Bayerische 10-Kilometermeisterschaften Kemmern: "Ein bisschen Laufen" führt Mitku Seboka zum Gold
Eigentlich wollte er verletzungsbedingt nicht starten. Aber Mitku Seboka erhielt dann mittwochs von seinem Arzt die Genehmigung „ein bisschen zu laufen“. Damit war der Äthiopier nicht mehr zu halten, und somit stand der diesjährige Deutsche Meister über 10 000 Meter am Samstagnachmittag an der Startlinie zu den Bayerischen Meisterschaften über 10 Kilometer.
Die Strecke verlief über fünf Runden à zwei Kilometer. Insbesondere im Zielbereich säumten viele Zuschauer die Strecke. Die Stimmung war ausgezeichnet. Die Uhr zeigte auf 6:03 Minuten, als nach zwei Kilometern Johannes Estner (LG Donau-Ries) als Erster in die zweite Runde ging. Zwei Meter danach folgten Mitku Sekoka, zwei außer Konkurrenz startenden Läufer aus Äthiopien, Johannes Hillebrand (LG Stadtwerke München) und Mario Wernsdörfer (LG Bamberg). Als es in die dritte Runde ging, hatten die drei Läufer aus Athiopien die Führung übernommen. Estner, Wernsdörfer und Hillebrand liefen mit jeweils leichtem Rückstand dahinter.
Nach fünf Kilometern musste Estner abreißen lassen. „Die afrikanischen Läufer waren für uns ausgezeichnete Tempomacher“, berichtete Johannes Hillebrand. Seinen Turbo schaltete dann Mitku Seboka so richtig in der letzten Runde ein. Mit einer Siegerzeit von 29:57 Minuten hat er diese Bayerische Meisterschaft mit einer respektablen Leistung aufgewertet. Äußerst zufrieden mit ihrer Leistung gaben sich auch Mario Wernsdörfer (30:36 Minuten) als Vizemeister und Johannes Hillebrand (30:56 Minuten) als Drittplatzierter.
„Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort!“ – so lautete das Resümee von Susanne Ölhorn zu ihrer Goldmedaille in Kemmern. „Ich habe eigentlich nicht gerechnet, dass ich vorne mitlaufen würde“, teilte die 24-jährige Ingenieurin für Umwelttechnik mit. Dabei absolvierte sie alle fünf Runden mit Abstand vor ihren Konkurrentinnen. Am Ende blieb die Uhr bei 37:09 Minuten stehen, und Susanne Ölhorn war zum ersten Mal in einem Einzelwettbewerb Bayerische Meisterin. Beim Münchenmarathon wagt sie sich nun auf die Halbmarathondistanz. Bayerische Vizemeisterin wurde in Kemmern Katka vom Dorp (PTSV Rosenheim). Sie ist eine erfolgreiche Sommerbiathletin und läuft eigentlich nur hin und wieder in einem Leichtathletik-Wettkampf.
In der Teamwertung verteidigte die LG Stadtwerke München mit Johannes Hillebrand, Lukas Becht und Florian Pasztor den Titel. Bei den Frauen siegte das Trio Susanne Ölhorn, Kathrin Bründl und Sabrina Prager von der LG Passau.
Mit 21 Startern besaß der Wettbewerb in der U 23 eine erfreuliche Größe. Nach 32:06 Minuten gewann der Vize-Europameister über 3000 Meter Hindernis in der U 20, Karl Patrick (TSV Ochsenfurt), den Titel. Bayerische Spitzenläufer bei den Senioren bestiegen in der M 45 mit Klaus Mannweiler (LG Stadtwerke München), Michael Lang (DJK Weiden) und Roland Wild (LG Bamberg) das Siegerpodest. Sie fighteten nicht zum ersten Mal bei bayerischen Meisterschaften um die Medaillen. „Revanche erfolgreich“: Das könnte sich Hans-Joachim Herrmann (LG Erlangen) in sein Läufertagebuch schreiben. Vor kurzem unterlag er in Bad Liebenzell seinem Dauerkonkurrenten Reinmund Hobmaier (PTSV Rosenheim). In Kemmern war Herrmann mit 34:19 Minuten und 17 Minuten Vorsprung vor Hobmaier als Meister in der M 50 im Ziel. 2016 macht das Duell eine vorübergehende Pause, weil Herrmann in die M 55 aufsteigt.
In dieser Klasse holte sich in Kemmern Franz Prager (LG Passau) den Meistertitel. Kein Verein kann aktuell über mehrere Altersklassen hinweg so viele leistungsstarke Seniorenläufer aufbieten wie die SVG Ruhstorf/Rott. In der M 60 siegte ganz knapp der Ruhstorfer Ludwig Lang vor Dietmar Hilgers (Lauffeuer/Chiemgau), in der M 65 gewann erwartungsgemäß der Ausnahmeläufer Manfred Dormann (TV Bad Brückenau) vor Viktor Daudrich (SVG Ruhstorf/Rott). Und in der M70 ließ Wolfgang Huber (SVG Ruhstorf/Rott) mit 41:03 Minuten und über vier Minuten Vorsprung den Konkurrenten in der Altersklasse keine Siegeschance.
Mit einem noch größeren Vorsprung holte sich Albert Walter (MTV 1881 Ingolstadt) in der M 75 den Titel. Er ist in Deutschland einer der besten Seniorenläufer im hohen Alter. „81 Jahren und kein bisschen langsam“ gilt für Ernst Binder (LG Nürnberg), der in einer Stunde zehn Kilometer laufen kann.
61 Finisher zeigt die Siegerliste bei den Frauen. 38 Läuferinnen starteten in den Seniorinnenklassen. Unter den Top 10 platzierten sich die Siegerinnen in der M 35 Christiane Adriaanse (TV 1848 Coburg), in der W 45 die ehemalige deutsche Marathonmeisterin Monika Schuri (LG Wehringen) und die Nachwuchsläuferin Hannah Kadner (LAC Quelle Fürth) in der W 23.
BLV-Vizepräsident Willi Wahl war sehr zufrieden mit dem Ablauf und der Stimmung bei der Veranstaltung. Scheinbare Provinzläufe erzeugen immer wieder eine äußerst positive Resonanz bei den Teilnehmern.
Weitere ausgewählte Ergebnisse aus der Meisterschaftswertung: W 40 - 1. Platz: Kerstin Lutz (TSV Burghaslach); W 50 – 1. Platz: Karin Müller (TV Zeil); W 55 – 1. Platz: Carmen Fuhrmann (Team Klinikum Nürnberg); W 60 – 1. Platz: Edith Grasmann (SVG Ruhstorf/Rott), W 70 – 1. Platz: Ruth Schlager (TSV Neustadt); M 40 – 1. Platz: Marco Sahm (LG Bamberg).