein. Die Gladbeckerin konnte die U 20-Staffel-Europameisterin aus Teisendorf dann aber nicht in Gefahr bringen. Burghardt erwischte einen guten Start und dominierte schließlich das Rennen bei merklichem Gegenwind (-2,6 m/sec) in 12,00 Sekunden auch bis zum Ende. Annika Drazek (12,31 Sekunden) behielt im engen Kampf um Silber gegen die Düsseldorferin Jessie Maduka (12,34 Sekunden) die Oberhand. Dass der anschließende Weitsprung, für den Alexandra Burghardt mit einer Sondergenehmigung an den Start ging, nicht ganz nach Wunsch für die 17-Jährige lief (Neunte mit 5,58 Meter), macht die Sache nur noch sympathischer: Sie ist eben auch nur ein Mensch!
Martin Grau stürmt zu Gold
Ein schnelles Rennen versprach das Finale über 2000 Meter Hindernis bei der Männlichen Jugend A, bei dem sich vor allem zwei Kontrahenten gegenüberstanden: Martin Grau und Tim Stegemann (VfV Spandau). Von Anfang machten beide viel Druck und zeigten kein typisches Meisterschaftsrennen. Runde um Runde vergrößerte das Duo mit ständigen Führungswechseln seinen Vorsprung und passierte gemeinsam die 800-Meter-Marke nach 2:14,90 Minuten. Mit dem Läuten der Glocke für die Schlussrunde war der Kampf um Gold eröffnet. Der U 20-EM-Dritte Martin Grau zog dabei noch einmal das Tempo an und holte sich in deutscher Jahresbestzeit von 5:40,51 Minuten Gold. Tim Stegemann verbesserte ebenso seinen Hausrekord in 5:43,64 Minuten und dem zweiten Rang. Ebenfalls hervorragende Zeiten gab es für Valentin Unterholzner (LG Region Landshut), der mit 5:56,64 Minuten Siebter wurde, sowie Moritz Steininger (1. FC Passau) als Neuntem (6:09,22 Minuten).
Neben den vier Deutschen Meistern des zweiten Tages gab es noch eine ganze Armada weiterer Athleten, die im Rampenlicht standen und mit Medaillen behängt wurden. Gerade über die 2000 Meter lief U 20-EM-Teilnehmerin Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt) couragiert an und zeigte allen Konkurrentinnen, dass der Titel an diesem Tag nur über sie führen würde. Bis zu 800 Meter leistete die 18-jährige Ingolstädterin Führungsarbeit, musste dann aber nach einem Antritt zwei Runden vor Schluss die Überlegenheit von Regina Neumeyer (VfB LC Friedrichshafen) anerkennen, die in 6:39,61 Minuten Gold holte. Für Griesche wurde es schließlich ein ungefährdeter zweiter Rang in 6:46,56 Minuten.
Schon am Freitag hatte Sprinter Thomas Schiller (LG Region Landshut) mit seinem Einzug ins 100-Meter-Finale der Männlichen Jugend A für eine Überraschung gesorgt. Dass er diese allerdings am Samstag sogar noch toppen konnte, damit hatten wirklich nicht einmal seine Betreuer gerechnet. Über 200 Meter saugte sich Schiller im Schatten des großen Triumphators Robert Hind (SSC Berlin) auf der Zielgeraden an den Jahresschnellsten Maurice Huke (TV Wattenscheid 01) heran, der ausgangs der Kurve noch in Front gelegen hatte. Auf den letzten Metern schaffte Schiller schließlich das Unmöglich: Nach Hind zog er an dem großen Favoriten vorbei und holte sich sensationell Silber in 21,91 Sekunden (bei -2,3 m/sec). Des einen Freud, des anderen Leid: Martina Riedl (SC Vöhringen) verletzte sich im 200-Meter-Finale auf der Zielgeraden und musste medizinisch versorgt werden.
Barth mit Happyend zum Saisonende
Endlich, endlich, endlich! Nach einer Saison, die derart verheißungsvoll mit 13,87 Sekunden beim Münchner Pfingstmeeting begonnen hatte, schien sich zunächst alles gegen Hürdensprinter Sebastian Barth (LG Würm Athletik) verschworen zu haben. Immer und immer wieder jagte er der Norm für die U 20-EM hinterher, die nur zwei Hundertstelsekunden schneller war. Doch sein Bemühen, sich für die Kontinentalmeisterschaften zu qualifizieren, blieb erfolglos. In Jena schließlich krönte er nach einer Durststrecke schließlich sein erstes A-Jugend-Jahr mit einem Superlauf im Finale und neuer persönlicher Bestzeit von 13,85 Sekunden trotz leichten Gegenwinds. Im Sog von Gregor Traber (LAV Asics Tübingen; 13,40 Sekunden) wurde Barth schließlich Dritter und gewann Bronze.
