14. Bayerisches Crossfestival Ingolstadt: Starke Speedcross-Rennen, weniger Starter bei Langdistanzen
Die Veranstaltung wurde mit den Staffelläufen der Kinder und U 16-Jugendlichen eröffnet. Dabei wurde durch die Platzierung und Anzahl an Staffeln die gute Nachwuchsarbeit der beiden Ingolstädter Vereine MTV 1881 Ingolstadt und DJK Ingolstadt sowie der LAC Quelle Fürth deutlich.
Eine Besonderheit des Crossfestivals ist jedes Jahr natürlich der Speedcross. Wie Rennpferde jagen die Läufer aus dem Startareal vor der historischen Festungsanlage in der Ingolstädter Innenstadt ins Rennen. Nach zirka 200 Metern fordert ein kurzer, aber scharfer Anstieg die Athleten heraus. Wer wird dann aus der abschüssigen Kurve als Erster herauskommen? In manchen Läufen ist damit der Sieger beziehungsweise die Siegerin bereits festgelegt. Auf dem nachfolgenden Flachstück mit Kurve kämpfen freilich noch viele Läufer um die Endplatzierung. Nach rund 600 Metern ist für die Langsprinter und Mittelstreckler der Ingolstädter Wettkampf bereits zumeist zu Ende.
Wer in den Endlauf will, muss sich in einem Vorlauf qualifizieren. Für die Endläufe der Frauen und Weibliche Jugend U 20/U 18 und der Männlichen Jugend U 20/U 18 hatte sich der Veranstalter einen "Jugendschutz" einfallen lassen. In diesen Endläufen mussten mindestens vier Läufer aus den jahrgangsniedrigen Klassen starten dürfen. Im Vorlauf war es für die Läufer damit schwierig zu erkennen, ob sie weiterkommen. "Da darf nicht gebummelt werden, sondern vielmehr muss kontrolliert gelaufen werden. Und dann müssen noch Körner für den Endlauf bleiben", beschrieb Reinhard Köchl als Trainer des gastgebenden MTV die geforderte Lauftaktik.
Im Endlauf der Frauen und der Weiblichen Jugend U 20/U 18, in dem Läuferinnen mit einer Vorlaufzeit von 1:32 bis 1:37 Minuten starteten, lag bergabwärts Sharon Müller (TSV Penzberg) an der Spitze, es folgten mit jeweils knappem Abstand Katharina Trost (LG Festina Rupertiwinkel) und die Jugendliche Alica Schmidt (MTV 1881 Ingolstadt). 100 Meter vor dem Ziel kämpften Trost und Müller Brust an Brust um den Sieg, den schließlich Sharon Müller ganz knapp für sich entscheiden konnte. Die Jugendwertung ging dagegen souverän an Alica Schmidt, die diesjährige DM-Vierte über 400 Meter in der Altersklasse U 18.
Im zweiten Endlauf der männlichen Jugend U 20/U 18 konnten sich nach 200 Meter Quirin Kappelmeier (LG Kreis Dachau), Adolf Michael (DJK Ingolstadt) und Moritz Hecht (LG Forchheim) leicht absetzen. Der Sieg gehörte schließlich wie im Vorjahr Kappelmeier, der über 800 Meter eine Bestzeit von 1:51,91 Minuten stehen hat. "Der Speedcross in Ingolstadt ist für mich immer wieder eine gute Gelegenheit meinen Trainingsstand zu überprüfen", meinte der 19-jährige Student der Ingenieurwissenschaften.
Ähnlich bewertete Tobias Giehl (LG Stadtwerke München) die Ingolstädter Laufveranstaltung. Der 24-Jährige empfindet das Rennen im Hindenburgpark auch als gute Abwechslung in den Wintermonaten. Vor dem Rennen teilte der 400-Meter-Hürden-Europameister der U 20 von 2009 mit, dass er als 400-Meter-Spezialist nicht über die Renntaktik eines 800 Meter-Läufers verfüge. Am Ende lief Giehl dann doch ziemlich locker als Erster mit einer Zeit von 1:13,00 Minuten durchs Ziel. In der engen Kurve konnte er sogar mit ausgefahrenen Armen den Schwung ausbalancieren. Der zweite Platz erkämpfte sich Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth), Dritter wurde Hannes Schiffereger (LG Stadtwerke München).
