Ronja Melzner // Fabius Schmidt // David Kantzog (Zweiter von rechts) // Franziska Drexler // Jonathan Toldy // David Scheller // Ella Obeta // Alexandra Scharf // Lea Mehringer // Jakob Zimmer. Alle Fotos: Theo Kiefner und Claus Habermann

07.09.2021 22:31 // Von: BLV

U 16-DM Hannover: Bayerische Nachwuchstalente erfüllen ihre Medaillenträume

Über 300 Athletinnen und Athleten aus dem gesamten Bundesgebiet hatten in diesem Jahr für die U 16-DM in Hannover gemeldet, davon knapp ein Sechstel (46) aus Bayern. Erst seit 2014 gibt es für diese Altersklasse (wieder) die Möglichkeit, sich bei Deutschen Meisterschaften in Einzeldisziplinen zu messen. Im vergangenen Jahr ist das Event der Pandemie zum Opfer gefallen. Das "Comeback" verlief für die Sportlerinnen und Sportler aus dem Freistaat überaus erfreulich. Insgesamt gab es 17 Medaillen, davon schimmerten vier in der Farbe Gold, sieben in Silber und sechs in Bronze.

Die niedersächsischen Ausrichter bewiesen in jedem Fall, dass eine Meisterschaft der 15-Jährigen richtig Spaß machen kann: Sie boten eine bestens organisierte Veranstaltung, profitierten von einem straffen Zeitplan, der dafür sorgte, dass zu keiner Phase Langeweile aufkam, und das gute Wetter tat sein Übriges für die großartige Stimmung im Erika Fisch-Stadion. Ein weiterer Grund dafür war, dass sogar Zuschauer zugelassen werden konnten. So kehrte – wie man es vom Fußball schon seit längerer Zeit gewohnt war – wieder ein Stück Normalität zurück auf den Sportplatz.

 

Läufer kommen gestärkt aus der Pandemie

 

Aus bayerischer Sicht zeigte insbesondere die Nachwuchsläuferinnen und -läufer, dass sie sich von den Corona-bedingten Einschränkungen im zurückliegenden Winter nicht sonderlich haben zurückwerfen lassen. Ein Beweis gefällig? Gleich die Auftaktdisziplin, der 1500-Meter-Hindernislauf der Mädchen, glich einer Landesmeisterschaft. Sechs der sieben Starterinnen trugen ein Trikot eines Freistaat-Vereins! Mit einem souveränen Start-Ziel-Sieg setzte sich am Ende Franziska Drexler (LAC Passau) in 5:01,84 Minuten vor ihrer Vereinskameradin Elina Dressel (5:08,08 Minuten) sowie Jule Lindner (LG Bamberg; 5:09,42 Minuten) durch. Auch die Plätzen vier bis sechs gingen an bayerische Athletinnen, nämlich an Theresa Andersch (LG Bamberg; 5:09,54 Minuten), Hannah Schreiber (LAG Mittlere Isar; 5:16,94 Minuten) und Friedericke Bertsch (TSV Ismaning; 5:21,08 Minuten). Bei den Jungs gab es in derselben Disziplin einen kaum erwarteten sechsten Rang von Tobias Döllinger (LAC Quelle Fürth). Seine alte Bestzeit verbesserte er um satte zehn Sekunden. Am Schluss blieb die Uhr für ihn bei 4:45,78 Minuten stehen.

 

Vier Goldmedaillen für bayerische Athletinnen und Athleten

 

Ronja Melzner (SC Eschenbach) war im Speerwurf eine Klasse für sich. Ihre Siegweite von 47,98 Meter bedeutete eine Steigerung ihrer Bestleistung von zirka einem Meter und veranlasste ihren Betreuerstab dazu, die Maske für einen kurzen Moment abzunehmen, um auf den Erfolg mit einem Schluck Schaumwein anzustoßen. Ebenfalls sehr zufrieden sein konnte Eva Schlaffer (LG Region Landshut). Sie belegte in einem starken Feld Rang fünf (40,32 Meter) und vervollständigte den glänzenden Eindruck der bayerischen Speerwerferinnen.

