Bayerische U 23-MS Regensburg: Leistungen stellen zufrieden, Teilnehmerzahlen nicht ganz
Fakt ist: Diejenigen, die die Chance nutzen, um einen Bayerntitel mitzukämpfen, bereuen ihr Kommen in den seltensten Fällen, bei den aktuellen Titelkämpfen, die der SWC Regensburg mit dem Bezirk Oberpfalz liebevoll und akribisch im schmucken Stadion am Weinweg abwickelte, gab es überwiegende zufriedene Gesichter. Allerdings fehlten einmal mehr die meisten Top-Athleten wegen der parallel stattfindenden U 23-EM in Bydgoszcz (Polen) und der unmittelbar bevorstehenden U 20-EM in Grosetto (Italien). Nur ganz wenige Grosetto-Starter wie Amelie Döbler (LG Stadtwerke München) und Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) nutzen die Chance für einen letzten Formtest, während Dreispringer Paul Walschburger (LG Stadtwerke München) zwar in der Domstadt war, wegen einer Fersenprellung allerdings vorsorglich auf einen Start verzichtete, um für Grosetto fit zu sein.
Döbler nahm denn auch zwei Goldmedaillen aus dem Weinweg mit in die Landeshauptstadt. In ihrer Spezialdisziplin Diskuswerfen gewann sie mit durchaus achtbaren 48,10 Meter vor Evi Weber (TSV 1862 Erding), die auf 46,28 Meter kam, und Simone Schramm (LG Bamberg; 33,51 Meter). Auch im Kugelstoßen kam niemand an Döblers Siegerweite (14,43 Meter) heran, weder Schramm (12,14 Meter) noch 11,80 Meter. Womit aber auch schon alle Teilnehmer in den beiden Wurfdisziplinen genannt waren. Im Hammerwerfen stritten sich gar nur zwei jungen Damen um Gold und Silber. Hier gewann die klare Faboritin Jessyka Schneider (TV Hindelang) mit 52,48 Meter vor Selina Schraml (TB Jahn Wiesau; 35,95 Meter). Im Speerwerfen der weiblichen U 23 standen sieben Athletinnen am Start - auch nicht gerade atemberaubend. Simone Schramm komplettierte hier ihre persönlichen Medaillensatz mit Gold in 42,92 Metern vor Sandra Spinnler (LG Landkreis Aschaffenburg; 40,99 Meter) und Teresa Rewitzer (TB Weiden; 40,55 Meter).
Miriam Dattke testet für Grosetto
Auf den Punkt fit für die U 20-EM präsentierte sich Miriam Dattke, die bei ihrem Quasi-Heimspiel einen souveränen Steigerungsdauerlauf über 3000 Meter in 9:43,04 Minuten absolvierte. Der Lohn der gar nicht einmal so großen Mühen: Der U 23-Bayerntitel für die gebürtige Berlinerin. Dahinter landeten mit Marina Rappold (LG Sempt; 10:08,36 Minuten) und Ann-Kathrin Wiertz (LAC Quelle Fürth; 10:18,25 Minuten) alte Bekannte auf den weiteren Treppchenplätzen. Für Wiertz gab es tags darauf ebenfalls noch einen Titel, und zwar den über 1500 Meter in 4:41,15 Minuten. Die 22-Jährige landete damit knapp Babinja Wirth (TSV Ebermannstadt; 4:41,27 Minuten) und Rappold (4:45,49 Minuten).
Barbara Plötz (TV Bad Kötzting) fand sich am Wochenende in Regensburger ebenfalls zwei Mal auf dem Podest wieder. Als Favoritin gewann sie souverän die 800 Meter. Im Alleingang ging sie nach 2:14,01 Minuten über die Ziellinie vor Lena Göstl (LAC Quelle Fürth; 2:19,44 Minuten) und Wirth (2:19,64 Minuten), über 400 Meter wurde sie Zweite (58,17 Sekunden) hinter der neuen Bayernmeisterin Lena Lipp (LAG Mittlere Isar), die mit 57,86 Sekunden die schnellste Zeit erreichte, und vor Julia Schraml (DJK Weiden; 58,71 Sekunden). Allesamt gute, aber keine überragenden Leistungen.
Die gab es wenigstens zum Teil von der zweifachen Titelträgerin Johanna Widmaier (TSV 1880 Wasserburg). Über 100 Meter Hürden scheint nach DM-U 23-Bronze jetzt tatsächlich der Knoten bei der 21-Jährigen geplatzt zu sein. Im Finale von Regensburg bot Windmaier trotz leichten Gegenwindes abermals eine Zeit unter 14 Sekunden an (13,95 Sekunden) und blieb damit klar vor Dauerrivalin Katharina Winkler (LG Erlangen; 14,02 Sekunden) und Catiana Rettenberger (LG Stadtwerke München; 14,70 Sekunden). Titel Nummer zwei schnappte Windmaier in einem spannenden Finale und einem Satz auf 5,80 Meter im letzten Durchgang Tina Pröger (TSV Zirndorf) weg, die kurz zuvor mit 5,72 Meter die Führung an sich gerissen hatte. Bronze ging an Katharina Vogl (TSV Peißenberg) mit 5,65 Meter.
