Deutsche Jahresbestzeit am Samstag, Silber am Sonntag: Felix Straub überzeugte in Neubrandenburg auf der ganzen Linie.

Verbesserte gleich sechs Mal seinen eigenen bayerischen Hallenrekord und übertraf die Normweite für die U 20-EM: Valentin Döbler. Fotos: Theo Kiefner

16.02.2015 19:23 // Von: Reinhard Köchl

Deutsche Jugend-Hallen-DM Neubrandenburg 2: Sechs Mal Edelmetall und zwei weitere Rekorde

Schon beinahe standesgemäß polierten die bayerischen Nachwuchsleichtathleten am zweiten Tag der Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Neubrandenburg die weißblaue Bilanz kräftig auf. Auch wenn es neben Stefanie Aeschlimanns Dreisprung-Titel keinen weiteren Meister aus dem Freistaat gab, so sprang doch immerhin noch sechs Mal Edelmetall durch Felix Straub, Valentin Döbler, Max Grieger, Christoph Claudius Gleixner sowie die beiden 4 x 200-Meter-Staffel der LG Stadtwerke München heraus.

Auf Nachwuchssprinter Felix Straub (LAC Quelle Fürth) ruhten am Sonntag vor dem 200-Meter-Finale alle Hoffnung. Auf eine Teilnahme am 60-Meter-Wettbewerb hatte der 17-Jährige wohlweislich verzichtet, weil er tags zuvor mit einem furiosen Vorlauf eine neue deutsche Jahresbestzeit mit 21,56 Sekunden erzielte und seinen eigenen Hausrekord aus dem Freien um satte vier Zehntelsekunden pulverisierte. Die Jahresbestzeit hatte auch nach dem Endlauf am Sonntag weiter Bestand. In erneut bärenstarken 21,69 Sekunden musste sich der Schützling von Coach Helmut Vetter diesmal allerdings Kai Köllmann (TV Wattenscheid 01; 21,58 Sekunden) beugen, der nur eine Hundertstel unter seiner Vortagesleistung von 21,59 Sekunden blieb. Hoch erfreulich war, dass mit Max Grieger (1. FC Passau) Bronze ebenfalls nach Bayern ging. Auch der junge Niederbayer hatte am Samstag mit 21,96 Sekunden zum ersten Mal in seinem Leben die 22-Sekunden-Marke unterboten. Im Finale bestätigte er diese tolle Zeit dann mit 22,00 Sekunden.

Bärenstarker Valentin Döbler

Eigentlich eine Goldmedaille wert gewesen wäre der Auftritt von Valentin Döbler (LG Stadtwerke München) im Kugelstoßen. In einem Wettbewerb, von dem der Hallensprecher völlig zu Recht behauptete, hier würde sich die „Nachfolger von David Storl“ präsentieren, schienen die Plätze eins und zwei an den U 18-Weltmeister und –Vizeweltmeister Patrick Müller (SC Neubrandenburg; 20,67 Meter) und Henning Prüfer (SC Potsdam; 20,06 Meter) von vorne herein vergeben. Dahinter jedoch zeigte sich Valentin Döbler in absoluter Topform. Einen Tag nach dem Silbermedaillengewinn seiner Schwester Amelie im Diskuswerfen, überbot er in allen sechs Versuchen mit einer unglaublichen Serie seinen bisherigen Bayerischen Hallenrekord (18,08 Meter) und klopfte schließlich im letzten Durchgang mit grandiosen 18,94 Meter heftig an die Tür zu den 19 Metern. Gleichzeitig übertraf Valentin schon jetzt die Norm für die U 20-Europameisterschaften in Eskilstuna (Schweden) vom 16. bis 19. Juli, muss diese aber noch in der Freiluftsaison bestätigen.

