Tobias Ulbrich feierte bei der 10 000 Meter-DM in Mainz seinen bislang größten Erfolg. In der U 23-Klasse wurde er Deutscher Meister und blieb erstmals unter 30 Minuten. /// Silber gab es für Emma Heckel mit neuem 5000-Meter-Hausrekord. /// Erneut auf dem DM-Podest: Simon Boch wurde in Mainz starker Vizemeister. /// Domenika Mayer (Dritte von rechts) musste sich bei den Frauen den Schönebornm-Zwillingen beugen und wurde hervorragende Dritte. Fotos: Kiefner (2), Bruessel, Habermann

01.05.2021 23:39 // Von: Reinhard Köchl mit Pressetext LG Telis Finanz Regensburg

10 000-Meter-DM Mainz: Tobias Ulbrich holt U 23-Titel - Edelmetall für Heckel, Boch und Mayer

Mit einem wahren Parforceritt konnte der 20-jährige Tobias Ulbrich (LG Region Landshut) am Samstag bei den Deutschen 10 000 Meter-Meisterschaften in Mainz seinen bislang größten Erfolg feiern. In 29:58,98 Minuten blieb Ulbrich zum ersten Mal knapp unter der 30-Minuten-Marke und gewann überraschend Gold in der U 23-Klasse. Drei Mal Edelmetall gab es für das Läuferteam der LG Telis Finanz Regensburg, und zwar durch Emma Heckel über 5000 Meter in der U 20 sowie Simon Boch über 10 000 Meter der Männer (beide Silber) und Bronze für Domenika Mayer über die gleiche Distanz bei den Frauen.

Große Verwirrung hatte es bis 24 Stunden vor dem Startschuss über die Zulassungskriterien zu den Deutschen Meisterschaften gegeben. Da laut der bundesweiten Corona-"Notbremse" derzeit ausschließlich Profisportler zu den Titelkämpfen zugelassen werden, galt es relativ kurzfristig, die bisherige Definition der Bundes- und Landeskader von Seiten der Landesverbände neu zu überdenken. Dies war um so schwieriger, weil nicht nur der Bayerische Leichtathletik-Verband (BLV) keine Erwachsenen ab der Alterklasse U 23 in einen Landeskader berufen darf. Die vom BLV und anderen (nicht allen) Landesverbänden in aller Eile gefundene Lösung kann nur eine kurzfristige sein. Hier sind der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) und die Politik gefordert, für die kommenden Meisterschaften Chancengleichheit für den gesamten Leistungssport in Deutschland herzustellen.

 

Denn gemäß den strikten Vorgaben der bundesweiten "Notbremse" hätte Tobias Ulbrich eigentlich gar nicht nach Mainz fahren dürfen. So aber gelang es dem 20-jährigen Niederbayern in einem beherzten Rennen, seine bisherige Bestzeit von 30:45,77 Minuten um fast 47 Sekunden zu steigern. Dass seine Führungsarbeit letztlich mit dem  Titel belohnt wurde, tröstete ihn auch darüber hinweg, dass seine Siegerzeit nicht ganz reichte, um sich für einen U 23-EM-Startplatz in Bergen zu empfehlen, denn für den hätte eine Zeit von 29:30,00 Minuten hergemusst. Die Plätze hinter dem jungen Landshuter belegten Marius Abele (SSC Hanau-Rodenbach; 30:03,06 Minuten) und Maximilian Feist (LG Olympia Dortmund; 30:04,86 Minuten).

 

In einem mutigen Lauf, meist von der Spitze weg, erkämpfte sich Emma Heckel (LG Telis Finanz Regensburg) über die halbe Distanz Platz zwei mit 16:31,45 Minuten, toppte dabei ihren Hausrekord um über 20 Sekunden gleichbedeutend mit der Fahrkarte für die U20-Junioren-EM in Tallinn (Estland; 15. bis 18. Juli). Von ihrer Leistung war die Neu-Regensburgerin wohl selbst am meisten überrascht. „Ich war vor dem Rennen riesig aufgeregt, hatte eigentlich bleischwere Beine. Am Ende lief es einfach. Ich bin nur noch happy“, strahlte die frisch gebackene Vizemeisterin nach dem Rennen bis über beide Ohren.

 

In einer bis zum Schluss spannenden Männerentscheidung trieben sich Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) und der neue Meister Nils Voigt (TV Wattenscheid) zu herausragenden Meisterschaftszeiten. Am Ende blieb die Uhr für den Wattenscheider bei 28:11,31 Minuten, beim Regensburger bei 28:22,75 Minuten stehen. Für beide waren das neue persönliche Bahnbestzeiten.Nur knapp fünf Wochen nach seinem glorreichen Marathonauftritt war Boch verständlicherweise noch nicht in einer „Sub28-Verfassung“, opferte sich dennoch rundenlang mit Führungsarbeit für ein schnelles Tempo an der Spitze und konnte nur auf dem letzten Kilometer dem späteren Sieger keine Parole mehr bieten. Abgesehen von den ersten vier Topläufern fand sich im Hauptfeld kein Mutiger, um für schnelle Fahrt zu sorgen. Als das Duo Voigt-Boch zur Überrundung blies, nutze Bochs Teamkollege Tim Ramdane Cherif den Überholvorgang geschickt aus, um sich von den Übrigen abzusetzen und souverän Platz fünf, seinem besten Bahnmeisterschaftsergebnis überhaupt, nach Hause zu laufen, was auch Kevin Key (LG Telis Finanz Regensburg) auf Rang sieben glückte.

 

Im Lauf der Frauen lief alles auf einen Dreikampf zwischen Rabea und Deborah Schöneborn (beide LG Nord Berlin) sowie Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) hinaus. Die hatte sich viel vorgenommen, erwischte aber laut Gatte und Heimtrainer Christian nicht ihren besten Tag. Dennoch war ihr dritter Rang ein erneuter Beweis für die rasante Leistungsentwicklung der 30-jährigen Mutter von zwei kleinen Mädchen. Mayers Parforceritt auf den ersten vier Kilometern, auf denen sie schon eine deutliche Lücke zu den Schöneborn-Zwillingen gerissen hatte, wurde am Ende nicht belohnt. Im Ziel hatten die beiden Berlinerinnen mit 32:55,96 beziehungsweise 33:02,87 Minuten die Nase vorn. Die Regensburgerin lief mit ihren 33:17,89 Minuten erneut wieder auf’s erhoffte Podest.