Bayerische Crosslaufmeisterschaften Buttenwiesen: Harte Positionskämpfe auf schwerer Strecke
Nach einem kurzen Regen erschien gegen 15 Uhr die Sonne, gerade richtig zu einem der Höhepunkte der Veranstaltung: Männer und U 23 Mittelstrecke. Nach zwei Runden lagen an der Spitze: Florian Bremm (TV Leutershausen), Nick Jäger (TSV Penzberg), Tim Ramdane Cherif (LG Telis Finanz Regensburg), Hiob Gebisso (TG Viktoria Augsburg), Niklas Buchholz und Brian Weisheit (beide LSC Höchstadt/Aisch). Typisch für die Mittelstrecke, wurde erst eingangs der letzten Runde klar, wer für den Titel in Frage kommen könnte. Vier Läufer hatten sich etwas abgesetzt: Jäger, Bremm, Ramdane Cherif und Gebisso.
Die meisten Körner hatte dann schließlich der Augsburger. „Meine Taktik ist aufgegangen ist. Zuerst war nur mein Ziel, an der Spitze dran zu bleiben. In der Mitte der letzten Runde habe ich einfach Gas gegeben, und es hat dann gereicht“, rekapitulierte überglücklich Hiob Gebisso. Bemerkenswert in diesem Lauf war sicherlich, wie stark sich die U 23 präsentieren konnte. Nick Jäger und Florian Bremm kamen als zweiter beziehungsweise dritter Läufer im Gesamtfeld ins Ziel. Die Meisterschaft in der Teamwertung ging an das Trio Niklas Buchholz/Brian Weisheit/Martin Weinländer von der LSC Höchstadt/Aisch. Jäger, Bremm und Buchholz trainieren gemeinsam im Landesstützpunkt Erlangen.
Einige wenige Läuferinnen und Läufer standen gleich zwei Mal an der Startlinie. Einer davon war Tim Ramdane Cherif, der im Vorjahr eindrucksvoll die Mittel- und Langstrecke gewann. Als 31 Läufer in Buttenwiesen auf die Langstrecke gingen, war naturgemäß das Geläuf sehr tief, stellenweise liefen die Läufer am Rand, um nicht zu sehr im Schlamm zu versinken oder zu stürzen, so wie es Tobias Gröbl (LG Zusam) erging, der dann deprimiert vorzeitig das Rennen beendete. Aus Respekt vor der schweren und tiefen Strecke ging Tobias Schreindl (LG Passau) das Rennen etwas verhalten an. Ramdane Cherif lief erwartungsgemäß mit an der Spitze.
Der weitere Favorit Addisu Tulu Wodajo (TV 1848 Coburg) hielt sich zurück und spielte dann im weiteren Rennverlauf keine Rolle mehr. Offenbar erkannte Schreindl nun seine Chance. „Nach der zweiten Runde merkte ich aber, dass ich mich gut fühlte. Am Anstieg forcierte ich das Tempo und konnte mich etwas absetzen. Da keiner folgte, versuchte ich mein Tempo zu finden, was letztendlich bis ins Ziel gut geklappt hat“, schilderte der Deutsche Marathonmeister von 2014. In der Mannschaftswertung ging es knapp zu. Mit nur einem Punkt Vorsprung gewann das Team der LG Telis Finanz Regensburg vor den Läufern der LG Passau.
Ein Revierderby in einem Einzelwettbewerb ergab sich sehr schnell im Rennen der Frauen und U 23: Maria Kerres im Trikot des SWC Regensburg gegen Svenja Ojstersek für die LG Telis Finanz Regensburg startend. „Ich hatte einen großen Respekt vor Svenja, und dann bin ich auch noch zu schnell angegangen“, erklärte Kerres. Drei Runden lag sie mit zirka 20 Meter Vorsprung vor der Telis-Läuferin. Dann konnte Svenja Ojstersek in der letzten Runde aufschließen. Aber Kerres ließ sich nicht abschütteln, zog nochmal das Tempo an und gewann schließlich mit zehn Sekunden Vorsprung.
