Jugend DM Ulm, 2: Titel für Schwandke, Hofmann und Bigelmaier
Auch die Sonne lachte am Samstag angesichts der Fortsetzung der bayerischen Erfolgsserie über beide Backen. Sie und zwei vollbesetzte Tribünen konnten sich über spannende Endläufe freuen, bei denen sogar einige Hoffnungsträger aus dem Freistaat mit Pech einen Podestplatz verfehlten. Mit dem A-jugendlichen Dreispringer Manuel Bigelmaier hatte allerdings kaum jemand gerechnet, zumal er erst vor drei Monaten an der Ferse operiert worden war. Doch Manuel hatte aus dem knapp 30 Kilometer entfernten Günzburg die mit Abstand die größte Fangemeinde nach Ulm mitgebracht. Fast die komplette gut gefüllte Haupttribüne schien für den jungen Dreispringer zu schreien. So klar die Dominanz auf der Tribüne war, so deutlich war sie dann auch in der Sandgrube. Gleich mit dem ersten Sprung auf 15,08 Meter sorgte Bigelmaier für klare Verhältnisse. Im dritten Durchgang steigerte sich der 19-Jährige nochmals auf 15,10 Meter und war somit nicht mehr von der Spitze zu verdrängen. Die Feier für den Günzburger ließ nicht lange auf sich warten. Nur wenige Sekunden nach dem letzten Sprung gab es Sekt zum Anstoßen für den frischgebackenen Deutschen A-Jugend-Meister. „Mit der Weite bin ich nicht zufrieden, denn ich wollte schon näher an meine persönliche Bestweite von 15,29 Meter heran springen“, gestand der jungen Gümzburger. „Der Titel ist aber natürlich super. Im Endeffekt muss ich wegen meiner Ferse froh sein, überhaupt hier gesprungen zu sein. In den letzten Versuchen habe ich etwas Schmerzen gehabt. Bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften in Regensburg möchte ich Bestweite springen.“
Um ein Haar, genauer gesagt um 23 Zentimeter, wäre mit Urs Buegger (DJK Weiden) ein weiterer Bayer auf dem Treppchen des Dreisprung-Bewerbes gelandet. Exakte diese Distanz trennten den Vierplatzierten Buegger (14,50 Meter) vom Bronzeplatz. Sechster wurde Felix Bär (LAC Quelle Fürth) mit 14,16 Meter.
Schwandke Rehabilitation für Moncton
Im vergangenen Jahr brauchte Tristan Schwandke (TV Hindelang) noch einen 70-Meter-Wurf, um Deutscher B-Jugendmeister in Rhede zu werden. 2010 reichten ihm bereits 67,78 Meter zum Sieg in der A-Jugend. Damit lag er unter seiner Saisonbestleistung von 69,03 Meter. Wenigstens ist dieser Titel eine kleine Entschädigung dafür, dass er bei der U20-WM in Moncton mit 66,12 Meter in der Qualifikation ausschied. Dort präsentierte sich Paul Hützen (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) mit einem achten Platz deutlich besser. In Ulm musste er sich jedoch mit Platz zwei und 66,35 Metern zufrieden geben. Als Achter ereichte Patrick Frey (DJK Aschaffenburg) mit 57,25 Meter noch den Endkampf. „Nach der nicht optimal verlaufenen WM war es natürlich mein Ziel, national wieder etwas grade zu rücken. Im Training zeige ich zwar immer gute Leistungen, aber im Wettkampf hatte ich ab Ende Mai ein Tief. Dies hat bis Moncton angedauert. Die Konstanz über eine ganze Saison fehlt. Daran habe ich mit meinem Trainer Josef Zillibiller gearbeitet, heute hat es sich ausgezahlt. Mit der Weite war ich nicht zufrieden, ich kann mehr. Aber wenigstens habe ich eine konstante Serie gezeigt. Vielleicht hätte ich mit mehr Druck der Konkurrenz noch weiter werfen können. Jetzt gibt es eine Woche Cool down, dann vier Wochen Urlaub.“
