Bayerncup in Ergoldsbach wird mit 64 Mannschaften zu einem Fest der Leichtathletik
„Niederbayern weiß, wie man Titelkämpfe ausrichtet“, heißt es zum Beispiel voller Hochachtung auf der Homepage der LAC Quelle Fürth, die das Leichtathletik-Highlight Revue passieren lässt. Nach dem unvergesslichen Highlight der Bayerischen Einzelmeisterschaften 2013 in Plattling setzten die Ergoldsbacher um ihrer rührigen Manager Ludwig Woidy in der Tat nun sogar fast noch einen drauf. Wohl selten nämlich konnte man in einem bayerischen Stadion eine derartige Gänsehaut-Atmosphäre bei den Lauf- und Sprintentscheidungen, aber vor allem bei den Staffeln erleben, so gut wie nie fieberten die normalerweise als Individualisten bekannten Leichtathleten derart intensiv bei den Leistungen anderer mit, und der Jubel nach dem hauchdünnen Gewinn der Medaillen kannte zeitweilig keine Grenzen.
Ergoldsbach empfiehlt sich für weitere Aufgaben
Wenn dann noch dazu kommt, dass die Kampfrichter durch die Bank kompetent und ruhig ihren Job versehen, ein megastraffer Zeitplan nahezu ohne nennenswerte Verzögerungen über die Bühne geht und sämtliche Resultate samt Zwischenständen sogar per Lifeticker topaktuell in den Rest des Freistaates übermittelt werden, dann kann man getrost von einem Fest der Leichtathletik sprechen. Ein Riesenlob für den TSV Ergoldsbach, der bereits mit der Austragung des Ländervergleichskampfes der U 16 zwischen Bayern, Hessen und Baden-Württemberg 2011 einen bislang unerreichten Maßstab setzte und sich nun (trotz der fehlenden Überdachung) auf jeden Fall überlegen sollte, als regelmäßiger Veranstalter derartiger Großereignisse in Erscheinung zu treten.
Dass der Himmel auch noch im derzeit höchst unbeständigen Mai über acht Stunden mitspielte und erst am Abend die ersten Tropfen regnen ließ, mag ebenso zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben, wie die Anwesenheit einiger absoluter Topathleten. So gab es zum Beispiel aus nächster Nähe die weißblaue Kugelstoß-Instanz Robert Dippl (LAC Quelle Fürth) zu bestaunen, die sich – im Gegensatz zu manch anderen aktuellen Spitzenathleten anderer teilnehmender Mannschaften – ganz in den Dienst seines Teams stellte und mit 19,12 Meter bis auf Platz zwei der deutschen Bestenliste kletterte.
Potye als Sprinter und Lederers Comeback über die Hürden
Ein waschechter Hochsprung-Europameister wie Tobias Potye (FC Aschheim) half seinem Verein in der U 20 über 100 Meter (Platz neun in 11,79 Sekunden) sowie in der 4 x 100 Meter-Staffel (Dritte in 44,93 Meter) aus, verzichtete aber wegen Knieproblemen auf seine Spezialdisziplin. Die Diskus-DM-Dritte von 2012, Ulrike Giesa (LAC Quelle Fürth), dagegen schleuderte die Ein-Kilo-Scheibe auf 49,51 Meter, was natürlich Platz eins bedeutete, war sich aber auch nicht zu schade, die Kugel (Zweite mit 12,32 Meter) und den Speer (Fünfte mit 36,05 Meter) in die Hand zu nehmen. Nur wenige in das Hürden-Comeback von Amelie-Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth) eingeweiht. Nach Jahren des erfolgreichen Flachsprints sollte es ein neuer Versuch über die einstige Spezialstrecke sein, die Lederer schon einmal zu einer Länderkampfeinladung verholfen hatte. Doch dass es mit 13,87 Sekunden für die 100 Meter Hürden gleich so schnell und aktuell Platz zwei in Deutschland werden würde, war ein typischer „Ame-Hammer“. Dem stand die frisch in die U 20 aufgerückte Jugend-DM-Dritte Katharina Winkler (LAC Quelle Fürth) mit 14,06 Sekunden in nichts nach.
