Süddeutsche Halle: Michelle Weitzel schlägt Bianca Kappler
Am Termin kann es kaum liegen, dass die Süddeutschen Meisterschaften vor allem von den bayerischen Athleten nur schlecht angenommen werden. Eine Woche nach den Landestitelkämpfen bot die zweitägige Veranstaltung in der Karlsruher Europahalle eine willkommene Gelegenheit, um noch einmal fehlende Qualifikationsnormen für die Deutschen Hallenmeisterschaften zu erreichen. Die Resonanz war einmal mehr schwach, vor allem im Bereich der Weiblichen und Männlichen Jugend B, wo nur ein überschaubares Häuflein von Nachwuchsathleten die Reise ins Badische antraten. Neben dem fast schon obligatorischen Schatten gab es aber wieder eine Menge Licht für die weißblaue Leichtathletik.
Den größten Glanz verbreitete Weitspringerin Michelle Weitzel (LG Telis Finanz Regensburg), die für ihr „Projekt 6,55 Meter“ sogar auf die gleichzeitig stattfindenden Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Frankfurt verzichtet hatte. Eine Entscheidung, die sich allemal lohnte. Mit der Einstellung ihres Hausrekordes von 6,50 Meter, den sie vor einem Jahr exakt an selber Stelle als Dritte der Deutschen Hallenmeisterschaften erzielt hatte, holte sich die Regensburgerin souverän den Titel, der vor allem durch die auf die Plätze verwiesene Mitbewerberinnen ungemein wertvoll wird. Hinter Weitzel rangierten WM-Starterin Beatrice Marscheck (LAZ Gießen) und die Deutsche Meisterin Bianca Kappler (LC Rehlingen). Beide wurden jeweils mit 6,31 Metern Zweite und Dritte.
„Ich wäre schon gerne noch etwas weiter gesprungen, freue mich aber, dass ich mich gegen so starke Konkurrenz durchgesetzt habe“, sagte Michelle Weitzel. „Die Konstanz ist da, ich hoffe ich kann mich jetzt noch steigern.“ Und zwar in Richtung Hallen-EM-Norm. Die liegt bei 6,55 Meter, und dazu fehlen noch fünf Zentimeter. Vielleicht gelingt ihr das Husarenstück schon nächsten Donnerstag in Linz. Mit 6,49 Meter hatte Michelle noch einen weiteren sehr guten Sprung in ihrer Serie, und das bei einem nicht gerade leistungsfördernden Absprungbalken.
Unger nur knapp vor Göltl
Fast schon standesgemäß erschien der 60-Meter-Titel für Tobias Unger (LG Stadtwerke München). Allerdings hatte Youngster Felix Göltl (TuS Kriftel) am Samstag den Sprintstar am Rande einer Niederlage. In 6,74 Sekunden behauptete er sich am Ende aber doch der amtierende Deutsche Hallenmeister, wenn auch nur mit einer Hundertstel Vorsprung. „Ich bin nicht ganz so zufrieden“, bekannte das Aushängeschild der LG Stadtwerke München dann auch. Vor allem am Start sah er noch Verbesserungspotenzial. „Vielleicht kann ich nächste Woche schon eine Zehntel schneller laufen“, gab er eine Parole aus. Erfreulich: Auf Platz drei landete sein Vereinskamerade Florian Rentz (6,86 Sekunden), Fünfter wurde Christian Rasp (LG Karlstadt-Gambach-Lohr; 6,89 Sekunden).
Dies sollte freilich nicht die einzige Medaille von Rentz an diesem Wochenende bleiben. Natürlich hatte sich der Münchner auch über 200 Meter etwas ausgerechnet. Dass er aber am Ende in 21,54 Sekunden sogar die Nase ganz vorne haben würde und als Süddeutscher Meister die Heimreise antreten konnte, freute ihn am allermeisten. Eine gelungene Abrundung der starken Vorstellung der bayerischen Sprinter stellte obendrein der Treppchenplatz von Michael Fischer (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) dar. Der 20-Jährige holte sich Bronze in 21,81 Sekunden. Ebenfalls in die Rubrik „Erfreulich“ abzuheften gilt es den 400-Meter-Titel von David Gollnow (TSV Erding). Mit seiner formidablen Siegerzeit von 47,29 Sekunden setzte er über eine halbe Sekunde Abstand zwischen sich und den Zweitplatzierten Benjamin Jonas (LG Eintracht Frankfurt; 47,85 Sekunden).
