Welche Rolle wirs Maximilian Zeus am Samstag auf dem Großen Arber.

Auch Josef Katib will bei der Berglauf-DM seine große Erfahrung in die Waagschale werfen.

Auch Reinmund Hobmaier rechnet sich in Bayerisch Eisenstein einiges aus. Alle Fotos: Dieter Claus

05.06.2017 10:46 // Von: Dieter Claus

Die Deutschen und Bayerischen Berglaufmeister werden 2017 im Bayerischen Wald gesucht

Hochfelln 2014, Bühlertal 2015, Tegelberg 2016, Arber 2017: Die Deutschen Berglaufmeisterschaften fanden in den vergangenen Jahren geographisch im Süden Deutschlands statt, waren aber deutlich gestreut. Vom Allgäu geht es jetzt nach Ostbayern. In Bayerische Eisenstein am Großen Arber finden am Samstag, 10. Juni, die Bayerischen und die Deutschen Berglaufmeisterschaften statt.

Seit jeher bietet der Bayerische Wald Raum für Mythen und Legenden. Die wildromantische Landschaft mit ihren topographischen Eigenheiten kann auch als Eldorado für jeden Bergläufer oder Trailrunner bezeichnet werden. Das konnte im vergangenen Jahr auch die Berglaufnationalmannschaft des DLV feststellen, als sie dort ein Trainingslager abhielt. Darum entschloss sich DLV-Berglaufchef Kurt König nun auch, dort die Deutsche Berglaufmeisterschaft durchführen zu wollen. Zugleich finden die Bayerischen Meisterschaften statt.

Wer wird als Erster und Deutscher Meister die 12,5 Kilometer lange Strecke mit 887 Meter Höhendifferenz bewältigt haben? Insbesondere die letzten drei Kilometer sind technisch anspruchsvoll, mit vielen Steinen, Wurzeln und einer 200 Meter langen steilen, steinigen Bergabpassage. Der Titelverteidiger Toni Lauterbacher (LC Tölzer Land) ist nicht am Start, aber Benedikt Hoffmann (TSG 1845 Heilbronn), Jens Lehmann (TuS Heldersberg) und Altmeister Timo Zeiler (LG Brandenburg) haben gemeldet. Lehmann bereitete sich sehr gezielt auf diese DM vor und hat im Halbmarathon eine 67er-Zeit stehen. Medaillenchancen kann man auch Davon Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach) zubilligen. Bei der diesjährigen Halbmarathon-DM belegte er in der U 23 mit 1:08:22 Stunde den zweiten Platz.

So werden die bayerischen Trümpfe mit Maximilian Zeus (DJK Weiden) und Joseph Katib (LAC Quelle Fürth) starke Konkurrenz vorfinden. Katib konnte vor kurzem Jens Lehmann beim Hohenneuffen-Berglauf schlagen und wurde 2015 in Bühlertal Deutscher Meister. Zeus hat sich dieses Jahr weiter verbessert. Er konnte sich mit einem elften Platz beim Weltcup in Arco (Italien) in Szene setzen und lief neue Bestzeiten über 5000 und 10 000 Meter. "Unter den ersten Vier bei den Deutschen, und bei den Bayerischen eine Medaille, das müsste drin sein", prognostiziert der Student der Wirtschaftswissenschaften.

In ihrer Altersklasse M 35 beziehungsweise M 40 erhoffen sich Edwin Singer (LG Allgäu-Kempten) und Sebastian Hallmann (LG Telis Finanz Regensburg) eine Medaille. Singer befindet sich in guter Form, aber es ist nicht seine Strecke: "Es gibt keine wirklichen Steilstücke und es ist technisch auch nicht anspruchvoll." Hallmann hat im April den Andechs-Trail gewonnen.

In der M 45 wird es für Roland Wild (LG Bamberg) sehr schwer, den Titel zu verteidigen. Als Kontrahenten erwartet er Uli Steidl (SSC Hanau-Rodenbach), der ausgezeichnete Zeiten im Marathon vorweisen kann, und Tom Heuer (TuS Heldersberg). Dieser nahm Roland Wild bei der DM 2015 90 Sekunden ab.

