Noch einmal laufen gehen: Wie die "Kilometerfresser" beim Nürnberger Silvesterlauf zog es in ganz Bayern Tausende zu den Jahresabschluss-Veranstaltungen / Die Sieger von Gersthofen: (von links) Tobias Gröbl und Katharina Engelhardt / Begegnung mit einem Walker: Niklas Buchholz / Katharina Engelhardt / Die Siegerin von Nürnberg: Anabel Knoll. / Die Sieger von München: Severin Bächle, Maximilian Rath und Freya Wenske. Fotos: Theo Kiefner, Dieter Claus, Claus Habermann

01.01.2024 12:46 // Von: Dieter Claus

Silvesterläufe 2023 holen noch einmal tausende Laufwillige auf die Strecken

Die Hobbyläufer, aber auch einige Spitzenläufer, konnten sich am Silvestertag an mindestens zwölf Wettbewerben quer über ganz Bayern verteilt nochmals hinter einer Startlinie versammeln. Die Witterung erwies für die Sportler als optimal - nicht zu warm, aber auch nicht bitterkalt. So gerieten die Silvesterläufe im Freistaat nach Corona bedingten Einschränkungen zu Beginn der 2020er Jahre wieder zu einem echten Erlebnis.

Natürlich waren auch bayerische Spitzenathleten außerhalb Bayerns aktiv. So gewann zum wiederholten Male in Bietigheim Simon Boch aus dem Rennstall der LG Telis Finanz Regensburg. Beim internationalen Silvesterlauf im österreichischen Peuerbach siegte der amtierende Deutsche 5000-Meter-Meister Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch).

 

Das Ergebnis des Silvesterlaufes 2023 in München hat Seltenheitswert. Mit Johann Ioannou-Nikolaides (MRRC München) gewann das Rennen mit einer Zeit von 31:28 Minuten über zehn Kilometer ein Athlet des Veranstalters. Damit gelangte der 23-jährige nahe an seine Bestzeit aus dem Jahr 2022. Zufrieden dürfte auch die 30-jährige Regina Zimmermann, besser bekannt unter ihrem Mädchenamen Högl (LG Region Landshut), sein. Am 3. Oktober wurde sie mit 37:44 Minuten Oberbayerische Meisterin, knapp drei Monate steigerte sie sich in München auf der vermessenen Strecke auf 35:49 Minuten.

 

Am vergangenen Sonntag kamen in Bad Staffelstein bei optimalen Bedingungen 324 Jahresendläuferinnen und -läufer ins Ziel. Mangels Wettkampfmöglichkeiten in ihrer Spezialdisziplin zieht es die Triathleten an Silvester häufig an eine Startlinie. Nach der kleinen Einführungsrunde übernahm der Spitzentriathlet Michael Kalb die Führung und hielt sodann zunächst einen Vorsprung von wenigen Sekunden auf Hannes Spahn (FT Schweinfurt). In der vierten Runde baute Kalb seinen Vorsprung aus und gewann den Wettbewerb über vermessene zehn Kilometer mit einer Leistung von 33:38 Minuten. Auch die schnellste Frau kam vom Triathlon: Julia Skala. Nach der vierten Runde lief mit ihr noch zeitgleich Sophia Franz (LAC Quelle Fürth), die sich am Ende mit zwölf Sekunden Rückstand geschlagen geben musste. Da 37:21 Minuten für die 31-Jährige eine Jahresbestzeit darstellen, wird sie den Jahresausklang 2023 in guter Erinnerung behalten, ebenso wie ihre Trainingskameradin Anna Schmidt, die den Silvesterlauf über acht Kilometer in Neubrandenburg gewann.

