Halbmarathon-DM Hamburg: Titelkämpfe werden zur Regensburger Vereinsmeisterschaft
„Ich bin natürlich sehr zufrieden mit den Leistungen unserer Läuferinnen und Läufer. Ich war mich nicht sicher, ob wir mit unseren Startern die Siege von Freiburg des Jahres 2019 wiederholen könnten“, resümierte Teamchef Kurt Ring nach der Siegerehrung auf der Wandsbecker Marktstraße. Das Rennen der Männer war schließlich bis kurz vor dem Ziel völlig offen. Zunächst führte bei Kilometer acht eine Gruppe bestehend aus Simon Boch, Konstantin Wedel (beide LG Telis Finanz Regensburg), Sebastian Hendel (LG Braunschweig), Tom Gröschel (TC FIKO Rostock e.V.) und Samuel Fitwi Sibhatu (LG Vulkaneifel). Nach 16 Kilometern war diese Gruppe dann zerfallen. Mit 30 Meter Abstand liefen nur noch Boch, Hendel und Fitwi Sibhatu an der Spitze.
Die Entscheidung fiel auf den letzten 100 Metern. Zunächst sah es nach einem Sieg von Hendel oder Fitwi Sibhatu aus. Letzterer wurde schließlich von Hendel abgehängt. Nur wenige Meter dahinter lief Boch. Er gestand, dass er vom nahen Ziel eher überrascht war, sich aber dachte: „Spurten kannst du noch“, und sich darauf verlassen hatte, was ihm die Meisterschaft mit einer Sekunde Vorsprung und einer Zeit von 1:02:24 Stunden brachte. Bei der Siegerehrung bestätigte Hendel, dass es ihn doch ärgerte, wie ihm Boch die Meisterschaften „vor der Nase“ weggeschnappt hatte.
Unter die Top-Ten konnten sich mit Konstantin Wedel mit dem vierten und Maximilian Zeus mit dem neunten Rang weitere Läufer der LG Telis Finanz Regensburg platzieren. Dem Team Boch-Wedel-Zeus war natürlich auch nicht der Mannschaftstitel zu nehmen. Boch will in den kommenden Wochen mit weiteren Starts seine blendende Form verbessern, etwa in Uelzen über zehn Kilometer, bei den Deutschen Crosslaufmeisterschaften und der Cross-EM in Irland.
Der jüngste unter den zehn schnellsten Läufern kommt aus Bayern, ist 21 Jahre alt und hat von 3000 Meter bis zum Halbmarathon alle persönlichen Bestzeiten in diesem Jahr aufgestellt - und Tobias Ulbrich (LG Region Landshut) steigert sich weiterhin. Mit 1:05:02 Stunden verbesserte er sich in Hamburg nochmals um fünf Sekunden und holte sich dabei nach dem sensationellen 10 000-Meter-Titel vom Mai noch Halbmarathon-Gold in der U 23. Und es wäre eventuell noch eine bessere Zeit möglich gewesen. „Ich lief ab Kilometer acht allein, und dann kam noch am Ende das Seitenstechen dazu“, berichtete der Lehramtsstudent. Sein Trainer Werner Forster wird mit seiner Leistung über 21,1 Kilometer zufrieden sein, zumal Ulbrich mit seinem achten Gesamtplatz routinierte Läufer hinter sich lassen konnte.
„Wenn sie hier nicht gewinnt, wäre das für sie eine persönliche Katastrophe“, so bewertete Kurt Ring vor dem Start die Chancen von Miriam Dattke bei diesen Deutschen Meisterschaften. Aber die zierliche Läuferin enttäuschte natürlich nicht. Schon bei Kilometer acht lag sie mit einem Vorsprung von über einer Minute vor Blanka Dörfel (SSC Berlin). Am Ende siegte die 23-Jährige dann mit 1:10 Stunden, fast zwei Minuten Abstand auf Dörfel und nur 16 Sekunden von ihrer Bestzeit entfernt. „Es war nicht einfach, ganz allein zu laufen, aber ich bin zufrieden“, bewertete sie bescheiden ihre Titelverteidigung. In Uelzen wird sie noch einmal vor ihrem geplanten Marathon im Dezember in Valencia bei der Titelvergabe dabei sein.
Sehr wenige Senioren und Seniorinnen bayerischer Vereine zog es nach Hamburg, obwohl sie dort durchaus Medaillenchancen gehabt hätten. Ein sicherlich großer Tag wurde es für Matthias Ewender (LG Region Landshut). 1:09:31 Stunden bedeuteten den Titel in der M 40 und darüber hinaus eine neue Bestzeit. Die bisherige stellte er mit 30 Jahren im Jahr 2011 auf.
Hans Hörmann-Bouricha (FC Ebershausen) hieß der Sieger in der M 60. Er analysierte seine Hamburger Leistung wie folgt: „Ich bin zufrieden, immerhin wieder der Titel, aber die Zeit hat mir nicht gefallen. Ich bin jetzt allerdings schon im vierten Jahr in der M 60. Es gibt natürlich in Bayern einige Läufer in meiner Altersklasse, die mich schlagen könnten.“ Und wer könnte in Bayern aktuell Julika Fidjeland (PTSV Rosenheim) schlagen? Immerhin auf nationaler Ebene deklassierte sie mit einer Zeit von 1:33:43 Stunden in der W 60 ihre Konkurrentinnen.
Stefanie Borris (MTV 1881 Ingolstadt) bleibt der PSD-Halbmarathon vermutlich auch in guter Erinnerung. In Freiburg mit 1:27:17 Stunden noch Fünfte in der W 50, am Sonntag ergeben 1:27:56 Stunden die Bronzemedaille für die 51-jährige Frauenärztin.