 

In Feierlaune befand sich auch das Umfeld von David Kantzog (LAC Passau). Der Niederbayer, der von Tobias Brilka betreut wird, dominiert in seiner Altersgruppe heuer das nationale Geschehen im Kurzsprint nach Belieben und wurde mit 11,01 Sekunden über 100 Meter sowie einem Vorsprung von 24 Hundertstelsekunden seiner Favoritenrolle gerecht. Im Vorlauf blieb er sogar unter der magischen Elf-Sekunden-Marke (10,99 Sekunden). Mit den bereits beschriebenen Leistungen im Hindernislauf und einem hervorragenden Abschneiden in der U 18-Altersklasse bei der Jugend-DM vor einigen Wochen, kann konstatiert werden, dass sich die Passauer weiter im sportlichen Höhenflug befinden.

 

Auch bei der vierten bayerischen Goldmedaille setzte sich der Athlet mit der mit Abstand besten Meldeleistung durch. An zusätzlicher Bedeutung gewinnt der Erfolg von Weitsprung-Sieger Fabius Schmitt (LG Bamberg), wenn man bedenkt, dass jeder seiner sechs gültigen Versuche für den DM-Titel gereicht hätte. Als bereits feststand, dass er sich zukünftig Deutscher Meister nennen darf, gelang ihm zum Abschluss noch einmal ein echter Sahne-Sprung auf eine Weite von 6,84 Meter, bei allerdings etwas zu starkem Rückenwind (+2,4 Meter pro Sekunde).

 

Spannende Rennverläufe auf der Mittel- und Langstrecke

 

Zwei Medaillen von den Deutschen Einzelmeisterschaften befinden sich seit Kurzem im Haushalt der Familie Barth. Die lauf (und schwimm-) begeisterten Zwillinge Julia (10:13,59 Minuten) und Anna (10:17,91 Minuten) der LG Bamberg kamen auf die Plätze zwei und drei über 3000 Meter. Minimaler Wermutstropfen: Erst kurz vor der Ziellinie schob sich die Konkurrentin Emie Lotta Berger (10:12,69 Minuten; mettmann-sport) an der zwischenzeitlich schon enteilten Julia Barth vorbei. Noch spannender war der Einlauf ihrer männlichen Pendants. Dass dabei David Scheller (TG 48 Würzburg) die Silbermedaille einheimste, verdankte er seinem energischen Schlussspurt, bei dem sich in 8:50,30 Minuten gegen Konkurrent Elias Matthäus (SC Kirchweyhe und Westerweyhe; 8:50,35 Minuten) „durchboxte“. Die Siegerzeit von Tristan Kaufhold betrug 8:49,60 Minuten. Übrigens waren alle drei schneller als der U 18-Sieger der Jugend-DM in Rostock. Gerne hätte sich auch Alexander Kaempf (LG Stadtwerke München) auf dem Treppchen präsentiert. Leider reichte es für ihn nur zum undankbaren vierten Platz, wobei er mit 9:05,63 Minuten seine bisherige Bestzeit um mehr als acht Sekunden nach unten schraubte. Dahinter konnten sich ebenfalls noch schnelle und ausdauernde junge Bayern nach vorne schieben: Elias Kolar (TSG 08 Roth; 9:19,96 Minuten) wurde Sechster und Jonas Storch (LG Passau; 9:27,10 Minuten) belegte Rang acht.

 

Ebenfalls in absoluter Topform präsentierte sich Emma Lindner (LG Bamberg), die ein weiteres Mitglied der erfolgreichen Bamberger Läufergarde um Thomas Koch und Helena Weiß ist. Zum Saisonhöhepunkt kam sie beim 800-Meter-Finale mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 2:13,48 Minuten ins Ziel, gleichbedeutend mit dem Silberrang. Ebenfalls ein gewichtiges Wörtchen mitreden konnten die Bayerische Meisterin Amelie Brandl (TSV Zirndorf; 2:18.85 Minuten) und Julia Wilhelm (TSV Ottobeuren; 2:20,16 Minuten). Sie belegten in der Endabrechnung für Plätze fünf und sechs. Erneut geballte Bayernpower! 

