Daryl Nndasi / Niklas Amthor / Jakob Kemminer (rechts) und Maximilian Achhammer (links) / Annika Just (Mitte in rot) / Drei junge bayerische Sprinter im Nationaltrikot: (von links) Jakob Kemminer, Maximilian Achhammer, Cassian Holland-Moritz / Katharina Winkler / Benedikt von Hardenberg / Sabrina Reusch / Anna Becker / Lukas Kleinschrodt. Alle Fotos: Theo Kiefner

29.05.2024 08:04 // Von: Jana Sichting; leichtathletik.de/Reinhard Köchl

Gala Regensburg: Schnelle Zeiten wecken EM- und WM-Vorfreude

Die 26. Sparkassen-Gala in Regensburg war für einige EM-Teilnehmer noch einmal eine wichtige Standortbestimmung und hat sich auch für zahlreiche Nachwuchstalente mit Blick auf die U 20-WM mit einer Reihe von Normenerfüllungen ausgezahlt. Die stärksten Leistungen gab es über 400 Meter Hürden sowie 100 Meter der U 20 zu verzeichnen.

Rings um das Universitätsstadion in Regensburg zogen bereits dichte Wolken auf, doch das Oval selbst war in Sonne getaucht – perfekte Bedingungen für die Athleten der 26. Sparkassen-Gala. Zu nutzen wussten das am Samstag vor allem die Männer über 400 Meter Hürden, allen voran Vorjahressieger und WM-Halbfinalist Emil Agyekum (SCC Berlin) und der mehrfache Deutsche Meister Constantin Preis (VfL Sindelfingen).

 

In einem engen Rennen den besseren Endspurt hatte schließlich Agyekum, der mit 49,24 Sekunden nicht nur Saisonbestleistung lief, sondern auch die Bestätigungsnorm (49,50 Sekunden) für die Olympischen Spiele in Paris abhakte. Gleichermaßen wie der Zweitplatzierte Preis, der sich nach seinem Rennen in Marseille (Frankreich) am Mittwoch erneut steigern konnte und in 49,42 Sekunden die Ziellinie überquerte.

 

Ambitionierte Saisonziele: DM-Titel und EM-Finale 

 

„Die Zielstellung, die ich mit meinem Trainer hatte, habe ich heute auf jeden Fall erfüllt. Aber da ist definitiv noch mehr drin. Das Rennen heute hat Spaß gemacht und die Zeit ist für den Anfang der Saison in Ordnung. Aber ich will auf jeden Fall noch schneller laufen. Am Dienstag laufe ich noch einmal in Ostrava und dann ist erstmal Pause und Vorbereitung auf die EM. Nach Rom will ich mir dann bei der DM meinen ersten Meisterschaftstitel holen“, sagte Emil Agyekum.

 

Constantin Preis hatte nach dem Rennen gemischte Gefühle: „Das war das vierte Rennen in zwei Wochen, das war schon ein bisschen anstrengend. Ich habe jetzt eine starke Basis von 49,5 Sekunden plus/minus. An sich müsste ich zufrieden sein, aber ich wollte klar eine 48er-Zeit rennen. Aber die Basis ist da und darauf werde ich in den nächsten zwei Wochen aufbauen. Bei der EM wird das schon passen. Das primäre Ziel ist dort das Finale.“ 

 

Platz drei ging an Maximilian Köhler (LG Region Karlsruhe). U 20-Athlet Niklas Amthor (TSV Bad Kissingen) lief in 53,05 Sekunden an die Spitze der DLV-Jahresbestenliste in seiner Altersklasse. Allerdings verpasste der junge Nordbayer die Norm (52,75 Sekunden) für die U 20-WM in Lima (Peru) noch knapp.

 

Eileen Demes kann mit EM planen

 

Bei den Frauen ging der Sieg auf das Konto der Favoritin Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg). Zugleich blieb sie in neuer Saisonbestleistung von 56,14 Sekunden unterhalb der geforderten Bestätigungsnorm für die EM in Rom (56,50 Sekunden) und kann nun fest mit einem Start in der „ewigen Stadt“ über das World-Ranking-Verfahren planen. 