Tina Pröger ihrerseits konzentrierte ihre Kräfte dann auf den Dreisprung. Dort wurde sie ihrer Favoritenrolle mit einem Sazu auf 12,27 Meter gerecht. Platz zwei ging an Antonia Wimberger (1. FC Passau; 11,39 Meter), Dritte wurde Valentina Steifensand (LAZ Kreis Günzburg; 11,07 Meter).
Julia Hofer untermauert Position als zweitschnellste Frau Bayerns
Doppelgold Nummer drei ging an diesem anfang kalten und in der zweiten Veranstaltungshälfte schwül-warmen Wochenende nach Niederbayern, und zwar an Sprinterin Julia Hofer (1. FC Passau). Die momenten zweischnellste Frau Bayerns hinter Amelie-Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth), ließ über die beiden Sprintstrecken wie erwartet nichts anbrennen. Die 100 Meter sahen die 21-Jährige in 11,96 Sekunden vor Marina Scherzl (LF Kreis Dachau; 12,15 Sekunden) und Maria Haslberger (LG Festina Rupertiwinkel; 12,27 Sekunden) vorne. Über 200 Mete gewann sie bei Gegenwind von -1,4 Meter/Sekunde in 24,52 Sekunden vor Naomi Hemmelmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr; 25,03 Sekunden) und Katharina Steininger (LG Region Landshut; 25,09 Sekunden).
Für manche, die sich nicht für internationale Herausforderungen qualifizieren konnten, wie Hochspringer Laura Gröll (LG Eckental), die die Bayerischen U 23-Meisterschaften eine willkommene Gelegenheit, zu zeigen, dass noch mehr in ihnen steckt. In der Vorwoche hatte Gröll bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt mit 1,80 Meter noch überraschend Bronze gewonnen. Diesmal reichten ihr 1,76 Meter zu Sieg vor Jenny Birzl (MTV 1881 Ingolstadt; 1,72 Meter) und Lisa Rudel (TS Lichtenfels; 1,69 Meter). Der Stabhochsprung ging an Anna Sailer (LAC Quelle Fürth) mit 3,60 Meter vor Annika Treffehn (TSG 08 Roth; 3,50 Meter) und Veronika Plank (SWC Regensburg; 3,40 Meter).
Stichwort Doppelmeister: Den gab es auch bei der männlichen U 23, und zwar in Gestalt von Moritz Beinlich (LG Telis Finanz Regensburg). Der 21-Jährige überrumpelte im 800-Meter-Lauf mit einem plötzlichen Antritt die Konkurrenz und gewann sicher in 1:56,10 Minuten vor Cornelius Rüth (LG Stadtwerke München; 1:57,44 Minuten) und Martin Weinländer (LAC Quelle Fürth; 1:57,92 Minuten). Ähnlich das Bild tags darauf über 1500 Meter. Hier war Beinlich erneut mit seinen 3:55,24 Minuten nicht zu schlagen. Das Nachsehen hatten Brian Weisheit (LSC Höchstadt/Aisch; 4:03,97 Minuten) und Detlef Knall (Team Memmert; 4:08,19 Minuten).
Florian Lickteig über die Hürden und mit dem Diskus erfolgreich
Wenigstens zwei Medaillen, wenn auch nicht beide in Gold, heimste Florian Lickteig (TS Herzogenaurach) ein. Der mehrfache Deutsche Jugendmeister und Vize-Europameister über 110 Meter Hürden 2015 bei der U 20-EM in Eskilstuna startet seit diesem Jahr für einen bayerischen Verein, weil er in Herzogenaurach bei einem Sportartikelhersteller eine duale Ausbildung absolviert. Natürlich gewann Lickteig in seiner Spezialdisziplin klar in 14,38 Sekunden vor seinem Teamkollegen André Zahl (14,90 Sekunden) und Korbinian Suckfüll (TSV Gräfelfing; 14,99 Sekunden). Das der 21-Jährige in U 16-Jahren auch mal Deutscher Meister im Blockmehrkampf Wurf war, ließ er im Diskuswerfen durchblitzen, wo er mit 43,99 Metern Bronze ergatterte. Hier gewann mit der bärenstarken Weite von 54,30 Meter Lukas Koller vor Alan Vizjak (46,19 Meter; beide LG Stadtwerke München). Vizjak schnappte sich auch im Kugelstoßen Silber (15,29 Meter), das Martin Knauer (LG Stadtwerke München; 15,77 Meter) gewann. Auf Platz drei: Martin Schneider (LG Kreis Dachau; 12,82 Meter).