 

Im Vorjahr in Bad Staffelstein, 2023 in Nürnberg: Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch) feierte den letzten Tag im Jahr jeweils mit einem Sieg bei einem Silvesterlauf. Mit einer Zeit von 31:04 Minuten über zehn Kilometer verließ er als schnellster Läufer das Gelände um den Wöhrder See. Dass der Hindernisspezialist auch auf langen Distanzen starke Leistungen abliefern kann, bewies er neulich bei den Deutschen Crosslaufmeisterschaften mit dem Mannschaftssieg des LSC Höchstadt/Aisch über die Langdistanz. Auch in Nürnberg ging eine Spitzentriathletin an den Start: Annabel Knoll aus Ingolstadt überschritt nach 36:08 Minuten als schnellste Frau die Ziellinie.

 

Der Silvesterlauf in Kempten ist wie ein Magnet. Er veranlasst die heimischen Hobbyläufer, nochmals die Laufschuhe anzuziehen, lockt aber dann doch auch Spitzenläufer aus dem Rest der Republik an. 2023 kamen sage und schreibe 687 Männer und 284 Frauen ins Ziel. Die schnellste Läuferin des Tages wurde mit 35:29 Minuten nicht unerwartet die 30-jährige Marlene Gomez-Göggel (SSV Ulm), die dieses Jahr schon eine Zeit von 34:02 Minuten über zehn Kilometer lieferte. Sie lag in Kempten bereits nach der Hälfte 31 Sekunden vor der Vorjahressiegerin Madlen Kappeler. Nicht so eindeutig verlief das Rennen der Männer. Der Triathlet und 2022-Sieger, Réne Höchenberger aus Kempten, hatte nach fünf Kilometern sieben Sekunden Vorsprung auf Dominik Notz (LG Telis Finanz Regensburg). Doch Höchenberger ließ nichts anbrennen und siegte schließlich mit einer Zeit von 30:45 Minuten über zehn Kilometer.

 

In diesem Jahr fand in Gersthofen zum 56. Mal der älteste Silvesterlauf Bayerns statt. Die letzten beiden Male gewann Brian Weisheit (LSC Höchstadt/Aisch). Sollte dem Mittelstreckler und Hindernisspezialisten dieses Jahr der Hattrick gelingen? Tobias Gröbl (LG Zusam) siegte bereits sieben Male in Gersthofen. Die Spitzenläufer liefen schon auf dem ersten Kilometer schnell an. Bei Kilometer fünf steigerte Gröbl das Tempo, er wollte es nicht auf einen Schlussspurt ankommen lassen, in dem er wohl Weisheit unterlegen sein würde. Und Gröbls Taktik ging auf, nach einer Zeit von 30:29 Minuten konnte er sich über den achten Sieg in Gersthofen freuen. Sein Ziel: „ Ich will den Rekord von Marathonspezialist und Olympiateilnehmer Konrad Dobler mit zehn Siegen in Gersthofen erreichen.“  Die Siegerin heißt Katharina Engelhardt (TG Viktoria Augsburg). Die 30-jährige Mittelschullehrerin lief vor zehn Jahren die Strecke mit rund 50 Minuten. 2023 gewann sie das Rennen mit Abstand auf die Konkurrenz in einer Zeit von 35:30 Minuten. Ihre Ziele für 2024? Sie will in Barcelona auf die Halbmarathonstrecke gehen und wieder beim Berlin-Marathon eine gute Zeit laufen.

 

In Amberg wählen die meisten Teilnehmer den Wettbewerb über 7,5 Kilometer. Nach dem coronabedingten Rückgang vor einem Jahr hatte der Lauf mit 268 Teilnehmer im Hauptlauf über 7,5 Kilometer fast wieder das Niveau im Jahr 2019. In der Vergangenheit gewann diesen Lauf immer wieder Maximilian Zeus (LG Telis Finanz Regensburg). Doch dieses Jahr musste der Berglaufspezialist sich vom Triathleten Simon Henseleit aus Schongau geschlagen geben. Henseleit wurde im Jahr 2023 im Triathlon in der U 23 Weltmeister und belegte bei den Deutschen Meisterschaften den dritten Platz. Die Platzierung bei den Frauen wird beim Veranstalter Cis Amberg eine besondere Genugtuung hervorgerufen haben, da ihr Vereinsmitglied Simone Dehling mit deutlichem Vorsprung den ersten Platz belegte.

