EM München Tag 6: Mona Mayer läuft mit der 4 x 400 Meter-Staffel überraschend auf Platz fünf
Als achtbeste Staffel hatte sich das DLV-Quartett für das Finale qualifiziert, im Finale sollte es nun drei Positionen nach vorne gehen. In 3:26,09 Minuten sind Luna Thiel (VfL Eintracht Hannover), Mona Mayer, die frühere Ingolstädterin Alica Schmidt (SCC Berlin) und Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) im EM-Finale über 4 x 400 Meter am Samstag auf Rang fünf gelaufen. „Wir haben es uns nicht erträumt, dass wir den fünften Platz belegen, von daher sind wir sehr glücklich“, sagte Alica Schmidt erleichtert nach dem Zieleinlauf.
Als Startläuferin ging Luna Thiel ins Rennen, die nach 400 Metern an Mona Mayer übergab. Die Regensburgerin schickte schließlich als Fünfte Alica Schmidt ins Rennen, mit der sie auch schon 2017 in einer U 20-Staffel für den MTV 1881 Ingolstadt gelaufen war. Die Berlinerin musste trotz energischem Antritt zwei Positionen an die Konkurrenz abgeben und wechselte auf Carolina Krafzik. Die Sindelfingerin, die am Freitag noch im Finale über 400 Meter Hürden gelaufen war und die in der Qualifikation kurzfristig eingesprungene Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim) ersetzte, konnte die zwei verlorenen Plätze wieder herauslaufen und so das Rennen zu Ende bringen.
Femke Bol gewann unterdessen mit der niederländischen Staffel (3:20,87 Minuten) ihr drittes EM-Gold in München. Bereits über 400 Meter und 400 Meter Hürden hatte sie triumphiert. Auf Platz zwei lief Polen (3:21,68 Minuten) vor Großbritannien (3:21,74 Minuten).
Christina Hering nimmt ihr Herz in beide Hände
Es war der Abend, an dem Christina Hering sich einen langersehnten Traum erfüllte. Das erste große Finale ihrer Karriere – und das in ihrer Heimatstadt. Passend dazu färbte die untergehende Sonne den Himmel über dem Olympiastadion in schönste Zuckerwatte-Farben. Besondere Momente vertragen ein bisschen Kitsch.
Der Startschuss ertönte und das Publikum tobte. Christina Hering wollte sich eigentlich mittig einsortieren im Tross der starken Läuferinnen um sie herum, doch als sie merkte, dass niemand so wirklich das Tempo übernehmen wollte, fasste sich die 27-Jährige ein Herz. "Finale dahoam" an der Spitze – ein Moment, den sie wohl nie vergessen wird.
Beste Deutsche bei einer EM seit 20 Jahren
Wie im Halbfinale führte die Deutsche Meisterin das Feld an, wehrte bei 500 Metern noch die vorsichtige Attacke der Französin Renélle Lamote ab, doch bei 600 Metern machten die Britinnen Ernst. Keely Hodgkinson, die Olympia-Zweite, die WM-Zweite, ging leichtfüßig vorbei, Jemma Reekie flog hinterher und ihr folgten nach und nach weitere Läuferinnen, die zuvor einfach mitgeschwommen waren und so vielleicht das ein oder andere Kraftkorn gespart hatten.
Christina Hering kämpfte, legte ihr Herz rein in die Zielgerade und gab alles, um noch weiter vorne mit reinzulaufen. Es reichte schlussendlich für Platz sieben in diesem hochklassigen Feld und guten 2:00,82 Minuten. Es ist die beste Platzierung einer Deutschen über 800 Meter seit der EM 2002, damals lief Claudia Gesell auf Platz fünf, ebenfalls in München. Gold holte indes die Favoritin Keely Hodgkinson (1:59,04 Minuten) vor Renélle Lamote (Frankreich; 1:59,49 Minuten) und der Polin Anna Wielgosz (1:59,87 Minuten).
„Ich bin enttäuscht, auch wenn ich eigentlich nicht enttäuscht sein sollte", gestand Christina Hering. "Ich glaube aber, dass ich etwas besser durchgekommen wäre, wenn ich etwas lockerer geblieben wäre. Ich wollte eigentlich nicht nach vorne gehen, aber es wollte kein anderer das Tempo machen und dann habe ich es halt gemacht. Aber es war Aufwand, eine schnelle erste Runde hinzulegen. Ich hatte mir vorgenommen, bis 600 Meter niemanden vorbeizulassen, dabei bin ich fest geworden und ich glaube, das hat Körner gekostet. Aber ich habe mich nicht aufgegeben und bis zum letzten Schritt gekämpft. Es war unglaublich laut im Stadion, das war ein tolles Gefühl. Es ist meine beste Platzierung und bin auch stolz, dass ich mich getraut habe, hier nach vorne zu gehen.“