Paul Walschburger heißt der neue Deutsche Meister im Blockwettkampf Wurf der Altersklasse M 15. Der Günzburger setzte sich in Markt Schwaben mit deutlichem Abstand vor seinen Konkurrenten durch.

09.09.2013 20:19 // Von: Reinhard Köchl

Deutsche Blockmeisterschaften Markt Schwaben Teil 2: Goldknabe Walschburger als weißblaues Sahnehäubchen

Stadionsprecher Florian Weber brachte es auf den Punkt: „Gestern hat das IOC die Olympischen Spiele 2020 nach Tokio vergeben. Einige von euch haben durchaus die Chance, dann dabei zu sein.“ In der Tat tummelten sich auch am zweiten Tag der Deutschen U 16-Blockmeisterschaften in Markt Schwaben die Zukunft der deutschen Leichtathletik. Das Sahnehäubchen aus bayerischer Sicht lieferte Paul Walschburger. Der Allrounder nützte den Heimvorteil und holte sich mit bärenstarken 3218 Punkten Gold.

Solch eine triumphale Siegerehrung hatte bislang wohl selten ein junger Leichtathlet im Schüleralter bei Deutschen Meisterschaften erlebt. Als Paul Walschburger zum Podest geführt wurde, da spendeten ihm seine Fans, aber auch neutrale Gäste minutenlang stehende Ovationen. Der Wahl-Markt Schwabener Edgar Itt, Olympiadritter von 1988 über 4 x 400 Meter, Christa Stewens, die CSU-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag und Vorsitzende der LG Sempt, sowie der Markt Schwabener Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) standen Spalier für einen der beeindruckendsten Titelträger der beiden glanzvollen Tage von Markt Schwaben. Das blondgelockte Ausnahmetalent winkte dabei fast verlegen auf die vollbesetzte Tribüne, die kaum zu beruhigen war.

Zwar war Walschburger mit der besten Vorleistung im Block Wurf der Klasse M 15 nach einem Trainingslager in Rostock angereist. Dass der vorjährige Deutsche Vizemeister der M 14 jedoch die Konkurrenz derart souverän beherrschen würde, hätten wahrscheinlich auch die kühnsten Optimisten nicht gedacht. Mit 10,86 Sekunden unterbot er als einziger Athlet über 80 Meter Hürden die Elf-Sekunden-Marke, im Weitsprung schaffte er ohne den Balken zu treffen, glänzende 6,49 Meter und über 100 Meter langte es zu einer neuen persönlichen Bestleistung von 11,62 Sekunden. In allen drei Disziplinen hielt er seine Kontrahenten mehr als deutlich in Schach. Obwohl es im Kugelstoßen mit 15,50 Meter ebenfalls zu einem neuen Hausrekord langte und das Diskuswerfen für den jungen Schwaben mit 42,69 Meter ein durchaus achtbares Ergebnis brachte, blieb der frischgebackene Deutsche Meister im Block Wurf im Verhältnis betrachtet in den Wurfdisziplinen eher „konkurrenzfähig“. Auf Rang sieben landete mit Sven Harlinghausen (DJK Memmingen) ein weiterer bayerischer Schwabe (2983) unter den Top 8.

Ebenfalls kurz erst vor der 3000-Punkte-Markt stoppte der Höhenflug von Lukas Hofmann (LG Gendorf Wacker Burghausen) im Block Sprint/Sprung der Klasse M 15. Mit 2984 Zählern landete er auf dem achten Platz. Stark auch die Leistung von Christoph Müller (TV Strössendorf). Ihm gelang es, mit 2746 Punkten in der Klasse M 14 des Blocks Sprint/Sprung bis auf den siebten Rang vorzustoßen. Ebenfalls noch einen Platz auf dem langen Markt Schwabener Stockerl ergattern konnte Yannick Bastian (LAZ Kreis Würzburg) im Block Wurf der Klasse M 14. Vor allem mit seinem abschließenden Diskuswurf von 44,33 Meter schraubte er seine Bestleistung auf 2151 Punkte und wurde Achter. Auffällig war jedoch, dass der Block Lauf im Vergleich zu den Blöcken Sprint/Sprung und Wurf in Markt Schwaben fast keine bayerischer Starter in Markt Schwaben vorzuweisen hatte.

Für den Höhepunkt der Titelkämpfe sorgte der 15-jährige Christopher Nagorr (LAZ Gießen), der mit 3274 Punkten im Blockwettkampf Sprint/Sprung die Deutsche Schülerbestleistung einstellte. Seit 1995 war kein Schüler seiner Altersklasse je so gut im Blockwettkampf Sprint/Sprung gewesen. Nagorr präsentierte sich am Sonntag durchweg mit guten Leistungen, überragte aber vor allem im Speerwurf, wo er mit 60,32 Metern den Speer knapp acht Meter weiter als seine Konkurrenten warf. Silber holte Jonathan Petzke (Dresdener SC) mit ebenfalls enorm starken 3246 Punkten. Christopher Nagorr zog mit seiner Endpunktzahl von 3274 Punkten mit Niels Hamann gleich, der seit 1995 die Deutsche Schülerbestleistung im Block Sprint/Sprung hält.

LG Sempt setzt als Veranstalter Maßstäbe

Nicht nur deshalb werden die Deutschen Blockmeisterschaften 2013 in die Geschichte eingehen. Wohl selten zuvor erhielten Nachwuchstitelkämpfe auf Bundesebene von Gästen, Athleten, Trainern und Verantwortlichen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes derart viel Lob – zu Recht! Während am ersten Tag die Sonne mit Temperaturen von bis zu 27 Grad sommerlich-leistungsfördernde Bedingungen ins Markt Schwabener Stadion zauberte, waren es am Sonntag angenehme 22 Grad. Der angekündigte Regenguss ließ sich weidlich Zeit, bis die letzten Hochspringer in einer tollen Atmosphäre ihre kollektive Flugschau beendet hatten.

Die Organisation unter der Federführung der unermüdlichen Jutta Pudenz klappte an beiden Tagen wie am Schnürchen, die LG Sempt als örtlicher Ausrichter präsentierte sich von ihrer allerbesten Seite und als bis in die Haarspitzen motiviertes Team. An Ort und Stelle bekam Pudenz deshalb auch von DLV-Vertretern quasi einen „Persilschein“ für die Ausrichtung künftiger Deutscher Meisterschaften ausgestellt, so zum Beispiel für die erstmals geplanten U 16-Einzeltitelkämpfe 2014. „Wir werden aber im kommenden Jahr auf jeden Fall pausieren“, erklärte die oberbayerische Kampfrichterwartin kategorisch, „weil ich meinen Leute in einem solch kurzen Anstand nicht noch einmal eine solche Herkulesaufgabe aufbürden will. Aber wir sich alle sehr stolz. Ein  Offizieller des DLV sagte mir zum Abschluss: Ihr habt hier etwas Einzigartiges geschafft, das so schnell nicht überboten werden kann!“

Vielleicht auch deshalb, weil die Deutschen Blockmeisterschaften nach einigen desaströsen Veranstaltungen in den vergangenen Jahren und der Diskussion um die Einführung der Einzeltitelkämpfe kurz vor der Abschaffung standen. Neben dem erstaunlich hohen sportlichen Wert hat Markt Schwaben vor allem eines erreicht: Die Deutschen U 16-Blockmeisterschaften sind nach diesem Wochenende in Bayern für die deutsche Leichtathletik wichtiger als je zuvor!