 

„Ich bin froh, dass ich die Norm heute abgehakt habe. Es war ein schwieriger Wettkampf, weil ich sehr viel Druck hatte. Nach meinem starken Saisoneinstieg über 300 Meter Hürden hatte ich mit einem Sturz Pech in meinem ersten Wettkampf über die 400 Meter Hürden und das hing mir mental viel mehr nach, als ich das gedacht habe. Das Rennen heute war nicht perfekt, aber ich habe es versucht, kontrolliert durchzubringen. Jetzt werde ich noch mal Energie tanken und Selbstbewusstsein zurückgewinnen, damit ich das zur EM mitnehmen kann und hoffentlich fit und in alter Stärke da bin“, sagte Demes nach dem Rennen erleichtert.

 

Auf der Stadionrunde ohne Hürden setzte sich der Dritte der Hallen-DM Marc Koch (LG Nord Berlin) mit 46,10 Sekunden vor Lukas Krappe (SCC Berlin; 46,21 Sekunden) und Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz; 46,34 Sekunden) durch. Für das Top-Duo waren die Zeiten gleichbedeutend mit neuen Bestleistungen. In der Altersklasse U 20 war es Max Husemann (Eintracht Hildesheim), der sich in 47,22 Sekunden den Sieg sicherte und sich für die U 20-WM empfahl – gefordert sind für diese 47,65 Sekunden.

 

Bei den Frauen steigerte sich Luna Bulmahn (VfL Wolfsburg) gegenüber ihrem Rennen am Abend zuvor in Dessau auf 52,92 Sekunden und siegte vor Karolina Pahlitzsch (LG Nord Berlin; 52,95 Sekunden) und Lokalmatadorin Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg; 53,27 Sekunden). 

 

Über 200 Meter setzte sich die favorisierte Deutsche 400-Meter-Meisterin Skadi Schier (SCC Berlin; 23,42 sec) durch – hielt sich beim Zieleinlauf jedoch mit verzerrtem Gesicht den Oberschenkel. Freuen konnte sich auf Rang acht Nachwuchsläuferin Levke Netta (LG Niederbarnim), die in 24,40 Sekunden unterhalb der Norm (24,49 Sekunden) für die U 18-EM in Banská Bystrica (Slowenien) blieb. Der Sieg im Männer-Rennen ging an den Deutschen Vizemeister über 200 Meter Kevin Ugo (TV Wattenscheid 01; 21,17 Sekunden) vor Steven Müller (LG OVAG Friedberg-Fauerbach; 21,24 Sekunden) und Julien-Kelvin Clair (TV Wattenscheid 01; 21,28 Sekunden).

 

Starke Sprints der U 20 über 100 Meter 

 

Schnelle Zeiten purzelten am Samstag auch bei den Nachwuchsprintern. Herausragend war insbesondere Milian Zirbus (LG Osterode), der im Vorlauf mit 10,50 Sekunden nicht nur die Norm für die U 20-WM in Peru (Lima) unterbot, sondern sich damit auch an die Spitze der deutschen U 20-Jahresbestenliste setzte. Auf das Finale verzichtete der Dritte der U 20-EM 2023 mit der 4 x 100-Meter-Staffel dann allerdings. Dieses gewann Jakob Kemminer (TSV Ochenbruck; 10,66 Sekunden) vor Louis Schuster (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig; 10,71 Sekunden) und Noah Müller (Cologne Athletics; 10,77 Sekunden). Kemminer gehört noch der U 18 an und kann jetzt ebenfalls mit der EM in seiner Altersklasse planen, ebenso wie 400-Meter-Läufer Marc Weidenbach (LG Stadtwerke München), der in 48,58 Sekunden als Vierter in der U 20 erneut unter dem Richtwert der U 18-EM blieb. Stark auch seine Mannschafts- und Trainingskameradin Anna Becker (LG Stadtwerke München), die die Stadionrunde im Vorprogramm als Zweite in neuem Hausrekord von 55,63 Sekunden absolvierte.