Auch mit Katharina Trost (LG Festina Rupertiwinkel) hätten über 800 Meter der Klasse U 18 die wenigsten gerechnet. Durch ein couragiertes Rennen lief das Energiebündel aus dem oberbayerischen Voralpenland in 2:08,56 Minuten hinter der Siegerin Christina Gess (TSG Balingen) auf einen sicheren Silberrang. Da war die Freude in der Tat groß, genauso wie bei Isabell Hergenröther (TV Bad Kissingen) und Kristina Reßler (TSV Peiting), die über 400 Meter Hürden in ihren Alterklassen jeweils eine Bronzemedaille ergattern konnten. Während das Internet-Potral leichathletik.de den dritten Platz der EYOF-Vierten Hergenröther in 61,04 Sekunden als „standesgemäß“ bezeichnete, war die 17-Jährige nach einem schnellen Rennen durchaus über ihren Podiumsplatz bei der Weiblichen Jugend B froh. Ein Klasse höher, nämlich bei der Weiblichen Jugend A, war Kristina Reßler um sieben Zehntelsekunden schneller unterwegs und durfte sich hinter Kim Carina Schmidt (LT DSHS Köln) und Anna Meichsner (LG Nike Berlin) in 60,33 Sekunden ebenfalls noch auf dem Stockerl einreihen.
Larin Walter verpasst Medaille knapp
Wie am Freitag, so gab es auch tags darauf junge Bayern, die ihren Traum von einer Medaille nur um den berühmten Wimpernschlag verpassten. Laurin Walter (LG Stadtwerke München) etwa, wie Dimitri Antonov noch der Schülerklasse angehörend und eines der größten Lauftalente in Bayern, hatte nach einer famosen Steigerung im 400-Meter-Vorlauf auf 49,78 Sekunden insgeheim auf eine Platzierung unter den ersten Drei der U 18-Klasse gehofft. Dass es im Finale dann „nur“ Rang vier in 49,96 Sekunden wurde, sollte den talentierten 15-Jährigen absolut nicht traurig machen. Ganze zwei Sekunden und drei Zehntel fehlten Lena Fischer (TV Bad Kötzing) über 1500 Meter der Weiblichen Jugend B zu Bronze. Mit 4:37,84 Minuten belegte sie Platz fünf, ebenso wie Speerwerferin Raffaela Wiesbeck (LAZ Inn) bei der Weiblichen Jugend A, die ihren bislang größten Erfolg in Jena einfuhr. Ebenfalls auf Rang fünf stolz sein kann Johannes Spielberger (LG Bamberg) über 2000 Meter Hindernis der Männlichen Jugend B. Im Finale lief er als bester Bayer 6:17,03 Minuten, Christopher Lance (VfL Murnau) folgte als Siebter (6:18,48 Minuten).
In einem starken Feld der U 18-Diskuswerfer sortierte sich Markus Schwertfeger (LAZ Kreis Würzburg) mit neuer persönlicher Bestleistung von 50,44 Meter auf Rang sechs ein. Achtbare Siebte wurden Felix Bär (LAC Quelle Fürth) im Dreisprung der Männlichen Jugend A (14,31 Meter), Johanna Höcketstaller (TSV 1880 Wasserburg) im Kugelstoßen der Weiblichen Jugend A (12,98 Meter), Florian Bauer (LAZ Inn), der als einziger Bayer das 100-Meter-Finale der U 18 erreicht hatte (11,25 Sekunden bei -1,8 m/sec), Cagiri Uga (LAC Quelle Fürth) über 800 Meter de Männlichen Jugend B (2:01,07 Minuten vor dem Achten Julian Speyerer, LAV Neustadt, 2:01,26 Minuten), Christina Hering (LG Stadtwerke München) über 400 Meter der WJB (56,53 Sekunden vor Corine Kohlmann, LG Karlstadt-Gambach-Lohr, als Achter in 56,72 Sekunden) und Anna-Lena Stich (TuS Bad Aibling) über 1500 Meter Hindernis der Klasse U 18 (5:08,60 Minuten).