Jamie Williamson bestand seine nationale Feuerteufe mit Bravour. Der Ex-Fußballer wurde erstmals Deutscher U 18-Meister über 800 Meter.

Abgezockt und nervenstark: Dominik Maaß holte nach seinem Winterwurftitel auch Gold bei den Deutschen Sommermeisterschaften im Hammerwerfen.

Felix Straub bestätigte mit einem dritten Platz über 100 Meter seine Zugehörigkeit zur nationalen Sprintspitze.

Mit seiner Bronzemedaille im Weitsprung war David Faltenbacher rundum zufrieden.

Mit Platz drei im DM-Finale deutete Veronika Klimek ihr großes Potenzial an. Alle Fotos: Theo Kiefner

14.08.2014 06:59 // Von: Reinhard Köchl

Deutsche Jugendmeisterschaften Wattenscheid, Teil 2: Maaß und Williamson beweisen Willensstärke

Wie bei den U 20-Jahrgängen weist auch die Bilanz der bayerischen U 18-Starter bei den Deutschen Jugendmeisterschaften Licht und Schatten auf. Glanzlichter setzten vor allem Hammerwerfer Dominik Maaß und 800-Läufer Jamie Williamson. Beide holten sich jeweils mit einer bravourösen Energieleistung Gold. Bei den Mädchen gab es einige unerwartete Medaillengewinnerinnen. Auch die Frauenstaffel der LG Stadtwerke München holte sich noch einmal über 3 x 800-Meter Bronze.

U 18 männlich

Die deutschen Meisterschaften Nummer zwei und drei aus bayerischer Sicht gingen in diesem Jahr auf das Konto der männlichen U 18, genauer gesagt auf Hammerwerfer Dominik Maaß (LAV Neustadt) und Jamie Williamson (LAC Quelle Fürth). Maaß, gerade einmal 17 Jahre alt, gelang dabei ein Bravourstück an Nervenstärke und Kampfeswillen. Denn der Ring war durch den Dauerregen am Freitagnachmittag nass und dadurch rutschig, die Bedingungen also hart an der Grenze. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen blieb der Wettkampf spannend. Maaß als nationaler Jahresbester und amtierender Winterwurfmeister kämpfte bis zum Schluss und schleuderte seinen Hammer im letzten Durchgang auf 64,83 Meter. Lange auf Position zwei befindlich, katapultierte sich der bärtige Bayer damit doch noch an die Spitze.

Für Jamie Williamson war es dagegen der erste Auftritt vor großer Kulisse. Abgesehen von Deutschen Cross- und Staffelmeisterschaften war er noch nie bei Titelkämpfen dieser Größenordnung gestartet. Der 17 Jahre alte Fürther spielte nämlich bis vor zwei Jahren noch Fußball. Der frühere Mittelfeldspieler überzeugte im 800-Meter-Finale mit einem Lauf von der Spitze weg und sicherte sich verdient den Titel in 1:53,84 Minuten vor Marvin Heinrich (Neuköllner SF, 1:53,88 Minuten), der auf der Zielgeraden noch Tilmann Garthe (LG Eder, 1:54,18 Minuten) niederrang und kurzzeitig sogar an Gold schnupperte. Aber nur kurzzeitig. Denn Williamson hatte etwas dagegen: „Ich wollte heute gewinnen. Die letzte Runde war ganz schön hart, aber das nimmt man für den Titel gerne in Kauf.“

Zum erweiterten Favoritenkreis über 100 Meter hatte Felix Straub (TV 1909 Dietenhofen) schon vor den Titelkämpfen gehört. In Wattenscheid lieferte er trotz unterschiedlichster Windbedingungen drei Rennen auf höchstem Niveau. Seinen Vorlauf gewann er souverän bei 0,5 Meter Gegenwind in 10,90 Sekunden, im Semifinale wurde bei Rückenwind von 2,9 Metern in 10,75 Sekunden Zweiter, um dann im Endlauf mit 10,96 Sekunden – diesmal bei heftigem Gegenwind (-1,6) eine verdiente Bronzemedaille zu ergattern. Für den Rest der weißblauen Sprinter lief es dagegen, wie schon erwähnt, weniger gut. Fabian Müller (TSV 1880 Schwandorf) hielt im 400-Meter-Finale gut mit und kam auf dem sechsten Rang über die Ziellinie (50,23 Sekunden), Fabio Kammler (SpVgg Auerbach/Streitheim) schaffte es über 200 Meter ebenfalls in den A-Endlauf und wurde dort Achter (22,05 Sekunden), während David Faltenbacher (LG Stadtwerke München) im B-Finale Rang zwei belegte (22,26 Sekunden). Er und die 4 x 100-Meter-Staffel der LG Stadtwerke München kam im A-Finale in 43,52 Sekunden auf den fünften Rang, während das Quartett des MTV 1881 Ingolstadt in 43,92 Sekunden das B-Finale gewann und in der Endabrechnung sogar die beste reine Vereinsstaffel abzüglich der Startgemeinschaften und LGs stellte.

