
Ein Leichtathletikpaar wie aus dem Bilderbuch: Waldemar und Anni Capeller.
Da hieß sie noch Anni Biechl (rechts) und eilte allen Gegnerinnen davon.
Anni Capeller zum 75. Geburtstag: Von der Spitzenathletin zur Spitzentrainierin
Geboren wurde Anni Capeller in Großinzemoos und lebte dort auch bis zur ihrer Hochzeit mit dem immer noch in der Leichtathletik als Abteilungsleiter des TSV Gräfelfing aktiven Waldemar Capeller. Entdeckt wurde ihr Talent bei einem Schulsportfest. Ab 1955 trainierte sie regelmäßig beim Post SV München.
Highlights in der Karriere von Anni Biechl waren 1960 der zweite Platz zusammen zusammen mit Martha Langbein, Brunhilde Hendrix und Jutta Heine in der deutschen 4 x 100-Meter-Staffel bei den Olympischen Spielen in Rom (44,8 Sekunden, damals Deutscher Rekord). „Ich war schon nach den Vor- und Zwischenläufen sicher, dass wir bei guten Wechseln eine Medaille gewinnen. Gegen die Amerikaner mit der unglaublich starken Wilma Rudolph hatten wir aber keine Chance“, meinte sie zu ihrem sportlich größten Erfolg. „Auf dem Podest zu stehen war ein unbeschreibliches Gefühl.“
Die Teilnahme bei den Europameisterschaften als Jugendliche mit Sondergenehmigung war ebenfalls ein für Anni unvergessliches Ereignis in ihrer Aktivenkarriere. Nach dem Gewinn der olympischen Silbermedaille wurde ihr das silberne Lorbeerblatt 1961 verliehen. Weitere sechs Mal streifte sie das Nationaltrikot in Länderkämpfen über. Auf nationaler Ebene gewann sie insgesamt drei Mal den Deutschen Meistertitel in der Aktivenklasse, war aber auch mit fünf Titeln in der Jugend nicht nur im Sprint, sondern auch Mehrkampf sehr erfolgreich.
Schon 1961 musste Anni Biechl ihre Laufbahn auch aufgrund eines Skiunfalles, bei dem sie sich den Fuß brach, und der kurz darauf folgenden Schwangerschaft beenden. „Ich wollte wieder beginnen, konnte aber nicht, da es mir nach meiner Schwangerschaft nicht gut ging“. Erst 1978 fand die nun Mutter gewordene Ex-Athletin wegen ihrer zwei Töchter als Trainerin wieder zurück in die Leichtathletik. Sie gründete die Abteilung Leichtathletik beim TSV Gräfelfing und blieb dort bis 1996 als Trainerin aktiv. Kernziele waren hier besonders „der Jugend etwas beibringen“, was sie sehr gut konnte.
Insgesamt konnten unter der Regie von Anni Capeller-Biechl 14 Deutsche Meisterschaften und 106 Bayerntitel errungen werden. „Mein persönliches Highlight war der Gewinn der 4 x 100-Meter-Staffel bei den Deutschen Jugendmeisterschaften“. Sieben ihrer Athleten vertraten die deutsche Jugendnationalmannschaft. Durch ihren Einsatz und dem selbst angeeigneten Erfahrungsschatz in neuen Trainingsmethoden wurde sie 1990 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. „Ich habe oft aus dem Bauch raus das Training gestaltet, denn wir hatten anfangs noch keine Halle und waren sehr wetterabhängig“, erklärte sie ihre Trainingsmethoden. „Ich habe auch viele Hügelläufe gemacht, was heute nicht mehr so üblich ist“.
Von 1996 bis 2005 blieb sie weiterhin als Beraterin in Gräfelfing, doch zog sich schließlich ganz aus der Leichtathletik zurück, da auch ihre drei Enkelkinder nicht mehr aktiv sind.