DM U 23 und Staffeln Wetzlar: Drei Titel für Kalis, Walschburger und Gräfelfinger Langsprinter
In gleich einer Reihe von Disziplinen tauchte der Ländervermerk "BY" in der Ergebnisliste überhaupt mehr nicht auf. Nachdem bereits 2018 in Heilbronn eine Deutsche U 23-Meisterschaft quasi vor der Haustüre lag, aber nur spärlich angenommen wurde, ging der Trend im hessischen Wetzlar weiter nach unten. Ob dies ein rein bayerisches Problem ist, gilt es nachhaltig zu klären. Für andere Landesverbände üben die nationalen U 23-Meisterschaften scheinbar jedenfalls einen weit größeren Reiz aus, als dies für den Freistaat der Fall zu sein scheint.
Ohne Spitzenvereine wie die LG Stadtwerke München sähe es um die weißblaue Gesamtbilanz noch wesentlich schlechter aus. Zwei Mal Gold, ein Mal Silber und zwei Mal Bronze waren die Ausbeute der Münchner in Wetzlar. Dabei wurde Mareen Kalis ihrer Favoritenrolle auf den zwei Stadionrunden voll und ganz gerecht. Am späten Freitagabend bestritt die Münchnerin noch ein international stark besetztes Rennen in Dessau bevor sie sich gerade mal 16 Stunden später mit einem souveränen Vorlaufsieg in 2:10,73 Minuten für den Endlauf am Sonntagmittag qualifizierte.
Im Finale legte die 22-Jährige dann noch eine Schippe drauf. In der zweiten Rennhälfte verschärfte die Münchnerin das Tempo derart, dass ihr das Feld nicht folgen konnte. Mit 2:07,89 Minuten und einer Sekunde Vorsprung auf Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler; 2:08,88 Minuten) gewann sie bereits ihren zweiten Junioren-Titel nach 2017. Die von Andreas Knauer und Jonas Zimmermann wird in der kommenden Woche nochmal alles daran setzen, die Normanforderung für die U23-Europameisterschaften im schwedischen Gävle im Juli noch zu erfüllen.
Titel Nummer zwei ging ebenfalls nicht völlig überraschend an Dreispringer Paul Walschburger. Er reiste mit der besten Vorleistung des neunköpfigen Starterfelds an und übernahm in Durchgang zwei mit 15,16 Metern früh die Führung. Und obwohl diese Weite an diesem Sonntagnachmittag bereits für den Titel genügt hätte, setzte der 21-Jährige im letzten Versuch noch einen drauf: Mit einem Hop-Step-Jump auf 15,96 Meter hakte er die Norm für die U 23-EM ab, die exakt seiner bisherigen persönlichen Bestleistung von 15,95 Meter entsprach. Für den Schützling von Richard Kick war ebenso bemerkenswert, dass er sich von den ständig wechselnden Windverhältnissen während des Wettkampfs nicht beeindrucken ließ und sechs gültige Versuche in die Grube brachte. Die bayerische Dominanz in dieser Disziplin machte schließlich Gabriel Wiertz (TuS 1860 Pfarrkirchen) perfekt. Nach einer jahrelangen Durststrecke holte sich der 22-Jährige mit seinem letzten Versuch auf 15,02 Meter Bronze - was doch ziemlich überraschend war. Rang acht ging schließlich noch an Benedikt von Hardenberg (LG Landkreis Roth) mit 14,00 Metern.
Nach seinem Titelgewinn im Vorjahr darf sich Hochspringer Lucas Mihota auch in diesem Jahr eine Junioren-Medaille umhängen lassen, diesmal mit silbernem Glanz. Der 20-Jährige blieb bis zu einer Höhe von 2,08 Metern fehlerfrei und musste am Samstagnachmittag einzig Jonas Wagner (Dresdner SC) den Vortritt lassen, für den 2,16 Meter in die Wertung eingingen. Mihota blieb zehn Zentimeter unterhalb seiner bisherigen Saisonbestleistung und war am Ende höhengleich mit Chima Ihenetu (SC Neubrandenburg), der sich allerdings mehr Fehlversuche erlaubte.
Eine bärenstarke Vorstellung bot Martin Knauer im Kugelstoßen. Im letzten Durchgang katapultierte der Münchner seine Kugel auf 18,24 Meter und schob sich damit von Platz sechs auf den Bronzerang. Erst ein einziges Mal gelang Knauer eine um sechs Zentimeter größere Weite. Am zweiten Meisterschaftstag erreichte der 21-Jährige im Diskuswurf als Achtplatzierter (49,43 Meter) noch ein zweites DM-Finale.
Einen starken Wettkampf lieferte auch U 20-Weitspringer Yannick Wolf ab. Dabei ließ er sich keineswegs anmerken, dass er im letzten Winter zwei schwere Schulterverletzungen auskurierte. Mit einem Sprung auf 7,29 Meter kletterte er früh auf den Bronzerang, den er im letzten Versuch trotz leichten Gegenwinds mit einer Steigerung auf 7,41 Meter vollends absicherte. Eine Weite, die sicher zu den persönlichen Top Fünf des Münchners zählen sollte. Wolfs Trainingspartner David Faltenbacher belegte bei seiner letzten U 23-DM mit 7,09 Metern Rang fünf.