Da hatte Multitalent Faltenbacher allerdings schon eine DM-Medaille sicher, und zwar in seiner Paradedisziplin Weitsprung. Halb unter dem Dach der Tribüne zwar vom Dauerregen einigermaßen geschützt, mussten er und seine Kontrahenten aber spürbar mit den widrigen Witterungsbedingungen kämpfen. Aus dem erhofften Sieben-Meter-Sprung für den jungen Münchner wurde es zwar diesmal nichts, aber mit 6,95 Meter schnappte er sich immerhin Bronze, und zwar mit einem mickrigen Zentimeter Vorsprung vor Pascal Kirstges (LG Rhein-Wied). Stark auch die Leistung von Paul Walschburger (LAZ Kreis Günzburg), der noch ein Jahr der U 18 angehört, mit 6,81 Meter nah an seine persönliche Bestleistung heransprang und damit einen absolut vorzeigbaren siebten Rang belegte.

Er war dran an der Medaille: Tim Englbrecht (LG Telis Finanz Regensburg) lieferte im 1500-Meter-Finale ein großes Rennen und blieb als Fünfter mit 3:59,51 Minuten erstmals unter vier Minuten, nachdem er bereits im Vorlauf mit 4:03,87 Minuten Bestzeit gelaufen war. Über 2000 Meter Hindernis hielt Brian Weisheit (LG Augsburg) ebenfalls den Kontakt zur Spitze und erkämpfte sich am Schluss den sechsten Rang in 6:13,83 Minuten. Unter die besten Acht schafften es ferner Christoph Kurz (FC Aschheim) im Hochsprung als Siebter mit 1,90 Meter), Keno Harms (LAC Quelle Fürth) und Maximilian Kurzbuch (TSV 1880 Wasserburg), als jeweils Achte im Stabhochsprung mit 4,15 Meter sowie Justin Polster (TSV Bad Endorf) im Speerwerfen ebenfalls als Achter mit 59,84 Meter.

U 18 weiblich

Einmal Silber und zwei Mal Bronze: So lautet die Wattenscheid-Bilanz für die bayerischen U 18-Mädchen. Maßgeblichen Anteil daran hatten vor allem zwei junge Werferinnen. Rebecca Zimmer (LG Bamberg) etwa, zeigte sich im Diskuswerfen tatsächlich zum Saisonhöhepunkt von ihrer allerbesten Seite, bewies im Gegensatz zu früheren Wettkämpfen Nervenstärke und konnte ihre Bestleistung im fünften Durchgang auf grandiose 47,45 Meter  steigern. Damit kam die 17-Jährige der späteren Meisterin Lara Kempka (SC Neubrandenburg), der 48,70 Meter zum Titel reichten, bedrohlich nahe. Speerwerferin Veronika Klimek (VfL Waldkraiburg) wiederholte ihren Erfolg von den Deutschen Winterwurfmeisterschaften und holte sich nun auch im Sommer Bronze mit 47,80 Meter, wobei ihr zum zweiten Platz nur ganze elf Zentimeter fehlten.

Eine weitere bronzene Medaille geht auf das Konto von Geherin Katharina Wax (SpVgg Niederaichbach) über 3000 Meter auf der Bahn. Mit 16:39,82 Minuten mischte die 16-Jährige lange sogar im Kampf um Silber mit, war aber letztlich mit dem Erreichten mehr als zufrieden. Schließlich gab es vor allem in der weiblichen U 18 eine Reihe von Mädchen, die sich am Schluss mit dem mehr als undankbaren vierten Rang abfinden mussten, der zwar jede Menge Lob und Trost, aber nichts Greifbares bringt. Sophie Beck (LG Stadtwerke München) im Hochsprung ist so ein Fall. Als 15. der Meldeliste war die Münchnerin ins Lohrheidestadion gereist. Mit 1,74 Meter sprang sie so hoch wie noch nie zuvor und verpasste nur aufgrund eines zusätzlichen Fehlversuches die Bronzemedaille. Dennoch überwog bei ihr am Schluss die Freude ganz klar den Frust. Platz sechs ging in diesem gutklassigen Finale mit Laura Gröll (LG Eckental; 1,71 Meter) an eine weitere Springerin aus Freistaat.