Bei den Juniorinnen lief Lisa Schuster (LAC Quelle Fürth) eingangs der letzten Runde nur vier Meter vor Lisa Basener (LG Telis Finanz Regensburg). Auch hier lag eine Überraschung in der Luft. Doch Schuster ließ sich nicht einholen und gewann mit sechs Sekunden Vorsprung vor der Nachwuchsläuferin aus dem Telis-Kader. Beide Läuferinnen finden sich in der Siegerliste unter den sechs schnellsten Läuferinnen. Mit gesamt 29 Punkten gewann in der Teamwertung die Mannschaft der LAC Quelle Fürth.
Die besten Laufbedingungen hatten zweifelsohne die Seniorinnen und Senioren, die am Vormittag ihre Form unter Beweis stellen konnten. Im Lauf der Seniorinnen setze sich zunächst Susanne Rosmanith (TSV Marktoberdorf) forsch an die Spitze und lief sogar einige Meter vor den Verfolgerinnen. Mit dabei waren hier Constance Boldt (SWC Regensburg) und Susanne Hafner (TG Viktoria Augsburg). Boldt hat natürlich enorm viel Erfahrung und zog in der dritten Runde an Rosmanith vorbei, die schließlich auf den vierten Gesamtplatz zurückfiel. Relativ locker ging Boldt ins Ziel und sicherte sich so eine weitere bayerische Meisterschaft in ihrer Läuferinnenkarriere.
Ihr Trainer Udo Reichelt durfte dann gleich noch eine weitere Meisterin im Kreis der SWC Regensburg in Empfang nehmen: Birgit Schulz, jahrelang im Ausland verweilend, verwies in der W 50 die haushohe Favoritin Anita Weber (FTSV Straubing) ganz knapp auf den zweiten Platz. Mit einer Silbermedaille musste sich auch die erfahrene Christine Sachs (LG Mettenheim) begnügen, Aufsteigerin Brigitte Rupp siegte in der W 60 mit 22 Sekunden Vorsprung vor Sachs. Julika Fidjeland (PTSV Rosenheim) hielt in der W 55 Gertrud Ott (LG Allgäu) auf Distanz und bestätigte somit ihre Rolle als Favoritin.
Das Rennen der Senioren M 50/M 55 verlief erwartungsgemäß, blieb aber dennoch spannend. Schon bald setzte sich eine Vierergruppe mit den Favoriten Jan Lettenmaier (LG Stadtwerke München), Reinmund Hobmeier (PTSV Rosenheim), Thomas Langer und Harald Stecker (beide LG Allgäu) vom Hauptfeld ab. Sollte gar Hobmaier den Gesamtlauf gewinnen, obwohl er zu den ältesten Läufern gehörte? Am Ende wurde er von Lettenmaier auf den zweiten Gesamtplatz verwiesen. Es folgten auf Platz drei und vier die beiden Allgäuer Langer und Stecker, die jeweils mit ihrem zweiten Platz in der M50 und M55 den Grundstein für den Mannschaftssieg mit Christian Scholz legten.
Auch Crosslauf wird gelegentlich auf den letzten Metern entschieden. Im Seniorenlauf M 60 und älter ging das Trio Martin Hermann (TSV Peißenberg), Herbert Eckmüller (LG Wolfstein) und Ludwig Lang (SVG Ruhstorf/Rott) mit Vorsprung in die letzte Runde. Die Klassenneulinge Eckmüller und Hermann hatten schon vorher den Vorjahresmeister Hans Bouricha-Hörmann (FC Ebershausen) auf Distanz gehalten. 200 Meter vor dem Ziel zog Eckmüller zum Schlussspurt an und hatte bereits drei Meter Vorsprung, doch Hermann gab nicht auf, konterte erfolgreich wenige Meter vor dem Ziel und gewann mit einer Sekunde Vorsprung. „Ja, ich habe schon auf einen vorderen Platz spekuliert“, verriet Hermann von seinen Ambitionen für diese Meisterschaft.