Beim Speerwerfen der Männer zeigte „Altmeister“ und BLV-Nachwuchstrainer Stephan Seeck (LG Stadtwerke München) mit einer Siegerweite von 61,96 Metern noch einmal allen Jungspunden, wo der Hammer hängt. Unwesentlich dahinter reihte sich mit Jörg Lorenz (diesmal im Trikot des LAC Quelle Fürth) der Trainer des Deutschen 60-Meter-Hallenmeisters Lucien Aubry (LG Erlangen) ein (41,60 Meter). Aubry seinerseits bewies auch in Ergoldsbach eindrucksvoll, dass er momentan das Maß aller Sprint-Dinge bei den bayerischen und möglicherweise auch bei den deutschen U 20-Jugendlichen darstellt. Über 100 Meter unterbot er als Einziger die Elf-Sekunden-Marke (10,93 Sekunden). Später wagte er sich sogar auf die 400-Meter-Stadionrunde, wo er 51,61 Sekunden nur Felix Mittermeier (Startgemeinschaft SWC Regensburg-Schierling-Schwandorf; 50,69 Sekunden) den Vortritt lassen musste. Und über 5000 Meter gab es den frischgebackenen BLV-Jugendwart U 16/U 14, Tim Höhnemann (LAC Quelle Fürth) zu beklatschen, der sich für seine Vereine opferte und in 17:46,99 Minuten immerhin noch zwei Punkte auf der Habenseite der Mittelfranken bringen konnte.
Passau verteidigt Titel bei den Männern
Dass in besagter Männerkonkurrenz einmal mehr der 1. FC Passau mit einem dicken Polster von 90 Punkten auf den LAZ Kreis Würzburg (76) sowie den Fürthern (69) den Bayerncup holte, dürfte keine große Überraschung gewesen sein. Die herausragenden Resultate kamen hier von Maximilian Entholzner (1. FC Passau), der als Einziger im Weitsprung die Sieben-Meter-Marke übertraf (7,03 Meter), seinem Mannschaftskameraden Fabian Fleischmann über 110 Meter Hürden (14,66 Sekunden), Joschua Deckert (LAZ Kreis Würzburg) im Diskuswerfen (45,09 Meter) sowie der 4 x 100-Meter-Staffel der LG Region Landshut, die in 42,36 Sekunden den 1. FC Passau (42,51 Sekunden) auf dem Zielstrich niederrang.
Ähnlich souverän hakte die LAC Quelle Fürth bei den Frauen das Projekt „Bayerncup“ ab. Uli Giesa, Amelie Sophie-Lederer, Tina Pröger und Co. hielten am Ende des Tages mit 80 Zählern die SWC Regensburg (74) und die LG Stadtwerke München (58,5) sicher in Schach. Dass über die 100 Meter die zweifache Deutsche Weitsprung-Meisterin Michelle Weitzel (SWC Regensburg) bei Gegenwind die Nase vorne hatte (12,37 Sekunden), durfte man eigentlich kaum erwarten. Auch dass Dreispringerin Katharina Schreck (TS Herzogenaurach) im Weitsprung mit 5,74 Meter unter anderem die Bayerische Hallenmeisterin Sabine Hoja (SWC Regensburg) hinter sich ließ, hatten vor Beginn des Bayerncups die wenigsten vermutet. Das Speerwerfen wurde eine sichere Beute von Nicola Leidl (1. FC Passau), gegen deren 46,02 Meter an diesem Tag kein Kraut gewachsen waren. Und über 1500 Meter lieferten sich Anne Hohl (LAG Mittlere Isar) und Regina Högl (LG Region Landshut) auf der Zielgeraden einen Fight auf Biegen und Brechen, den die Oberbayerin in 4:41,26 Minuten zu 4:41,47 Minuten hauchdünn für sich entscheiden konnte.
