Simon Lang und Amelie Döbler knacken bayerische Uralt-Rekorde und persönliche "Schallmauern"
Zum ersten Mal überhaupt gelang es Simon Lang in Fränkisch-Crumbach, die 70-Meter-Marke zu übertreffen – und das gleich bei fünf seiner sechs Versuche. Gänzlich ungefährdet holte er sich schließlich mit 72,61 Meter den Gesamtsieg gegen die starke internationale U 23-Konkurrenz und verbesserte mit seiner Siegweite gleichzeitig den vor 35 Jahren aufgestellten bayerischen Juniorenrekord um mehr als einen Meter. Erfreulich auch die Platzierung von Sebastian Staudacher junior (SV Achenmühle), der sich auf sehr gute 63,25 Meter verbesserte.
Im Vorjahr hatte sich Lang förmlich an der 70-Meter-Marke aufgerieben. Immer wieder warf er an diese Weite heran – zuletzt verpasste er sie im Juli 2015 mit 69,70 Meter nur knapp. Also zurück ins monatelange Aufbautraining. Mitte März dann ein erster Test beim Winterwurf-Europacup im rumänischen Arad. Lang schleuderte das Wurfgerät auf 69,35 Meter und leistete einen wichtigen Beitrag zum Europacup-Sieg der männlichen U 23-DLV-Auswahl. Das stimmte den angehenden Polizeimeister optimistisch für die verbleibenden Trainingswochen bis zum Saisonauftakt in Fränkisch-Crumbach.
Bei diesem alljährlichen Pflichttermin für Hammerwerfer platzte nun der Knoten. Gleich fünf Versuche über 70 Meter, der letzte auf 72,61 Meter. Der zweiplatzierte Neuseeländer Matthew Bloxham kam auf 64,90 Meter. Mit seiner neuen Bestweite gehört Lang auch im Erwachsenenbereich zur deutschen Spitze. 72,61 Meter bedeuten zudem eine Verbesserung des bayerischen Juniorenrekords. Diesen hielt bislang aus Neuburg/Donau stammende, aber damals für das LAC Quelle Fürth startende Wolfgang Heinrich, der seinen Hammer im Mai 1981 auf 71,30 Meter katapultierte. 35 Jahre später übernimmt diesen Rekord nun der gebürtige Kronacher Simon Lang.
Nach seinem erfolgreichen Wettkampf in Fränkisch-Crumbach meinte Lang: „Dass es gleich im ersten Wettkampf so gut klappt, war unerwartet, aber die Trainingsleistungen haben darauf hingewiesen. In den ersten Wettkämpfen sollte es zunächst darum gehen, das Gefühl herzustellen, das ich benötige, um weit zu werfen. Das hat sehr gut funktioniert. Ich möchte dieses Gefühl nun beibehalten und zunächst bestätigen, was ich am Sonntag vorgelegt habe. Die Werfertage in Halle bieten dafür gute Bedingungen – ein schneller Ring und eine starke Konkurrenz.“
Bei den Halleschen Werfertagen am kommenden Wochenende plant Lang einen Doppelstart bei den Männern am Samstag und den Junioren am Sonntag. Um die Trainingswoche vor Halle identisch zur Vorwoche zu gestalten, stieg er unmittelbar nach seiner Rückkehr nach München am Montagabend wieder in die Vorbereitung ein. Auch Trainer Joachim Lipske bewertete das Ergebnis aus Fränkisch-Crumbach als "wichtigen Meilenstein, der unseren Weg bestätigt und uns beruhigt weiterarbeiten lässt."
Mit Johannes Bichler (LG Stadtwerke München) und Tristan Schwandke TV Hindelang) starteten zwei weitere bayerische Hammerwerfer in Fränkisch-Crumbach die neue Saison. 69,36 Meter gelangen Bichler ihm im dritten Versuch, womit er den Einzug in den Endkampf ebenso verpasste wie Schwandke (65,96 Meter). Sieger im Männerwettbewerb wurde Chris Bennett aus Großbritannien (75,46 Meter) vor dem Norweger Eivind Henriksen (74,97 Meter) und Tuomas Seppänen aus Finnland (74,72 Meter).
Gleich zwei Mal ging die deutsche U 18-Meisterin Jessyka Schneider (TV Hindelang) in Fränkisch-Crumbach in den Ring. Während die 18-Jährige bei den älteren U 23-Juniorinnen Rang sieben mit 52,35 Meter erreichte, wurde sie in der U 20-Klasse hinter Michelle Döpke (Leichlinger TV; 58,59 Meter) Zweite mit 53,03 Meter. In der männlichen U 20 kamen Klemens Karg (TV Hindelang) mit 56,99 Meter und Dominik Maaß (LAV 02 Neustadt) mit 54,92 Meter auf die Ränge acht und neun, während Pia Schraml (TB Jahn Wiesau) in der weiblichen U 16 mit 47,89 Meter den zweiten Platz belegte.
Amelie Döbler knackt die 50-Meter-"Schallmauer" und Uralt-Rekord von 1973
Jetzt sind auch die 50 Meter gefallen: Die erst 16-jährige Amelie Döbler (LG Stadtwerke München) bestätigte beim Werfercup in Wiesbaden ihre derzeitige Ausnahmestellung im U 18-Diskuswurf in Deutschland. Mit einem Wurf auf 50,22 Meter im vierten Versuch schraubte sie ihre persönliche Bestleistung erneut nach oben. Erst zwei Wochen zuvor hatte sich die Schülerin zum Saisonauftakt in Germering mit der Ein-Kilo-Scheibe auf 49,98 Meter gesteigert. Die zweitplatzierte Jennifer Seher (LG Hohenlohe) ließ Döbler deutlich hinter sich (44,95m). Im gesamten Vorjahr ist keiner deutschen Athletin ein Wurf über die 50-Meter-Marke gelungen, Döbler schaffte dies nun bereits zu Beginn der Freiluftsaison.
Außergewöhnlich ist zudem, dass es der Münchnerin gelang, mit jedem ihrer gültigen Versuche, den Richtwert von 45,50 Meter für die U 18-Europameisterschaften in Tiflis/Georgien (14. bis 17. Juli) zu überbieten. Auch im Kugelstoßen gehört die Sportlerin aus der Trainingsgruppe von Andreas Bücheler und Gerhard Neubauer zur deutschen Spitze: Mit 16,49 Meter stellte sie in Wiesbaden ebenfalls einen neue persönliche Bestleistung auf. Der alte Rekord von Susanne Demuth (TSV Trostberg) mit der Drei-Kilo-Kugel datiert aus dem Jahr 1973 und lag bei 16,11 Meter. Keine Frage, dass Amelie Döbler damit auch hier die WM-Norm für ihre Altersklasse erfüllt. Auch ein weiterer Versuch ging mit 16,33 Meter noch über die alte Bestmarke.