Unvermüstlich: Katharina Winkler (rotes Trikot) / Fabian Olbert (Mitte), Veronika Miller / Paul Pöllmann / Laura Gröll / Andreas Janker / Lavina Jürgens / Johann Weizinger / Christina Ammer / Sebastian Schleinik. Fotos: Theo Kiefner, Claus Habermann

17.02.2024 17:03 // Von: Reinhard Köchl

Hallen-BM Aktive: Nur wenige DM-Starter nutzen die Chance zur Generalprobe

Der Termin eine Woche vor den Deutschen Hallenmeisterschaften ist für Landestitelkämpfe mit angeschlossenen Winterwurfmeisterschaften extrem ungünstig. Kaum jemand aus dem Kreis der leistungsstarken Leichtathletinnen und Leichtathleten will die Möglichkeit einer Generalprobe in der Münchner Werner-von-Linde-Halle nutzen, und so blieben absolute Topleistungen auch in diesem Jahr bei den Männern und Frauen beinahe erwartungsgemäß aus. Einige aus der so genannten zweiten Reihe ergriffen dagegen die Chance beim Schopf und auch einige altgediente Recken zeigten dabei ihre zeitlose Klasse.

Der 60-Meter-Sprint eignet sich meist, um in der Vorwoche die schnellen Muskelfaszien zu testen. Dies traf auch im Fall der beiden Bayerischen Meister bei Männern und Frauen zu. Fabian Olbert (LG Stadtwerke München) holte sich ungefährdet den Titel in 6,83 Sekunden vor seinem Vereinskameraden Maximilian Brantl (LG Stadtwerke München; 6,95 Sekunden) und Domink Eckner (LG Forchheim; 6,96 Sekunden), während bei den Frauen Veronika Miller (LG Region Landshut) mit einer erneuten Steigerung auf starke 7,51 Sekunden ihr diesjähriges Hoch fortführte. Mit deutlichem Abstand dahinter holten sich Celina Kränzle (SC Vöhringen; 7,68 Sekunden) und Ramona Schneider (TSV Schleißheim; 7,75 Sekunden) die weiteren Medaillen ab. Dass es für Kränzle schlussendlich doch noch Gold gab, lag an den 200 Meter, wo sie mit 24,57 Sekunden ähnlich dominant auftrat. Platz zwei ging an Mehrkämpferin Sabrina Reusch (LG Telis Finanz Regensburg; 25,18 Sekunden) und Hochspringerin Lavinja Jürgens (LG Stadtwerke München), die den Begriff "Formtest für Leipzig" auf eine andere Disziplingruppe übertrug. Wie sonst ist der Name der 400 (!)-Meter-Siegerin sonst zu erklären? Jürgens deklassierte mit durchaus respektablen 56,85 Sekunden die gesamte Konkurrenz. Auch für Sprinter Dominik Eckner gab es den 200-Meter-Titel, wobei er mit 21,83 Sekunden als Einziger unter 22 Sekunden blieb und vor Alessandro Rastelli (LG Stadtwerke München; 22,00 Sekunden) und Maximilian Brantl (22,06 Sekunden) landete.

 

Christian Zimmermann wieder über 18 Meter

 

Die Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig kommen für Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) nach seiner Ellenbogen-OP noch zu früh, für die Landestitelkämpfe in München hatte er jedoch gemeldet und mit 18,23 Meter gleich wieder eine ordentliche Weite zum Einstand angeboten. Klar dass dies zur Meisterschaft vor Dominik Idzan (LG Stadtwerke München; 16,56 Meter) und Rene Hamberger (LAC Passau; 16,23 Meter) reichte. Noch eine, die für Leipzig testete - aber in ihrer Spezialdisziplin - war die Deutsche Hallenmeisterin von 2020 im Hochsprung, Laura Gröll (LG Stadtwerke München). Mit 1,79 Meter konnte sie einigermaßen beruhigt ihre Tasche packen und sich auf die Hallen-DM freuen. Das Gleiche gilt für Dreispringerin Christina Ammer (TuS 1860 Pfarrkirchen), die mit einer erneuten Bestleistung von 12,49 Meter Ansprüche auf eine Endkampfteilnahme in Leipzig anmeldete. Auch in der in der Quarterback Immobilien Arena im Sächsischen dabei sein wird Kugelstoßerin Helena Kopp (LG Stadtwerke München). Ihr gelang mit 15,38 Meter sogar ein neuer Hallenrekord. Mit 13,54 Meter beziehungsweise 13,52 Meter landeten ihre Trainingspartnerin Julika Marie Boneit (LG Stadtwerke München) und Altmeisterin Sabrina Zeug (LG Oberland) auf den weiteren Stockerl-Plätzen. Mit starken 5,83 Meter, die gleichzeitig eine neue persönliche Bestleistung bedeuten, kürte sich Carlotta Schraub (TSV Schleißheim) zur Bayerischen Weitsprung-Meisterin vor Sabrina Reusch (5,75 Meter) und Ramona Schneider (TSV Schleißheim; 5,65 Meter).

