BLV-Sprint-Teamleiter Christian Walter: "Die Jahre der Schonzeit sind vorbei"
blv-online: 2013 war Ihr erstes volles Jahr als Teamleiter Sprint im BLV. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Christian Walter: Es war eine große Herausforderung die Strukturen im Verband, die Abläufe, Athleten und Heimtrainer kennen zu lernen. Doch wir haben ein sehr motiviertes Team, das mit sehr viel Kompetenz, Herzblut und viel Engagement die jungen Sprinter in Bayern voranbringen möchte. Mittlerweile sind die administrativen Strukturen geschaffen, das Trainerteam ist qualitativ und quantitativ sehr gut aufgestellt. Die Lehrgänge werden gut besucht und wir können deutliche Fortschritte in der Entwicklung der Athleten feststellen.
blv-online: Wo sehen Sie die Stärken und die Schwächen der bayerischen SprinterInnen?
Christian Walter: Insgesamt wurde in den vergangenen Jahren zu wenig trainiert, die Konzentration und der unbedingte Wille ein Ziel zu erreichen, beharrlich an der Umsetzung zu arbeiten, war bei vielen Athleten verbesserungswürdig. Wir haben eine konkrete Erwartungshaltung an Kaderathleten und ein Wertesystem kommuniziert. Das trägt langsam Früchte. Wir haben sehr große Talente und viele interessierte und engagierte Heimtrainer in Bayern. Die Zusammenarbeit und Kommunikation klappen immer besser. Die individuellen Stärken unserer Sprinter wollen wir somit noch mehr fördern. Viele unserer Sprinter verfügen über große schlummernde Fähigkeiten, die wir nun gemeinsam mit den Heimtrainern wecken wollen.
blv-online: Zuletzt überzeugten vor allem die bayerischen Langsprinter. Wann ziehen die Kurz- und HürdensprinterInnen nach?
Christian Walter: Die Jahre der Schonzeit für die Athleten sind vorbei. Nun sollen unsere Sprinter wieder so trainieren, dass sie im nationalen Vergleich bestehen und voraus laufen können. Unser Motto seit dem letzten Kaderlehrgang ist deshalb „The only easy day was yesterday. Attack the day!“. Wir haben gesunde leistungsbereite und talentierte Sprinter in Bayern, die dem nationalen Vergleich standhalten können. Ich bin sehr froh über die sehr positive Entwicklung im Langsprintbereich und zuversichtlich, dass wir auch im Kurz- und Hürdensprint nachziehen können.
blv-online: Bevor Sie zum Teamleiter ernannt wurden, wurde die Stelle mehrere Jahre komissarisch von den leitenden Landestrainern betreut. Hat man gemerkt, dass in Bayern jahrelang ein "Landestrainer Sprint" gefehlt hat?
Christian Walter: Diese Stelle kommissarisch zu betreuen, konnte natürlich keine Dauerlösung sein. Ich war überrascht über die Vielfalt an Aufgaben und das unglaublich große zeitliche Engagement. Für die Erwartungshaltung und die ausgegebenen Ziele des Verbandes musste die Stelle hauptamtlich besetzt werden. Ich bekam in meinem ersten Amtsjahr sehr viel positive Resonanz und merkte, dass viele Leute darauf gewartet haben, wieder einen Ansprechpartner zu haben. Zum Glück steht mir ein sehr starkes Trainerteam zur Seite, dass an einem Strang zieht und mit mir einer Meinung ist, das Schiff wieder auf Kurs zu bringen.
blv-online: Wie zufrieden sind Sie mit der Zusammenarbeit mit den Heimtrainern?
Christian Walter: Unser Angebot der Fortbildung, Hospitation und Kommunikation wurde anfangs spärlich und mittlerweile immer besser und häufiger wahrgenommen. Es gab weniger Diskussionen über Inhalte, Maßnahmen und Vorgehensweisen als ich es erwartet habe. Wir beziehen die Heimtrainer sehr stark in unsere Maßnahmen ein. Ich bin zufrieden mit der Zusammenarbeit.
blv-online: Seit wenigen Tagen hat das BLV Sprintteam eine eigene Fanpage bei Facebook. Wie ist die Resonanz und warum diese Seite?
Christian Walter: Auch wir müssen die neuen Medien nutzen. Seit einigen Monaten betreiben wir schon eine Gruppenseite für unseren Sprintkader. Dort kommunizieren wir Termine und wichtige Informationen an unsere Athleten. Diese Seite ist jedoch nur für die Kaderathleten nutzbar. Seit dieser Woche haben wir nun eine öffentliche Facebook-Seite für alle Fans, Eltern, Freunde und Interessierte. Hier sollen Veranstaltungstermine, Trainings- und Fahrgemeinschaftsanfragen, Ergebnisse unserer Sportler und alles Wissenswerte über unseren Sport kommuniziert werden. Es ist eine unmittelbare Plattform, die weltweite Präsenz hat. Eine fantastische Möglichkeit. Und sie wird von unseren Athleten unglaublich stark in Anspruch genommen. Am ersten Tag hatten wir schon über 2600 interaktive Besucher. Das hat mich positiv überrascht. Viele Leute interessieren sich für den Sprint in Bayern.
blv-online: Am Wochenende finden mit den Hallen-Landesmeisterschaften der Aktiven und U18 das erste Highlight in diesem Winter statt. Wie gut sind die bayerischen SprinterInnen in Form?
Christian Walter: Einige Athleten nehmen die Halle mit als Abwechslung zum Training mit und planen nur die Freiluftsaison. Andere haben sich sehr auf die Halle vorbereitet, deshalb werden wir wieder ein breites Leistungsspektrum haben. Insgesamt werden wir gegenüber dem vergangenen Jahr eine positive Leistungsentwicklung verzeichnen können. Das war unser Anspruch und dem werden wir gerecht werden.
blv-online: Im Sommer stehen die U 20-Weltmeisterschaften in Eugene und die Europameisterschaften der Aktiven in Zürich auf dem Programm. Wie sicher sind Sie, dass auch bayerische SprinterInnen daran teilnehmen werden?
Christian Walter: Im vergangenen Jahr waren bei den vier internationalen Meisterschaften insgesamt acht bayerische Sprinter am Start. In diesem Jahr finden in der U 18 und U 23 keine Meisterschaften statt. Bei der U 20-WM und der EM werden wir mit fünf bayerischen Sprintern vertreten sein.
blv-online: Was sind Ihre Wünsche für 2014?
Christian Walter: Gesundheit, Kraft für weiterhin bedingungslose Offensive, Moral, Fairness und Werte bei allen Beteiligten und maximalen Erfolg!