Als Dritter im Gesamtfeld und Klassensieger in der M 65 kam Ludwig Lang ins Ziel. Bei den M 70ern war der Generationenwechsel schon vor dem Lauf sicher und wurde mit Manfred Dormann (TV Bad Brückenau) vor Peter Speer (MBB-SG Augsburg) bestätigt. Dormann freute sich sichtlich: „Das ist nach vier Jahren wieder einmal ein bayerischer Titel.“
Fast zehn Jahre älter als seine Konkurrenten im Lauf der M 35 bis M 45 war Yves Brack (DJK Beucherling). Vor zwei Jahren ist der gebürtige Belgier und ehemals erfolgreiche Mittelstreckler wieder ins Wettkampfgeschehen eingestiegen. „Crosslauf hat in Belgien eine große Tradition, ist meine Lieblingsdisziplin und ich bin sehr motiviert“, meinte der 48-Jährige. Und das konnten die jüngeren Läufer eindrucksvoll feststellen. Die Favoriten in der M 35 Michael Lang (Skivereinigung Amberg) und in der M40 Markus Brenner (TSV Penzberg) gewannen zwar in ihrer Altersklasse, mussten sich aber vom Sieger in der M 45 Brack geschlagen geben. Bleibt abzuwarten, wie er sich bei den „Deutschen“ in Sindelfingen darstellen kann. Der Vorjahresmeister in der M 35 Edwin Singer (LG Allgäu) verlor zwei Runden vor dem Ziel etwas den Kontakt zur Führungsgruppe, kämpfte sich in der letzten Runde jedoch nochmals an die Spitzenläufer und wurde Dritter und Vizemeister der M 35.
47 junge Leichtathletinnen und Leichtathleten standen an der Startlinie des Schülerrennens, um zwei Runden über die Wiese zu rennen. Wird Tobias Tent (LG Stadtwerke München) in der Zukunft die bayerische Läuferschar bereichern? In Buttenwiesen lief er auf nur 2200 Meter einen Vorsprung von 13 Sekunden auf alle Konkurrenten des Laufes heraus und gewann die Meisterschaft in der männlichen Jugend M 15. Eine ähnliche Zukunft wie bei Tobias Tent kann wohl bei Anna und Julia Barth (LG Bamberg) erwartet werden. Die beiden platzierten sich in der W 14 als Meisterin und Vizemeisterin im Gesamtfeld auf den Plätzen 13 und 15.
Drei Runden waren in der U 18 und U 20 zu laufen. Marvin Bertram (TSV Penzberg) hatte nach knapp zehn Minuten und drei Runden seine Meisterschaft in der U 20 mit elf Sekunden Vorsprung erkämpft. Nach fünf Läufern aus der U 20 platzierte sich der Sieger aus der U18: Finn Hösch (LG Stadtwerke München). Meike Kalus (TSV Gräfelfing) heißt die Meisterin in der U 18, und mit Franca Henseleit (TSV Schongau) holte sich in der U 20 eine Spitzentriathletin einen Crosslauftitel.
Die Crosslaufmeisterschaften in Buttenwiesen boten wie üblich eine eindrucksvolle Infrastruktur: Die Räumlichkeiten und das Umfeld der großzügigen Halle ließen nichts zu wünschen übrig. Eine detaillierte Broschüre lieferte den Zuschauern und Läufern notwendige Informationen. Ein großes Lob erteilte BLV-Vizepräsident Breitensport Willi Wahl an alle Helfer: „Das Team der LG Zusam rund um Werner Friedel hat gemeinsam mit Hans-Peter Schneider eine sehr gut vorbereitete Meisterschaft geboten, die von Anfang bis zum Ende gut durchdacht, geplant und durchgeführt wurde.“
Nachfolgend weitere Sieger/innen aus einzelnen Altersklassen: W 35: Susanne Hafner (TG Viktoria Augsburg), W 40: Susann Jobst (FTSV Straubing), W 65: Regina Graf (SWC Regensburg), W 70: Edeltraud Dörr (TSG 08 Roth), W 75: Sibylle Vogler (SC Kemmern), M 75: Wolfgang Huber (SVG Ruhstorf/Rott), M 80: Albert Walter (MTV 1881 Ingolstadt), W 15: Karla Hiss (MTV 1862 Pfaffenhofen), M 14: Alexander Kaempf (LG Stadtwerke München).