 

Die Zahl ihrer bayerischen Titel kann Zeug wahrscheinlich längst nicht mehr zählen. In München kam bei den Winterwurfmeisterschaften ein weiterer im Diskuswerfen mit 42,62 Metern vor Evi Weber (TSV 1862 Erding; 38,53 Meter) und Simone Schramm (LG Bamberg; 38,29 Meter) dazu. Den kompletten Medaillensatz sicherte sich Sabrina Zeug schließlich im Hammerwerfen mit Silber (45,07 Meter). Im Generationenduell behielt abermals die zwölf Jahre jüngere Julika Marie Bonewit mit 48,00 Metern die Oberhand. Leonie Liebenwald (UAC Kulmbach) wurde Dritte mit 43,75 Metern. Apropos Generationen: Sein Name steht seit vielen Jahren synonym mit dem bayerische Gehen: Andreas Janker. Der 40-jährige Dauerbrenner von der LG Röthenbach an der Pegnitz gewann - natürlich - auch diesmal den 5000-Meter-Wettbewerb in der Münchner Lindehalle mit 22:56,16 Minuten. Bei den Geher-Damen genießt Maria Unterholzner (TV Altötting) eine ähnliche Rolle. Die mittlerweile 54-Jährige siegte über 3000 Meter souverän in 16:07,36 Minuten.

 

Eine starke Leistung zeigte Hammerwerfer Linus Liebenwald (UAC Kulmbach) mit seinem neuen 7,25 Kilo schweren Wurfgerät. Mit 58,48 Metern kam der noch 19-Jährige bei seinem ersten Auftritt in der Männerklasse schon auf Sichtweite zu den 60 Metern. Der neue Winterwurfmeister mit dem Speer heißt bei den Männern Paul Pöllmann (SC Eschenbach) mit 56,49 Metern, während der Diskustitel an Alexander Schaller (LG Stadtwerke München) mit 46,27 Metern ging. Im Stabhochsprung schnappte sich mit Korbinian Suckfüll (TSV Gräfelfing) einer alter Bekannter Gold. Im vereinsinternen Duell mit dem Spanier Alberto Lafuente Veron (TSV Gräfelfing) behielt er mit 4,60 Meter zu 4,50 Meter die Oberhand, während BLV-U 16-Teamleiter André Zahl (TS Herzogenaurach) mit 4,30 Meter dahinter eine Bronzemedaille ergattern konnte. Im Dreisprung gelang Sebastian Schleifnik (LAZ Obernburg-Miltenberg) mit 13,62 Meter der größte Satz, obwohl Antonio Mihaljevic (LG Stadtwerke München; 13,38 Meter) nicht weit dahinter seinen besten Sprung in den Sand setzte.

 

Hart umkämpft war die 800-Meter-Entscheidung. Am Schluss schaffte Maximilian Berger (LSC Höchstadt/Aisch) in 1:55,14 Minuten die schnellste Zeit vor Fabian Riegelsberger (TSV Gräfelfing; 1:56,00 Minuten). Über 1500 Meter hatte dann leider Berger hauchdünn das Nachsehen (3:59,06 Minuten) gegenüber Johann Weizinger (TSG 08 Roth), der sich in 3:58,44 Minuten den Titel sicherte, während sein Vereinskamerad Florian Macher (TSG 08 Roth) 3000-Meter-Meister in 8:55,82 Minuten wurde. Bei den Frauen gingen die 800 Meter an Eva Jahnson (LG Bamberg; 2:18,83 Minuten), während sich über 1500 Meter die Schweizerin Priska auf der Maur (LG Stadtwerke München) klar in  4:26,62 Minuten vor Darja Michel (TuS Traunreut; 4:37,20 Minuten) und Lisa Schuster (LAC Quelle Fürth; 4:42,72 Minuten) durchsetzte. Im neuen Trikot der LG Stadtwerke München zog schließlich die U 20-EM-Vierte über 3000 Meter Hindernis, Julia Rath, über 3000 Meter einsam ihre Bahnen und gewann auch in 10:11,91 Minuten.

 

Auch 2024: Katharina Winkler ist die "Unkaputtbare"

 

Ein schwerer Sturz beim Arge Alp-Cup im September, wieder eine längere Zwangspause - all dies kann Katharina Winkler (LG Erlangen) nicht die Lust an ihrem Lieblingssport nehmen. Pünktlich zum Start der Hallensaison meldete sich die 28-Jährige wieder auf der Bahn zurück und holte beinahe standesgemäß "ihren" Titel über 60 Meter Hürden in 8,42 Sekunden ab. Ramona Schneider (8,53 Sekunden) und Johanna Büchs (LG Main-Spessart; 8,56 Sekunden) blieb nichts anderes übrig, als die Klasse ihrer Konkurrentin anzuerkennen. Bei den Männern gab es zwar über 60 Meter Hürden mit Lukas Kleinschrodt (TSV 1860 Ansbach) einen offiziellen Bayerischen Meister, für den die Uhren im Einlagelauf sogar bei 8,27 Sekunden stehenblieben. Die schnellste Zeit, und das noch unter acht Sekunden, gelang aber dem außer Konkurrenz startenden Iraner Reza Bahreini (LG Telis Finanz Regensburg) mit 7,97 Sekunden. Während die 4 x 200-Meter-Staffel bei den Männern eine klare Angelegenheit zugunsten der LG Erlangen mit Joanes Irigoien Kortabitarte, Hendrick Gühlen, Jan Engelhard und Alexander Weiss wurde (1:31,63 Minuten), war der Kampf um Gold, Silber und Bronze bei den Frauen an Spannung nicht zu überbieten. Schlussendlich blieb das Quartett der LG Stadtwerke München mit Melanie Slotosch, Heidi Meier, Katrin Westermeier und Sophia Steinmann in 1:45,98 Minuten um ganze vier Hundertselsekunden vor dem TSV Gräfelfing (1:46,02 Minuten) und hauchdünn dahinter der LG Main-Spessart (1:46,47 Minuten).