Keinen bayerischen Favoriten kann man in der M 50 erkennen. Umso deutlicher in der M 55, in der das Läuferurgestein Reinmund Hobmaier (PTSV Rosenheim) startet. Für Hobmaier ist in der M 55 sein Vereinskamerad Winfried Huber der Favorit. Er selbst rechnet sich freilich auch Medaillenchancen aus. Am Tegelberg wurde Siegfried Haas (RSC Neukirchen) Deutscher Meister in der M 60. Für das Rennen am Arber gibt sich Haas eher bedeckt: "Zur Zeit fühle ich mich entsprechend und freue mich auf die Deutschen Meisterschaften."

Auch Elmar Fries (TV Geiselhöring) kann Erfolge am Berg verzeichnen. Er prognostiziert für die M 60: "In Normalform ist Franz Prager nicht zu schlagen." Schwer wird es für die BLV-Läufer in der M 65. Mit  Meinrad Beha (LT Unterkirchnach) ist ein starker Läufer in die Klasse aufgestiegen. Die bayerischen Seriengewinner Manfred Dormann und Reinhard Vogler (beide TV Bad Brückenau) sind verletzt. In der M 70 liegen die bayerischen Hoffnungen bei Franz Stümpfle (TV Geiselhöring), in der M 75 bei Georg Groß (SVO Leichatathletik Germaringen).

Michelle Maier (PTSV Rosenheim) als Titelverteidigerin bei den Frauen ist verletzt. Sie laboriert an einer entzündeten und verhärteten Hüftmuskulatur. Maier sieht in Sarah Kistner (MTV Kronberg Laufen) die Favoritin für 2017. Die 20-Jährige wurde 2016 U 20-Junioren-Berglaufweltmeisterin und kann einen Halbmarathon in 1:13:41 Stunden laufen. Ihre Hauptkonkurrentin wird Melanie Noll (TuS Heldersberg) sein. Sie präferiert allerdings sehr steile Bergläufe, und diese biete der Arber nicht.

Wo bleiben die bayerischen Bergläuferinnen? BLV-Lauftrainer Jörg Stäcker gibt sich für seine Läuferinnen bei der LAC Quelle Fürth erwartungsvoll: "Domenika Mayer wurde im vergangenen Jahr Zehnte und beste Deutsche bei der Berglauf-EM in Arco. Lisa Wirth war 2016 mit Platz sechs bei der Berglauf-DM die größte Überraschung. Und Gesa Bohn bringt starke Bestzeiten auf den Flachdistanzen mit und wurde bei der diesjährigen Deutschen Crosslaufmeisterschaft in Löningen beste Bayerin. Man darf gespannt sein, was bei ihrem Debüt am Berg herauskommt." In der Mannschaftswertung haben die Quelle-Läuferinnen auf jeden Fall Medaillenchancen.

Für die Mannschaft geht auch Tina Fischl (WSV Otterskirchen) an den Start. Sie holte den Titel 2015, leidet aber aktuell immer wieder an Asthmaproblemen. In der W 40 trifft Fischl auf Simone Raatz (ASC Darmstadt), die in dieser Klasse die Favoritin ist. In der W 50 erhofft sich Josefine Hobmaier (PTSV Rosenheim) Edelmetall. Deren Vereinskameradin Paula Mangold-Wolf strebt dies in der W 55 an. Aber hier haben auch die Vorjahressiegerin Marie-Luise Heilig-Duventäster (LG Welfen) und die Vizemeisterin Gerdi Schmiederer (Ski-Club Gaissach) gemeldet.

Am Samstag werden rund 400 Athleten von Bayerisch Eisenstein aus den Großen Arber erstürmen und ihre Meister küren. "Das Organisationsteam hat bereits einschlägige Erfahrung mit Großveranstaltungen und wird auch diese meistern", ist sich Kurt König sicher. Für 2018 setzen der DLV und sein Berglaufchef die geographische Streuung der Meisterschaften fort. Es geht dann nach Sachsen-Anhalt an den Brocken.