Sina Raczek holte sich in Halle DM-Mehrkampfgold vor Chiara Wildner. // Julia Burghardt näherte sich mit dem Diskus der 50-Meter-Marke // Konstanze Irlinger bleibt im Speerwerfen das Maß aller Dinge der U 16 in Deutschland. Fotos: Claus Habermann, Theo Kiefner

30.08.2022 11:03 // Von: André Zahl

Mehrkampf-DM U 18/U 16 Halle: Doppelsieg durch Sina Raczek und Chiara Wildner

Bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften der Altersklassen U 16 und U 18 waren es ausgerechnet die jüngsten Bayerinnen, die für das größte Aufsehen sorgten. Als Favoritinnen in das Rennen gegangen, konnten sowohl Sina Raczek (TV Emmering) als auch Chiara Wildner (LG Sempt) ihre Leistungen aus der Saison nochmals bestätigen oder toppen und sorgten für einen Doppelsieg im Siebenkampf der Altersklasse W 14. Zudem gelang der U 16-Mannschaft der LG Sempt mit Chiara Wildner, Paula Duncker Martin und Leonie Schmid mit 10 680 Punkten auch der Sieg in der Mannschaftswertung.

Die Deutsche Jahresbeste im Siebenkampf, Sina Raczek (TV Emmering), konnte mit dem Druck sehr gut umgehen und war sowohl über die 100 Meter (12,93 Sekunden) als auch über die Hürden (12,07 Sekunden; PB) nicht zu schlagen. Auch im Weisprung (5,12 Meter) und Kugelstoßen (9,68 Meter) gelangen ihr neue Bestleistungen, und obwohl sie vor den abschließenden 800 Meter vorne lag und ihr ein strategisches Rennen gereicht hätte, nahm sie auch diesen Wettbewerb ernst, enteilte der Konkurrenz in neuer Bestzeit von 2:27,20 Minuten und sicherte sich damit den Deutschen Meistertitel im Sibenkampf der W 14 mit über 100 Punkten Vorsprung. Chiara Wildner (LG Sempt) erwischte keinen ganz so guten Wettkampf wie Sina Raczek, leistete sich aber keine größeren Fehler und blieb mit ihren Leistungen konstant nah an ihren persönlichen Bestleistungen dran. Vor allem im Kugelstoßen konnte sie mit 12,71 Meter allen Konkurrentinnen viele Punkte abnehmen. In einem taktischen Rennen reichten ihr 2:46,63 Minuten über die 800 Meter um sich die Silbermedaille und den Deutschen Vizemeistertitel zu sichern. Mit 1,64 Meter (PB) im Hochsprung war Paula Duncker Martin, Chiaras Teamkollegin von der LG Sempt, die beste Hochspringerin ihrer Altersklasse in Halle. Auch im Weitsprung und mit der Kugel gelangen Paula neue Bestleistungen, sodass am Ende 3422 Punkte (Platz 16) für sie zu Buche standen. Für den TSV 1880 Wasserburg war auch Johanna Anglhuber in der W 14 mit am Start gewesen. Sie erzielte neue Bestleistungen mit dem Speer und über die 800 Meter und steigerte damit auch ihre Siebenkampf-Bestleistung auf 3457 Punkte, was für Sie Rang elf bedeutete.

 

In der M 14 lag Linus Schmidt (LG Hersbrucker Alb) lange auf Silberkurs. Über die 100 Meter, im Weitsprung und Diskuswurf gelangen ihm neue Bestleistungen, während die Leistungen in den anderen Disziplinen alle nahe im Bereich dessen lagen, was er diese Saison schon zeigen hatte können. Erst zwei ungültige Versuche und der der anschließende Sicherheitswurf im Speerwurf auf 34,72 Meter brachten Linus ins Straucheln, der über die abschließenden 1000 Meter zwar alles gab und in 3:20,39 Minuten so schnell wie noch nie ins Ziel kam, einen Medaillenrang am Ende aber um neun Punkte verpasste und mit 4797 Punkten (PB) auf dem undankbaren vierten Platz landete. Mit Finn Hauk (LAZ Kreis Würzburg) war nur noch ein weiterer Bayer in der Konkurrenz vertreten. Eine neue Bestleistung im Kugelstoßen und solide Ergebnisse in den anderen Disziplinen brachten Finn am Ende mit 4139 Punkten (Rang 24) in die Nähe seiner Bestleistung von den Bayerischen Mehrkampfmeisterschaften in Friedberg.