Anne Rieger und Karoline Pilawa holen Gold
Bei den Frauen besiegte die Freiburgerin Tatjana Steidle (7,54 Sekunde) in einer ähnlich knappen Entscheidung wie im Männer-Finale ihre bayerische Konkurrentin Anja Wurm (LG Stadtwerke München; 7,55 Sekunden). „Am Ende hatte ich das nötige Quäntchen Glück“, bekannte die Siegerin. Das kam auch zwei Überraschungs-Titelträgerinnen aus dem Freistaat zu Gute. Im Hochsprung der Frauen nützte die erst 17-jährige Anne Rieger (SpVgg Auerbach-Streitheim) die Gunst der Stunde und schnappte ich aufgrund der Fehlversuchsregel Gold mit 1,70 Meter vor den höhengleichen Lena Bryxi (LG Staufen) und Jasmin Kalsi (SV Stuttgarter Kickers). Über 800 Meter reichten Karoline Pilawa (LG Stadtwerke München) in einem erst auf den letzten Meter entschiedenen Spurtrennen 2:11,07 Minuten zum Sieg. Pilawa belegte außerdem über 400 Meter noch den fünften Rang (56,75 Sekunden).
Medaillen gab es noch für die Hürdensprinter Maximilian Bayer (LG Donau-Ilm), der im Finale nur Hadj Lazib Othmann (TV Heppenheim) den Vortritt lassen musste und mit 7,84 Sekunden als Zweiter eine klasse Zeit schaffte, sowie Jennifer Reinelt (1. FC Passau). Sie wurde Dritte in 8,37 Sekunden. Über 4 x 400 Meter wurde die Männer-Staffel der DJK Friedberg Dritte (3:21,80 Minuten). Knapp an Edelmetall vorbei schrammten Anja Schneider (LAC Quelle Fürth) über 1500 Meter (Vierte in 4:35,74 Minuten) sowie Michael Willms (LG Stadtwerke München) als Fünfter über 800 Meter in 1:55,10 Minuten und Stabhochspringer Lucas Schwaiblmair (TSV Gräfelfing) ebenfalls als Fünfter mit 4,80 Meter.
Daniel Hofmann beherrscht den Hochsprung
Der einzige Titel für die bayerischen B-Jugendlichen geht auf das Konto von Daniel Hofmann (TV Zeil). Er gewann den Hochsprung unangefochten mit 1,96 Meter. Eine bärenstarke Leistung lieferten die Hürdensprinterinnen Amelie-Sophie Lederer (LG Kreis Ansbach) und Laura Weiß (TV Bad Kötzting) im Finale ab. Beide verbesserten sich gegenüber den Bayerischen Meisterschaften eine Woche zuvor deutlich (Lederer 8,48 Sekunden, Weiß 8,66 Sekunden), mussten allerdings als Zweite und Dritte die Überlegenheit der neuen Süddeutschen Meisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 8,43 Sekunden) anerkennen. Als Sechste schaffte auch noch Lauras Zwillingsschwester Magdalena Weiß (8,98 Sekunden) den Sprung in den Endlauf.
Den gleichen Medaillensatz, nämlich Silber und Bronze, gab es im Stabhochsprung der Weiblichen Jugend B für Maike Limmer (LG Fichtelgebirge; Zweite mit 3,60 Meter) und Salome Schlemer (TSV Bad Endorf; Dritte mit 3,50 Meter). Rang zwei gingen über 800 Meter bei den Mädchen auch an Katharina Trost (LG Festina Rupertiwinkel; 2:13,72 Minuten) sowie an Julian Hoffmann (ATS Kulmbach) im Weitsprung (6,63 Meter). Hoffmann landete über 60 Meter Hürden auch auf dem fünften Platz (8,40 Sekunden) Ganz knapp eine Medaille verpassten dagegen zwei Nachwuchs-Hoffnungen der LAZ Kreis Würzburg: Stabhochspringer Artur Wollert (Vierter mit 4,50 Meter) und Kugelstoßer Markus Schwertfeger (ebenfalls Vierter mit 15,79 Meter).