Bayern-Titelkämpfe in Erding, Teil 2: Maria Dietz in Deutschland top
Völlig ohne Erklärung bleibt jedoch die Tatsache, dass beim Speerwerfen der männlichen U 20 nur ein einziger Teilnehmer am Start war. (Benedikt Eiter, LAG Mittlere Isar; 48,15 Meter). Im Stabhochsprung traten lediglich drei Sportler an, um die Medaillen unter sich auszumachen. Dennoch glänzte hier Sieger Artur Wollert (LAZ Kreis Würzburg) mit ausgezeichneten 4,80 Meter. In den Hürdensprints bei der männlichen und weiblichen U 20 kamen alle Teilnehmer automatisch ins Finale und durften zum Zeitpunkt des geplanten Vorlaufes einen Einlagewettbewerb bestreiten, während die jeweiligen Wettbewerb eine Altersklasse tiefer noch mit normalen Meldezahlen aufwarten konnten. Auffallend war außerdem noch, dass mehr als die Hälfte der U 18-Meister eine bessere Leistung erbrachten, als ihre Pendants bei der U 20. Offenkundig wird dabei der Knick im Leistungsgefüge, wenn Jugendliche die Schule verlassen und in den Beruf oder ins Studium münden. Wer nicht im absoluten Spitzenbereich angelangt ist, für den lohnt sich der Aufwand eines regelmäßigen Trainings dann offenbar nicht mehr.
U 18 männlich: Antonov mischt die Sprinter auf
In der Altersklasse U 18 scheint dagegen die Welt noch in Ordnung. Über 100 Meter bei den Jungen gab es den gewohnten Spannungsaufbau in Form von Vor-, Zwischen- und Endlauf, die jeweils klar von Dimitri Antonov dominiert wurden. Im Semifinale gelang ihm sogar das Kunststück, sich bei absoluter Windstille auf die Hammerzeit von 10,75 Meter zu verbessern und auf Rang zwei der aktuellen DLV-Bestenliste zu schieben. Im Finale verschenkte der hoch talentierte Nachwuchsathlet eine noch bessere Zeit. Eine „Bolt-Geste“ etwa zehn Meter vor dem Ziel brachte ihm lediglich 10,90 Sekunden, aber immerhin noch die bayerische Meisterschaft vor Lucien Aubry (LG Erlangen; 11,04 Sekunden) ein.
Der zweite schnelle Nachwuchsmann aus dem „goldenen“ 96er-Jahrgang, der an diesem Wochenende die Gunst der schnellen blauen Bahn in Erding nutzt, hieß Laurin Walter (LG Stadtwerke München). Zwar blieb der 16-Jährige diesmal sowohl über 200 (22,25 Sekunden) wie auch über 400 Meter (48,83 Sekunden) knapp über seinen persönlichen Bestzeiten, holte aber zwei Mal in eindrucksvoller Manier Gold ab. Ebenfalls ein doppelter Titel ging bei den Werfern an Lukas Koller (TSV Wasserburg). In einer spannenden Entscheidung setzte er sich sowohl im Kugelstoßen mit 16,18 Meter vor Alan Vizjak (LG Stadtwerke München, 16,11 Meter) und dessen Trainingspartner Jonas Bonewit (16,09 Meter) durch, wie auch im Diskuswerfen, das er mit 51,92 Meter als Bester abschloss. Bonewit seinerseits gewann das Speerwerfen mit guten 63,09 Metern.
Eine Klassezeit gelang Michael Adolf (DJK Ingolstadt) mit seinen 54,22 Sekunden über 400 Meter Hürden. In Deutschland liegt damit nur noch ein Langhürdensprinter vor ihm (Jonas Hansen, SC Myhl LA; 53,05 Sekunden), in Bayern logischer niemand. Adolf bewies seine enormen Fähigkeiten auch über 110 Meter Hürden, wo er in 14,82 Sekunden Vizemeister hinter Julian Hoffmann (ATS Kulmbach; 14,57 Sekunden) wurde, sowie über 400 Meter flach, wo er hinter Laurin Walter und Paul Straub (LG Würm Athletik; 50,35 Sekunden) Bronze in 50,45 Sekunden holte. Während die 3000 Meter zu einer klaren Angelegenheit für Patrick Karl (TV Ochsenfurt; 8:47,90 Minuten) gerieten, entwickelte sich über 1500 Meter ein Zwillingsduell zwischen Bernhard und Martin Weinländer (beide LAC Quelle Fürth), das Letzterer mit 4:05,53 Minuten gegenüber 4:10,32 Minuten für sich entscheiden konnte.