 

Konstanze Irlinger (TSV Jetzendorf), ihres Zeichens Deutsche U 16-Meisterin im Speerwerfen, machte in Halle einen starken Wettkampf und leistete sich lediglich im Hochsprung eine kleine Schwäche, die sie im knappen Kampf um die Medaillen leider stark zurückwarf. In ihrer Paradedisziplin wusste Irlinger die Konkurrenz zu dominieren: 48,69 Meter mit dem 500-Gramm-Speer hatte in Deutschland in diesem Jahr nur sie selbst bereits einmal überbieten können. Über die abschließenden 800 Meter steigerte Konstanze ihre Bestleistung um über drei Sekunden und wurde mit neuer Bestleistung von 3727 Punkten Siebte. Leonie Schmid (LG Sempt) steigerte ihre Bestleistungen über 100 Meter, im Weitsprung und 800-Meter-Lauf. 3691 Punkte bedeuteten für sie eine neue persönliche Bestleistung und Rang neun. Naomi Buchner (TV Bürgstadt) steigerte ihre PB im Hürdensprint auf 12,86 Sekunden und zeigte auch sonst Leistungen im Bereich ihrer Bestleistung, die sie am Ende zu einer neuen Siebenkampfbestleistung von 3546 Punkten (Platz 17) brachten.

 

Einen starken Wettkampf lieferten auch Julian Burghardt (MTV 1881 Ingolstadt) und Loki Hachani (SWC Regensburg) im Neunkampf der M 15 ab. Mit insgesamt sehr guten Leistungen und einem "Hammer" von 49,66 Meter im Diskuswurf, der weitesten Weite in der Konkurrenz und um über drei Meter gesteigerter PB, hätte Julian vor dem abschließenden 1000-Meter-Rennen durchaus auch noch um die Medaillen mitkämpfen können. Trotz couragiertem Start reichte es am Ende nicht ganz für einen Medaillenrang und der Ingolstädter wurde mit neuer Bestleistung von 5282 Punkten Sechster. Mit drei neuen Bestleistungen (100 Meter, Weitsprung, Hürden) und zwei eingestellten Bestleistungen (Stabhoch, Diskus) unterstrich auch Loki Hachani seine aktuell herausragende Form und wurde mit neuer Neunkampfbestleistung von 5250 Punkten am Ende Achter.

 

In der weiblichen U 18 gingen drei bayerische Vertreterinnen an den Start. Maresa Hense (LG Sempt), die für das deutsche Team sensationell Bronze im Sibenkampf beim European Youth Olympic Festival (EYOF) in der Slowakei geholt hatte, wollte sich trotz Rückenbeschwerden auch der nationalen Konkurrenz im Sibenkampf stellen. Nach einem guten 100-Meter-Hürdenlauf in 14,74 Sekunden entschied sich die Athletin der LG Sempt nach Absprache mit ihren Trainerinnen jedoch dafür, den Wettkampf aufgrund zunehmender Beschwerden sicherheitshalber nicht fortzusetzen. Teamkollegin Sofie Gröninger, Vizemeisterin der Deutschen Hallenmehrkampfmeisterschaften und Bronzemedaillengewinnerin bei den Deutschen Meisterschaften im Kugelstoßen aus diesem Jahr, machte einen insgesamt guten Wettkampf, unter anderem mit Bestleistung über die 100 Meter in 13,02 Sekunden, konnte aber vor allem über die Hürden, im Hochsprung und Speerwurf nicht ganz an ihre starken Leistungen aus dieser Saison anknüpfen und so nicht entscheidend in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Mit 5066 Punkten landete sie am Ende als beste Bayerin auf einem guten fünften Rang. Mit nur fünf Punkten weniger und einer erneut gesteigerten Bestleistung ging auch der sechste Platz mit Celia Spieß an eine Bayerin. Die Athletin des SWC Regensburg glänzte mit konstant guten Leistungen, immer im Bereich ihrer individuellen Bestleistungen, und blieb nur über die Hürden und im Kugelstoß ein wenig hinter ihren Möglichkeiten zurück.

 

Mit Mel-Lucas Mosetter (TSV Schleißheim), Danny Stockhausen (LG Landkreis Roth) und Paul Richstein (TSV Gräfelfing) waren drei bayerische Vertreter in der männlichen U 18 unterwegs. Obwohl der Stabhochsprung und der Hochsprung bei Paul Richstein nicht ganz so gut liefen wie erhofft, erzielte er fünf persönliche Bestleistungen (darunter alle Wurfdisziplinen) und konnte seine Gesamtleistung im Zehnkampf so ebenfalls auf eine neue Bestleistung von 5957 Punkte hochschrauben. Damit war er der beste Bayer der Konkurrenz und sicherte sich den 16. Platz. Danny Stockhausen konnte in seinem erst zweiten Zehnkampf überhaupt seine starken Leistungen der Bayerischen Mehrkampfmeisterschaften von Friedberg nicht ganz reproduzieren und erreichte am Ende mit 5587 Punkten den 21. Platz. Mel-Lucas Mosetter musste nach einer Verletzung am Fußgelenk beim Speerwurf leider den Wettkampf abbrechen.