Galavorstellungen lieferten die beiden 4 x 200-Meter-Staffeln der LG Stadtwerke München in ihren jeweiligen Finalläufen am Sonntag ab. Die jungen Damen um Elena Pagliarini, Lisa Marie Petkov, Lisa-Marie Jacoby und Catiana Rettenberger boten nach dem Schock vom Samstag, als sie nach einem relativ problemlosen Vorlauf plötzlich disqualifiziert wurden, für gut 30 Minuten aus dem Ergebnistableau verschwanden, dann aber nach erfolgreichem Protest dort wieder auftauchten, dem hohen Favoriten SC Neubrandenburg einen heißen Fight. Gegen die lärmende Kulisse anlaufend, kamen die jungen Münchnerinnen bis auf eine halbe Sekunde an die Neubrandenburgerinnen heran und errangen am Schluss Silber in exzellenten 1:38,01 Minuten. Gleichzeitig verbesserten sie den 24 Jahre alten Bayerischen Rekord der LAG Mittlere Isar (unter anderem mit Birgit und Gabriele Rockmeier) um mehr als sechs Zehntelsekunden. Die Jungs mit Daniel Troßmann, David Faltenbacher, Iba Mar Diaw und Sebastian Rheinwald hatten zwar keine reelle Chance auf den Titel, liefen jedoch engagiert in 1:29,02 Minuten Bronze nach Hause.

Christoph Claudius Gleixner holt traditionelle Hammer-Medaille

Medaille Nummer sechs ging auf der Konto der Hammerwerfer, die bei den parallel stattfindenden Winterwurf-Titelkämpfen in Neubrandenburg versuchten, die bayerische Tradition in dieser Disziplin hochzuhalten. 2015 gelang dies zumindest Christoph Claudius Gleixner (LG Landkreis Aschaffenburg) bei der männlichen Jugend U 18. Schon im dritten Versuch hatte sich der 15-Jährige mit einem Wurf von 59,78 Metern auf den Bronzerang vorgeschoben, im fünften Durchgang übertraf er dann mit 61,08 Metern sogar die 60 Meter. Klemens Karg (TV Hindelang) erreichte als Zehnter (52,28 Meter) nicht den Endkampf.

Gleiches passierte Christoph Claudius? älterem Bruder Alexander Attila Gleixner (LG Landkreis Aschaffenburg) in der Altersklasse U 20. Mit 48,66 Meter wurde er Neunter. Auf Platz sieben landete der Deutsche U 18-Winterwurf und Sommermeister des Vorjahrs, Dominik Maaß (LAV Neustadt). Seine Weite: 54,42 Meter.

Zwei Nachwuchssportler aus dem Freistaat ärgerten sich, mussten sie sich doch trotz wirklich ansprechender Leistungen mit dem undankbaren vierten Platz bescheiden. Im Diskuswerfen der männlichen U 20 zeigte sich Lukas Koller (TSV 1880 Wasserburg) schon jetzt in blendender Form und übertraf gleich zwei Mal die 54-Meter-Marke, wobei sein bester Versuch bei 54,55 Metern niederging. Auch für ihn ist die Norm für die U 20-EM (56,00 Meter) allemal ein realistisches Ziel. Lisa Marie Petkov (LG Stadtwerke München) lieferte in den 200-Meter-Endläufen ein eindrucksvolle Vorstellung, die trotz 24,73 Sekunden (Vorlauf: 24,69 Sekunden) nur mit einem Platz neben dem Stockerl belohnt wurde. Rang acht ging hier an Celina Kränzle (SC Vöhringen) in 25,33 Sekunden (Vorlauf: 24,83 Sekunden).

Mit ein wenig Groll konnte Neuzugang Lisa-Marie Jacoby (LG Stadtwerke München) die Ergebnisliste über 400 Meter betrachten. Nachdem sie sich am Samstag nach einem Soloritt ohne ernstzunehmende Gegnerinnen nur für das B-Finale qualifizieren konnte, gelang ihr dort als Zweiter in 55,44 Sekunden eine Zeit, die später im A-Endlauf zu Bronze gereicht hätte.

Dass eine ganze Reihe von Disziplinen an beiden Tagen komplett „bayernfrei“ blieb, mag sicherlich an der großen Distanz von bis zu 800 Kilometern liegen, die entweder mit dem Auto oder aber mit dem Flugzeug bis Berlin und dann doch noch mit dem Leihwagen über Land durch die Uckermark zurückzulegen waren und deshalb einige von der beschwerlichen Anreise abhielt. Dennoch fiel die fehlende Quantität im Vergleich zur durchaus zufriedenstellenden Qualität bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften auf.