Wem 600 Meter zu kurz sind, der kann in Ingolstadt auf der Mittelstrecke über 1100, 2100, 3100 Meter und über die Langstrecke von 7100 Meter starten. Die führenden Jugendlichen im Lauf der Jugend U 14 über waren von Anfang an Luk Jäger (TSV Penzberg) und Aaron Mutterer (DJK Weiden). In der zweiten Rennhälfte löste sich dann Jäger und siegte mit einer Zeit von 3:38 Minuten. Schnellstes Mädchen und im Gesamteinlauf Dritte wurde in 3:45 Minuten die Österreicherin Alexandra Zenz (LC Sport Ossi Kramsach). In der U 16-Wertung über 2 100 Meter siegten mit deutlichem Abstand Simon Henseleit (Vollast Tri-Team Schongau) und Cäcilie Hofmann (LG Chiemgau-Süd).
Wer in Ingolstadt einmal Cross gelaufen ist, der kommt immer wieder. Dies galt neben Tobias Giehl auch für die Mittelstreckler Konstantin Wedel (LAC Quelle Fürth) und Bastian Grau (LSC Höchstädt/Aisch). Letztere standen auch dieses Jahr wieder an der Startlinie zum Lauf über 3100 Meter, der allerdings weit weniger Teilnehmer als im Vorjahr anzog. Nach zwei Runden war klar, dass der Sieg unter Grau, Wedel, Niklas Bühner (SG Wenden) oder Endisu Etana Getachew (LAC Quelle Fürth) ausgemacht werden würde. Bastian Grau hatte sich erinnert, wie er im Vorjahr von Konstantin Wedel besiegt wurde, zog dieses Mal eingangs der letzten Runde das Tempo an und stürmte mit einer Zeit von 9:03 Minuten als Gewinner ins Ziel. Schnellste Frau über 3100 Meter wurde Domenika Mayer (LAC Quelle Fürth). In der U 18 gewann mit Lisa Basener (MTV 1881 Ingolstadt) die diesjährige Deutsche Vizemeisterin der U 16 über 3 000 Meter.
Auch im Langstreckenlauf über 7100 Meter sahen die Zuschauer weniger Läufer und Läuferinnen als 2014. Als einzige Frau startete die ehemalige deutsche Marathonmeisterin Bernadette Pichlmaier (LAG Mittlere Isar). "Der Weg war hart und schwer", beschrieb sie die lange Verletzungspause seit 2013. Jetzt fing sie mit einem Crosslauf wieder an. Bei den Männern stand zum zweiten Mal Endisu Etana Getachew (LAC Quelle Fürth) am Start. Der Äthiopier ist seit 18 Monaten in Deutschland und kann auf der Halbmarathondistanz 1:06 Stunden laufen. Im Hindenburgpark ließ er nach zwei Runden keine Zweifel aufkommen, dass er den Langstreckenlauf gewinnen wollte. Nur Theodor Popp (TSV 1880 Gera-Zwötzen) konnten noch rund zwei Kilometer folgen. Neben dem Sieg von Getachew in 22:40 Minuten waren auch die Leistungen der Senioren Miguel Lenz (MTV 1881 Ingolstadt), Jan Lettenmaier (LG Stadtwerke München) und Johann Hell (SpVgg Wellheim-Konstein) sehr beachtlich.
Wie in jedem Jahr, besuchte auch Landestrainer Jörg Stäcker das Ingolstädter Crossfestifal. Sein Fazit fiel einmal mehr positiv aus. "Eine gesunde Mischung aus bayerischen Topathleten und Nachwuchshoffnungen prägten den Speed-Cross und den kurzen Classic-Cross" bilanzierte Stäcker. "Nachdem auch andere Traditionsveranstaltungen an diesem Wochenende weniger Teilnehmer hatten, war der Ferientermin doch ungünstiger als gedacht. Früher waren wir sogar zwei Wochen später parallel zu Darmstadt." Auch in den erst Wochen zurückliegenden Titelkämpfen auf der Marathondistanz und über 10 Kilometer, die von vielen bayerischen Athleten besucht wurden, sieht Stäcker einen Grund für den Teilnehmerrückgang. Aber der Landestrainer bleibt optimistisch: "Vielleicht kann man einige Dinge anpassen, so dass wir das kleine Jubiläum nächstes Jahr mit seiner 15. Ausgabe gebührend im Hindenburgpark feiern können."