Dieselbe Konstellation gab es aus der weißblauen Perspektive im 1500-Meter-Endlauf, wo sich Lena Göstl (TV Zwiesel) auf exzellente 4:39,87 Minuten steigern konnte und den Sprung auf Medaillenränge als Vierte nur um eine Sekunde verpasste. Marina Rappold (LG Sempt) stand ihr als Sechste in 4:42,25 Minuten kaum nach. Sechs Hundertstel lagen über 200 Meter für Assunta Kienzler (LG Würm Athletik) zwischen ihr und dem dritten Rang von Laura Olbrich (TV Deilinghofen). Mit 25,11 Sekunden näherte sich zielstrebig die 16-Jährige der 25-Sekunden-Marke. Im Dreisprung mussten gleich zwei „heiße Eisen“ mit ansehen, wie anderen die Medaillen umgehängt wurden. Johanna Windmaier (TSV 1889 Wasserburg), die eine Treppchenkandidatin, kam als Vierte mit 11,94 Meter nicht über die erhofften zwölf Meter, die andere, Stefanie Aeschlimann (MTV 1881 Ingolstadt) verletzte sich beim Einspringen.

Mit ihren sechsten Plätzen durchaus zufrieden waren Jessyka Schneider (TV Hindelang) im Hammerwerfen (50,09 Meter) und Luisa Miorin (SC Vöhringen) über 400 Meter Hürden (63,27 Sekunden). Gleich zwei Top Acht-Platzierungen an zwei Tagen schaffte „Lauffloh“ Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik). Über 3000 Meter – der Alina-Reh-Gala mit dem fantastischen neuen Deutschen U 18-Rekord von 9:05,15 Minuten – wurde sie ebenfalls Sechste (10:00,07 Minuten) und über 1500 Meter Hindernis gab es Platz acht (5:10,45 Minuten).

Bayerns neue U 18-Sprinthoffnung, die vom Fußball gekommene Quereinsteigerin Katrin Fehm (SG Siemens Amberg) ließ im Vorlauf mit ihrer ersten Elfer-Zeit über 100 Meter (11,94 Sekunden) aufhorchen. Allerdings wehte dabei ein mittlerer Orkan von hinten (+3,9 Meter). Im Finale lief Fehm dann dennoch neue persönliche Bestzeit unter regulären Bedingungen (12,16 Sekunden) und belegte als beste Bayerin Rang sieben. Ein wenig mehr erhofft hatte sich Sechs-Meter-Weitspringerin Jacqueline Sterk (SWC Regensburg). Im Endkampf blieb sie mit 5,63 Meter und Platz acht vor allem hinter ihren eigenen Erwartungen zurück. Zum Vergleich: Der Titel ging an Lisa Maihöfer (LG Staufen) mit 5,99 Meter.

Münchner Frauen-Staffel holt über 3 x 800 Meter Bronze

Im Rahmen der Deutschen Jugendmeisterschaften werden seit Jahren auch die Langstrecken-Meisterschaften der Männer und Frauen ausgetragen. Für die LG Stadtwerke München ein guter Anlass, um ihr Medaillenkonto über 3 x 800 Meter weiter aufzustocken. Christina Hering absolvierte ihren ersten Auftritt seit ihrem Sturmlauf zum 800-Meter-Titel von Ulm. Mit ihr zusammen ins Rennen gingen ihre verletzungsgeplagten Trainingspartnerinnen Karoline PilawaundChristine Gess. Für das Trio langte es hinter dem TSV Bayer 04 Leverkusen (6:24,09 Minuten) und dem TV Wattenscheid 01 (6:24,59 Minuten) immerhin noch zum Bronzerang in 6:29,07 Minuten. Platz sechs ging an die LAC Quelle Fürth (6:39,73 Minuten). Ebenfalls zwei bayerische Langstaffeln konnten sich bei den Männern über 3 x 100 Meter im vorderen Drittel platzieren. Fünfter wurde der LSC Höchstadt/Aisch (7:29,46 Minuten), Siebter das LAC Quelle Fürth (7:30,91 Minuten).