Die Meldeliste über 400 Meter Hürden der Weiblichen Jugend A führte Lisa Hofmann mit fast zwei Sekunden Vorsprung an und auch auf der Bahn war die Überlegenheit der Bad Kissingerin deutlich zu erkennen. Als Fünfte der U20-WM mit einer Bestzeit von 57,74 Sekunden angereist, lies die 18-Jährige im Finale nichts anbrennen, sammelte schon auf der Gegengeraden Läuferin um Läuferin ein und gewann am Ende überlegen in 59,62 Sekunden ohne dabei an die Grenzen gehen zu müssen. „Der Vorlauf war ganz chillig gewesen, so dass ich optimistisch in den Endlauf reingegangen bin“, beschrieb Lisa Hofmann in ihrer ganz eigenen Art ihr Ulmer Aha-Erlebnis. „Ich hatte zwar einen großen Vorsprung in der Meldeliste, dennoch ist immer ein bisschen Angst dabei. Dass ich die WM-Zeit nicht mehr schaffen werde, war mir klar. In Moncton haben die Zuschauer einfach ungemein gepusht. Seit 1. August arbeite ich, sodass ich auch jetzt in der trainingsfreien Phase genug zu tun habe.“
Tobias Giehl findet in Varg Königsmark seinen Meister
Den Reigen der Silber-Bayern führt 400 Meter-Hürden-Europameister Tobias Giehl (LG Würm Athletik) an. Er musste an diesem Tag die Überlegenheit seines Kontrahenten Varg Königsmark (Lg Nike Berlin) klar anerkennen. Bei der U20-WM in Moncton wurde Königsmark in einer neuen persönlichen Bestzeit von 50,47 Sekunden Vierter. Im Finale von Ulm führte auch kein Weg an dem Berliner vorbei, der 51,16 Sekunden lief. Tobias Giehl erreichte in Moncton das Halbfinale und lag auch bei den Deutschen Jugendmeisterschaften hinter Varg Königsmark. Er holte sich die Vizemeisterschaft in 51,86 Sekunden, konnte seinen Titel jedoch nicht verteidigen.
Erfolge feiern die Riedl-Zwillinge auf der Sprintstrecke nur selten gemeinsam. In Ulm standen sie jedoch zum ersten Mal gemeinsam bei nationalen Titelkämpfen auf dem Treppchen, und zwar über 200 Meter bei der Weiblichen Jugend A. Diesmal hatte wieder Martina, die Deutsche B-Jugendmeisterin des Vorjahres, in 24,36 Sekunden von Schwesterherz Julia (24,45 Sekunden), die Nase vorne. Gegen die Überlegenheit von Leena Günther (LG ASV/DSHS Köln, die in 24,00 Sekunden gewann und als „Sprintkönigin von Ulm“ in die Analen der Jugendleichtathletik eingehen wird, war kein Kraut gewachsen. Sechste im Endlauf wurde Anna Lena Assel (TV Bad Windsheim) in 25,21 Sekunden.
Als Jahresschnellster über 2000 Meter Hindernis bei der Männlichen Jugend A reiste Daniel Krüger (LG Dorsten) in die württembergische Domstadt und mit einer neuen Jahresbestzeit von 5:46,03 Minuten fuhr er wieder zurück nach Westfalen. Vom Start an, wo bereits zwei Athleten stürzten, dominierte Krüger das Rennen. Moncton-Halbfinalist Martin Grau (TSV Höchstadt/Aisch) blieb ihm immer dicht auf den Fersen und Stephan Abisch (Hallesche Leichtathletik-Freunde) versuchte sogar an einem Hindernis an Daniel Krüger vorbei zu ziehen. Doch dieser ließ der Konkurrenz keine Chance, konterte sofort und holte sich die Goldmedaille. Zweiter wurde Grau in 5:47,02 Minuten, Sechster Dominik Karl (TV Ochsenfurt; 5:59,41 Minuten).
Starke Isabell Hergenröther
Am meisten Widerstand für Malena Richter (LG ASV/DSHS Köln, die neue Deutschen B-Jugendmeisterin über 400 Meter Hürden, gab es im Finale von Isabell Hergenröther (TSV Bad Kissingen), die sich deutlich auf 1:00,70 Minuten steigern konnte und bis zur letzten Hürde sogar auf Rang eins lag. Kristina Reßler (TSV Peiting) touchierte die letzte Hürde und wurde undankbare Vierte in 1:02,72 Minuten. Eine taktische und kämpferische Großtat vollbrachte Cornelia Griesche (SG DJK Ingolstadt) über 2000 Meter Hindernis der Weiblichen Jugend B. In 4:59,76 Minuten kämpfte sie sich auf der Ziellinie noch an Alina Baumann (TSG 1860 Weinheim) vorbei, die in 5:01,31 Minuten die Bronzemedaille holte.
