Alle Hände voll zu tun haben die Organisatoren der bayerischen Silvesterläufer. Der Wintereinbruch stellt nicht nur die Sportler vor ganz besondere Aufgaben.
Zum letzten Mal im Trikot des SC Palling: Benedikt Huber gewann den Vor-Silvesterlauf in Aschau. Fotos: Theo Kiefner
Silvesterläufe 2014: Tausende lassen das Jahr laufend durch das bayerische "Winter Wonderland" ausklingen
In Aschau/Chiemgau fiel bereits am Montag, 29. Dezember, der Startschuss zum Vorsilvesterlauf. Genau fünf Kilometer lang war hier die Strecke. Über 450 Läuferinnen und Läufer haben den unerwartet beschwerlichen Weg nach Aschau auf sich genommen und wurden mit einem Lauf durch die winterlichen Straßen Aschaus belohnt. Auf durchgehend verschneitem Untergrund konnten Thea Heim (LG Teils Finanz Regensburg) und ihr neuer Vereinskamerad Benedikt Huber (TSV Palling) Siege in jeweils sehr starken Feldern erringen.
In Bad Staffelstein haben die Läufer ein letztes Mal im Jahr 2014 eine Gelegenheit, ihre Zeit über exakt zehn Kilometer zu verbessern. Wie bereits in den Vorjahren wird Willi Wahl unter den Zuschauern des Adam-Riese-Silvesterlaufes sein. „Es ist mir ein Anliegen, auch regionale Laufveranstaltungen zu würdigen", so die Botschaft des BLV-Vizepräsidenten Breitensport. "Wenn ich aber laufe, dann wieder in Bad Staffelstein", verkündet Sandra Haderlein (SV Kemmern), die zurzeit mit Problemen in der Hüfte zu kämpfen hat.
Die meisten Teilnehmer versammeln sich an Silvester hinter der Startlinie natürlich in München. Der Münchner Road Renners Club verzeichnete in den vergangenen Jahren fast 3000 Teilnehmer für den Wettbewerb über vermessene zehn Kilometer. Johannes Hillebrand (LG Stadtwerke München) stand in der Landeshauptstadt schon 14 Mal an der Startlinie und rannte drei Mal als schnellster Läufer ins Ziel. Er wird dieses Jahr wegen einer Zerrung nicht antreten können. So kann Valentin Unterholzner (LG Telis Finanz Regensburg) als Favorit eingestuft werden. Im Wettbewerb der Frauen startet die Vorjahressiegerin und Berglauf.Mannschaftsweltmeisterin Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik).
In Kempten gehen stets rund 1000 Läufer an den Start. Der Silvesterlauf ist ein Anziehungspunkt für alle aktive Leichtathleten und Hobbyläufer des Allgäus. Mitorganisator Joachim Saukel erwartet bei den Frauen einen Sieg von Steffi Volke (LG Telis Finanz Regensburg), der amtierenden deutschen Marathonmeisterin. Als Aspirantinnen für einen Platz auf dem Siegertreppchen kommen noch Anne und Katrin Reischmann (beide VfB LC Friedrichshafen) in Frage. Bei den Männern werden wohl Christophe Chayriguet und der Vorjahressieger Florian Lorenz vorne mitmischen. Auch Altmeister Helmut Schießl lässt es sich nicht nehmen, am Jahresende nochmals die Sportschuhe für einen Wettkampf zu schnüren.
Der Nürnberger Silvesterlauf richtet sich vor allen Dingen an die regionale Läuferszene. Sportler, die nur einmal im Jahr eine Startnummer auf der Brust tragen und keinem Verein angehören, sind in der Frankenmetropole in der Mehrheit. Ina Köhler lief 2013 als erste Frau ins Ziel und möchte 2014 vermutlich in gleicher Weise das sportliche Jahr abschließen. Dann sind die Langstreckenläuferinnen der LAC Quelle Fürth zu beachten: Silke Bittel könnte durchaus das Siegerpodest besteigen. Im Wettbewerb der Männer werden die LAC Quelle-Läufer mit Patrick Weiler und Lukas Döbereiner sich gegen die Läufer vom LSC Höchstädt mit Marco Kurzdörfer behaupten müssen. In der Seniorenkonkurrenz kann Hans-Joachim Herrmann (LG Erlangen) am Silvestertag ein glänzendes Läuferjahr abschließen.
