Nico Jahreis holte sich seinen ersten Bayerischen Titel über die Marathonstrecke in 2:39:28 Minuten.

Vizemeister Andreas Brünnert an der Verpflegungsstelle.

Ein strahlende Sandra Haderlein (Mitte) nimmt ihre Goldmedaille bei den Bayerischen Meisterschaften entgegen. Mit ihr freuen sich (von links) BLV-Vizepräsident Breitensport Willi Wahl, Sonja Brandl, Elvira Flurschütz und BLV-Laufwart Hans-Peter Schneider.

Wieder mal geschafft: Manfred Dormann als bayerischer Meister in der M 60 in Siegerpose im Ziel.

Gemeinsam geht es in die Schweiz: Nico Jahreis vor Andreas Brünnert. Alle Fotos: Dieter Claus

06.10.2014 20:30 // Von: Dieter Claus

Bayerische Marathonmeisterschaften Lindau: Nico Jahreis und Sandra Haderlein erlaufen sich Gold

Den Siegernamen hatten die wenigsten auf der Rechnung. Völlig unerwartet gewann bei dem Bayerischen Marathonmeisterschaften im Rahmen des Dreiländermarathons in Lindau/Bregenz Nico Jahreis (SC Sparkasse Hochfranken) den Titel. Bei den Frauen holte sich erwartungsgemäß Sandra Haderlein (SV Kemmern) die Meisterschaft. Aufgrund der augenblicklich vielen Marathonangebote blieb das Teilnehmerfeld überschaubar.

Herbstzeit ist für viele Langstreckenläufer Marathonzeit. Und die Angebote im Erntemonat Oktober sind wieder breit gestreut. Etwas im Schatten der anstehenden Deutschen Marathonmeisterschaften in München standen die Bayerischen Titelkämpfe am Sonntag. 44 Läufer und 18 Läuferinnen erreichten das Ziel im Bregenzer Stadion.

Durch die drei Anrainerländer am Bodensee führte die Strecke des bereits traditionellen Marathons für die insgesamt 1089 Finisher. Der Startschuss fiel am Lindauer Hafen, das Ziel lag im Bodenseestadion in der Voralberger Landeshauptstadt. Die Strecke bot schöne Ansichten des Bodenseeufers, beinhaltete aber auch triste Streckenabschnitte, die zudem etwas windanfällig waren. Für internationales Flair sorgten diverse Läufer aus Kenia.

Der Titel bei den Männern war ein Zweikampf zwischen Nico Jahreis (SC Sparkasse Hochfranken) und Andreas Brünnert (LG Stadtwerke München). Jahreis hatte sich kurzfristig nachgemeldet. Trotz einer gebrochenen Hand entschied er sich für den Start. Die ersten zehn Kilometer ging Jahreis in einer 36er-Zeit an. Brünnert überholte ihn nach zwölf Kilometern und konnte den Vorsprung auf maximal 100 Meter ausbauen. Auf dem dritten Platz lief mit 200 Metern Abstand Sebastian Zwosta (LAC Quelle Fürth).

Nach der Abzweigung der Halbmarathonläufer wurde für die "Marathonis" der Wettbewerb deutlich anstrengender. Zuschauer fanden sich nur noch vereinzelt, die Läufer mussten vorwiegend alleine die Kilometer abarbeiten. Kurz nach der 21-Kilometer-Marke war der Vorsprung von Brünnert auf Jahreis zusammengeschmolzen und die beiden Läufer bewältigten einige Kilometer gemeinsam. Der Münchner, der seinen Schwerpunkt eher auf den Unterdistanzen 5000 und 10 000 Meter sieht, musste schließlich abreißen lassen und bei Kilometer 31 lag er bereits eine Minute hinter dem führenden Jahreis.

Der gebürtige Thüringer überschritt sodann nach 2:39:28 Stunden die Ziellinie. Brünnert, der in der zweiten Marathonhälfte sieben Minuten langsamer als auf den ersten 21 Kilometern lief, wurde Vizemeister. Auf den Plätzen vier bis sechs der Bayerischen Meisterschaft landeten dann gleich drei Altersklassenmeister: Frank Zocher (LAC Quelle Fürth) in der M 45, Thomas Federsel (SWC Regensburg) in der M 50 und Klaus Klement (LG Fichtelgebirge) in der M 40. Fast allen Läufern brachte die zunehmende Wärme ins Schwitzen. Dies galt auch für den Routinier Manfred Dormann (TV Bad Brückenau). Der 64-jährige Seriensieger gewann mit einer Zeit von 3:10:01 Stunden wieder in der M 60 den Titel.

Sandra Haderlein ist seit einigen Jahren bereits die schnellste Langstreckenläuferin Oberfrankens. Beim Dreiländer-Marathon bewies die 30-Jährige, dass sie nun auch zu den schnellsten weißblauen Läuferinnen auf der Langdistanz zählt. Auf der Halbmarathondistanz hatte sie sich bei den entsprechenden Meisterschaften in Schweinfurt um mehr als fünf Minuten gesteigert. BLV-Laufwart Hans-Peter Schneider als fachkundiger Beobachter hatte ihr hieraus eine Zeit von 2:50 Stunden für die Marathondistanz prognostiziert.

Von Anfang bis zum Ende fuhr vor Sandra Haderlein der Kontrollradfahrer "Zweite Frau". Auf der zweiten Hälfte der Strecke lief Haderlein trotz eintretender Hüftschmerzen nur drei Minuten langsamer als die ersten 21 Kilometer. Mit ihrer Endzeit von 2:53:37 Stunden wurde sie Bayerische Meisterin und zugleich Zweitplatzierte in der Gesamtwertung. Damit konnte sie sich an die Spitze der aktuellen bayerischen Bestenliste setzen. Freilich: Beim München-Marathon werden auch schnelle bayerische Läuferinnen starten, so dass sich die Tabelle weiterentwickelt.

Ähnlich wie Sandra Haderlein konnte sich in den vergangenen Jahren auch Sonja Brandl (DJK Fürsteneck) entwickeln. 2013 betrug ihre Bestzeit über 42,195 Kilometer 3:10:19 Stunden; im Frühjahr lief sie in Regensburg 3:07:19 Stunden und am Sonntag belegte die 43-Jährige mit einer Zeit von 3:02:51 Stunden den zweiten Platz in der Meisterschaft sowie Rang eins in der W 40. Über acht Minuten verbesserte sich am Bodensee auch die Meisterin in der W 45, Annette Sattler (Team Klinikum Nürnberg). Als ausgezeichnet muss auch die Zeit von 3:23:05 Stunden der 59-jährigen Regina Graf (SWC Regensburg) bewertet werden, die damit die Wertung W 55 gewann

Die Wahl des Austragungsortes für eigenständige Bayerische Marathonmeisterschaften wird auch in den kommenden Jahren nicht einfach sein. "Würzburg im Frühjahr war bereits häufig Austragungsort, in Regensburg will man keine Meisterschaften und in Lindau entsteht im Herbst immer eine Konkurrenz zu den Deutschen Meisterschaften", kommentiert BLV-Vizepräsident Willi Wahl.