Bayerische Meisterschaften 10 Kilometer Erding: Tobias Gröbl holt zum dritten Mal den Titel
Wie "Klein-Berlin", und das nur wenige Stunden nach dem spektakulären Marathon in der Hauptstadt, wirkte die Veranstaltung in Erding, die von einem Team über 80 Helferinnen und Helfern von Trisport Erding übernommen wurde. Viele Zuschauer feuerten die Athleten entlang der Strecke an, zwei Bands sorgten für Stimmung, Cheerleaders empfingen die Finisher im Ziel und Massagen wurden nach dem Lauf angeboten. Die Strecke fand allerdings unterschiedlichen Anklang: "Ich finde das gut, wenn ich fünf Mal eine Runde laufen kann", meinten mehrere der über 400 Teilnehmer im Hauptlauf.
"Diese Strecke hatte 55 Ecken", merkte Landestrainer Jörg Stäcker kritisch an. Es gab sogar eine Passage, wo die Läufer aufgefordert wurden, hintereinander zu laufen. Insbesondere für die Schnellen wurde der Umstand, dass sich über 400 Starter auf einer Länge von zwei Kilometern aufhielten, zum Problem. "Das war ein richtiger Slalomlauf", resümierte Tobias Gröbl. "Wenn die Schnellen im Schnitt 20 Stundenkilometer rennen und viele andere dann in einer Geschwindigkeit von unter 15, dann gibt es einfach Staus", analysierte Johann Hillebrand.
Immer wieder mussten Läufergruppen mühselig überholt werden, vereinzelt schubsten die Schnellen langsame Läufer einfach weg. Auf der Semptbrücke wich ein Spitzenläufer auf den abgesperrten Gehsteig aus, weil ihm eine Läufergruppe den Weg versperrte. Vermutlich hätte sich diese Behinderungen vermeiden lassen, wenn im Hauptlauf eben nur Teilnehmer der bayerischen Meisterschaft gelaufen wären.
Bereits nach einer Runde hat sich Tobias Gröbl deutlich von Johann Hillebrand gelöst und konnte zu seinen beinahe unzähligen Überholmanövern ansetzen. Auf dem dritten Platz konnte sich einige Kilometer Heiko Middelhoff (MTV 1881 Ingolstadt) halten. Im weiteren Verlauf musste er sich dann allerdings Florian Stelzle (LVR Geiselhöring) und Florian Pastzor (LG Stadtwerke München) geschlagen geben. Gröbl holte sich mit seinem Sieg in Erding über 10 Kilometer bereits zum dritten Mal den Bayerntitel. "Das Ziel war heute ganz klar im Hinblick auf meinen bevorstehenden Marathon einen Tempodauerlauf zu absolvieren. Und wenn man das noch mit einer Bayerischen Meisterschaft verbinden kann, spricht nichts dagegen", erläuterte der ausdauerstarke Schwabe nach dem Lauf. Einige bayerische Spitzenläufer, die nicht angetreten waren, hätten der Meisterschaft freilich mehr Spannung verliehen.
"Der Reißinger ist sehr stark", prognostizierte Hans-Joachim Herrmann (LG Erlangen) als Deutscher Meister über 10 Kilometer in der M 50 noch vor dem Start. Im Ziel war dann besagter Kai Reisinger (Verein ohne Namen) nach ausgezeichneten 33:31 Minuten tatsächlich als Gesamtachter und Sieger in der M 40. In den Wertungen M 45 und M 50 holten sich die Favoriten Peter Kozlowski (SWC Regensburg) und Hans-Joachim Herrmann den Titel. "Ich habe dem Erwin Müller sogar noch fünf Sekunden abgenommen", freute sich der Klassensieger in der W 60, Manfred Dormann (TSV Bad Brückenau). Erwin Müller (PTSV Rosenheim) nahm es gelassen, zumal er die Meisterschaft in der M 55 mit großem Abstand gewann. Der ehrgeizige Manfred Dormann will dieses Jahr alle bayerischen Meisterschaften in seiner Klasse gewinnen. Den nächste Titel erwartet er auf der Marathonstrecke in Lindau am nächsten Sonntag. Nicht weniger ambitioniert ist freilich Wolfgang Huber (SVG Ruhstorf/Rott) in der M 65. In Erding war es der Klassensieg, im nächsten Jahr will der 69-jährige Amtsarzt in der M 70 viele Rekorde brechen.
Furioses Comeback von Maria Dietz
In bester Stimmung konnte sich nach dem Lauf BLV-Laufteamchef Jörg Stäcker geben. Die 18-jährige Abiturientin Maria Dietz holte sich mit 36:21 Minuten nach einjähriger Pause vor ihren Teamkolleginnen Julia Hiller und Gesa Bohn die bayerische Meisterschaft. "Ich bin vorrangig für die Mannschaft gelaufen", erklärte Dietz nach dem Lauf. Ihre eigentliche Stärke liegt bekanntlich über die Mittelstrecke. So war sie 2013 die überragende 1500-Meter-Läuferin in Deutschland und belegte bei der U 18-WM in Donetsk Rang fünf. Angesichts der Einzelplatzierungen war dann der Mannschaftssieg für die LAC Quelle Fürth-Frauen keine schwierige Rechenaufgabe mehr. Bei den Männern ging der Mannschaftstitel an die LG Stadtwerke München mit dem Trio Johann Hillebrand, Florian Pasztor und Jürgen Sonneck.
"Unter die schnellsten sechs Läuferinnen, das müsste klappen", bestätigte Konstanze Boldt (SWC Regensburg) vor dem Lauf. Nach 38:55 Minuten ergab sich dann ein klarer Sieg in der W 40 und Platz acht im Gesamteinlauf der Frauen. Unter der 40 Minuten-Grenze blieb bei den Seniorinnen nur noch die Meisterin in der W 45, Anita Weber (FTSV Straubing), mit ihrer Zeit von 39:22 Minuten. Mit Irmgard Leibl (TV Geiselhöring) bestieg in der W 50 die Favoritin Platz 1 bei der Siegerehrung. Den Klassensieg in der W 35 und W 55 holten sich Rosemarie Zimmermann (Lauffeuer Chiemgau) und Maria Stögbauer (LVR Geiselhöring).
Das Wetter entwickelte sich in Erding parallel zur Stimmung. Die Anspannung vor dem Hauptlauf wurde von einem dichten Hochnebel begleitet. Nach dem Startschuss erschien die Sonne und während der Siegerehrung freuten sich die Athleten und der Veranstalter bei strahlender Herbstsonne über die Laufveranstaltung.