Einige kleine Überraschungen gab es sowohl im Hoch- wie im Weitsprung der männlichen U 18. Bei den Höhenjägern überquerte Elias Enache (LG Augsburg) als einziger die Zwei-Meter-Marke (2,01 Meter) und hielt damit den Favoriten Tobias Potye (FC Aschheim) in Schach. Das gleiche Kunststück gelang Marcel Fleischer (1. FC Passau) im Weitsprung, wo er mit seiner besten Weite von 6,94 Meter dem erklärten Favoriten Dimitri Antonoiv (6,77 Meter) dessen zweites mögliches Gold wegschnappte.
U 20 männlich: Fürther Quartett läuft um den Titel
Der schnellste Mann bei den älteren Jugendlichen U 20 hieß an diesem Wochenende Florian Bauer (LAZ Inn), auch wenn seine Siegeszeiten über 100 (10,92 Sekunden) und 200 Meter (22,54 Sekunden) unter denen der U 18-Klasse lagen. Arthur Voigt (LAC Quelle Fürth) dürfte dies freilich weniger gestört haben. Er bekam zwei Mal eine Goldmedaille umgehängt. Zum einen in einer inoffiziellen Fürther Vereinsmeisterschaft über 800 Meter, wo er im Schlussspurt mit (1:52,83 Minuten) seine Vereinskameraden Adrian König-Rannenberg, Dario Tippmann und Karsan Neuner auf die Plätze verwies. Zum anderen über 1500 Meter. Hier rang er in 4:05,65 Minuten Moritz Steininger (1. FC Passau; 4:06,15 Minuten) nieder. Der wiederum hielt sich mit großem Abstand zum Zweitplatzierten in 8:27,60 Minuten über 3000 Meter schadlos und gewann ebenfalls einen Titel.
Dimitri Antonovs älterer Bruder Ivane kam in Erding auf die Klasseweite von 14,62 Meter im Dreisprung, wäre aber gerne noch einen Tick weiter geflogen. Genauso wie Christian Zimmermann (Kirchheimer SC), ein anderer Doppel-Sieger im Kugelstoßen (16,91 Meter) und Diskuswerfen (47,84 Meter) noch den einen oder anderen Zentimeter draufgepackt hätte. „A g’mahde Wiesn“ (Ein gemähte Wiese) stellte einmal mehr der Hochsprung-Wettbewerb für Daniel Hofmann (TV Zeil) dar. Der beste Hochspringer im Freistaat (inklusive der Männer) überquerte die stattliche Höhe von 2,06 Meter. Im Hammerwerfen war für die Konkurrenz gegen Jonathan Herbsts (ATS Kulmbach) beste Weite von 66,10 Meter einmal mehr kein Kraut gewachsen.
Im Weitsprung der männlichen U 20 hatten alle auf Maximilian Entholzner (1. FC Passau) als möglichen Titelträger getippt. Sein bester Versuch landete bei 6,78 Metern, was angesichts der 7,04 Meter von Patrick Lutzenberger (SV Schwabmünchen) jedoch nicht zum ersten Platz langte.
U 18 weiblich: Paula Benstetter wie Phoenix aus der Asche
Es war ein packendes Duell, das sich Maria Dietz (LAC Quelle Fürth) und Katharina Trost (LG Festina Rupertiwinkel) im Finale der weiblichen U 18 über 1500 Meter lieferten. Um ganze acht Hundertstel hatte Dietz schließlich die Nase in 4:29,11 Minuten vorne, was die Spitzenposition in der Deutschen U 18-Rangliste bedeutet. Unmittelbar dahinter findet sich logischerweise Vizemeisterin Trost, die mit 4:29,19 Minuten ein Duell auf Augenhöhe ablieferte. Lena Fischer (TV Bad Kötzting), die in diesem Rennen Dritte wurde (4:48,62 Minuten), hatte sich tags zuvor schon den Bayerntitle über 800 Meter geholt (2:15,08 Minuten). Die 3000 Meter gingen schließlich an Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg). Für die blieben die Uhren bei 10:17,43 Minuten stehen.
Eine höchst beeindruckende Vorstellung gab es bei der weiblichen U 18 von einigen Mädchen, die noch der Schülerklasse W 15 angehören. Paula Benstetter (TSV Bad Endorf) beispielsweise trat zum ersten Mal überhaupt über die 100 Meter Hürden an und katapultierte sich unter optimalen Bedingungen im Endlauf als neue bayerische Meisterin auf Anhieb mit ihrer Siegerzeit von 13,92 Sekunden auf Rang zwei der deutschen U 18-Bestenliste. Dahinter purzelten die Bestzeiten und die Last-Minute-DM-Qualis nach Belieben: Katharina Winkler (LAC Quelle Fürth) schaffte als Zweite 14,28 Sekunden, Lea Rieger (LG Stadtwerke München) kam als Dritte auf 14,31 Sekunden und Esther Dreier (TSV Plattling) auf Position vier auf 14,35 Sekunden. Für Winkler und Rieger jedoch nicht das einzige Erfolgserlebnis an diesem Wochenende in Erding. Die Fürtherin schnappte sich in 5,62 Metern den Weitsprungtitel der U 18 vor ihrer Vereinskameradin Tina Pröger (5,59 Meter), während sie in ihrer Spezialdisziplin Hochsprung eine Klasse höher in der U 20 an den Start ging, um dort mit 1,72 Meter Gold einzuheimsen und weiter unten den Weg für Mara Feser (ebenfalls LAC Quelle Fürth; 1,64 Meter, höhengleich mit Tina Pröger) frei zu machen. Lea Rieger ihrerseits beherrschte klar den 100-Meter-Sprint und gewann in guten 12,40 Sekunden.
