Deutsche Berglaufmeister im Doppelinterview: "Die Faszination den Berg zu bezwingen, treibt mich an"
blv-online:Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch seitens des Bayerischen Leichtathletik Verbandes zu diesem Titelgewinn. Wie kommt man als Ausdauerathlet zum Berglauf und warum fasziniert Euch das "Sportgerät Berg"?
Michelle Maier: Ich war schon als Kind sehr viel in den Bergen unterwegs, beim Klettern, Gleitschirmfliegen, Wandern oder Radeln. Zum Laufen hab ich eigentlich erst ziemlich spät, so mit 16 Jahren, angefangen, wobei sich das zunächst auf eine Drei-Kilometer-Runde zuhause durch den Wald beschränkt hat. Zum Spaß hab ich dann mal an einem Halbmarathon, der damals quasi vor der Haustür stattfand, teilgenommen. Der ausrichtende Verein hat mich danach angeschrieben, ob ich nicht Lust hätte, mal mit ihnen zu trainieren. So bin ich dann zum Wettkampfsport gekommen. Da einige Bergläufer im Verein anwesend waren, probierte ich das dann auch aus und war auch gleich relativ erfolgreich. Das hat mir dann so Spaß gemacht, dass ich dem Berglaufsport seitdem treu geworden bin. Das Laufen in der Natur, auf dem Berg, ohne Stress und Druck ist meine Leidenschaft geworden. Ich habe so große Freude dabei, dass die Siege eigentlich nur ein angenehmer Nebeneffekt sind. Ich liebe die Berge, sie stellen Kraft- und Rückzugsort vom Alltag dar. Somit stellt das Berglaufen für mich eine super Mischung aus An- und Entspannung dar.
Toni Lautenbacher:Um sein Training abwechslungsreich und effektiv zu gestalten, ist der Berglauf ideal. Die Faszination jeden einzelnen Berg zu bezwingen und zum Schluss am Gipfelkreuz die Aussicht genießen, treibt mich an.
blv-online: Ist Berglauf letztendlich eine Nischensportart innerhalb der Leichtathletik? Könnte man sich Berglauf als olympische Disziplin vorstellen, was dann Qualifikationsregeln verlangen würde?
Lautenbacher:Ich könnte mir Berglauf durchaus als eine olympische Disziplin vorstellen. Ich denke, es ließe sich gut vermarkten. Allerdings sollte es in meinen Augen nur der klassische Berglauf, kein Traillauf sein.
Maier: Leider wird der Berglauf als nicht-olympische Disziplin nicht ausreichend gefördert und stellt eher eine Nischensportart in der Leichtathletik dar. Allerdings ist das eine so faszinierende und abwechslungsreiche Disziplin, dass ich sie mir durchaus bei Olympia vorstellen kann. Beim Skibergsteigen hat es ja vor kurzem auch geklappt, so weit ist der Berglauf davon eigentlich nicht entfernt. Bergsport boomt, ich glaube, dass die Befürwortung für Olympia sicher viele Anhänger hätte.
blv-online: Kann man die Disziplin Berglauf auch Hobbyläufern empfehlen?
Maier: Der Körper ist sehr anpassungsfähig und gewöhnt sich an wiederkehrende Belastungen. Zu Beginn ist Berglaufen zwar sehr anstrengend, aber zum Glück gibt es unterschiedliche Steigungen und Strecken, sodass auch hier ohne Überbelastung angefangen werden kann. Und irgendwann kann man auch die Landschaft während dem Laufen richtig genießen. Generell ist Berglaufen jedem zu empfehlen. Das Wichtigste ist, dass man dabei Spaß hat und nicht zu verbissen an die Sache rangeht.
Lautenbacher: Bei einer gewissen Grundkondition ist es zur Abwechslung bestimmt nicht schlecht. Anfängern würde ich davon aber abraten. Wenn deren Grundlage im flachen Gelände passt, kann man hügelige Strecken mit einbauen. Zuletzt würde ich dann das Bergtraining beginnen.
blv-online: Wie bereitet Ihr Euch auf einen Berglauf vor? Nicht zu jeder Jahreszeit sind die Berge begehbar.
Lautenbacher: Eigentlich nutze ich die Bergläufe ja für die Vorbereitung auf den Winter. Meine Hauptdisziplin ist das Skibergsteigen. Hier kann ich auch im Winter einige Höhenmeter sammeln.
Maier: Da ich schon immer viel in den Bergen unterwegs war, verlernt es mein Körper nicht, auch wenn ich mal längere Pause vom Berglaufen mache. Im Gegenteil, dann bin ich erholt und kann noch besser den Berg raufziehen. Allerdings gibt es selten Zeiten, zu denen das Berglaufen gar nicht möglich ist. Im Winter ist es bei uns halt nur eingeschränkt möglich. Und dank des Klimawandels sind die Winter ja eh schneeärmer geworden. Außerdem ist es gar nicht so, dass man unbedingt ständig auf Berge laufen muss, um gute Leistungen zu erzielen. Ich werde sogar eher schneller am Berg, wenn ich flach mehr trainiere, was mir aber nicht so viel Spaß macht. Eine richtige Vorbereitung gibt es bei mir eigentlich nicht, ich laufe nach Lust. Laune und Wetter.
blv-online: Was sind Eure weiteren Ziele in dieser Saison? Sind weitere Bergläufe in der Wettkampfplanung?
Lautenbacher: Im September darf ich bei der Berglauf-WM in Bulgarien starten. Danach konzentriere ich mich voll auf den Winter.
Maier: Da ich mich mit dem Deutschen Meistertitel ja für die WM in Bulgarien nominiert habe, steht diese am 11. September natürlich im Mittelpunkt. Dieses Wochenende werde ich bei der Sierre-Zinal starten und bin gespannt, wie meine Leistung in diesem international top besetzten Feld aussieht. Weiterhin ist auch noch ein Bergmarathon im Herbst geplant, wahrscheinlich der Kaisermarathon. Aber das entscheide ich erst die nächsten Wochen.
blv-online: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg in dieser Saison!