Selina Dantzler vor U 18-WM Nairobi: "Ich setze mich nicht unter Druck"
Selina Dantzler, wir gratulieren zur U 18-WM-Nominierung. Wie hast du davon erfahren, dass du offiziell dabei bist?
Selina Dantzler:
Unmittelbar nach dem entscheidenden Quali-Wettkampf in Schweinfurt kam Bundestrainer Christian Sperling auf mich zu und hat mich auf die Tribüne gebeten. Es ging alles relativ schnell. Gesprochen wurde unter anderem über die Einkleidung und die ärztliche Versorgung. Die erforderlichen Impfungen habe ich sicherheitshalber schon im Februar gemacht und zum Glück hinter mir. Da ich die ganze Saison über auf konstant hohem Niveau gestoßen habe, die beste Vorleistung aller Kandidatinnen vorweisen konnte und ja auch in Schweinfurt gewonnen habe, habe ich ihm die Entscheidung leicht gemacht, denke ich.
Du hast die zweitbeste Vorleistung und die Führende der Weltrangliste, die Niederländerin Jorinde von Klinke, fehlt in der Meldeliste. Steigt deshalb der Erwartungsdruck?
Selina Dantzler:
Ich setze mich nicht unter Druck. Eine Bestleistung wäre aber schon toll. Der Traum wäre eine Medaille, in welcher Farbe, bin ich mir gar nicht sicher.
Wie bist du zum Kugelstoßen gekommen?
Selina Dantzler:
Ich habe immer schon gerne Sport gemacht und war schon mit acht Jahren beim TSV München-Ost Leichtathletin. Zuerst war es Spiel und Spaß. Im Alter von zehn Jahren hat mich Andi Bücheler [bis heute ihr Trainer] angesprochen, ob ich mal Wurf trainieren will, weil ich schon ziemlich groß war. Irgendwann habe ich dann angefangen, mich zu spezialisieren, obwohl ich in dieser Zeit auch zwei Mal Deutsche Schülermeisterin im Block-Wettkampf gewesen bin.
Wenn du einer Zehnjährigen das Kugelstoßen schmackhaft machen möchtest, was sagst du ihr?
Selina Dantzler:
Dass es eine unglaublich dynamische Disziplin ist. Es ist jedes Mal ein schöner Erfolg, wenn man die Technik wieder etwas besser beherrscht und dadurch weiter stößt.
Wie oft trainierst du pro Woche?
Selina Dantzler:
So sieben bis acht Mal. Da ich aufs Isar-Gymnasium gehe, ist das zeitlich möglich. An drei Tagen beispielsweise trainiere ich zwischen acht und halb zehn Uhr morgens im Rahmen des Sportunterrichts.
Was ist für dich das Wichtigste vor einem Wettkampf?
Selina Dantzler:
Einen Glücksbringer oder ein spezielles Ritual habe ich nicht. Ich versuche mich vorm Stoßen einfach immer so gut wie möglich auf den Wettkampf zu konzentrieren.
Bei den Wettkämpfen fällt auf, dass du zwei verschiedene Schuhe trägst. Was hat es damit auf sich und werden wir dich auch in Nairobi damit sehen?
Selina Dantzler:
Die zwei verschiedenen Schuhe trage ich, weil sie eine unterschiedliche Sohlenbeschaffenheiten haben und ich mit einer harten Schuhsohle nicht so gut klarkomme. Der schwarze Schuh mit der weichen Sohle ist in Deutschland nicht mehr erhältlich, daher trage ich ihn, solange er der Belastung noch standhält. Und auf der anderen Seite, wo die Sohle ruhig härter sein darf, eben einen neueren Wurfschuh.
Dass du beim Kugelstoß besonders viele Stärken hast, ist bei deinen Weiten keine Frage. Woran könntest du noch arbeiten?
Selina Dantzler:
Mein Abstoß und der Stoß selber sind, würde ich sagen, ganz dynamisch, ja. Den Auftakt hingegen muss ich noch stabilisieren. Und an der Technik grundsätzlich kann man immer was verbessern.
Du hattest die WM-Norm auch im Diskuswurf erreicht, gehörst also auch hier zu den besten deines Alters. Auf welcher Disziplin soll in den nächsten Jahren der Fokus liegen?
Selina Dantzler:
Das muss man sehen. Nächstes Jahr in der U 20 wiegt die Kugel dann vier statt jetzt in der U 18 drei Kilogramm. Beim Diskus verändert sich gewichtsmäßig gar nichts. Das lasse ich auf mich zukommen.
Hast du nach der WM noch ein Saisonziel?
Selina Dantzler:
Ja, ich habe mir fest vorgenommen, dass ich bei den Deutschen U 18-Meisterschaften Anfang August gewinnen möchte.