Jung, kräftig und manchmal ziemlich ausgeflippt: 1979, im sechsten Jahr der Moosacher Werfertage, schreckten die Drahtzieher des heutigen Kulti-Meetings noch vor keiner Schandtat zurück. Im Vordergrund drückt ein 43 Kilo schwerer Stein, mit dem hin und wieder auch gestoßen wurde, den Autor des Jubiläumsartikels, Albert Fichtner, ziemlich zu Boden.

13.08.2013 18:40 // Von: Albert Fichtner

Moosach ist Kult: Bayerns ältestes Werfermeeting feiert Ende August 40. Geburtstag

Einen im Bereich des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes wohl einmaligen Geburtstag feiern jetzt die Werfertage in Moosach bei Grafing: Seit genau vier Jahrzehnten treffen sich mehrmals im Jahr die Diskus- und Hammerwerfer sowie Kugelstoßer am alten Bahnhof, um in familiärer Atmosphäre große Weiten zu erzielen. am 31. August findet in Moosach der 273. Wettkampf dieser Art statt. Albert Fichtner, einer der Gründerväter, hat die Entstehungsgeschichte aufgeschrieben.

Der Wurfplatz am alten Bahnhof in Moosach verdankt sein Entstehen einem Gespräch mit meinem Jugendfreund und damaligen Vorsitzenden des TSV Moosach, Sepp Stimpfle. Hatte ich ihm doch mein Leid geklagt, auf der Suche nach einer Möglichkeit zum Hammerwerfen auf keinem Sportplatz willkommen zu sein. Sein Schwager Anton Eisenschmid, der Eigentümer des Grundstücks am alten Bahnhof stimmte der Er­richtung der Wurfanlage spontan zu, und dank der Unterstützung von Siegfried Eisenschmid, der als Kieswerkbesitzer einen Teil des Materials kostenlos zur Verfügung stellte, konnten im Sommer 1973 Wurfringe und Schutzgit­ter errichtet werden.

Seitdem ist der Wurfplatz nicht nur eine Möglichkeit zum ungestörten Trainieren, sondern auch der Ort von bisher 272 Veranstaltungen, zu denen sich nicht nur Werfer aus ganz Bayern, sondern auch aus Österreich, Südtirol und der Schweiz eingefunden haben. Die Bandbreite der Athleten, die sich hier in einer familiären Atmosphäre zum Wettkampf treffen, umfasst Zehn- bis 80-Jährige, Anfänger, Bayerische, Deutsche Meister und Senioren-Weltmeister. Wenn dann die Teilnehmerzahl  jen­seits von 50 liegt und sich die Abenddämmerung breit macht, müssen schon mal Autoscheinwerfer die Kugelstoßanlage ausleuchten. Mit der Anzahl der Wettkämpfe, die bis zum diesjährigen Jubiläum durchgeführt wurden, stehen die Moosacher Werfertage in der Liste bayerischer Leichtathletik-Veran­staltungen unangefochten auf Platz eins.

In den ersten Jahren trat die Leichtathletik-Abteilung des TSV Moosach als Veranstalter auf und nach deren Auflösung übernahm ab 1980 Klaus Volkheimer vom TSV Grafing diese Aufgabe. Geändert haben sich im Laufe der Zeit auch die Sicherheitsanforderungen an das Schutzgitter. War es ehedem nur 2,50 Meter hoch, so wurde es inzwi­schen auf fast sechs Meter aufgestockt, so dass kein verirrter Wurfhammer, wie einmal geschehen, die Türe zur Bahnhofstoilette beschädigen kann. Östlich des Wurffeldes lauert aber immer noch die Moosach, die schon manchen Diskus und Hammer unauffindbar verschluckt hat.

Dass von den zehn Teilnehmern des ersten Wettkampfes nach nunmehr 40 Jahren immer noch vier bei den Wettkämpfen erscheinen, zeugt nicht nur von deren Fitness, sondern auch von einer Verbun­denheit, wie sie im Lauf der Jahre allen Veranstaltungsteilnehmern zu eigen wurde. Moosach ist Kult, trotz Maulwurfhaufen und Stechinsekten. Und für die bayerischen Leichtathleten gibt es nur ein „Moosach“: den Wurfplatz am Alten Bahnhof!

Wer sich für historische Ergebnisse und die aktuellen Geschehnisse interessiert, findet diese unter www.moosach-werfer.de.