Für zweite bayerische Leichtathletik-Hochburg Regensburg holten Corinna Schwab (LG Telis Finanz Regensburg) und Hammerwerferin Nancy Randig (SWC Regensburg) zwei Medaillen. Nach einem völlig verpatzten 400-Meter-Vorlauf hatte Schwab auf die halb so lange Strecke umgesattelt und am Ende über 200 Meter Silber mit 23,86 Sekunden hinter Favoritin Sophia Junk (LG Rhein-Wied; 23,55 Sekunden) nach Hause gelaufen. Knapp am Stockerl vorbei schrammte Svenja Pfetsch (SC Vöhringen), die noch im Vorjahr den Deutschen U 18-Titel über 200 Meter gewonnen hatte. Ihr blieb in 24,10 Sekunden nur der undankbare vierte Rang. Im Vorlauf über 100 Meter hatte Pfetsch mit einer Zeit von 11,66 Sekunden für Aufsehen gesorgt - allerdings mit zu starkem Rückenwind von 3,9 Meter pro Sekunde.
Nancy Randig ergatterte mit 57,42 Meter als U 20-Athletin im U 23er Feld Bronze. Die von Gerhard Priemer betreute Werferin macht sich nun Hoffnungen auf einen Einsatz bei den U 20-Europameisterschaften im schwedischen Boras. „Es hätte schlechter laufen können“, meinte die SWC-lerin nach dem Wettkampf. „An meine Bestleistung bin ich nicht ganz rangekommen. Trotzdem bin ich stolz auf die Medaille, zumal ich als U 20-Athletin ja eine Altersklasse höher bei der U 23 gestartet bin.“ Ihre nationalen Titelkämpfe sind erst nach dem insgeheim angestrebten persönlichen Saisonhöhepunkt Ende Juli in Ulm.
Im vergangenen Jahr hatten sie in Nürnberg bei ihrem alten Verein LG Stadtwerke München den Titel über 4 x 400 Meter gewonnen. Dass es jetzt für die komplett zum TSV Gräfelfing gewechselte Langsprintgruppe um Johannes Trefz wieder zu Gold reichen würde, überraschte wirklich niemanden. Mit Michael Adolf, Benedikt Wiesend, Arne Lepplsack und Trefz als Schlussläufer Brachten die Gräfelfinger mit fast fünf Sekunden Vorsprung die Meisterschaft nach Bayern.
Edelmetall in der Farbe Silber gab es auch für die Startgemeinschaft MTV Ingolstadt_Hammelburg über 4 x 400 Meter in der weiblichen Jugend U 20. Laura Böttcher, Viviane Heilmann, Susanne Göbel und Mona Mayer blieben in 3:49,53 Minuten noch unter der 3:50er-Marke. Die 3 x 800-Meter-Staffel der LG Würm Athletik wurde in der weiblichen U 23 Fünfte (7:13,53 Minuten).
Knapp an einem Podestplatz vorbeigeschrammt ist die 3 × 1000-Meter-U 23-Staffel der LG Stadtwerke München. Sebastian Gleissl, Cornelius Rüth und Vincent Schwenk brachten den Staffelstab nach 7:37,19 Minuten über die Ziellinie. Lediglich 25 Hundertstelsekunden schneller war die LG Olympia Dortmund, die Bronze gewann (7:36,94 Minuten). Auch dahinter gab es mit der Startgemeinschaft Ammer-Isar-Loisach (Fünfte in 7:40,94 Minuten) und der Startgemeinschaft Passau-Pfarrkirchen (Siebte in 7:42,52 Minuten) eine starke weißblaue Armada.
Ein ähnliche Bild gab es über 3000 Meter Hindernis bei der männlichen U 23, wo ebenfalls drei Bayern unter den ersten acht landeten. Nick Jaeger (TSV Penzberg; 8:52,97 Minuten), Hannes Burger (Läuferclub Buchendorf; 8:57,34 Minuten) und Brian Weisheit (LSC Höchstadt/Aisch; 9:09,64 Minuten) landeten auf den Rängen fünf, sechs und acht. Bei den U 23-Frauen landete U 20-Athletin Johanna Beck (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) auf Platz acht (10:45,20 Minuten).
Erfreulich auch die Vorstellung von Sprinter Aleksandar Askovic (LG Ausgburg). Bei trubulenten Windverhältnissen rannte er im Halbfinale so schnell wie noch nie: 10,29 Sekunden, allerdings bei +2,2 m/sec. Im Finale reichte es für den 22-Jährigen zu Platz fünf in 10,33 Sekunden, wobei auch diese Leistung leider nicht in die Bestenliste aufgenommen werden konnte (+2,1 m/sec). Zufrieden mit Rang acht im Stabhochfinale konnte Anna Sailer (LAC Quelle Fürth) sein. Mit 4,00 Meter überquerte sie eine starke Höhe.