 

Geteilte Freude ist doppelte Freude

 

Überwiegend in bayerischer Hand war das Podium im Hochsprung sowie im Hürdensprint. Sowohl Lina Marie Burghardt (MTV 1881 Ingolstadt) als auch Ella Obeta (LG Eckental) bewältigten 1,68 Meter im Hochsprung. Einer geringeren Zahl an Fehlversuchen bei 1,65 Meter war es zu verdanken, dass die Medaille der letztgenannten Springerin in Silber glänzt. Vor den Augen von DLV-Nachwuchsbundestrainer Jan-Gerrit Keil triumphierte die Schleswig-Holsteinerin Anna-Elisabeth Ehlers (TSV Glücksburg 09) mit 1,71 Meter. Ein ähnliches Bild zeigte sich im Hürdensprint: Alexandra Scharf (LA-Team Alzenau) sicherte sich mit 11,72 Sekunden den zweiten Platz vor Lea Mehringer (LG Oberland), die 11,76 Sekunden benötigte. Beide gehören zu den Aufsteigerinnen des Leichtathletik-Jahrs 2021.

 

Alexandra Scharf und Jonatan Toldy punkten zweifach

 

Nur zehn Minuten nach der Zielankunft begann für Alexandra Scharf der Weitsprung-Wettbewerb, bei dem die ehrgeizige Athletin, die auch Mehrkampf-Ambitionen hegt, den Endkampf der besten Acht erreichte und mit 5,45 Meter Siebte wurde.

 

Zwei Sportler der LG Sempt vertraten die blauweißen Fahnen im 80-Meter-Hürdensprint-Finale der Jungen. Jonatan Toldy überquerte die 84 Zentimeter hohen Hürden als Zweitbester (10,78 Sekunden), Maximilian Schreiber wurde Fünfter (10,90 Sekunden). Mit seinem vierten Platz über 300 Meter Hürden (41,84 Sekunden) kam der Silbermedaillen-Gewinner einer Medaille im Langsprint/Langhürden-Bereich am nächsten.

 

Viele Wege führen auf das DM-Podest

 

Lediglich einer erheblichen Steigerung der Bestleistung ist es zu verdanken, dass Jakob Zimmer (SV Germering) einen Podestplatz erreichte. Kaum zu glauben, dass der Bronzemedaillengewinner und 4,15-Meter-Stabhochsprung-Artist vor der U 16-DM einen Bestwert von „nur“ 3,85 Meter besaß.

 

Über ein bronzefarbenes Mitbringsel aus Hannover freute sich auch Bernhard Granslmaier (TSV 1880 Wasserburg), der im Hammerwurf den Ring betrat. Dass hier nur drei Werfer die Anforderungen für einen Start erfüllten zeugt davon, dass allein die Qualifikation für die nationale Meisterschaft als Erfolg gewertet werden kann. Schließlich ist laut Ausschreibung neben einer knackigen Norm in der Schwerpunktdisziplin noch eine so genannte Zusatznorm aus einem anderen Disziplinblock fällig. Insbesondere den starken Jungen und Mädchen aus den Wurfdisziplinen fällt diese oft nicht leicht. Bernhard Granslmaier sicherte seinen Hannover-Start beispielsweise mit einer Leistung im 3000-Meter-Bahngehen.

 

Laura Jungnickl (LG Fichtelgebirge) hatte im Diskuswerfen lange an einer Medaille geschnuppert. Bis zum vierten Durchgang lag sie noch auf einem Bronzerang, musste dann jedoch leider mit dem fünften Rang Vorlieb nehmen (35,30 Meter). Exakt die gleiche Platzierung nahm Tobias Stiasny (SpVgg Auerbach/Streitheim) im Diskuswerfen der Jungs mit ins schwäbische Zuhause. Seine weitester Versuch landete bei 51,88 Meter. Ein siebter Rang stand im Hochsprung Benedikt Dörr (TSV 1860 Ansbach; 1,79 Meter) zu Buche.