Adane Wuletaw (links) könnte in Kemmern einer der erfolgreichsten Läufer bei den Bayerischen Crosslaufmeisterschaften werden. Foto: Theo Kiefner

24.01.2024 18:43 // Von: Dieter Claus

Trotz frühem Termin: Gute Meldezahlen bei Crosslauf-BM in Kemmern

Am kommenden Sonntag, 28. Januar, beginnt in Kemmern mit den Bayerischen Crosslaufmeisterschaften die diesjährige Serie der Meisterschaftsläufe. Schon wieder Kemmern! Die Gemeinde mit rund 2500 Einwohner nördlich von Bamberg mit ihrer äußerst regsamen Abteilung „Running“ im SC Kemmern war schon häufiger Austragungsort für Bayerische Meisterschaften. Warum sind diese Meisterschaft heuer so früh? „Da die anderen Termine belegt sind mit den Süddeutschen Hallenmeisterschaften, den bayerischen Hallenmeisterschaften sowie den Deutschen Hallenmeisterschaften“, erklärt BLV-Teamleiter Lauf Jörg Stäcker den ungewöhnlich frühen Zeitpunkt. Die Zahl der Anmeldungen wurde dabei nicht beeinträchtigt.

„Mit den Meldungen bin ich mehr als zufrieden“, berichtet Rennleiter Klaus Geuß. So sind im Wettbewerb „Männer und Junioren Mittelstrecke“ 46 Läufer gemeldet, in Markt Indersdorf kamen vor einem Jahr 38 Läufer ins Ziel. Für Kemmern sind freilich wieder einige Läufer zwei Mal gemeldet. So etwa die Spitzenläufer der LG Telis Finanz Regensburg, darunter Adane Wuletaw Belete, der vor einem Jahr noch außerhalb der Meisterschaftswertung lief und dabei schnellster Läufer auf der Langstrecke war. Wenn der Äthiopier an der Startlinie zum Lauf „Junioren + Männer Mittelstrecke“ steht, wird er es mit Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch) zu tun haben. Der 25-jährige Student für das Lehramt an Grundschulen wurde Ende November 2023 Vierter bei den Deutschen Crosslaufmeisterschaften. „Ich probiere vorne mitzulaufen und in die Top drei reinzukommen“, lautet das Ziel von Hiob Gebisso (LG Stadtwerke München). Der 28-Jährige gewann 2020 den Titel über die Mittelstrecke.

 

Zwei Mal Gold im Einzelwettbewerb, zwei Mal Gold in der Mannschaft: Wenn Adane Wuletaw Belete einen guten Tag erwischt, könnte er am Sonntagabend vier Goldmedaillen in seinen Trophäenschrank legen. Ganz zum Schluss startet er eventuell auch im Wettbewerb über die Langstrecke, mit ihm auch seine Teamkollegen Tobias Ritter, Gabriel Wimmer sowie Maximilian Zeus. Letzterer wird „unverbraucht“ ins Rennen gehen. In Indersdorf hatte er allerdings fast zwei Minuten Rückstand auf Wuletaw Belete. Erstmals auf der Langstrecke starten am Sonntag auch 20 Frauen. Mit ihrer Jahresbestzeit von 33:31 Minuten über zehn Kilometer kann hier Adessalem Alemu Sleshi (LG Telis Finanz Regensburg) als Favoritin eingestuft werden. Mit den Teamkolleginnen Luisa Mlinzk und Maria Brand dürfte der Mannschaftssieg auch nach Regensburg gehen. Im Jahr 2019 gewann in Kemmern den Wettbewerb der Frauen Brendah Kebeya (LG Bamberg). Ihre Saisonbestleistung des Vorjahres spricht nicht dafür, dass sie 2024 den Telis-Läuferinnen gefährlich werden könnte.

 

Auf der Kurzdistanz „Juniorinnen und Frauen Mittelstrecke“ über 3,7 Kilometer wird sich die Vielstarterin Adessalem Alemu Sleshi (LG Telis Finanz Regensburg) auf die Nachwuchsläuferinnen des Vereins verlassen müssen, wenn die LG Telis Finanz Regensburg auch hier die Teamwertung gewinnen will. Mit Tabea Haug und Sophia Franz (beide LAC Quelle Fürth) gehen nämlich zwei Läuferinnen ins Rennen, die beide 2023 über zehn Kilometer eine gute 37er-Zeit gelaufen sind. Ob allerdings die Vorjahreszeiten wieder aktualisiert werden können, hängt stark davon ab, wie die Läuferinnen und Läufer die möglichen Erkältungskrankheiten der zurückliegenden Wochen weggesteckt haben.