 

Nach einem regelrechten Normenhagel in den Vorläufen – hier blieben gleich fünf Athletinnen unter den für die U 20-WM geforderten 11,78 Sekunden – bot sich dem Publikum in Regensburg auch bei der weiblichen U 20 ein spannendes Finale über 100 Meter. Mit dem besseren Ende für Sherin Kimuanga (SC DHfK Leipzig), die in 11,54 Sekunde Annika Just (LAC Passau; 11,65 Sekunden) und Charlotte Riedel (SC DHfK Leipzig; 11,71 Sekunde) auf die Plätze zwei und drei verwies. Groß war der Jubel im Ziel, als für Daryl Ndasi (LG Stadtwerke München) im Vorlauf 13,60 Sekunden angezeigt wurden. Auch Ndasi konnte damit die U 18-EM-Norm anhaken. Groß war die Freude bei zwei bayerischen Frauen, die sich über 100 Meter Hürden mit neuen Bestzeiten in die deutsche Spitze vorarbeiten konnten. Die unverwüstliche Katharina Winkler (LG Erlangen) wurde in bärenstarken 13,41 Sekunden Dritte und Johanna Büchs (LG Main-Spessatz) in 13,69 Sekunden Sechste.

 

In den technischen Disziplinen sorgte Hochspringerin Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) für einen Höhepunkt. Die Zweite der U 18-Europameisterschaften 2022 und Zweite der Hallen-DM 2023 floppte über 1,86 Meter. Das bedeutete sowohl Saisonbestleistung als auch die Norm (1,80 Meter) für die U 20-WM. Rang zwei ging an Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart 1893; 1,81 Meter) vor EYOF-Siegerin Ella Obeta (LG Eckental; 1,76 Meter). Mit 7,40 Meter wurde Lokalmatador Benedikt von Hardenberg (LG Telis Finanz Regensburg) Zweiter im Weitsprung, vor seinem bayerischen Konkurrenten David Faltenbacher (LG Stadtwerke München; 7,27 Meter).

 

„Ich bin sehr froh, endlich wieder über 1,86 Meter gesprungen zu sein. Seit meiner Schleimbeutelentzündung in der Hüfte bin ich nicht mehr so hoch gesprungen. Ich bin gerade sehr zufrieden, aber auch sehr hungrig. Der Wettkampf heute hat gezeigt, dass ich hoch springen kann. Auch wenn es technisch noch ausbaufähig ist. Ich hatte sehr viel Spaß heute und freue mich schon sehr auf die U 20-WM. Da will ich performen und auch in der Saison noch meine Bestleistung überbieten“, sagte die 19-Jährige.

 

Simon Boch vor Rom in Topform 

 

Mit Eintritt der Abenddämmerung unter Flutlicht ging das Gala-Programm nahtlos in die Laufnacht über. Für ein hohes Tempo sorgte bei dieser vor allem die Spitzengruppe über 3000 Meter der Männer. Sich die Kräfte am besten eingeteilt hatte Lokalmatador Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg), der in der letzten Runde noch einmal zu einem Schlussspurt ansetzte und in 8:14,69 Minuten seinen Vereinskameraden Filimon Abraham (8:17,26 Minuten) klar distanzierte.

 

Für beide Athleten war der Ausflug auf die Unterdistanz ein erfolgreicher Formtest vor ihrem EM-Start im Halbmarathon. Auf den dritten Rang lief Raphael Siebenhofer aus Österreich. Der Sieg über 3000 Meter der Frauen ging an Hanna Bruckmayer (LG Telis Finanz Regensburg; 9:25,26 Minuten) vor Emily Junginger (VfL Sindelfingen) und Eva Schultz (LG Passau). Maximilian Rath (LG Stadtwerke München) steigerte in der Klasse M 15 seine eigene weiß-blaue Bestmarke über 3000 Meter von bislang 8:40,65 Minuten auf nunmehr 8:39,00 Minuten.