Daumen hoch für Simon Boch. Der Regensburger düpiert in Bautzen die gesamte Konkurrenz mit einer klugen Renneinteilung sowie einer fulminanten Schlussrunde und holte sich verdient den deutschen 10 000-Meter-Titel.

Ausschließlich strahlende Gesichter gab es in Bautzen bei Teamchef Kurt Ring (Zweiter von links) und seinen Regensburger Laufassen Miriam Dattke, Simon Boch, Jonas Koller und Tim Ramdane Cherif. Fotos: Augustin

13.05.2017 21:42 // Von: Kurt Ring/BLV

DM 10 000 Meter Bautzen: Simon Bochs Überraschungscoup und Miriam Dattkes Meisterstück

Es war einmal mehr ein Festtag für die bayerischen Langstreckler, und hier vor allem für die Laufasse der LG Telis Finanz Regensburg. Mit einem überragenden Männer-Sieger Simon Boch sowie der neuen U 20-Meisterin Miriam Dattke, die obendrein erneut die Norm für die U 20-EM über 5000 Meter abhakte und etlichen anderen Stockerlplätzen erwiesen sich die Deutschen 10 000-Meter-Meisterschaften in Bautzen als überaus ertragreicher Termin aus Sicht der Sportler im Freistaat.

Bei den nationalen Titelkämpfen überzeugte zunächst Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) als souveräne Jugendmeisterin mit erneuter EM-Normerfüllung in 16:29,93 Minuten, gefolgt vom Telis-Duo Corinna Harrer und Thea Heim, das in der Entscheidung über 25 Runden bei den Damen hinter Dauerbrennerin Sabrina Mockenhaupt (LT Haspa Marathon Hamburg) überraschend Silber und Bronze mit 34:12,64 und 34:34,75 Minuten sammelte.

Den Schlusspunkt setzte im Titelkampf der Männer ihr Teamkollege Simon Boch mit einem faszinierendem Finish auf der letzten Runde mit dem er den schon Runden vorher voreilig vom Sprecher als Meister gefeierten Amanal Petros (SV Brackwede) in neuer überragender persönlicher Bestzeit von 29:13,60 Minuten noch knapp abfing. Bei den Herren überraschten auch Jonas Koller (LG Telis Finanz Regensburg; 29:40,37 Minuten) als Siebter, Tobias Schreindl (LG Passau; 29:40,85 Minuten) als Neunter und Tim Ramdane Cherif (beide LG Telis Finanz Regensburg; 29:43,43 Minuten) als Zehnter, die alle deutlich unter der Schallmauer von 30 Minuten blieben.

Der letzte Lauf der Meisterschaften, die Entscheidung bei den Herren, entwickelte sich im Verlauf des Rennens immer mehr zum läuferischen Thriller. Schon nach drei Kilometern setzte sich Favorit Amanal Petros bis zu 50 Meter vom zehnköpfigen Verfolgerfeld ab, in dem sich auch alle drei Regensburger befanden, immer an der Spitze dabei Simon Boch. Im gleichen Atemzug mit dem zuerst der Ex-Regensburger Tobias Blum (LC Rehlingen) und dann drei Runden vor Schluss mit Sebastian Reinwand ein weiterer Ex-Regensburger (ART Düsseldorf) zum vermeintlichen Ausscheidungskampf um Silber und Bronze antraten, wurden dem führenden Brackweder die Beine immer schwerer.

Taktisch äußerst klug laufend hielt sich Simon Boch immer im Windschatten der Attackierenden, um mit glänzenden 56 Sekunden auf der letzten Runde zunächst Reinwand und dann 30 Meter vor dem Ziel auch noch Petros abzufangen, ein Coup, den niemand erwartet hatte. Trocken dazu Regensburgs Teamchef Kurt Ring: „Amanal muss wohl jetzt permanente Angstzustände haben, wenn er mit einem Regensburger um den DM-Titel kämpft. Im letzten Herbst hat ihn Florian Orth über zehn Kilometer abgefangen, bei der diesjährigen Cross-DM ließ ihm Philipp Pflieger keine Chance und nun auch noch Simon Boch auf den letzten 30 Metern. . . " DLV-Teamleiter Thomas Dreißigacker fasst den Lauf wie folgt zusammen: "Das war heute Werbung für unsere Sportart! Simon war ein Geheimfavorit. Wenn er verletzungsfrei bleibt und gut durch die Vorbereitung kommt, ist er immer für eine Überraschung gut."

Ganz im Gegensatz dazu verlief das Rennen bei den Frauen bei wesentlich ungünstigeren klimatischen Verhältnissen. Schon nach zwei Kilometern sprengte eine Muskelverletzung von Alina Reh (SSV Ulm) das Führungs-Duo mit Dauermeisterin Sabrina Mockenhaupt. Zirka 50 Meter dahinter blies Corinna Harrer nach knapp drei Kilometern zur Attacke gegen ihre Teamkollegin Thea Heim und schwuppdiwupp waren alle Medaillen mit dann folgenden Alleingängen, unter denen vor allem die Endzeiten litten, verteilt.

Als Gesamt-Achte des Frauenfeldes kam Marina Rappold (LG Sempt) nach 35:39,13 Minuten ins Ziel. Was sowieso schon eine erstklassige Platzierung gewesen wäre, wurde später nach Bekanntgabe der U 23-Wertung noch durch eine unerwartete Silbermedaille in der U 23-Wertung gekrönt. Die 20-jährige Oberbayerin musste sich nur Katrin Reischmann (VfB LC Friedrichshafen; 35:09,29 Minuten) beugen.

In der weiblichen Jugend U 20 wurden die Deutschen Meisterinnen über 5000 Meter gesucht. Bereits zwei Wochen zuvor konnte Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) in Berlin die Norm für die U 20-Europameisterschaften im italienischen Grosseto (20. bis 23. Juli) abhaken. In Bautzen setzte sich zunächst Lisa Oed (SSC Hanau-Rodenbach) an die Spitze. Nach 2000 Metern übernahm Miriam Dattke resolut die Führung, brachte sofort einige Meter zwischen sich und ihrer Rivalin und gewann in 16:29,95 Minuten nach ihrem Halbmarathon-Sieg in der U 23 ihren zweiten DM-Titel in diesem Jahr. Damit blieb sie erneut deutlich unter der U 20-EM-Norm (16:37,50 Minuten).

Ein starkes Ergebnis stand am Schluss auch für Lorenz Adler (1. FC Passau) über 10 000 Meter in der männlichen U 20 zu Buche. In 32:58,50 Minuten belegte er Platz sechs.

Für die fünfte Telis-Medaille sorgte W 35-Läuferin Julia Galuschka als Meisterin dieser Altersklasse (38:22,79 Minuten). Weitere Titel holten Gerlinde Kolesa (MTV 1881 Ingolstadt) in der W 60 (44:29,66 Minuten), Richard Przybyla (LAZ Obernburg-Miltenberg) in der M 60 (37:23,59 Minuten). Silber ergatterte sich noch Andreas Brünnert (LG Stadtwerke München) in der M 35 (33:56,11 Minuten).