 

156 Läuferinnen und Läufer sind in den Klassen U 18 und U 20 gemeldet. BLV-Teamchef Jörg Stäcker beurteilt die Favoritenlage wie folgt: „Bei der weiblichen U 18 sind Änne Rothe (LAC Passau) und Antonia Kräußlich (TSV Bad Rodach) leicht favorisiert, während in der U 20 die Zwillinge Jule und Emma Lindner (beide LG Bamberg) sowie Karla Hiss (LG Telis Finanz Regensburg) stark einzuschätzen sind. Bei den U 18 Buben ragt Levin Saveur (LG Stadtwerke Münchn) aus der Meldeliste heraus, in der U 20 ist Elias Kolar (TSG 08 Roth) der eindeutige Favorit.“ Kolar holte sich bei den Deutschen Meisterschaften 2023 über zehn Kilometer in Bad Liebenzell mit einer Zeit von 31:58 Minuten den Vizemeistertitel.

 

In den Seniorenklassen finden sich 75 Läuferinnen und 140 Läufer in der Teilnehmerliste. In der M 35 treffen sich wieder der Silber- und Bronzemedaillengewinner aus dem Jahr 2023: Axel Dietrich (LG Würm Athletik) und Christian Kunisch (TV Ochsenfurt). Marco Benz (Skivereinigung Amberg) hat zweiMal gemeldet: in der M 40, in der er Favorit sein dürfte, und auf der Langstrecke der Männer. Hier dürfte sein Start vorrangig seiner Mannschaft dienen. Es wäre fast eine wissenschaftliche Studie wert: Wieder ist die Teilnehmerzahl in der M 45 auffällig geringer als in der M 40 oder M 50 und älter. Selbst bei den 70-Jährigen werden mehr Läufer an der Startlinie stehen.  In der M 50 bestiegen vor einem Jahr Marco Sahm und Tobias Teuscher (beide LG Bamberg) das Siegerpodest und machen sich vermutlich wieder Hoffnungen auf eine Medaille. Doch der Konkurrenzverein der Bamberger, die LG Allgäu, hat einen starken Seniorenläufer dazu gewonnen: Timo Scholz, ein ehemaliger Radprofi mit großen Erfolgen. Thomas Langer (LG Allgäu) ist in die M 55 aufgerückt. Er und sein Vereinskollege Christian Scholz sowie Olaf Schoenenborn (LG Erlangen) und Ulf Sengenberger (TG Kitzingen) dürften dem Vorjahressieger Roland Wild (LG Bamberg) die Titelverteidigung schwer machen. So gibt sich Wild auch vorab eher realistisch: „Zumindest den Mannschaftstitel möchten Marco Sahm, Tobias Teuscher und ich aber gegen die LG Allgäu verteidigen.

 

In der M 70 und M 60 haben zwei Seriengewinner gemeldet: Viktor Daudrich (SVG Ruhstorf/Rott) und Reinmund Hobmaier (LG Chiemsee). Es wäre eine faustdicke Überraschung, wenn Hobmaier am Sonntagabend nicht einen weiteren Titel notieren könnte. Er selbst stuft Hans Thiem (TG Viktoria Augsburg) als Anwärter für eine Medaille ein. Für Viktor Daudrich könnte allerdings eine Siegesserie enden, da sein Vereinskamarad Ludwig Lang neu in der M 70 ist. Dreimal LG Allgäu in der M 65 - so könnte es nach Vorhersage von Hans Bouricha-Hörmann (LG Allgäu) bei der Verteilung der Medaillen kommen, wobei er Helmut Strobl die meisten Chancen für den Titel gibt.

 

Der gastgebende SC Kemmern weiß seit Jahren mehrere leistungsstarke Läuferinnen in seinen Reihen. „Mit der Mannschaft W 35-W 45 sollten wir ganz oben auf dem Podest sein“, spekuliert Klaus Geuß. Das wären dann drei der fünf Läuferinnen Elvira Flurschütz, Claudia Fuchs, Manuela Glöckner, Elina Gradl und Ursula Schürle. In der W 40 steht eine frühzeitige Vereinsmeisterschaft an. Es starten erneut die ersten drei Läuferinnen der Meisterschaften im Vorjahr: Andrea Horney, Diana Kurrer und Susann Schulz, und zwar alle im Trikot des MTV 1881 Ingolstadt. Interessant wird das Rennen der Läuferinnen in der W 50. Ins Rennen gehen die Vorjahressiegering Mareike Ressing (TSV Penzberg), die Deutsche Vizemeisterin über die Crossdistanz des Jahres 2023, Susanne Rossmanith (LG Allgäu), sowie die Aufsteigerin Constanze Boldt (SWC Regensburg). In der W 55 könnte der Titel zwischen Angelika Rauh (LG Allgäu) und Christine Schrenker-Schöpf (TV 1848 Coburg) vergeben werden.