Überragender David Faltenbacher
Kantersieg Nummer drei landete in der Männlichen Jugend U 20 die Startgemeinschaft SWC Regensburg-Schierling-Schwandorf. Mit 90 Punkten und damit elf Zählern Vorsprung holten die Jungs den Bayerncup in die südliche Oberpfalz. Auf Rang zwei rangierte der MTV 1881 Ingolstadt (79), Dritter wurde die LG Erlangen (77). Als überragender Athlet in dieser Altersklasse entpuppte sich freilich ein Münchner: David Faltenbacher (LG Stadtwerke München) schnappte sich sowohl den Sieg über 110 Meter Hürden (15,01 Sekunden) als auch Rang eins im Hochsprung mit genau 2,00 Metern. Im Speerwerfen steigerte sich Nico Kaufmair (TS Herzogenaurach) auf 53,33 Meter, während die Oberpfälzer Startgemeinschaft und Ingolstadt über 4 x 100 Meter im Gegensatz zur Mannschaftswertung nur ein Wimpernschlag trennte (44,43 zu 44,56 Sekunden).
Auch die LG Stadtwerke München, die in diesem Jahr mit einem starken Aufgebot nach Niederbayern gereist war, konnte bei der Weiblichen Jugend U 20 einen Bayerncup ergattern. Die jungen Damen aus der Landeshauptstadt hielten sich mit 81 Punkten die LAC Quelle Fürth (76) und die LG Region Landshut (70) vom Leib. Als hochklassig entpuppte sich dabei der Weitsprung, in dem sich Johanna Windmaier (TSV 1880 Wasserburg) mit 5,60 Metern gegen Katharina Winkler (5,51 Meter) durchsetzen konnte. Und über 100 Meter hielt die erst 15-jährige Elena Pagliarini (LG Stadtwerke München) die zum Teil wesentlich ältere Konkurrenz mit 12,35 Sekunden in Schach.
Einmal mehr als Fundgrube für Talente erwiesen sich die Wettbewerbe der Altersklasse U 16. Bei den Jungen zeigte sich die LAG Mittlere Isar bärenstark aufgestellt und schnappte sich Gold mit 66 Punkten vor der Startgemeinschaft SWC Regensburg-Schierling-Schwandorf (60) und der LG Landkreis Roth (53). Über 80 Meter Hürden blieb Niklas Hintz (LAG Mittlere Isar) unter zwölf Sekunden (11,98 Sekunden), während seine Vereinskameraden Thomas Huber das Kugelstoßen mit 13,54 Meter und Hannes Sixt den 100-Meter-Sprint mit 11,84 Sekunden beherrschten.
Die spannendste Entscheidung des Tages im mithin umkämpftesten Wettbewerb gab es in der weiblichen U 16. Dort hatte sich der MTV 1881 Ingolstadt zwar von Disziplin zu Disziplin immer in der Spitzengruppe aufgehalten, jedoch erst mit der allerletzten Disziplin, der 4 x 100-Meter-Staffel, um die Winzigkeit eines halben (!) Punktes in die Goldposition gehievt. Dass die Ingolstädterinnen schließlich mit 79,5 zu 79 Zählern den lange in Front liegenden TSV Plattling noch verdrängen konnten, quittierten die frischgebackenen Bayerncup-Siegerinnen mit lautem Jubel. Auf Platz drei landete die LAC Quelle Fürth (76). Als herausragende Leistungen stachen die 5,25 Meter von Helen Linke (MTV 1881 Ingolstadt) im Weitsprung, die 12,49 Sekunden von Michaela Blanck (LAC Quelle Fürth) über 80 Meter Hürden, die 2:26,56 Minuten der 800-Meter-Siegerin Lisa Basener (MTV 1881 Ingolstadt) sowie die 35,20 Meter im Speerwerfen von Katja Hirsch (LG Kreis Ansbach) heraus.