Der Silvesterlauf mit der längsten Tradition findet 2014 zum 48. Mal in Gersthofen bei Augsburg statt. Wenn man die Wanderer mitrechnet, gehen vermutlich knapp über 1000 Sportler an den Start. In den 1990er Jahren siegten in Gersthofen Leichtathleten aus Litauen, einige Jahre später holten sich Athleten aus Tschechien den Sieg. In den vergangenen Jahren konnten sich wieder vermehrt Läufer und Läuferinnen aus der Region im Spitzenfeld platzieren. Dieses Jahr stellt sich die Frage, wie Yossief Tekle (LG Reischenau-Zusamtal) mit den vermutlich winterlichen Bedingungen zurecht kommen wird. Der Asylbewerber aus Eritrea gewann in den zurückliegenden Wochen und Monaten viele Rennen in Südbayern. An der Startlinie wird auch der Vorjahressieger und Deutsche Crosslaufmeister 2012 Tobias Gröbl (LG Zusam) stehen. In der Frauenkonkurrenz hat wieder die Vorjahressiegerin Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt) gemeldet. Schnellste Läuferin eines schwäbischen Vereines wird vermutlich Bettina Sattler (LG Zusam). Im unweit von Gersthofen liegenden Willmatshofen gewann im Vorjahr die 800 Meter-Spezialistin Stefanie Müller (LAC Quelle Fürth) die Konkurrenz.
Wer eine familiäre Atmosphäre beim letzten Wettkampf 2014 sucht, findet diese in Amberg und Bogen. In dem niederbayerischen Städtchen findet schon die 44. Ausgabe des Silvesterlaufes statt. Der Hauptlauf verläuft über neun Kilometer und führt durch die Innenstadt. Getränke und Silvesterimbiss mit Musik am Stadtplatz könnten einen Volksfestcharakter erzeugen. Organisator Robert Hafner erwartet zirka 150 Läufer und Läuferinnen. Für ihn ist Sebastian Schnurrenberger (FTSV Straubing) ein mögliche Siegkandidat. In Amberg rechnet Bernd Stief mit einer ähnlichen Teilnehmerzahl. Seine Zielgruppe sind die Hobbyläufer. Die Frauen laufen zumeist fünf Kilometer, die Männer 7,5 und die Kinder sind nach einer Runde über 2,5 Kilometer bereits wieder im Ziel.
Nach Seubersdorf fahren an Silvester gerne die Läuferinnen und Läufer aus Regensburg. In die 5000 Einwohner große Gemeinde zwischen Nürnberg und Regensburg kommen immerhin an Silvester regelmäßig knapp über 500 Langstreckenläufer. Seit 1981 veranstaltet die SC Eintracht Seubersdorf den Silvesterlauf. Im Hauptlauf können die Teilnehmer entweder 5,6 oder 9,4 Kilometer absolvieren. Gute Chancen auf den Sieg hatten in der Vergangenheit die Athleten des SWC Regensburg. Auf der Kurzdistanz steht dieses Jahr wieder die Vorjahreszweite Constance Boldt (SWC Regensburg) an der Startlinie.
Silvesterläufe haben die Besonderheit, dass sich Sportler eine Startnummer anheften, die sonst nie an einem Wettlauf teilnehmen. Beim Neuburger Silvesterlauf wird sich auch Neuburgs Oberbürgermeister Dr. Bernhard Gmehling unter die Läuferschar mischen. Mit zirka 500 Sportlern wird er dann genau sechs Kilometer zu meistern haben. Im Vorjahr gewannen Pirmin Frey (MTV 1881 Ingolstadt) und die Triathletin Anabel Knoll (DJK Ingolstadt).
Einige bayerische Spitzenläufer suchen ihren Abschlusslauf für 2014 außerhalb der bayerischen Grenzen. Beim Bitburger Silvesterlauf in Trier startet Vorjahressiegerin Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg). Martin und Berhard Weinländer (LAC Quelle Fürth) gehen im Jugendlauf ins Rennen. Tina Fischl (LG Passau), Julia Viellehner (TSV Altenmarkt), Agatha Strausa (LAC Quelle Fürth) und Susanne Ölhorn (LG Passau) zieht es zur hochkarätigen internationalen Konkurrenz in Peuerbach/Oberösterreich. Dort wird es bei den Männern unter anderem zu einem Leistungsvergleich mit den Spitzenathleten aus Österreich kommen. Martin und Bastian Grau (LSC Höchstadt/Aisch), Manuel Stöckert (SC Ostheim/Rhön) und Tobias Schreindl (LG Passau) werden die bayerischen Farben repräsentieren. In Bietigheim vertritt Julian Flügel ein letztes Mal die LG Telis Finanz Regensburg und trifft dabei auf die deutschen Top-Läufer Rico Schwarz und seinen künftigen Vereinskameraden bei der TSG 08 Roth, Simon Stützel.
Begonnen hat die Silvesterlauf-Begeisterung in Sao Paulo in Brasilien. Für die Spitzenläufer wie für die Hobbyläufer hierzulande beinhalten die Läufe nicht den Ernst und die Verbissenheit wie die Wettbewerbe im Sommer und Herbst des Jahres. Schließlich will jeder zufrieden, aber auch entspannt zur Silvesterparty gehen.