Über 800 Meter bei der Männlichen Jugend B entwickelte sich ein typisches Meisterschaftsrennen – mit einem überaus erfreulichen Ausgang aus bayerischer Sicht. Seppi Oettl (TSV Rottach-Egern) hatte zunächst die Führungsarbeit übernommen. Kevin Stadler (Erfurter LAC) blieb lange an seinen Fersen. Dann auf der Zielgerade hatten die anderen Läufer noch einige Reserven, so dass Dennis Krüger (LAC Berlin) letztlich an allen vorbei sprintete. Er siegte in 1:55,10 Minuten vor Kevin Stadtler in 1:55,36 Minuten. Seppi Oettl hatte am Ende keine Kräfte mehr und wurde auf den vierten Platz durchgereicht. Arthur Voigt (LAC Quelle Fürth) war es, der am Ende knapp an ihm vorbeizog und Bronzemedaille in 1:55,71 Minuten nach Fürth holte.
Alexandra Burghardt undankbare Vierte im 100 Meter-Finale
Erst das Zielfoto musste im 100-Meter-Endlauf der Weiblichen Jugend B über die Vergabe der Bronzemedaille entscheiden – ohne Happyend für Alexandra Burghardt (LAZ Inn). Die erst 15-jährige Annika Drazek (TV Gladbeck) hatte die Nase in 11,94 Sekunden vorn. Sie gehört eigentlich noch der Schülerklasse an. Dritte wurde Rebekka Haase (LV 90 Thum) in 11,95 Sekunden zeitgleich vor Burghardt, die leider leer ausging. Doch das langte dem Talent vom LAZ Inn am Samstag beileibe nicht. Alexandra Burghardt trat auch im Weitsprung an, wo es für sie mit 5,79 Meter zu seinem sehr guten sechsten Rang reichte.
Bei den bayerischen Mädchen im Nicht-Hammerwurfbereich genießt Johanna Höcketstaller (TSV Wasserburg) fast schon eine Ausnahmestellung. In Ulm konnte sie sich mit neuer persönlicher Bestleistung von 14,13 Meter einen feinen fünften Platz ergattern. Im Diskuswurf überzeugte Sebastian Dietl (LAZ Obernburg-Miltenberg) mit 54,53 Meter und einem tollen fünften Rang. Die gleiche Platzierung gab es für Thomas Schiller (LG Region Landshut) über 200 Meter der A-Jugend in 22,02 Sekunden, für Lena Fischer (TV Bad Kötzting) über 1500 Meter der Weiblichen Jugend B in 4:43,42 Minuten, Philipp Popp (LAC Quelle Fürth) über 2000 Meter Hindernis bei der B-Jugend (6:15,02 Minuten) und Jelena Tancic (LAC Quelle Fürth) über die gleichen Distanz bei den weiblichen A-Jugendlichen. Vor allem hier zeigten die Fürther Mädchen eine eindrucksvolle Mannschaftsleistung mit Andelka Tancic als Siebter (7:05,32 Minuten), Lisa Wirth als Achte (7:09,29 Minuten) und Katrin Seeger als Zehnte (7:14,46 Minuten). Sechster über 400 Meter der B-Jugendlichen wurde Thomas Pallauf (LG Donau/Ilm) in 50,21 Sekunden. Über 100 Meter der männlichen B-Jugendlichen schaffte es Fabian Mittler (LG Donau-Ries) mit ausgezeichneten 11,05 Sekunden bis ins A-Finale. Dort ereilte ihn jedoch erneut eine Muskelverletzung und machte alle Chance auf eine Medaille zunichte.
Julia Hiller verliert ihren deutschen Jugendrekord
Noch zwei Randnotizen vom zweiten DM-Tag in Ulm: Julia Hiller (LAC Quelle Fürth) hat in Abwesenheit ihren Deutschen Jugendrekord (6:31,01 Minuten) über 2000 Meter Hindernis aus dem Jahr 2006 an Gesa-Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) verloren. Die neue Deutsche Jugendmeisterin pulverisierte die alte Bestmarke mit einer Zeit von 6:23,42 Minuten.
Das Bayerische Fernsehen war am Samstag im Ulmer Donaustadion einige der bayerischen Leichtathletik-Nachwuchshoffnungen genauer unter die Lupe zu nehmen. Der rund siebenminütige Bericht wird jeweils für den Norden wie den Süden am Sonntag, 8. August, um 22.15 Uhr in „Sport Regional“ im dritten Programm gezeigt.