Sein Herzensprojekt nimmt Gestalt an: Kurt Ring (links) mit BLV-Mehrkampf-Teamleiter Stefan Wimmer und Regensburgs Bürgermeisterin Astrid Freudenstein.

22.10.2023 12:02 // Von: Reinhard Köchl

Kurt Ring feiert 75. Geburstag: Ein Trainer, wie es ihn heute kaum mehr gibt

Über Kurt Ring noch Neues erzählen zu wollen, hieße in der Tat, Läuferinnen und Läufer nach Regensburg zu tragen. Der Motor der Leichtathletik in der Domstadt, Teamleiter der LG Telis Finanz und unermüdliche Trainer ist "Einer vom alten Schlag". Das bedeutet: Für seine Athleten rund um die Uhr da zu sein - heute würde man neudeutsch 24/7 sagen - mit ihnen zu leiden und sich mit ihnen zu freuen. Ein Coach, der weit mehr tut, als nur ausgefeilte Trainingspläne schreiben und deren Ausführung zu überwachen. Am heutigen Sonntag feiert Kurt Ring in seinem Haus in Hemau seinen 75. Geburtstag. Und eine Ende seiner segensreichen Tätigkeit ist nicht abzusehen - zum Glück für seine Sportlerinnen und Sportler sowie für die Regensburger, die bayerische und die gesamte deutsche Leichtathletik.

Als der Jubilar im vergangenen Jahr beim BayernSTAR in Nürnberg vom BLV zum "Trainer des Jahres" gekürt wurde, da war dies der hochverdiente Lohn für ein Leben für die Leichtathletik, einen dauerhaften Kampf gegen die Umstände, die sich in einem Freistaat wie Bayern und einem Land wie Deutschland nun mal einer Sportart wie Leichtathletik in den Weg stellen. Ring hat sich nie dadurch entmutigen lassen, seine Streit- und Kampfeslust bewahrt, die vor nichts und niemandem Halt macht, und mit der er vor allem seinen Verein, seine Schützlinge vor Unheil bewahren und weiterbringen will. Sein Hausblatt, die Mittelbayerische Zeitung, traf es anlässlich seines heutigen Wiegenfestes auf den Punkt, als es schrieb: "Wenn Kurt Ring etwas nicht passt (und das ist nicht selten), ist nicht gut Kirschen essen mit ihm. Weil er seine Leidenschaft aber nicht nur in kontroverse, sondern sehr wohl sehr oft in konstruktive Bahnen lenkt, hat der ´Mister Leichtathletik` aus Regensburg das erreicht, was er erreicht hat – eine ganze Menge." Das Ganze trägt dann auch noch die Überschrift: "Er liebt, leidet und giftet".

 

Unterm Strich stehen bahnbrechende Erfolge im Laufbereich, ohne die die bayerische Leichtathletik bedeutend schlechter im bundesweiten Ranking dastehen würde und die nicht selten auch die berechtigte Frage aufwerfen, warum das in dieser Häufung kaum jemand anderem gelingt. Erst bei der EM 2022 im heimischen München war dies wieder eindrucksvoll beim Marathon-Spektakel zu erleben. Da lief urplötzlich seine Athleten Miriam Dattke ganz vorneweg und war kurz davor, für eine Sensation zu sorgen. Dass die junge Läuferin dann am Schluss in der Einzelwertung „nur“ Vierte wurde und sich mit Domenika Mayer als Sechster noch ein weiterer Schützling ganz im Vorferdeld platzieren konnte, war für ihn und alle anderen aus der Regensburger Läufergilde absolut verschmerzbar. Schließlich gewann Dattke und Mayer mit dem DLV-Team die EM-Goldmedaille und sorgten für ein echtes Highlight in dieser an Ereignissen keineswegs armen EM-Woche.

 

Laut Mittelbayerischer Zeitung findet Miriam Dattke Rings Leidenschaft „immer wieder beeindruckend, und wieviel Zeit und Kraft er einbringt“. Ein Beispiel: Als Ring von einem einwöchigen Besuch im Trainingslager bei Simon Boch in Kenia des Nachts zurückkehrte, „stand er nach drei, vier Stunden Schlaf trotzdem um halb acht am Trainingsgelände, um mich beim Long Run zu verpflegen Ich war sehr froh darüber, die wenigsten würden das machen“, befindet Dattke und ist erstaunt, „wie sehr sich Kurt immer noch über gute Einheiten freuen kann. Oder über Leistungen wie meinen 10 000-Meter-Lauf in London, wo ich glaube, ein paar Freudentränen entdeckt zu haben. Sich das all die Jahre so zu erhalten, ist schon krass.“

 

Simon Boch, 2022 mit der Marathon-Mannschaft Vize-Europameister, ist „einfach stolz, dass er mein Trainer ist. Er ist immer da, will immer das Beste und setzt sich auch da noch ein, wo keiner mehr Bock hat und es unbequem wird. Und er ist immer hart und direkt: Genau das braucht‘s im Leistungssport“, sagt er. „Bei ihm macht‘s die Mischung: Er verbindet das Strenge mit dem Lockeren und Lustigen. Dass er Leute Mitte 20 trainiert, funktioniert nur, weil er jung und cool geblieben ist.“ Unter seinen Fittichen schafften es Namen wie Corinna Harrer, Philipp Pflieger, Florian Orth, Benedikt Huber, Claudia Gesell, Jonas Koller und jetzt eben Miriam Dattke und Simon Boch bis ganz nach oben, nach an Europa- und Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen teil. Auch trainiert er immer noch, unterstützt von seiner Frau Doris, Woche für Woche, Tag für Tag seine „Jungen“, steht bei Wind, Regen und manchmal auch Corona auf dem Platz oder im Wald und blickt mit Argusaugen auf jeden Schritt. Für sein Herzensprojekt, die Leichtathletikhalle in Regensburg, ist bereits der erste Spatenstich erfolgt.

 

Und so macht Kurt Ring weiter, immer weiter, auch über seinen 75. Geburtstag hinaus. Seinen Schützlinge Dattke und Boch wollen ihm am kommenden Sonntag, 29. Oktober, ein nachträgliches Geschenk beim Marathon in Frankfurt machen. Kurt Ring, an dem nagt, dass sich so schwer Trainer finden, die sein Werk fortführen, weiß derweil, dass die beiden die letzten Schützlinge sein könnten, die er nach oben führte. „Sie sind jetzt zehn Jahre da. Und wer weiß schon, was ich mit 80, 85 noch machen kann.“

 

Dennoch geht es erst einmal um die Gegenwart, den heutigen 75. Geburtstag. Dazu möchte auch der Bayerische Leichtathletik-Verband Kurt Ring von ganzem Herzen gratulieren!