Wenn es im Vorfeld der Bayerischen U 23-Meisterschaften in Regensburg einen Kandidaten gab, dem man bedenkenlos zwei Titel in den Sprintdisziplinen zugetraut hätte, dann wäre dies Aleksandar Askovic (LG Augsburg). Über 100 Meter erfüllte der 20-Jährige auch problemlos die Erwartungen und legte eine feine Zeit von 10,62 Meter auf die Kunststoffbahn (Zweiter: Moritz Hecht, LG Forchheim, in 10,93 Sekunden; Dritter: Laurin Walter, LG Stadtwerke München, in 11,02 Sekunden). Doch im 200 Meter-Finale nahm Askovic nach 120 Meter das Gas heraus, weil er eine Verspannung im Oberschenkel spürte. So war der Weg frei für Michawl Adolf (DJK Ingolstadt), der sich trotz heftigen Gegenwindes auf 21,51 Sekunden steigern konnte und Christopger Löffelmann (1. FC Schweinfurt; 22,16 Sekunden) und Thomas Knauer (LG Erlangen; 22,20 Sekunden) klar das Nachsehen gab.
Wie bei den U 23-Frauen kam es auch bei den Männern zu einem heißen Duell im Weitsprung. Mit dem besseren Ende für Sebastian Spinnler (LG Landkreis Aschaffenburg), der mit 7,06 Meter David Faltenbacher (LG Stadtwerke München; 7,03 Meter) in die Schranken wies. Felix Wolter (TSV Gräfelfing; 6,99 Meter) verpasste als Dritter um eine Winzigkeit die Sieben-Meter-Marke.
Gräfelfinger Vereinsmeisterschaft um den Bayerntitel
Ein seltenes, aber für Leichtathletikkenner in Bayern keineswegs ungewöhnliches Bild: Die ersten drei Plätze im Stabhochsprung belegten durch die Bank Sportler des TSV Gräfelfing. Für Julian Meuer bedeutet der Sieg mit 4,80 Meter seine einzige Medaille. während Korbinian Suckfüll mit 4,70 Meter Silber ergatterte und Felix Wolter (4,60 Meter) zu Bronze kam. Zu einer reinen Familienangelegheit geriet sogar das Hammerwerfen, wo Christoph Gleixner (LG Landkreis Aschaffenburg) mit 53,94 Meter seinem Bruder Alexander (44,80 Meter) deutlich in die Schranken wies. Bronze bekam Andreas Schober (SV Achenmühle; 40,22 Meter).
Das Speerwerfen der männlichen U 23 erwies sich als eine besonders enge Kiste. Das bessere Ende hatte dabei Yannick Limmer (LG Stadtwerke München) für sich, der mit dem 800-Gramm-Gerät auf 57,43 Meter kam. Tim Osenberg (TSV Peißenberg) wurde knapp geschlagen Zweiter mit 56,67 Meter, während sich der Speer von Bronzemedaillengewinner Andreas Neumeier (SFR Zeilarn) bei 55,47 Meter in die Erde bohrte.
Dreisprung ist für Daniel Troßmann wie für seinen Vereinskollegen Paul Waschburger noch eine relativ junge Erfahrung. Die beiden früheren Nur-Weitspringer haben seit einigen Monaten umgesattelt und duellieren sich nun häufig gegenseitig. Nach dem verletzungsbedingten Verzicht von Walschburger war der Weg für Daniel Wiertz (TuS 1860 Pfarrkirchen) frei. Dem reichten schließlich 14,47 Meter zum Triumph vor Troßmann (14,05 Meter) und Florian Düll (TG Kitzingen), der auf 13,10 Meter kam.
Spannende Staffeln
Nicht wie gewohnt die erfolgsorientierten Sprinter-Quartette der LG Stadtwerke München, sondern die 4 x 100 Meter-Staffel der LG Region Landshut (48,01 Sekunden) vor dem Hausherren SWC Regensburg (49,04 Sekunden) sowie der FC Aschheim (49,42 Sekunden) hießen die Gewinner der Edelmetalle. Bei den Männern stürmte die LG Erlangen mit 41,83 Sekunden als klarer Sieger vor dem TSV Gräfelfing (42,50 Sekunden) und den schnellen Männern aus der Landeshauptstadt ins Ziel.
Von den Bayerischen U 16-Meisterschafen, die ebenfalls in Regensburg stattfanden, folgte noch ein gesonderter Bericht.