Mit Veronika Klimek (VfL Waldkraiburg) gewann noch eine Schülerin der Klasse W 15 einen U 18-Titel, und zwar im Speerwerfen. Mit 42,87 Metern lag sie jedoch nur hauvhdünn vor Eva Hermann (LG Reischnau-Zusamtal; 42,77 Meter). Im Kugelstoßen sowie im Diskuswerfen untermauerten Laura Renner (TV Altötting; 14,38 Meter) und Lokalmatadorin Evi Weber (TSV Erding; 42,95 Meter) ihre diesjährige Ausnahmestellung, während sich im Hammerwerfen der weiblichen U 18 etwas überraschend Johanna Kislaszlo (LG 90 Ebersberg-Grafing) mit 53,77 Metern vor der Deutschen Winterwurfmeisterin Anja Weiss (TuS Alztal Garching; 53,16 Meter) durchsetzen konnte.
Die 200 Meter gingen in Person von Stefanie Maier an die LG Region Landshut (25,87 Sekunden), während sich über die doppelt so lange Strecke, nämlich 400 Meter, Sina Heubl (LG Stadtwerke München) in 57,57 Sekunden behaupten konnte. Die Bayerische Meisterin 2012 im Stabhochsprung heißt in der weiblichen U 18 Franziska Heiß (TSV Gräfelfing), die die Latte bei 3,70 Meter überquerte, während im Dreisprung Laura Keilhofer (TV Zwiesel) 11,65 Meter zu Gold reichten.
U 20 weiblich: Drei junge Damen holen je zwei Titel
Auf einem Bein steht es sich offenbar ziemlich wacklig. Nach dieser Devise agierten in Erding ganz offensichtlich drei jungen Damen in der weiblichen U 20, die gleich mit zwei Goldmedaillen nach Hause kamen. Laura Weiß (TV Bad Kötzting) etwa stand sowohl über 100 Meter wie auch über 100 Meter Hürden ganz oben auf dem Treppchen. Im Flachsprint hätte sie sich den Sieg in ausgezeichneten 12,03 Sekunden beinahe mit ihrer Zwillingsschwester Magdalena (12,14 Sekunden) geteilt, doch Jennifer Weiherer (MTV 1881 Ingolstadt) störte in 12,12 Sekunden die familiäre Eintracht. Über die Hürden lief Laura Weiß als Siegerin in 14,56 Sekunden beinahe ein einsames Rennen.
Auch Kristina Hering (LG Stadtwerke) nahm eine Doppelbelastung – noch dazu am selben Tag – auf sich und wurde dafür reichlich belohnt. Zuerst über 400 Meter (55,48 Sekunden) und dann zwei Stunden später über 800 Meter (2:15,83 Minuten) setzte sie in der weiblichen U 20 eindeutig den Maßstab. Doppelmeister Nummer drei war an diesem Wochenende in Erding Regina Högl (LG Region Landshut). Der „Lauffloh“ holte sich souverän die Titel über 1500 (4:38,13 Minuten) und 3000 Meter (9:56,30 Minuten).
Zwei Werferinnen, zwei Sprinterinnen und eine Springerin stachen aus dem etwas ausgedünnten Teilnehmerfeld der weiblichen U 20 heraus: Anna Rinderle (DJK Memmingen) schleuderte nach überstandenen Abiturprüfungen den Hammer auf 52,84 Meter und Sabrina Thomas (MTV 1881 Ingolstadt) unterstrich ihre aktuelle Dominanz im bayerischen Speerwurf mit bemerkenswerten 45,27 Meter. Über 400 Meter Hürden ließ Kristina Reßler (TSV Peiting) in 62,17 Sekunden nichts anbrennen, während Katharina Eich (DJK Weiden) den 200 Meter-Titel in 24,65 Sekunden ergatterte und Julia Ott (TV 1860 Gunzenhausen) im Stabhochsprung als Einzige die 4,00 Meter überquerte.
Die Staffeltitel über 4 x 100 Meter gingen in der männlichen U 18 an die LG Stadtwerke München (43,75 Sekunden), in der weiblichen U 18 an die Startgemeinschaft Team Schwaben (48,75 Sekunden), in der männlichen U 20 an die LG Region Landshut (43,00 Sekunden) und in der weiblichen U 20 an den MTV 1881 Ingolstadt (49,15 Sekunden).