 

Der Silvesterlauf in Seubersdorf bietet vier Wettbewerbe an. Die meisten Teilnehmer finden sich im Volkslauf über 5,6 Kilometer. Dieses Jahr liefen hier 264 Teilnehmer. Der Lauf für die Leistungsläufer ist 9,4 Kilometer lang. Der Sieger 2023 war wie schon im Vorjahr der passionierte und erfolgreiche 43-jährige Bergläufer Marco Benz (Skivereinigung Amberg). Bereits im Frühjahr zeigte er bei den Bayerischen Crosslaufmeisterschaften in Indersdorf eine starke Leistung. Siegerin wurde wie schon 2022 die 55-jährige Bettina Staiger (LG Telis Finanz Regensburg) mit einer Zeit von 42:02 Minuten.

 

In Pleinfeld fand die 14. Ausgabe des Silvesterlaufes statt. Die Siegerin kommt aus Baden-Württeberg und startet für den Leichtathletikverein KSG Gerlingen. In Pleinfeld gewinnt Lisa Maisch mit einer Zeit von 37:21 Minuten über die 8,97 Kilometer lange Strecke. Der Sieger des Jahres 2022 wurde auch Sieger des Jahres 2023: Johannes Weizinger (TSG 08 Roth) benötigte 29:23 Minuten für die Strecke.

 

Zum wiederholten Male lief Tobias Ulbrich (LG Region Landshut) beim Silvesterlauf Sandharlanden/Abensberg und gewann den Wettbewerb immer wieder. Der Sieger 2023 hob sich allerdings deutlich von der Konkurrenz der Vorjahre ab: Adane Wuletaw (LG Telis Finanz Regensburg) hat immerhin eine Jahresbestzeit 2023 mit 29:58 Minuten stehen. Somit musste sich Ulrich mit einem Rückstand von 55 Sekunden geschlagen geben. Die Siegerin hieß Kira Weis (KSG Gerlingen), ist 19 Jahre alt und benötigte für die Strecke hervorragende 32:19 Minuten. Da mussten sich auch die starken Telis-Läuferinnen Maria Brand und Adissalem Alemu geschlagen geben. Sie fanden mit Kira Weis als Vize-Europameisterin in der U 20 über 5000 Meter allerdings eine unschlagbare Konkurrentin.

 

Der Silvesterlauf in Aschau hat mehrere Besonderheiten: Er findet jeweils bereits am 29. Dezember statt und wird unter anderem als Nachtlauf über fünf Kilometer organisiert. Und dieses Jahr ergab sich nochmals eine Besonderheit: Mit Jens Margen (LG Farbtex Nordschwarzwald) startete der amtierende deutsche Crosslaufmeister über die Mittelstrecke. Er gewann natürlich das Rennen vor Hannes Burger (Läuferclub Buchendorf), und zwar mit acht Sekunden Vorsprung. Mit ihrer Zeit von 16:47 Minuten platzierte sich die Siegerin Linda Meier (LAC Passau) noch unter den ersten zehn des Gesamtfeldes.

 

In Neuburg erreichten 372 Teilnehmer das Ziel. Nachdem der Hauptlauf auf elf Uhr vorverlegt wurde, ging der Tagessieg an zwei Lokalmatadoren: Zum wiederholten Male gewann Triathlet Bastian Glockshuber (TSV 1862 Neuburg) das Rennen über 6,0 Kilometer. Schnellste Frau wurde Lisa Basener (MTV 1881 Ingolstadt), einst mit der LG Telis Finanz Regensburg zwei Mal Deutsche Mannschaftsmeisterin, mit einer Zeit von 22:39 Minuten. Auch sie hatte ihre leichtathletische Karriere einst beim TSV 1862 Neuburg begonnen.