Deutsche U 23-Meisterschaften Heilbronn: Mihota und Karl retten die bayerische Ehre
Besonders auffallend in Heilbronn war der deutliche Rückgang in den Disziplinblöcken Wurf und Lauf. Im Wurf konnten die Bayern bei den Männern in den Disziplinen Hammer und Speer sowie bei den Frauen im Kugelstoßen und im Diskuswerfen überhaupt keine Teilnehmer stellen. Im Hochsprung, über 3000 Meter Hindernis, über 1500 Meter und über 400 Meter waren bei den Frauen ebenfalls keine Teilnehmerinnen aus dem Freistaat am Start. Von den insgesamt zehn Edelmetallen gingen allein sieben auf das Konto der LG Stadtwerke München.
Endlich wieder ein nationaler Titel für Lucas Mihota (LG Stadtwerke München)! Der 19-jährige Schützlinge von BLV-Sprungcoach Sebastian Kneifel kommt rechtzeitig vor der U 20-WM in Tampere/Finnland (10- bis 15. Juli) nach einem "Seuchenjahr" wieder in Form. Nach seiner Siegeshöhe von 2,15 Meter scheiterte er anschließend dreimal an 2,20 Metern – was eine neue Bestleistung gewesen wäre. „Ich bin mit der Höhe zufrieden. Klar wäre eine neue Bestleistung toll gewesen, aber ich bin froh, schmerzfrei gesprungen zu sein“, sagte Mihota, bei dem in diesem Jahr, wie er es nannte, „viel los im Fuß gewesen ist“. Stark auch Sven Glück (TV Schierling), der mit übersprungenen 2,04 Meter den fünften Platz für sich reklamierte.
Auf das Konto von Patrick Karl (TV Ochsenfurt) ging die zweite bayerische Goldmedaille in Heilbronn. Der 22-Jährige spielte über 3000 Meter Hindernis in der Schlussphase seine ganze Routine aus und siegte in 8:47,11 Minuten vor Vorjahressieger Lennart Mesecke (LG Nord Berlin; 8:50,58 Minuten) und Robert Baumann (LG Stadtwerke Tübingen; 8:52,13 Minuten), der in München trainiert. Der vorjährige Deutsche U 20-Meister über 2000 Meter Hindernis, Nikals Buchholz (LSC Höchstadt-Aisch) wurde Fünfter (9:08,36 Minuten).
Einzig die LG Stadtwerke München hatte in der Schwäbischen Alb Grund, um zufrieden zu sein. Eine Vizemeisterschaft sicherte sich 800-Meter-Läuferin Mareen Kalis (LG Stadtwerke München), die im Kampf der Verfolgergruppe hinter der souveränen Siegerin Sarah Schmidt (2:03,58 Minuten; TSV Bayer 04 Leverkusen) den besten Endspurt vorweisen konnte. In 2:07,15 Minuten lieferte Kalis ihr bislang schnellstes Rennen der Saison ab. Mit einer Zeit von 3:15,85 Minuten gewann die 4 x 400-Meter-Staffel der LG Stadtwerke München in der Besetzung Michael Adolf, Laurin Walter, Vincent Schwenk und Arne Leppelsack Silber. Schneller war am Sonntagnachmittag lediglich das Quartett der Startgemeinschaft Schlüchtern-Flieden-Obertshausen (3:12,57 Minuten).
Platz zwei gab es für Dreispringer Paul Walschburger (LG Stadtwerke München) mit 15,69 Meter, der zum Leidwesen seines Trainers Richard Kick in dieser Konkurrenz allerdings nur einen gültigen Versuch in die Grube brachte und somit dem Chemnitzer Benjamin Bauer (15,93 Meter) den Vortritt lassen musste. Auch der Drittplatzierte der Dreisprung-Entscheidung trug das schwarze Trikot der LG Stadtwerke München). David Kirch, Dritter der diesjährigen Deutschen Hallenmeisterschaften, gelang ein Satz auf 15,56 Meter. Bronzemedaillen umgehängt bekamen weiterhin der von Peter Rabenseifner gecoachte 400-Meter-Hürden-Läufer Michael Adolf (52,44 Sekunden) sowie Kugelstoßer Valentin Döbler (18,16 Meter). Martin Knauer (LG Stadtwerke München) belegte hier mit 17,23 Metern Platz fünf und lag damit zwei Ränge vor Teamkollege Lukas Koller (16,55 Meter). Zusammen mit Döbler erreichten insgesamt drei Athleten der LG Stadtwerke München den Endkampf in dieser Disziplin. Koller nahm am Vortag noch am Diskuswurf teil und erreichte dabei mit einer Weite von 53,58 Metern bei nur einem gültigen Versuch Rang sieben.
Eine Bronzemedaille gab es für Sprinter Aleksandar Askovic (LG Augsburg) über die 200 Meter in 21,16 Meter. Nach der Enttäuschung von Platz fünf im 100-Meter-Finale vom Vortah (10,62 Sekunden) war dies für den 21-Jährigen eine willkommene Genugtuung. Maria Kerres: Diesen Namen sollten sich Leichtathletik-Kenner merken. Die 22-jährige Läuferin des SWC Regensburg, die bislang eher auf der Straße für Aufsehen gesorgt hatte, katapultierte sich in Heilbronn über 5000 Meter mit einer Zeit von 17:27,89 Minuten als Dritte direkt aufs Treppchen - was man durchaus als Überraschung bezeichnen kann. Im selben Rennen kam Hannah Kadner (LAC Quelle Fürth) auf Rang sieben (18:37,16 Minuten).
Das ewige bayerische Hürdenduell Johann Windmaier (TSV 1880 Wasserburg) gegen Katharina Winkler (LG Erlangen) endete bei den diesjährigen Deutschen U 23-Meisterschaften für beide unbefriedigend. Im Vorlauf stürmten beide vorneweg, wobei Windmaier nach einem fulminenten Start in eine Hürde trat und Winkler den Vortritt lassen musste, die mit 13,76 Sekunden einen neue Bestmarke und die zweite Zeit der gesamten Konkurrenz erreichte. Im Finale war es dann umgekehrt: Winkler trat in eine Hürde und beraubte sich aller Chancen, während Windmaier zu sehr ihre Bronzemedaille aus dem Vorjahr verteidigen wollte und verkrampfte. Für die Wasserburgerin blieb Platz fünf (13,78 Sekunden), die Erlangerin kam auf Rang sechs ein (14,22 Sekunden).
Zufrieden durfte dagegen ihr männlichen Pendant Paul Bobinger (TSV 1860 München) sein, der im 110-Meter-Hürden-Endlauf als Fünfter in 14,83 Sekunden die Ziellinie überquerte. Samuel Werdecker (MTV 1881 Ingolstadt) betreibt erst seit Leichtathletik. Jetzt stand er über 400 Meter in seinem ersten DM-A-Finale und belegte nach neuem Hausrekord von 47,76 Sekunden im Vorlauf den sechsten Platz (47,98 Sekunden). Für Thomas Marvin über 1500 Meter (4:06,86 Minuten) und Anna Sailer (LAC Quelle Fürth) im Stabhochsprung (3,80 Meter) blieb jeweils Rang sieben, während das weißblaue Hammerwurf-Duo Nancy Randig (SWC Regensburg; 55,05 Meter) und Jessyka Schnieder (TV Hindelang; 48,94 Meter) auf den Plätzen sechs und acht zu finden war.